Edelherren zu Itter

Edelherren zu Itter

Die Edelherren zu Itter waren ein edelfreies Adelsgeschlecht mit Besitz im Itter- und Hessengau und erschienen in zwei aufeinander folgenden Stämmen.

Inhaltsverzeichnis

Erstes Haus

Das erste Haus wird auf die Esikonen zurückgeführt, ein von Karl dem Großen in diesem Raum eingesetztes sächsisches Grafengeschlecht, das mit Hiddi (bezeugt um 813) in die Geschichte eintritt. Mit dem Aufkommen der Herkunftsnamen erscheinen deren Nachkommen in verschiedenen Zweigen als Grafen von Reinhausen und als Edelherren von Itter sowie vorübergehend auch von Warburg und von Kanstein. Sie sind seit dem 9. Jahrhundert im hessischen Ittergau und auch im sächsischen Leinegau bezeugt.

Im Jahre 1126 übertrugen die beiden Schwestern Rilind und Frederun von Itter, Nichten und nächste Erbinnen des 1123 verstorbenen Folkmar von Itter, den von ihm geerbten Allodialbesitz bestehend aus Schloss und Herrschaft Herrschaft Itter samt Ministerialen an den Abt von Corvey; bei der Übertragung wurden sie von ihrem Mundiburgo (Vormund) Gumbert von Warburg, als ihrem nächsten agnatischen Verwandten und wohl ein Vetter ihres Onkels, vertreten. Gumberts Witwe Gepa von Arnsberg-Werl bekam die Burg Itter nach 1127 als Witwensitz und benannte sich danach.

Gepa von Itter hatte vier Töchter. Wiltrud wurde Nonne im Kloster Kaufungen. Lutrud heiratete Widekind I. von Schwalenberg, den Stammvater der Grafen von Waldeck. Berta oder Mechthild heiratete den Stammvater des zweiten Hauses Itter, dem sie u. a. Burg und Herrschaft Itter einbrachte. Gepa selbst gründete mit ihren Töchtern 1131 das Kloster Aroldessen, ein Augustiner-Chorfrauen-Stift. 1526 wurde das Kloster von den Grafen von Waldeck säkularisiert; es ging in ihren Besitz über und wurde später zum Residenzschloss Arolsen umgebaut.

Zweites Haus

Aus der Ehe einer Tochter Gepas, wohl Mechthild, mit dem Grafen Konrad I. von Everstein (Inhaber der Gaugrafschaft Medebach und Vizevogt des Klosters Helmarshausen) entsprangen vermutlich zwei Söhne. Thietmar (1144 bezeugt) begründete die bei Paderborn gelegene Herrschaft Büren auf Allodialbesitz der Grafen von Arnsberg-Werl, während Gerlach (1144 Vogt von Medebach, 1167 von Itter, Vizevogt von Helmarshausen) zum Ahnherren des zweiten Hauses Itter wurde, welches im Hauptstamm mit Erasmus von Itter 1443 ausstarb.

Das heute im Edersee versunkene Kloster Berich geht möglicherweise auf eine Gründung der Herren von Itter zurück. Im Jahre 1196 gründete ein gewisser Egeloff, in dem ein Herr von Itter vermutet wird, dieses Kloster; Hermann II. von Itter war bei der Inschutznahme des Klosters durch den Mainzer Erzbischof als Zeuge zugegen. Konrad I. von Itter (1213 – vor 1245) war ebenfalls Schutzvogt des Klosters Berich; auch gründete er 1242 das Zisterzienser-Nonnenkloster Butzebach bei Frankenberg. Sein jüngerer Bruder, Hermann dictus Penceler (Benzelere, Penzeler) (1224–1260/65), wurde zum Begründer eines heute noch bestehenden Nebenstammes.

