Stellshagen

Stellshagen
Stellshagen
Gemeinde Damshagen
Koordinaten: 53° 57′ N, 11° 8′ O53.94216666666711.14125Koordinaten: 53° 56′ 32″ N, 11° 8′ 29″ O
Eingemeindung: 1950
Postleitzahl: 23948
Vorwahl: 038825

Stellshagen ist ein Ortsteil der Gemeinde Damshagen im Norden des Landkreises Nordwestmecklenburg im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Stellshagen wird von dem Amt Klützer Winkel mit Sitz in der Stadt Klütz verwaltet.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Das Dorf Stellshagen befindet sich inmitten des Klützer Winkels. Das Dorf liegt vier Kilometer südwestlich von Klütz und 2,1 Kilometer südöstlich von Damshagen.

Geschichte

Frühzeit

Das bronzezeitliche Hügelgrab auf dem 50,7 m hohen Eichsberg weist ebenso wie Funde von Feuersteingeräten auf eine Besiedlung dieser Feldfluren in der älteren bis mittleren Bronzezeit 3600 bis 3200 v. Chr. hin.

Mittelalter

Die historische Zeit von Stellshagen beginnt mit der deutschen Besiedlung Mecklenburgs im 13. Jahrhundert. Stellshagen wurde 1230 zum ersten Mal als „Stellershagen“ urkundlich im Ratzeburger Zehntregister mit einer Größe von 18 Hufen erwähnt. Der Name „Stellershagen“ verweist auf die Besiedlung des Klützer Winkels im 13. Jahrhundert, indem das Bestimmungswort „Steller“ als der Name des Besiedlers zu deuten ist und das Grundwort –„hagen“ (Gehölz, Hecke, eingefriedetes Feldstück) auf die Rodung des Klützer Waldes hinweist. Aus dem 15. Jahrhundert liegen vereinzelte Quellen über die bäuerlichen Bewohner Stellshagens vor, aus denen ersichtlich wird, dass im Jahre 1404 noch 12 Hufen bewirtschaftet wurden.

Frühe Neuzeit

Das Dorf wurde in die Gutsherrschaft der benachbarten Adelsgeschlechter eingebunden, so dass die Bauern in Stellshagen umfangreiche Dienste für die Herrschaft leisten mussten. Ab dem 16. Jahrhundert besaß die in Damshagen ansässige Familie von Plessen Güter in Stellshagen, der es bis zum 18. Jahrhundert gelang, in den Besitz fast aller Bauernstellen zu gelangen. Allerdings besaßen daneben auch andere Gutsherren Güter in Stellshagen. Die Gutsherren von Plessen verpachteten ihre Güter zumeist an lokale Pächter. Während der Frühen Neuzeit gehörte Stellshagen in politischer Hinsicht zu dem Ritterschaftlichen Amt Grevesmühlen.

Neuzeit

Hans Bernhard von Plessen vereinigte die Güter in Stellshagen und Damshagen im Jahre 1817. Im Jahre 1819 verkaufte er das Gut Stellshagen an Gotthard Bernhard Vorbeck für 63.000 Taler. Im Jahre 1833 ging das Gut an Johann August Bosselmann über und 1855 von diesem an seinen Sohn Johann Heinrich Georg Friedrich Bosselmann. Dieser verkaufte es 1865 für 225.000 Taler an Karl Bernhard Rudolff. Durch eine Zwangsversteigerung wurde das Gut im Jahre 1886 durch den Grafen Ludwig von Bothmer erworben. Zu diesem Zeitpunkt umfasste das Gut Stellshagen 353,3 Hektar Land. Im Jahre 1894 ging Stellshagen in den Besitz von Otto Graf von Bothmer über. Im Jahre 1918 wurde das Gut aus dem bothmerschen Besitz ausgegliedert und an den Kammerherr Hans von Plessen verkauft. Im Jahre 1924 wurde das Gut Stellshagen durch den Hamburger Architekten und Bauunternehmer Franz Bach senior von dem Kammerherren Hans von Plessen erworben. Auf einer Anhöhe gegenüber dem Eichsberg erbaute Franz Bach im Jahre 1924 das Gutshaus Stellshagen, welches heute das Bio- und Gesundheitshotel beheimatet. Franz Bachs Sohn, der Landwirt Franz Bach junior, bewirtschaftete das Gut, welches 130 Hektar Land umfasste, von 1924 bis 1945. Franz Bach junior zeigte als Gutsbesitzer großes soziales Engagement, indem er im Jahre 1927 für die Landarbeiter die Landarbeiterhäuser an der Dorfstraße baute und die Schnitterkaserne vergrößerte. Das Gut und das Dorf erlebten durch seine Maßnahmen einen allgemeinen Aufschwung und die Bevölkerungszahl verdoppelte sich (die Einwohnerzahl von Stellshagen betrug in den 1920er Jahren um 60 Einwohner, 1930 130; 1942 107 und 1946 196). Am 30. April 1935 stellte Franz Bach junior einen Antrag auf die Ausgliederung von Stellshagen aus der Gemeinde Damshagen bei dem Amt Grevesmühlen. Der Reichsstatthalter von Mecklenburg genehmigte die Ausgliederung, so dass Stellshagen ab dem 1. April 1936 eine selbständige Gemeinde wurde. Franz Bach junior wurde am 27. März 1937 durch den Landrat des Kreises Schönberg zum Bürgermeister von Stellshagen bestellt.

