- Stift Vreden
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52.0357366.820793Koordinaten: 52° 2′ 8,6″ N, 6° 49′ 14,9″ O
Das Damenstift Vreden in Vreden wurde im 9. Jahrhundert als eines der ersten Frauenklöster in Westfalen gegründet. Es war im Mittelalter zeitweise reichsunmittelbar. Im Jahr 1810 wurde es aufgehoben.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Möglicherweise war Vreden schon vor der Bekehrung zum Christentum Ende des 8. Jahrhunderts eine Art Missionsstützpunkt für weite Teile des Münsterlandes. Der Ort lag dabei an einer alten Fernhandelsstraße, die vom niederländischen Raum kam. Der eigentliche Stifter war ein Wilkbert. Er stammte aus der Verwandtschaft von Herzog Widukind, möglicherweise war er sogar einer von dessen Söhnen. Wilkbert ließ 839 die Reliquien verschiedener Heiliger nach Vreden bringen. Daran beteiligt war auch Bischof Altfried von Münster. Dies gilt als Abschluss der Stiftsgründung. Wilkbert erhielt im Stift auch ein Grab. Das Damenstift war St. Felicitas geweiht. Es nahm nur Damen von hohem Adel auf.
Auf dem Umritt des neuen Königs Konrad II. besuchte dieser 1024 das Stift. Begrüßt wurde er von den Äbtissinnen Adelheid von Vreden und Sophia von Essen. Beide waren Töchter von Otto II. Auch in der folgenden Zeit war das Stift mit den Kaisern eng verbunden. Eine Tochter von Heinrich III. war Äbtissin. Einige der Äbtissinnen waren in Personalunion auch Äbtissinnen von Essen.
Das Stift war reichsunmittelbar bis 1085. Danach schenkte es Kaiser Heinrich IV. Liemar, Bischof von Bremen. Nach einer Unterbrechung erlangte es den Status der Reichsunmittelbarkeit wieder und behielt ihn bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. Im Jahr 1261 unterwarf sich die Äbtissin von Vreden dem Bischof von Münster. Dies war das Ende der Reichsunmittelbarkeit.
Als Norbert von Xanten im Jahre 1115 dem Stift Vreden einen Besuch abstatte, wurde er der Legende nach auf dem Ritt dorthin von einem Blitz getroffen und bekehrt.
Im 18. Jahrhundert wirkte der Historiograph Jodocus Hermann Nünning als Scholaster im Stift.
Baulichkeiten
Aus dem 11. Jahrhundert stammt eine erhaltene Hallenkrypta. Diese befand sich unter einer älteren Kirche und liegt jetzt unter dem Chor der heutigen Kirche. Bei der Kypta handelt es sich um eine dreischiffige, vierjochige Halle mit Kreuzgratgewölbe. Zu einem nicht ganz klaren Zeitpunkt entweder in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts oder erst um 1170/80 stammt der heutige Kirchenbau. Die Kirche ist ein langgestreckter, einschiffiger und vierjochiger Saalbau mit Vierung und quadratischen Querschiffen. Im Jahr 1427 wurde der Chor neu erbaut. Im 16. Jahrhundert wurde die Wölbung im östlichen Langhausjoch erneuert. Im folgenden Jahrhundert kam es zum Bau neuer Gebäude des Stifts.
Nach der Aufhebung wurde die Anlage 1911 stark umgebaut. Am Ende des zweiten Weltkriegs wurden der Chor und die Gewölbe von Langhaus und Krypta durch Bomben zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte bis 1952. Das Vredener Krankenhaus schloss sich unmittelbar an die Stiftskirche an. Ende der 1960er-Jahre, nach dem Neubau des Krankenhauses am Rande der Stadt, wurde das Gebäude vollständig abgerissen, so dass sich heute eine Rasenfläche zwischen der Kirche und dem Stadtgraben erstreckt. Ein Kreuzweg sowie eine Skulptur des Vredener Künstlers Adolf Erning, die mehrere Kreuze beinhaltet, erinnern an die religiöse Historie des Geländes.
