- Grevesmühlen
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Wappen Deutschlandkarte 53.86666666666711.16666666666740Koordinaten: 53° 52′ N, 11° 10′ OBasisdaten Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern Landkreis: Nordwestmecklenburg Höhe: 40 m ü. NN Fläche: 52,32 km² Einwohner: 10.654 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 204 Einwohner je km² Postleitzahl: 23936 Vorwahl: 03881 Kfz-Kennzeichen: NWM Gemeindeschlüssel: 13 0 74 026 Adresse der
Stadtverwaltung:Rathausplatz 1
23936 GrevesmühlenWebpräsenz: Bürgermeister: Jürgen Ditz Lage der Stadt Grevesmühlen im Landkreis Nordwestmecklenburg Grevesmühlen ist eine Stadt im Landkreis Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft, die die Stadt Grevesmühlen mit dem Amt Grevesmühlen-Land bildet. Die Stadt ist eines der 18 Mittelzentren des Landes. Etwa 15 Kilometer nördlich befindet sich die Ostsee.
Inhaltsverzeichnis
Stadtgliederung
Zu Grevesmühlen gehören die Ortsteile Barendorf, Büttlingen, Drei Linden, Everstorf, Hamberge, Degtow, Neu Degtow, Hoikendorf, Questin, Santow, Wotenitz, Grenzhausen und Poischow.
Geschichte
Name
Der ursprüngliche Name der Stadt von 1226/1230 Gnewesmulne veränderte sich 1237 in Gnewismulne, 1272 in Gnewesmolen und 1362 in Greuesmolen (n wird zu r). Die altpolabische Silbe Gnĕv könnte dabei möglicherweise mit „Zorn“ übersetzt werden. Ergänzt wurde diese Silbe durch die mittelniederdeutsche Silbe Molne für Mühle.[2]
Archäologie
Im heutigen Ortsteil Barendorf finden sich sieben Megalithanlagen, darunter das Ganggrab von Jamel; ansonsten vorwiegend restaurierte Urdolmen.[3]
Mittelalter
Grevesmühlen ist eine der ältesten Städte Mecklenburgs. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Gnevesmulne bzw. Gnewismolen (Mühle des Gnev) ist für das Jahr 1226 datiert, die älteste urkundliche Erwähnung als Stadt (oppidum) war 1262. Das Dorf ist aber bereits während der slawischen Siedlungsperiode entstanden. Deutsche Kolonisten bauten das slawische Dorf zur Stadt aus. Die Kirche wird bereits 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt, welches die damals zum Bistum Ratzeburg gehörenden Ortschaften geordnet nach Kirchspielen auflistet. Neben der bereits 1279 erwähnten Burg am Marktplatz und dem 1345 erstmals erwähnten Schloss, welches nach dem Großfeuer am 15. Juni 1659, das fast die gesamte Stadt zerstörte, nicht wieder aufgebaut wurde, besaß die Stadt nachweislich ein Münzprägerecht von 1525 bis 1567.
Die mittelalterliche Stadtbefestigungsanlage (13. Jahrhundert) mit Mauer, Wiekhäusern, drei Stadttore (Wassertor und die Doppeltore Wismarsches und Lübsches Tor, 18.–19. Jahrhundert), Außengraben und Wall sind zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgerissen, jedoch am Stadtgrundriss noch ablesbar. Die Burg und die große Stadtbefestigung sind Beleg für die Bedeutung der Stadt in dieser Zeit.
16. bis 19. Jahrhundert
Die Stadtbrände in den Jahren 1725 und 1756 sowie der Siebenjährige Krieg ließen erste Stadterweiterungen erst um 1800 zu. Es entstanden 1850 eine Ziegelei, 1878 die Malzfabrik (heutiger Sitz der Landkreisverwaltung), 1890 eine Molkerei sowie 1898 ein Sägewerk. Im Jahre 1877 legten die in der Stadt ansässigen Juden am Vielbecker Weg einen Jüdischen Friedhof an, der bereits in den 1930er Jahren nicht mehr genutzt wurde, nachdem auch die letzte jüdische Familie des Textilkaufmanns Max Salomon emigriert war.
