Stokes-Vektor

Stokes-Vektor

Die Stokes-Parameter sind ein Satz von vier Werten, meist als S0S3 oder I, Q, U und V bezeichnet, die 1852 von George Gabriel Stokes zur Beschreibung des Polarisationszustandes elektromagnetischer Wellen (meist Licht) eingeführt wurden. Das Besondere an diesen Werten ist, dass sie durch einfache Messungen der Lichtleistung nach Durchgang durch verschiedene Polarisatoren berechnet werden können und so der Polarisationszustand recht einfach bestimmt werden kann.

Die vier Stokes-Parameter S0S3 können zum sog. Stokes-Vektor zusammengefasst werden.

Inhaltsverzeichnis

Definition

S_0 = I = P_{0^\circ}+P_{90^\circ}= <E_x^2+E_y^2>
S_1 = Q = P_{0^\circ}-P_{90^\circ}=<E_x^2-E_y^2>
S_2 = U = P_{45^\circ}-P_{135^\circ}=<2E_x E_y \cos\delta>
S_3 = V =P_{\rm RZ} - P_{\rm LZ}\,=<2E_x E_y \sin\delta>

Die Leistungen sind dabei die gemessene Leistung nach Durchgang durch einen horizontal (0°), vertikal (90°), 45° und 135° orientierten, idealen Polarisator sowie der rechts- und links-zirkular polarisierte Anteil des Lichts.

Alternativ lassen sie sich über die zeitgemittelten Amplituden Ex , Ey der elektrischen Wellenvektoren in einem orthogonalen Koordinatensystem, sowie deren relativer Phase δ definieren.

Üblicherweise werden die Stokes-Parameter auf die einfallende Leistung normiert, indem alle vier Werte durch S0 dividiert werden.

Für vollständig polarisiertes Licht gilt:

S_0^2=S_1^2+S_2^2+S_3^2

Für unpolarisiertes Licht hingegen gilt S1 = S2 = S3 = 0. Es lässt sich ein Polarisationsgrad Π definieren durch:

\Pi=\frac{\sqrt{S_1^2+S_2^2+S_3^2}}{S_0}

Beziehungsweise für nur linear polarisiertes Licht:

\Pi=\frac{\sqrt{S_1^2+S_2^2}}{S_0}

Der Winkel der maximalen Polarisation ist definiert durch:

\Theta=\frac{1}{2} \arctan{\frac{S_2}{S_1}}+n \frac{\pi}{2}

wobei n = 1 für S1 < 0, ansonsten ist n = 0. Anders ausgedrückt bedeutet das, dass man 90° zum Winkel Θ hinzu zählen muss, wenn S1 kleiner als 0 ist.

Eine andere Formulierung findet sich in Kugelkoordinaten:

 \begin{matrix}
S_0 &amp;amp;=&amp;amp; I \\
S_1 &amp;amp;=&amp;amp; I_p \cos 2\psi \cos 2\chi\\
S_2 &amp;amp;=&amp;amp; I_p \sin 2\psi \cos 2\chi\\
S_3 &amp;amp;=&amp;amp; I_p \sin 2\chi
\end{matrix}

Wobei I die Gesamtintensität, Ip der polarisierte Anteil der Intensität, ψ die Verkippung der Polarisationsellipse und tanχ das Verhältnis der beiden Hauptachsen der Polarisationsellipse ist.

Beispiele

Polarisation Stokes-Vektor Polarisation Stokes-Vektor
linear, horizontal \begin{pmatrix} 1\\ 1\\ 0\\ 0 \end{pmatrix} links-zirkular \begin{pmatrix} 1\\ 0\\ 0\\ -1 \end{pmatrix}
linear, vertikal \begin{pmatrix} 1\\ -1\\ 0\\ 0 \end{pmatrix} rechts-zirkular \begin{pmatrix} 1\\ 0\\ 0\\ 1 \end{pmatrix}
linear, +45° \begin{pmatrix} 1\\ 0\\ 1\\ 0 \end{pmatrix} unpolarisiert \begin{pmatrix} 1\\ 0\\ 0\\ 0 \end{pmatrix}

Die Wirkung optischer Systeme auf Stokes-Vektoren wird im Mueller-Kalkül durch Anwendung entsprechender Matrizen behandelt.

Weblinks

http://www.astro.uni-jena.de/Teaching/Praktikum/pra2002/node235.html

Literatur

  • William A. Shurcliff: Polarized Light: Production and Use. Harvard University Press, Cambridge, Mass. 1962, ISBN 0674682505. 
  • Craig F. Bohren, Donald R. Huffman: Absorption and scattering of light by small particles. Wiley, New York 1998, ISBN 0-471-29340-7. 

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