Paderborner Dom

Paderborner Dom
Dom zu Paderborn (Südseite)
...bei Nacht als Panorama

Der Hohe Dom Ss. Maria, Liborius und Kilian ist die Kathedralkirche des Erzbistums Paderborn und liegt im Zentrum der Paderborner Innenstadt.

Inhaltsverzeichnis

Patron

Erster Patron der Stadt und des Bistums und dritter Patron des Doms ist der Heilige Liborius von Le Mans. Seine Gebeine wurden 836 unter Kaiser Ludwig dem Frommen im Rahmen der damals üblichen Reliquientranslationen aus Frankreich in die Bischofsstadt Paderborn geholt. Als die Gruppe Geistlicher, die nach Le Mans aufgebrochen war, Paderborn wieder erreichte, geschah das unter großer Teilnahme des Volkes. Zum Gedenken an dieses Ereignis findet jährlich im Juli das Libori-Fest statt.

Die weiteren Patrone des Domes sind die Heiligen Maria und Kilian.

Architektur und Geschichte

Blick von der Libori-Galerie auf den 93 Meter hohen Westturm
Dom um 1842
Hochamt mit dem Domchor

Der imposante Dom stammt im Wesentlichen aus dem 13. Jahrhundert. Er präsentiert sich als dreischiffige Hallenkirche mit Querhaus und Paradiesportal. Besonders charakteristisch ist der mächtige romanische Westturm aus dem frühen 13. Jahrhundert, der mit einer Höhe von 93 Metern die Innenstadt weit überragt. In der Krypta, die mit einer Länge von 32 m eine der größten in Deutschland ist, werden die Gebeine des Hl. Liborius aufbewahrt.

Das Langhaus des Paderborner Domes wurde epochemachend für das ganze westfälische Hallensystem: Zum ersten Mal wurde in diesem lichtdurchfluteten Kirchenschiff ein neueres, freieres Raumgefühl wirksam, das dann typisch für die westfälischen Kirchen wurde. Hier war nur noch eine mehr äußerliche Verwandtschaft zu den westfranzösischen frühgotischen Hallenkirchen spürbar, die genau wie die französische Plastik eigentlich vorbildgebend waren.

Während der Turm im romanischen Stil erbaut ist, zeigen die fünf großen seitlichen Fenster - bedingt durch die lange Bauzeit - in der zunehmenden Feinheit der Steinmetzarbeiten die Entwicklung gotischer Formen: Jedes Fenster ist kunstvoller ausgeführt als das Vorhergehende und erst der letzte Spitzbogen am Querschiff zeigt vollendet gotische Proportionen.

Es gab verschiedene An- und Umbauten in späterer Zeit, die den Gesamteindruck des Domes jedoch nicht entscheidend verändert haben. Hier seien vor allem im 17. Jahrhundert die Wiederherstellung und Barockisierung nach der Plünderung im Dreißigjährigen Krieg und ab 1945 der Wiederaufbau nach den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs genannt.

Nördlich des jetzigen Doms wurde 776 die Karlsburg erbaut mit der Königspfalz im Nordwesten. Durch die Zusammenkunft Karls des Großen mit Papst Leo III. im Jahr 799 entstand das Bistum Paderborn. Nördlich der Karlsburg liegt die Kaiserpfalz. Neben und unter dem Dom bezeugen umfangreiche Ausgrabungen die über 1200jährige Geschichte der Kathedralkirche.

Dem Dom angegliedert ist auch die 1017 geweihte Bartholomäuskapelle. Sie gilt als ältester Hallenkirchbau nördlich der Alpen.

Pfalz und Dom entstanden direkt oberhalb der Quellbecken der Dielenpader und der Rothobornpader, zwei der sieben Quellarme der Pader, die auch Namensgeber der Stadt Paderborn ist.

Außenmaße des Domes

  • Länge: 104 Meter
  • Höhe des Turmes: 93 Meter
  • Breite (über die Querschiffe): 52 Meter
  • Breite (mit Seitenkapellen): 37 Meter
  • Höhe des Hauptschiffs: 28 Meter

Eingangshalle und Paradiesportal

Paradiesportal

Der Dom ist eine Doppelchoranlage, hat also keine Fassade mit entsprechendem großem Eingangsbereich. Deshalb hat man auf der Südseite eine Eingangshalle mit einem aufwändigen Figurenportal versehen. Die Gruppe wird nach neueren Forschungen auf das erste Drittel des 13. Jahrhunderts datiert. Die Vorhalle, die bis 1859 noch doppelt so groß war, wird als Aufenthaltsraum für Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela gedeutet. Sie hat große Ähnlichkeit mit den Vorhallen weiterer hauptsächlich französischer Pilgerkirchen auf dem Weg nach Santiago, woher sich möglicherweise auch die generell starke Ausrichtung dieses Baues an französischen Vorbildern erklärt. Zeitweilig haben hier wahrscheinlich auch Gerichtsverhandlungen stattgefunden.