Nach einem Verwandtenmord im Jahre 1356, dessen Hintergründe nicht klar sind (verschiedene zeitlich auseinanderliegende Chroniken geben widersprechende Verwandtschaftgrade des Mörders an), fiel die Hälfte der Herrschaft Itter an Mainz, Hessen und Waldeck. Die Witwe des ermordeten Heinemann von Itter, Margarethe von Löwenberg aus dem Hause der Grafen von Sponheim, heiratete danach den Grafen Otto II. von Waldeck.

Die Landgrafen von Hessen konnten nach dem Tode des Erasmus von Itter dessen Besitz durch Kauf an sich bringen und später auch die Mainzer und Waldecker Teile erwerben. Als Territorium der späteren Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde Itter mehrfach als Paragium an nachgeborene hessische Prinzen gegeben.

Die Herrschaft Itter im 14. Jahrhundert

Neben seinem Hauptterritorium an der Eder, das sich von Dorfitter im Norden bis Altenlotheim im Süden und von der Orke im Westen bis zur Werbe im Osten erstreckte, besaß das Haus Itter im Norden die Exklave Höringhausen, im Nordwesten die Exklave Eimelrodt und um die Herrschaft herum eine Menge Streubesitz. Außerdem lässt sich weiterer Streubesitz um Arnsberg, Soest, Erwitte, Lippstadt und Paderborn nachweisen. Möglicherweise gab es noch weiteren Besitz im Bereich der Grafschaften Nassau und Diez. Der nördliche Teil der Herrschaft gehörte zum sächsisch-westfälischen Raum, der südliche Teil zum fränkisch-hessischen. Der nördliche, größere Teil gehörte kirchlich zum Bistum Paderborn der südliche zum Erzbistum Mainz.

Lehnsherr war der Abt von Corvey auf Grund der Lehensauftragung des allodialen nördlichen Teils der Herrschaft durch das erste Haus Itter im Jahre 1126. Weitere Lehnsherren waren die Grafen von Arnsberg, die Landgrafen von Hessen, die Grafen von Nassau, die Grafen von Wittgenstein und Battenberg, die Grafen von Ziegenhain, die Grafen von Waldeck, die Bischöfe von Paderborn, die Erzbischöfe von Mainz und Köln, möglicherweise auch die Grafen von der Mark und von Berg, sowie das Stift Busdorf und das Kloster Abdinghof in Paderborn.

Das Haus Itter hatte selbst einen Lehnshof und somit freie Vasallen aus dem Ritterstand sowie ritterliche Dienstleute (unfreie Ministeriale). Aufgrund dieser Stellung in der Lehnsordnung gehörte das Haus Itter dem mittelalterlichen Stand der freien bzw. edlen Herren an.

Literatur

  • Michael Bentler: Gepa von Itter, eine geborene Gräfin von Arnsberg-Werl. In: Blick in unsere Großgemeinde. Unsere Heimat. Nr. 99 Geschichtsverein Itter-Hessenstein, Vöhl-Dorfitter, Juli 2000.
  • Johann Adam Kopp: Kurze historische Nachricht von den Herren zu Itter, einem uralten Adeligen Hause in Hessen. Hrsg. von Carl Philipp Kopp, Marburg 1751;
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln. Neue Folge Bd VIII/105, Klostermann, Frankfurt/Main;
  • Helfrich Bernhard Wenck: Hessische Landesgeschichte, Band 2, "Grafen und Herren im Ittergau". Frankfurt Leipzig 1789; Band 3, Urkundenbuch, 1803.
  • Johann Suibert Seibertz: Diplomatische Familiengeschichte der Dynasten und Herren im Herzogtum Westfalen. Arnsberg, 1855. S.390ff. Digitalisierte Fassung in Seibertz, Landes- und Rechtsgeschichte
  • Konrad Wiederhold: „Die Gründung des Klosters Aroldessen 1131,“ in: Geschichtsblätter für Waldeck [1. 1901 - 38. 1938:] und Pyrmont 71 (1983)
  • Karl Bösch: „Das Kloster Aroldessen,“ in: Geschichtsblätter für Waldeck [1. 1901 - 38. 1938:] und Pyrmont 1 (1901)

Weblinks


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