Im Jahre 1924 erbautes Gutshaus von Stellshagen heute Sitz des "Bio- und Gesundheitshotels Stellshagen"

Geschichte nach 1945

Im Jahre 1945 wurde der Gutsbesitzer Franz Bach junior durch die Bodenreform enteignet. Es erfolgte daraufhin die Aufteilung des Gutsbesitzes in 38 Neubauernsiedlungen. Nachdem das Gutshaus zunächst vor allem von Flüchtlingen als ein Wohngebäude genutzt worden war, wurde es im Jahre 1946 zu einer Kreisparteischule der SED. Im Jahre 1954 wurde das Gutshaus zu einer Sonderschule für Lernbehinderte („Clara Zetkin Schule“) mit einem Internat für den Kreis Grevesmühlen ausgebaut. Im Jahre 1972 erfolgte neben dem Gutshaus ein Schulneubau, während das Gutshaus weitergenutzt wurde. Im Jahre 1994 wurde die Schule nach Grevesmühlen verlegt, wodurch das Gutshaus unbewohnt war. 1949 wurde Kurt Krüger in Stellshagen zum Bürgermeister gewählt. Im Jahre 1950 wurden Stellshagen und Damshagen wieder zu einer Gemeinde zusammengelegt, dessen Bürgermeister Kurt Krüger wurde. 1952 wurde Josef Lupa neuer Bürgermeister, der 1953 bereits entlassen wurde. Paul Dietrich wurde daraufhin Bürgermeister, der bis 1969 amtierte. Im Jahre 1969 wurde Helmut Oldenburg Bürgermeister. 1959 erfolgte ein Zusammenschluss der Gemeinden Damshagen/Stellshagen und Reppenhagen/Welzin. In Stellshagen wurde 1952 die erste LPG des Klützer Winkels Typ I durch den Landwirt Egon Feldt und fünf Neubauern gegründet. Im Jahre 1953 wurde eine LPG Typ II gegründet. 1955 übernahm diese LPG die Flächen von Nedderhagen aus dem ÖLB Gartenbeck. Aus den LPGs Damshagen, Stellshagen, Welzin und Reppenhagen entstand 1960 die LPG „Ernst Thälmann“. Diese LPG gehört ab 1966 der Kooperation „Klützer Winkel“ an. Im Jahr 1973 wurden die pflanzlichen Produkte aus der LPG „Ernst Thälmann“ ausgegliedert und in die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) „Klützer Winkel“ integriert. 1975 erfolgte eine Vereinigung der LPG Damshagen, Grundshagen und Redewisch zur LPG Klütz (Tierproduktion).

Dorfstraße in Stellshagen mit den Landarbeiterhäusern aus den 1920er Jahren

Geschichte nach 1989

1994 erwarb Gertrud Cordes, die Enkelin von Franz Bach junior, das Gutshaus vom Landkreis Nordwestmecklenburg. Aufgrund ihres Nutzungskonzeptes als Bio- und Gesundheitshotel erhielt Gertrud Cordes dabei den Zuschlag in einem Bieterverfahren. Das Bio- und Gesundheitshotel Stellshagen eröffnete 1996 und bildet seitdem ein überregional bedeutendes touristisches Zentrum im Klützer Winkel. Die Infrastruktur des Dorfes wurde in der Folge erneuert und ausbaut, so wurde etwa im Jahre 2003 nach zweijähriger Arbeit in der Mitte des Dorfes auf einem vormals sumpfigen Gebiet ein 2500 m² großer Dorfpark eingeweiht. Die denkmalgeschützten Landarbeiterhäuser und die Schnitterkaserne befinden sich noch heute entlang der Dorfstraße. Das Dorf zeichnet sich durch ein reges Gemeinschaftsleben zwischen den Dorfbewohnern und der Nachbarschaft im Klützer Winkel sowie Gästen aus der ganzen Welt aus. Insbesondere das Bio- und Gesundheitshotel Stellshagen führte zu einem Zusammenleben zwischen Menschen aus ganz Deutschland und dem Ausland. Zu einer Dorfsitte gehört es so etwa, dass der Gesangsverein des Dorfes allen Jubilaren ein Ständchen darbietet.

Literatur

  • Hermann Gustav Adolf Peek: Der Damshäger Bach und die ihm zunächst liegenden Ortschaften, Mecklenburg. Zeitschrift des Heimatbundes, Jg. 6, 1911, S. 121-125.
  • Chronik der Gemeinde Damshagen : Damshagen ; Stellshagen ; Reppenhagen ; Welzin. 1230-2002 / Hrsg.: Gemeinde Damshagen. Recherchiert u. zusammengetragen von Heidelinde Knabe ... - 1. Ausg. - Damshagen, 2002. - 214 S. ; Ill.

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