Straße von Otranto

Straße von Otranto
Straße von Otranto
Verbindet Gewässer Adriatisches Meer
mit Gewässer Ionisches Meer
Trennt Landmasse Apulien
von Landmasse Albanien
Daten

Geographische Lage

40° 13′ N, 18° 56′ O40.21944444444418.925555555556Koordinaten: 40° 13′ N, 18° 56′ O
Karte von Straße von Otranto
Geringste Breite 71 km
Küstenorte Otranto, Vlora
Die Straße von Otranto auf einer Karte vom Beginn des 17. Jahrhunderts
Die Straße von Otranto auf einer Karte vom Beginn des 17. Jahrhunderts

Die Straße von Otranto [ˈɔːtranto] ist eine Meerenge im Mittelmeer. Sie verbindet die Adria im Norden mit dem Ionischen Meer im Süden. An der schmalsten Stelle, ungefähr zwischen dem italienischen Otranto und dem albanischen Vlora ist die Meeresstraße 71 Kilometer breit.

Schon seit der Antike war die Straße von Otranto von entscheidender strategischer Bedeutung. Die Römer setzten hier ihre Truppen in Richtung Osten über. Die Legionen marschierten auf den italienischen Heerstraßen bis nach Brundisium (heute Brindisi), hatten dann nur eine eintägige Seereise vor sich und konnten auf dem Balkan die Via Egnatia Richtung Osten benutzen.

An der Straße von Otranto ließ sich die Schifffahrt gut überwachen und gegebenenfalls mit militärischen Mitteln unterbinden. Die Republik Venedig, welche die Adria mehrere hundert Jahre mit ihren Galeeren beherrscht hat, baute deshalb auch Stützpunkte an der Straße von Otranto auf. Dies waren Vlora und Butrint in Albanien sowie die nahe gelegene Insel Korfu. 1480 setzten die osmanischen Türken von Albanien nach Otranto über, um Italien dem Islam zu unterwerfen.

In den zwei Weltkriegen lauerten oft U-Boote in der Meerenge und versenkten die gegnerischen Schiffe. Eine Durchfahrt war extrem gefährlich. Die Italiener, Franzosen und Briten verhinderten durch die Seesperre von Otranto während des gesamten Ersten Weltkriegs ein Auslaufen der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine aus der Adria. Im Sommer 1917 gelang es der k.u.k. Kriegsmarine zwar den Alliierten an der Seesperre schwere Schäden zuzufügen, während sie selber kaum Schäden davon trugen, doch konnte die Seesperre nicht durchbrochen werden. Ein zweiter und letzter Versuch scheiterte im Juni 1918, als die Alliierten vorzeitig die herannahende k.u.k. Kriegsmarine bemerkte. Hierbei konnte eines der vier österreichischen Großschlachtschiffe, die SMS Szent István, versenkt werden. Das Überraschungsmoment war weggefallen, der Angriff wurde abgebrochen.

In den 1990er Jahren war die Straße von Otranto eine wichtige Route für die illegale Einwanderung in die EU, denn hier kann das Meer relativ gefahrlos überquert werden, weil es keine starken Strömungen gibt. Bei gutem Wetter ist die Strecke mit Schnellbooten in gut zwei Stunden bewältigt. Es kam aber auch wiederholt zu Unglücken, insbesondere bei schlechtem Wetter. Am 29. März 1997 ertranken 87 Auswanderer – darunter viele Frauen und Kinder –, nachdem ein Schiff der italienischen Küstenwache mit ihrem Schnellboot zusammengestossen war.[1] Im Januar 2004 sind mindestens 20 Menschen erfroren, nachdem das Schlauchboot in einem Sturm wegen Motorschaden in Seenot geraten war und von den Rettungskräften stundenlang nicht gefunden werden konnte.[2] Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 1999 etwa 340 Personen beim Überqueren des Kanals der Tränen, wie die Meerenge in Albanien zwischenzeitlich genannt wurde, ums Leben gekommen sind.[1] Der Menschenschmuggel über die Straße von Otranto konnte von den albanischen Behörden unter anderem mit Hilfe aus Italien und Deutschland zu einem Großteil unterbunden werden: Die Schlauchboote wurden konfisziert und verbrannt.

Einzelnachweise

  1. a b Julie Vullnetari: Albanian Migration and Development: State of the Art Review, IMISCOE Working Paper, Falmer 2007 (PDF)
  2. albanien.ch: Tragödie in der Adria (11. Januar 2004)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Otranto — Otranto …   Deutsch Wikipedia

  • Otranto — Otranto,   Hafenstadt in Apulien, Provinz Lecce, Italien, 15 m über dem Meeresspiegel, auf der Salentinischen Halbinsel, 5 200 Einwohner; an der 70 km breiten Straße von Otranto gelegen; Erzbischofssitz.   Stadtbild …   Universal-Lexikon

  • Otranto-Sperre — Ort der Sperre Die Otranto Sperre war ein Seehindernis der Entente im Ersten Weltkrieg, um der K.u.K. Marine den Weg von der Adria in das Ionische Meer durch die Straße von Otranto zu versperren. Nach dem Londoner Vertrag vom April 1915 wechselte …   Deutsch Wikipedia

  • Otránto — Otránto, Stadt in der ital. Prov. Lecce, nördl. vom Kap O., an der Straße von O., die das Adriat. Meer mit dem Ionischen verbindet, (1901) 2401 E …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Liste von Meeresstraßen — Dies ist eine Liste von Meeresstraßen (Meerengen) in tabellarischer Form: Name der Meeresstraße verbindet ... mit ... liegt zwischen ... und ... Alsensund Apenrader Förde Flensburger Förde Alsen Sundewitt Anegada Passage Karibisches Meer… …   Deutsch Wikipedia

  • Herakleides von Syrakus — Herakleides († 354 v. Chr. in Syrakus) war ein antiker griechischer Offizier und demokratischer Politiker seiner Heimatstadt Syrakus auf Sizilien. Unter dem Tyrannen Dionysios II. musste er ins Exil gehen. Nach dem Sturz des Tyrannen wurde er zum …   Deutsch Wikipedia

  • Kongress von Lushnja — Der Kongress von Lushnja ist eine von mehreren Nationalversammlungen auf dem Weg Albaniens zu einem eigenständigen und gefestigten Staat. Dieser Albanische National Kongress mit Vertretern aus dem ganzen Land fand vom 28. bis 31. Januar 1920 im… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Kopfbahnhöfen — Dieser Artikel wurde aufgrund von akuten inhaltlichen oder formalen Mängeln auf der Qualitätssicherungsseite des Portals Bahn eingetragen. Bitte hilf mit, die Mängel dieses Artikels zu beseitigen, und beteilige dich bitte an der Diskussion.… …   Deutsch Wikipedia

  • Hydruntum — Otranto …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der britischen U-Boot-Klasse T — Die T Klasse war eine U Boot Klasse der britischen Marine im Zweiten Weltkrieg. Das letzte Boot der Klasse wurde 1975 in Israel außer Dienst gestellt. Inhaltsverzeichnis 1 1936–1938 2 1939 3 1940 4 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”