Die Statuengruppe in der Vorhalle ist in dieser Form für Deutschland sehr selten. Es ist das größte romanische Portal in Westfalen. Es ist nicht nach einem einheitlichen Plan ausgeführt, sondern – wie die Unstimmigkeiten im Aufbau beweisen – zunächst als reines Säulenportal begonnen und erst unter dem Einfluss der französischen Kathedralgotik als Figurenportal vollendet.

In der Mitte steht die Muttergottes als Himmelskönigin, eine der frühesten stehenden Madonnen in Deutschland. In einer einfühlsamen Geste wendet sich das Kind mit einer Armbewegung seiner Mutter zu. Die noch sichtbaren Farbreste beweisen, dass im Mittelalter fast alle Plastik bemalt war. Über den Eingangstüren - rechts und links von der Madonna - stehen die noch älteren, aus dem 12. Jahrhundert stammenden Figuren der Dompatrone Liborius und Kilian.

Nicht alle Figuren des Portals sind sicher zuzuordnen. Direkt links neben Maria steht Petrus – erkennbar an dem seit Jahrhunderten festliegenden Kopftypen. Der Apostel mit der Pilgermuschel in der Hand links daneben ist Jakobus der Ältere. Die sich dann auf der linken Seite anschließende Figur ist nicht zu identifizieren, da er durch die Schriftrolle nur ganz allgemein als Apostel gekennzeichnet ist.

Direkt rechts neben der Maria steht Paulus. Die bartlose Figur an zweiter Stelle von rechts ist wahrscheinlich Jesus' Lieblingsjünger Johannes. Als Einzelfigur ist rechts außen die Hl. Katharina interessant: Sie tritt den heidnischen Kaiser Maxentius mit ihren Füßen nieder, gegen den sie das Christentum in einer Disputation siegreich verteidigt hatte.

Die Kapitellzone unterhalb der Figurenreihe ist mit großem plastischem Aufwand gestaltet. Auf die Kapitellkerne sind flächige Blattmuster gelegt, teilweise in mehreren Schichten übereinander, die sich auch über die Mauerstücke dazwischen erstrecken. Die Kämpferzone darüber ist, wie häufig im Mittelalter, von einem Gemisch auf Pflanzenranken und Fabelwesen überzogen.

Dreihasenfenster

Dreihasenfenster
Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei.

Dieser kurze und prägnante Vers beschreibt wohl am besten das Motiv des Dreihasenfensters. Das Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffene Kunstwerk aus rotem Wesersandstein zeigt drei springende Hasen, die kreisförmig angeordnet sind. Es befindet sich an der Nordseite im Innenhof des Domkreuzgangs und ist auf den ersten Blick recht unscheinbar. Dieses Motiv des Dreihasenbildes ist allerdings nicht auf den Paderborner Dom allein beschränkt, sondern findet sich auch andernorts, zum Beispiel im Haslocher Wappen, und auch außerhalb der christlichen Kultur.

Das Fenster ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Paderborns und ein altes Wahrzeichen der Stadt. In früheren Zeiten war es auch ein Glücksbringer, den jeder durch Paderborn wandernde Handwerksbursche gesehen haben musste.

Ausstattung

Beisetzung des Liborischreins im Dom nach der Festandacht am Dienstag

Orgel

Die Paderborner Domorgel ist mit 151 Registern die drittgrößte Kirchenorgel Deutschlands. Die dreiteilige Orgelanlage wurde in der heutigen Form im Jahre 1981 durch die Firma Siegfried Sauer, Höxter-Ottbergen, erbaut und 2004-05 erweitert. Umfang und Anordnung der Teilwerke berücksichtigen optimal die spezifische Akustik des großen Kirchenraumes, in dem einzelne Schallquellen nur schwer ortbar sind - der Zuhörer ist vollständig vom Orgelklang umgeben.

