Fatih Akin

Fatih Akin
Fatih Akın in Cannes, 2008

Fatih Akın (* 25. August 1973 in Hamburg) ist ein deutscher Filmregisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Produzent türkischer Abstammung. Für Gegen die Wand mit Birol Ünel und Sibel Kekilli in den Hauptrollen nahm er 2004 den Goldenen Bären, den Deutschen Filmpreis und den Europäischen Filmpreis entgegen und brachte es damit zu internationaler Bekanntheit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Fatih Akın ist der Sohn türkischer Einwanderer. Sein Vater, Enver Akın (später auch als Darsteller in Filmen Fatih Akıns zu sehen), siedelte 1965 nach Deutschland über und arbeitete in einer Teppich-Reinigungsfirma. Seine Mutter, eine Grundschullehrerin, folgte drei Jahre später und fand eine Anstellung als Reinigungskraft und Packerin. Geboren und aufgewachsen ist Akın im multikulturellen Hamburger Stadtteil Altona. Zeitweise war er dort Mitglied in einer Jugendbande.[1] Nach ersten Schauspiel-Erfahrungen an der Schule stand mit 16 Jahren für ihn sein Berufsziel Regisseur fest. Er wurde Mitglied einer Off-Theatergruppe am Hamburger Thalia Theater. Seit seiner Schulzeit schrieb Akın Kurzgeschichten und kurze Drehbücher. Seine ersten Filmversuche machte er mit einer Super-8-Kamera.

Karriere

DVD-Veröffentlichungen der eigenen Spielfilme Fatih Akıns

1993 begann Akın mit Aushilftätigkeiten vor und hinter den Filmkulissen bei der Wüste Filmproduktion der Hamburger Produzenten Stefan Schubert und Ralph Schwingel und arbeitete zunehmend als Autor, Regisseur und Schauspieler. Nach dem Abitur absolvierte er von 1994 bis 2000 das Studium Visuelle Kommunikation an der Hamburger Hochschule für bildende Künste (HfbK). Aus der Zusammenarbeit mit Schwingel gingen zunächst zwei Kurzfilme hervor, Sensin (1995) und Getürkt (1996). 1998 debütierte Akın als Spielfilmregisseur mit Kurz und schmerzlos, danach folgten mit Im Juli (2000) und Solino (2002) weitere Regiearbeiten, in denen er jeweils Moritz Bleibtreu die männliche Hauptrolle anvertraute.

2004 gründete Akın zusammen mit Andreas Thiel und Klaus Maeck die Filmproduktionsfirma Corazón International. Im selben Jahr realisierte er mit dem Spielfilm Gegen die Wand den ersten Teil seiner geplanten „Liebe, Tod und Teufel“-Trilogie und verfilmte das Heinrich-Heine-Lied Die alten bösen Lieder als deutschen Beitrag für den von Lars von Trier produzierten Film Europäische Visionen, zu dem unter anderem auch Tony Gatlif, Theo van Gogh, Aki Kaurismäki und Jan Troell Episoden beisteuerten. Für Gegen die Wand erhielt Akın den Goldenen Bären auf der Berlinale 2004, später den Deutschen und Europäischen Filmpreis.

Als Anerkennung seines Filmschaffens wurde Fatih Akın 2005 in die Jury der Filmfestspiele von Cannes eingeladen, dem wichtigsten europäischen Filmfestival, während er Monate später im Wintersemester 2005/06 eine Gastprofessur an der HfbK annahm.[2] Im selben Jahr veröffentlicht Fatih Akın seinen ersten abendfüllenden Dokumentarfilm Crossing The Bridge – The Sound of Istanbul, in dem er über die musikalische Vielfalt Istanbuls berichtet, und zeigte sich mit für das Drehbuch der interkulturellen Komödie Kebab Connection verantwortlich.

Seit 2007 ist Fatih Akın Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.

2007 realisierte Akın mit Auf der anderen Seite den zweiten Teil seiner „Liebe, Tod und Teufel“-Trilogie. Das Drama feierte seine Weltpremiere im Wettbewerb des 60. Filmfestivals von Cannes und der Filmemacher wurde dort für sein Drehbuch und mit dem Sonderpreis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet. Neben weiteren Preisen erhielt Auf der anderen Seite den Deutschen Filmpreis in den Kategorien Film, Regie und Drehbuch, den Drehbuchpreis bei der Europäischen-Filmpreisverleihung 2007 und war als offizieller deutscher Beitrag für den besten nichtenglischsprachigen Film bei der Oscar-Verleihung 2008 vornominiert, ebenso wie der von Akın produzierte Takva – Gottesfurcht (2006) als türkischer Beitrag.

Während seiner Arbeit zu Auf der anderen Seite hat Akın ein dokumentarisches Langzeitfilmprojekt, mit dem Titel Müll im Garten Eden, über eine geplante Mülldeponie im Heimatdorf seiner Großeltern gestartet.