Neuere Geschichte
Von etwa 1965 bis 1975 entstand die Wohnsiedlung Ploggenseering mit rund 600 Wohnungen.
Nach der politischen Wende wurde ab 1991 der historische Stadtkern mit seinem Rathaus im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert.
Grevesmühlen verlor im Zuge der Kreisgebietsreform am 4. September 2011 den Kreissitz an die zuvor kreisfreie Stadt Wismar.
Einwohnerentwicklung
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Jahr Einwohner 1350 3.360 1648 874 1800 950 1820 2.000 1870 4.100 1930 4.800 1989 11.800 1990 11.487 1995 10.976 2000 11.080 2005 11.015 2008 10.815
Politik
Wappen
Das Wappen wurde unter der Nr. 77 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „In Rot ein goldenes Mühlrad, darauf ein hersehender schwarzer Stierkopf mit silbernen Hörnern, goldener Krone, aufgerissenem Maul, ausgeschlagener roter Zunge und abgerissenem Halsfell.“
Das Wappen wurde 1996 neu gezeichnet.
Städtepartnerschaften
Es bestehen Städtepartnerschaften mit der schwedischen Stadt Laxå sowie der deutschen Stadt Ahrensbök.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Die frühgotische Stadtkirche St. Nikolai wurde im 13. Jahrhundert als dreischiffige Hallenkirche in Backsteinen errichtet.
- Fachwerkhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert: beispielsweise die Markt-Apotheke (um 1800), das sog. „Älteste Haus“ in der Großen Seestraße 1 (1660), Wohnhäuser August-Bebel-Straße 21, Große Alleestraße 10, sowie in der Hinterstraße und Schulstraße
- Gründerzeitgebäude: Postamt in der August-Bebel-Straße, Speicher im Mönchhof (Ende 19. Jh.), Schule in der Kleinen Alleestraße (1899), Gebäude der ehem. Malzfabrik (1893–1898)
- Das ehemalige Amtshaus am Standort des früheren Schlosses, ursprünglich 1786 bis 1790 ein „fürstliches Haus“, 1821 bis 1928 „Amtshaus“, 1928 bis 1952 Rathaus, 1952–1995 Polizeihaus, 1965 Abriss und Wiederaufbau, 1995 bis 1997 Totalsanierung, heute Amtsgericht
- Der jetzige Sitz der ARGE Nordwestmecklenburg, Goethestraße 1, erstellt 1921 nach Plänen von Karl Krämer; früher Domanialamt, dann Finanzamt, dann Polizeihaus, dann Kommandantur der Roten Armee und bis 1994 umfassend modernisiert.
- Das Museums- und Vereinshaus am Kirchplatz, das aufgrund der gelungenen Kombination von Alt und Neubauten 2006 den Sonderpreis „Stadtumbau“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen des Landesbaupreises erhielt.
- 1989/91 entstand die katholische Niels-Stensen-Kirche.
Denkmale und Skulpturen
- Der mittelalterliche Denkstein des Ludeke Mozellenburch, eine sogenannte Mordwange
- Die Skulpturen „Der Rufer“, „Lukullischer Traum“, „Kreihnsdörp“, „Elefant“
- Gedenkstätte „Cap Arcona“ von 1957 auf dem Tannenberg über dem Friedhof für 407 aus Groß Schwansee überführte von insgesamt 7000 Todesopfern des KZ-Schiffes „Cap Arcona“, 1991 ergänzt durch eine Zusatztafel „für die Opfer der Kriege und Gewaltherrschaft“
- Schützenzunftstein von 1992 auf den Grünanlagen vor dem Bahnhof für die „Opfer von Kriegen und Unrecht danach“
- Gedenkstein von 1948 auf dem Jüdischen Friedhof, seit 1966 als Gedenkort mit einem Davidstern künstlerisch gestaltet
Regelmäßige Veranstaltungen
Seit 2005 findet jedes Jahr von Ende Juni bis Anfang September das Piraten-Open-Air statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Grevesmühlen liegt an der Bundesautobahn 20 und der Bundesstraße 105 zwischen Lübeck und Wismar sowie an der Eisenbahnstrecke von Lübeck über Bad Kleinen nach Rostock bzw. Schwerin.