  • Die Turmorgel bildet mit 83 Registern das größte Teilwerk. Sie ist bis zum akustischen 64' ausgebaut, die tiefsten von ihr erzeugbaren Töne liegen damit unterhalb der menschlichen Hörschwelle.
  • Die Chororgel hat 53 Register und eine warme, grundtönige Disposition. Sie geht auf die Feith-Orgel von 1948-52 zurück. Im Jahre 2004 wurde sie unter anderem um ein Hochdruckwerk erweitert. Das Pfeifenwerk ist in einer Kammer oberhalb der Sängerempore des Chores untergebracht mit Schallöffnungen zum Chor und zum nördlichen Schiff.
  • Die Kryptaorgel ist mit 15 Registern das kleinste Teilwerk. Anton Feith jr. hat sie 1971 errichtet, Siegfried Sauer hat sie 2005 geringfügig verändert. Das zweimanualige Instrument ist fast unsichtbar in Kammern links und rechts des südlichen Treppenaufganges untergebracht. Trotz des geringen Registerumfangs füllt diese Orgel klanglich mühelos die große Krypta und wird im Gesamtensemble für Echo- und Fernwerksfunktionen verwendet.

Die Domorgel verfügt über zwei Generalspieltische. Zusätzlich sind Turmorgel und Kryptaorgel über eigene Spieltische mechanisch bzw. elektrisch anspielbar.Domorganist war von 2003 bis 2011 Gereon Krahforst.

Glocken

Nordansicht mit Westturm und Dachreiter

Bis zu ihrer Zerstörung im Jahre 1886 hingen zwei wertvolle Glocken des 13. Jahrhunderts mit den Namen Gloria und Clara im Westturm des Domes.[1] Das heutige Geläut stammt aus der Nachkriegszeit. Es besteht aus sechs Gussstahlglocken, die im Jahre 1951 beim Bochumer Verein gegossen wurden sowie aus zwei kleinen Bronzeglocken der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock im Dachreiter.[2] Die Glocken wurden in der sogenannten Versuchsrippe 7 (V7), einer Moll-Oktav-Rippe, gegossen und gelten als das erste Großgeläut in der damals neu entwickelten Rippe.[3] Das 1954 gegossene Gussstahlgeläut des Osnabrücker Domes erklingt in der gleichen Disposition.[4] Die große Liboriusglocke ist die tiefstklingende Glocke Paderborns und eine der schwersten Gussstahlglocken Deutschlands. Die Glocken von St. Ulrich sind auf die des Domes abgestimmt und erklingen mit den Schlagtönen d1, fis1, a1 und h1 im sogenannten Salve-Regina-Motiv.

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer, Gussort
 
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(HT-1/16)
Turm
 
1 St. Liborius 1951 Bochumer Verein 2345 4835 fis0 –3 Westturm
2 Regina Pacis 1951 Bochumer Verein 1975 2800 a0 ±0 Westturm
3 St. Johannes 1951 Bochumer Verein 1796 2230 h0 –1 Westturm
4 St. Kilian und St. Sturmius 1951 Bochumer Verein 1597 1570 cis1 –2 Westturm
5 St. Meinolph 1951 Bochumer Verein 1350 940 e1 –1 Westturm
6 St. Heinrich 1951 Bochumer Verein 1185 620 fis1 –1 Westturm
7 St. Maria 1984 Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher e2 Dachreiter
8 St. Martha 1984 Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher a2 Dachreiter

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Claus Peter: Die Deutschen Glockenlandschaften. Westfalen. Deutscher Kunstverlag, München 1989, S. 6, ISBN 3-422-06048-0.
  2. Aufnahme des Vollgeläuts (YouTube, 00′45″).
  3. Claus Peter: Die Deutschen Glockenlandschaften. Westfalen. DKV, München 1989, S. 71–72.
  4. Kurt Kramer (Hg.): Die Glocke und ihr Geläute. Geschichte, Technologie und Klangbild vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Deutscher Kunstverlag, München 1990, S. 50.

Literatur

  • Heinz Bauer, Friedrich Gerhard Hohmann: Der Dom zu Paderborn. Bonifatius-Druckerei, Paderborn, 4., überarbeitete Auflage 1987, 1. Auflage 1968, ISBN 3870885297.
  • Uwe Lobbedey: Der Dom zu Paderborn (Westfälische Kunststätten, Heft 33). Bonifatius-Druckerei, Paderborn 1984, ISBN 3870884231.
  • Uwe Lobbedey: Der Paderborner Dom (Westfälische Kunst). München/Berlin 1990
  • Margarete Niggemeyer: Bilder und Botschaften – Der Dom zu Paderborn als Sehschule des Glaubens. Bonifatius-Druckerei, Paderborn 1996, ISBN 3870888814.
  • Bernhard Elbers: Wiederaufbau des Hohen Domes zu Paderborn 1945-1949 und die Geschichte der Dombauhütte. Metropolitankapitel Paderborn (Hg.), Paderborn 1995.

Weblinks

 Commons: Paderborner Dom – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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