Äbtissinnen
- erste: Bertradis, vermutl. Schwester des Wikbert [1]
- 1014–1044[2] Adelheid, auch Äbtissin in Gandersheim und in Quedlinburg
- Beatrix, auch Äbtissin in Gandersheim und in Quedlinburg
- um 1172-1216 Elisabeth, auch Äbtissin von Essen und St. Maria im Kapitol (Köln)
- 1360-nach 1369 Adelheid von Bentheim
- 1395-1403 Kunegounde van Meurs
- 1466-1511 Maria Schenkin zu Erbach
- 1521-1534 Margarete von Beichlingen, auch Äbtissin von Essen
- 1534–unbekannt Gräfin Katharina von Gleichen-Blankenhain[3], Dechantin im Damenstift Essen (1534), Pröpstin im Stift Rellinghausen
- bis 1579 Ermgart von Kaunitz-Rietberg, auch Äbtissin von Metelen
- um 1619 Agnes von Limburg-Stirum, auch Äbtissin von Elten, Freckenhorst und Borghorst
- vor 1669-1674 Maria Sophie zu Salm-Reifferscheidt
- um 1750 Maria Franziska von Manderscheid-Blankenheim [4]
- 1764-1789 Maria Waldburga Anna Truchsess von Zeil-Waldburg, auch Äbtissin von Elten
- 1790-1796 Josepha Maria Anna Antonia Nepomucena von Salm-Reifferscheidt-Bedburg
- bis 1805 Maria Theresia von Zeil Wurzach, 40. und vorletzte Vredener Äbtissin
- 1805-1810 Maria Creszentia von Fugger-Dietenheim, letzte Äbtissin des Vredener Stifts
- ??? Elizabeth van Hoyte
Straßennamen
Am ehemaligen Standort des Klosters im Zentrum von Vreden erinnert der Straßenname "Freiheit" an das Stift und seine Reichsunmittelbarkeit.
Einige der Äbtissinnen und andere für das Stift prägende Damen wurden durch Straßennamen im Vredener Stadtbild verewigt. Die benannten Straßen befinden sich in einem zentral gelegenen Wohnviertel der Stadt und heißen: Adelheidstraße, Beatrixstraße, Bertradisstraße, Kreszentia-Straße, Maria-Franziska-Straße, Maria-Theresia-Straße, Reinmodisstraße, Theophanostraße und Von-Manderscheid-Straße.
Literatur
- Wilhelm Kohl: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster. Band 7: Die Diözese. Teilband 3. de Gruyter, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-11-017592-4 (Germania sacra NF 37, 3), Teildigitalisat.
- Wilhelm Kohl: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster. Band 7: Die Diözese. Teilband 1. de Gruyter, Berlin u. a. 1999, ISBN 3-11-016470-1 (Germania sacra NF 37, 1), Teildigitalisat.
- Heiko K. L. Schulze: Klöster und Stifte in Westfalen. Geschichte, Baugeschichte und -beschreibung. Eine Dokumentation. In: Géza Jászai (Hrsg.): Monastisches Westfalen. Klöster und Stifte 800–1800. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 1982, ISBN 3-88789-054-X, S. 432 (Ausstellungskatalog, Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, 26. September 1982 – 21. November 1982).
Weblinks
- Geschichte der Stadt Vreden
- Beschreibung der Stiftskirche im Internetauftritt der Gemeinde
- "Frauen prägen das Stift" - Artikel der Münsterlandzeitung über die mit dem Stift verbundenen Frauen, die in Vredener Straßennamen verewigt wurden
Einzelnachweise
- ↑ Roger Wilmans: Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen: 777 - 1313. Münster 1867. S. 428, 438
- ↑ GenWiki Damenstift Vreden, abgerufen 13. November 2011
- ↑ D. Schwennicke: Europäische Stammtafeln, Neue Folge, Band XIX., Tafel 101, Verlag: Vittorio Klostermann, Frankfurt a. M. 2000, ISBN 3465030745
- ↑ Gesuch der Gräfin Maria Franziska von Manderscheid-Blankenheim, Äbtissin zu Vreden, um weitere Gewährung von Spannfuhren beim Bau von Abteigebauden. In: Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen, Fürstbistum Münster, Kabinettsregistratur, Nr. 897
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