Bildung
Grevesmühlen verfügt über folgendes Schulangebot:
- Gymnasium am Tannenberg
- Regionalschule am Wasserturm
- 2 Grundschulen (Am Ploggensee, Fritz Reuter)
- 1 Musikschule (Kreismusikschule Carl Orff)
- 2 Förderschulen (Allgemeine Förderschule, Schule zur individuellen Lebensbewältigung)
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Ludwig Gotthard Kosegarten (1758–1818), Pastor, Professor und Dichter
- Karl Wilhelm August Balck (1831–1920), Verwaltungsjurist und Historiker
- Rudolph Karstadt (1856–1944), Gründer des gleichnamigen Kaufhaus-Unternehmens
- Heinrich Stubbe (1864–1941), Hamburger Bürgerschaftsabgeordneter und Senator (SPD), Reichstagsabgeordneter
- Hans Levknecht (* 1933), ehemaliger Fußballspieler
- Hans-Dieter Jancker (* 1952), Sport-Moderator der Nachrichtensendung Aktuelle Kamera des DDR-Fernsehens, erfolgreicher Marathonläufer
- Jörg Hacker (* 1952), Biologe
- Wolfgang Warnemünde (* 1953), Leichtathlet
- Manfred W. Jürgens (* 1956), Maler und Fotograf
- Timo Lange (* 1968), ehem. Fußballspieler des FC Hansa Rostock und jetziger Trainer von Anker Wismar
- Astrid Kumbernuss (* 1970), Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin im Kugelstoßen
- Jens Voigt (* 1971), Radrennfahrer
- Carsten Jancker (* 1974), Fußballspieler
Trivia
Im Roman Jahrestage von Uwe Johnson verbirgt sich die Stadt hinter dem Namen „Gneetz“ (offenbar als Kontrast zu der Nachbarstadt Klütz, die im Zentrum des Romans steht, aber in „Jerichow“ umgetauft wird).
Literatur
- Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898, Neudruck Schwerin 1992, S. 339–351, ISBN 3-910179-06-1.
- Eckart Redersborg: Die Straßen und Plätze der Stadt Grevesmühlen. Selbstverlag, Grevesmühlen, 2001, ISBN 3-9807808-0-5.
- Eckart Redersborg: Grevesmühlen in alten Ansichten. Europäische Bibliothek, Zaltbommeln NL, 1991, ISBN 90-288-5252-2/CIP.
- Autorengemeinschaft: Grevesmühlen: Städtebauliche Erneuerung und Entwicklung. Stadt Grevesmühlen und GOS Sanierungsträger, 1998.
Weblinks
Commons: Grevesmühlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur über Grevesmühlen in der Landesbibliographie MV
- Homepage der Verwaltungsgemeinschaft Grevesmühlen
- http://grevesmuehlen.m-vp.de/
Quellen
- ↑ Mecklenburg-Vorpommern Statistisches Amt – Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden 2010 (PDF; 522 KB) (Hilfe dazu)
- ↑ Ernst Eichler und Werner Mühlmer: Die Namen der Städte in Mecklenburg-Vorpommern. Ingo Koch Verlag, Rostock 2002, ISBN 3-935319-23-1
- ↑ Ewald Schuldt: Die mecklenburgischen Megalithgräber. Deutscher Verlag der Wissenschaft, Berlin 1972
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