Stift Busdorf

Stift Busdorf

Die Busdorfkirche in Paderborn entstand nach dem Vorbild der Grabeskirche zu Jerusalem. Das Stift Busdorf war ein um 1035 gegründetes Kollegiatstift in Paderborn. Stift und Kirche lagen ursprunglich außerhalb der Stadt, wurden aber im 11./12. Jahrhundert im Zuge der Stadterweiterung in diese einbezogen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der im Jahre 1009 zum Bischof von Paderborn erhobene Meinwerk bemühte sich tatkräftig um die Stärkung des von ihm in verarmtem Zustand übernommenen Bistums und investierte dabei einen Großteil seines persönlichen Vermögens. So ließ er den im Jahre 1015 neu geweihten Paderborner Dom wiederherstellen und stiftete 1014 das Kloster Abdinghof in Paderborn. Gegen Ende seines Lebens gründete er, ebenfalls in Paderborn, das Stift Busdorf, dessen Kirche er im Mai 1036, kurz vor seinem Tod und noch vor ihrer Fertigstellung und im Beisein von Kaiser Konrad II., den Aposteln Petrus und Andreas weihte, und das er mit reichhaltigem Besitz und Zehntrechten ausstattete. Erster Abt war Wino von Helmarshausen, der in Meinwerks Auftrag die Maße der Grabeskirche in Jerusalem von einer Pilgerreise mitgebracht hatte. Die Umgebung des Busdorfstiftes war Immunitätsbereich, in dem – wie auch in der Domfreiheit – die städtische Gerichtsbarkeit nicht galt.

Während der Reformation blieb das Stift katholisch, trotz der Hinwendung einiger Busdorfer Pfarrer zur lutheranischen Lehre. Im Zuge der Säkularisation 1803–1806 wurde das Stift aufgelöst; die Kirche wurde Pfarrkirche.

Busdorfkirche

Architektur

Von der ursprünglichen Kirche, einem achteckigen Zentralbau mit vier kreuzförmig angebauten Flügeln nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem, stammen nur noch der Westflügel und die beiden Rundtürme, die einst die Westfassade flankierten. Der Gründungsbau wurde schon zwischen 1060 und 1071 durch eine Basilika erweitert; dabei wurde der Zentralbau weitgehend abgebrochen. Die Kirche wurde 1289 durch einen Brand zerstört und um die Wende zum 14. Jahrhundert wieder aufgebaut; das heute bestehende dreischiffige Langhaus stammt aus dieser Bauepoche. Das Hauptportal im Westen wurde um 1400 gebaut. Der Ausbau des Westturms und des Seitenschiffes erfolgte in der Spätgotik. Der untere Teil des großen Turms im Westen stammt aus dem 12. Jahrhundert, das dritte Geschoss und der Giebel stammen aus der Gotik; der Turm wurde 1629 in seiner heutigen Form mit dem heutigen Dachabschluss umgebaut. Die Vorhalle mit dem barocken Portal wurde 1667 von Ambrosius von Oelde während der Amtszeit von Bischof Ferdinand von Fürstenberg erbaut. Im Zweiten Weltkrieg erlittene Schäden wurden 1953 mit einer Neugestaltung des Innenraums beseitigt. 1984 wurde die nach dem Zweiten Weltkrieg vorgenommene hellgraue Ausmalung im Langhaus wieder durch die ursprüngliche Farbigkeit ersetzt.

Inneres

In der dreischiffigen Halle befinden sich mehrere Sehenswürdigkeiten: ein siebenarmiger Leuchter, ein von etwa 1228 stammendes hölzernes Kruzifix, ein spätgotisches Sakramentshäuschen und ein Taufstein aus derselben Zeit, sowie Epitaphien aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.

Bischof Meinwerk starb am 5. Juni 1036 und wurde in der Kapelle des Klosters Abdinghof bestattet. Als das Kloster im Jahre 1810 aufgehoben wurde, brachte man den Sarkophag in die Busdorfkirche. Dort befindet er sich heute im Hohen Chor; allerdings wurden einige Gebeine 1936 entnommen und in der Krypta des Doms bestattet, wo sie in der Bischofsgruft unter dem Sarkophagdeckel mit der Figur Meinwerks liegen. Der Sarkophag in der Busdorfkirche hat seitdem einen schlichten Deckel.

Heutige Nutzung

Von 1817 bis 1863 war die Budsdorfkirche Gemeindekirche der seit 1802 bestehenden evangelischen Gemeinde in Paderborn. Seit 1998 gehört sie zur Innenstadtpfarrei St. Liborius.

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Wesenberg: Wino von Helmarshausen und das kreuzförmige Oktogon; in Zeitschrift für Kunstgeschichte, 12 Bd., H. 1 (1949), S. 30–40.
  • Josef Prinz (Hg.): Die Urkunden des Stiftes Busdorf in Paderborn, Paderborn, 1972.
  • Michael Drewniok: Das Busdorfstift in Paderborn – Wirtschaftsgeschichte eines westfälischen Kollegiatstifts im Mittelalter, Geschichtliche Arbeiten zur westfälischen Landesforschung, Band 19, hrsg. von der Historischen Kommission für Westfalen, 1993, ISBN 978-3-402-06781-9.
  • Roland Linde: Höfe und Familien in Westfalen und Lippe, Band 1: Der Amtsmeierhof Asemissen und das Amt Barkhausen. Books on Demand, 2002; ISBN 3-8311-3666-1, ISBN 978-3-8311-3666-7; S. 18.

Weblinks

51.7188448.7606687Koordinaten: 51° 43′ 8″ N, 8° 45′ 38″ O


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