Regelmäßig kehrt der Filmemacher auch zur Schauspielerei zurück, mit der er seine Filmkarriere 1993 eingeleitet hatte. Neben zum Teil umfangreichen Cameoauftritten in seinen Regiearbeiten, aber auch in Filmen wie Oliver Hirschbiegels Das Experiment, bekleidete Akın als Schauspieler auch Hauptrollen, z. B. im eigenen Kurzfilm Getürkt, in Andreas Thiels Thriller Kismet (1999; auch unter dem Titel Black Souls bekannt), Idil Üners Kurzfilm Die Liebenden vom Hotel von Osman (2000) oder zuletzt in der türkischen Kinokomödie Hirsiz var! (2004). 2008 wurde er für seine Verdienste um Integration und Identitätsbildung in Europa, gemeinsam mit dem französischen Filmemacher Abdellatif Kechiche, mit der Karlsmedaille für europäische Medien ausgezeichnet.

2008 stellte Akın seine erste Produktion in Hollywood fertig und begann die Zusammenarbeit mit Emir Kusturica an dem Projekt Mamarosch. Zudem steht er in dem Filmprojekt 1 1/2 Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde von Til Schweiger in einer Nebenrolle vor der Kamera und plant mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle die Filmkomödie Soul Kitchen zu drehen. Anfang Juli 2008 wurde außerdem bekannt, dass Akın gemeinsam mit Wolfgang Becker, Sylke Enders, Dominik Graf, Romuald Karmakar, Nicolette Krebitz, Isabelle Stever, Hans Steinbichler, Tom Tykwer und Hans Weingartner an einem Episodenfilm zur Lage Deutschlands im Herbst 2008 arbeitet. Das Projekt mit dem Arbeitstitel Deutschland 09, das sowohl aus Spiel- als auch Dokumentarfilmen bestehen soll, ist an dem Film Deutschland im Herbst (1978) angelehnt.[3] [4] [5]

Privatleben

Akın wohnt in Hamburg-Ottensen. Er ist verheiratet und hat mit seiner deutsch-mexikanischen Frau Monique Obermüller einen im Jahr 2005 geborenen Sohn. Obermüller ist Schauspielerin, sie tritt in einigen seiner Filme auf und unterstützt ihren Mann organisatorisch. Akıns älterer Bruder Cem Akın, der hauptberuflich im türkischen Konsulat arbeitet, tritt gelegentlich als Darsteller in seinen Filmen auf und hilft ihm als Regie-Assistent aus. Fatih Akın gilt als zielstrebig und temperamentvoll. In seiner Freizeit legt er in Szene-Kneipen als „DJ Superdjango“ Platten auf und beteiligt sich an Events und Partys.

Das Tragen eines gegen George W. Bush gerichteten T-Shirts mit Hakenkreuz bei Dreharbeiten in Hamburg begründete er im August 2006 so: „Bushs Politik ist mit der des Dritten Reichs vergleichbar.“ Die Bush-Administration versuche, Folter zu normalisieren und sei auf einen dritten Weltkrieg aus. „Meiner Meinung nach sind das Faschisten“, so Akın.[6][7] Man könne „so was ja auch ironisieren.“ Er habe das Symbol neu definieren wollen, „in einem politisch korrekten Horizont“.[8] Im Rahmen der eingeleiteten polizeilichen Ermittlungen wegen des Tragens eines verfassungsfeindlichen Symbols werteten Beobachter Akıns Einschätzungen als „erhebliche Einfalt“, „gedanken- und hilflos“[8], eine „popkulturellen Banalisierung des Bösen“ sowie in „jeder Weise falsch und für alle Beteiligten beleidigend“.[9]

Filmografie (Auszug)

Kurzfilme

Spielfilme

Dokumentarfilme

Musikvideo

  • 2002: Digger is a dancer

Auszeichnungen (Auswahl)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Hexenkessel Hamburg-Altona“, Kultur Spiegel, 28. September 1998, L 10, S. 18
  2. „Fatih Akin wird Professor“, Hintergrundartikel im Hamburger Abendblatt, 11. Oktober 2005
  3. vgl. Es wird nicht leicht bei sueddeutsche.de, 8. Juli 2008 (aufgerufen am 8. Juli 2008)
  4. vgl. sto/AP/ddp/dpa: Tykwer und Akin drehen Episodenfilm bei spiegel.de, 8. Juli 2008 (aufgerufen am 8. Juli 2008)
  5. vgl. dpa: Regie-Prominenz dreht Film zur Lage der Nation. In: Berliner Morgenpost, 9. Juli 2008 (Ausg. 186/2008), S. 16
  6. Polizei ermittelt gegen Fatih Akin, Der Tagesspiegel, 06.8.2006
  7. Polizei ermittelt gegen Fatih Akin, Der Spiegel, 06.08.2006
  8. a b Die neue Hakenkreuz-Mode, FAZ, 10.08.2006
  9. Si tacuisses oder: Deutschland, halt’s Maul, 06.08.2006

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