Sternbrücke (Hamburg)

Sternbrücke (Hamburg)
Sternbrücke in Hamburg
Unter der Sternbrücke

Die Sternbrücke ist eine diagonal über die Straßenkreuzung Max-Brauer-Allee / Stresemannstraße führende Eisenbahnbrücke in Hamburg-Altona-Altstadt. Sie wurde 1893 im Zuge der Trassierung der Hamburg-Altonaer Stadt- und Vorortbahn erstellt und besteht in ihrer heutigen Form als Stahl-Balkenbrücke seit 1925/1926. Auf ihr verlaufen je zwei Gleise der Fernbahn und der örtlichen S-Bahn. Ihren Namen hat sie aufgrund des an dieser Stelle sternförmig zusammenlaufenden Verkehrs aus sieben Richtungen: außer den Bahnlinien, der in Ost-West-Richtung verlaufenden Stresemannstraße sowie der von Südwest nach Nordost verlaufenden Max-Brauer-Allee endet die aus Süden kommende Wohlers Allee an diesem neuralgischen Punkt. Deren Einmündung ist in neuerer Zeit durch einen Fußgängerweg überbaut und für den Autoverkehr gesperrt. In den Widerlagern und Brückengewölben der Sternbrücke sind gewerblich genutzte Räume untergebracht, seit 1998 sind dies zunehmend Szeneclubs wie Astrastube, Fundbureau und Waagenbau. Jahrzehntelang befand sich an der Südwestseite auch ein Ladengeschäft für Tabakwaren, Zeitschriften und Büroartikel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der sternförmige Kreuzungsbereich entstand zwischen 1846 und 1848 mit dem Bau der damals einfach Allee benannten Max-Brauer-Allee, die hinter den Feldern des sogenannten Lammerskamps die Landstraße nach Bahrenfeld, heute Stresemannstraße, an eben der Stelle kreuzte, in der seit 1836 die Wohlers Allee mündete. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie zwischen Hamburg und Altona im Jahr 1866 wurde die Bahntrasse dieser Verbindungsbahn, ebenerdig vom Bahnhof Schulterblatt kommend, diagonal über die Kreuzung geführt, so dass aus dem fünfzackigen ein siebenzackiger Stern entstand.

Beschrankte Bahnübergänge regelten die Vorfahrt für den Personen- und Güterverkehr auf der Schiene, doch die Zunahme sowohl des Bahn- wie des Straßenverkehrs führten zu langen Staus vor den immer häufiger geschlossenen Schranken. Altona und Hamburg einigten sich schließlich, parallel zum notwendigen vierspurigen Ausbau der Eisenbahntrasse die gesamte Streckenführung der Verbindungsbahn auf einen Bahndamm hochzulegen und die kreuzenden Straßen, insbesondere den Stern, zu überbrücken.[1]

1893 wurde die erste eiserne Sternbrücke gebaut; es handelte sich um eine Vollwandbalken- und Fachwerkbogenbrücke mit reich verziertem Geländer.[2] In den Brückengewölben wurde Gewerbe untergebracht; so eröffnete zur Stresemannstraße hin ein Restaurant, in dem Offiziere der nahe gelegenen Viktoria-Kaserne einkehrten. Dort befindet sich heute ein Fahrradladen.[1]

Nach wenigen Jahrzehnten konnte die Brücke die steigenden Verkehrslasten nicht mehr tragen, so dass 1925/1926 ein Neubau vorgenommen werden musste. Unter der Bauleitung der Eisenbahndirektion Altona und deren Reichsbahnoberrat Kilian und Reichsbahnrat Blunck führte die Firma Louis Eilers aus Hannover den Bau aus. Das Vorhaben galt aufgrund der beengten Platzverhältnisse durch die Wohnbebauung und insbesondere durch die Inbetriebhaltung sowohl des Eisenbahnverkehrs, mit 300 Fern- und 400 Stadtbahnzügen täglich, des Straßenverkehrs wie auch der vorort zahlreichen Versorgungsleitungen, als besonders „kühn“. Erstellt wurde eine 75 Meter lange und 17 Meter breite stählerne Balkenbrücke, aufgelöst in zwei Brückenelementen mit je zwei Gleisen, deren Felder von drei durchlaufenden Vollwandträgern abgegrenzt sind. Die Überbauten haben eine Höhe von 2,80 Metern und ein Gesamtgewicht von 888 Tonnen. Die Brücke liegt auf vier Stahlstützen im Straßenraum und zwei verklinkerten, mit Ladenräumen und Toiletten ausgebauten Widerlagern.[2]

Verkehr

Auf den vier Gleisen der Brücke verkehren heute innerhalb von 24 Stunden etwa 1000 Züge sowohl des Fernverkehrs wie mehrerer Linien des Nahverkehrs, des nachts vor allen Güterzüge.[3] Die Kreuzung unter der Brücke wird täglich von etwa 48.000 Fahrzeugen passiert. Dabei wird die sonst vierspurige Stresemannstraße, die vom LKW-Fernverkehr als innerstädtische Route und Abkürzung zwischen den Bundesautobahnen 7 und 24 genutzt wird, auf drei Spuren verengt und gerät so zum Nadelöhr, bei dem sich der Verkehr an den Brückenpfeilern vorbeischlängelt. Nach 1960 wurde der Straßenbereich der Kreuzung zur Erreichung einer größeren Durchfahrtshöhe für Lastwagen tiefer gelegt. Eine im Hamburger Generalverkehrsplan vom Ende der 1960er Jahre vorgesehene zusätzliche, aufgeständerte Schnellstraße, die sowohl über der Stresemannstraße als auch über der Sternbrücke verlaufen sollte, wurde nicht realisiert. Seit etwa 2005 plant die Deutsche Bundesbahn die Sanierung der Brücke. Zum 31. Dezember 2009 waren bereits die Mietverträge der Gewerbetreibenden und Clubs unterhalb der Brücke gekündigt worden. Aufgrund logistischer Probleme ist das Vorhaben verschoben worden.

Kultur

Zusätzliche Bekanntheit erhielt die Sternbrücke unter anderem dadurch, dass sie auf dem Cover des 2009 erschienenen Albums Wir Kinder vom Bahnhof Soul von Jan Delay abgebildet ist. In Fatih Akins Film Soul Kitchen fand die Sternbrücke in einigen Szenen Eingang, gedreht wurde sowohl unterhalb der Brücke wie innerhalb der Astrastuben.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Helga Magdalena Thienel: Ein Stern für Altona. In: Altona-Nord im Blick. Nr. 39, Hamburg 2009, S. 6, abgerufen am 21. Januar 2011
  2. a b Sven Bardua: Brückenmetropole Hamburg. Baukunst-Technik-Geschichte bis 1945. Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2009, ISBN 978-3-937904-88-7, S. 157.
  3. Sven Bardua: Brückenmetropole Hamburg. Baukunst-Technik-Geschichte bis 1945. Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2009, ISBN 978-3-937904-88-7, S. 20 f.
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