Straßenbahn Gent

Straßenbahn Gent
PCC-Fahrzeug der Genter Straßenbahn

Die Genter Straßenbahn ist eine von fünf Straßenbahnbetrieben in Belgien. Der Betrieb in Gent, der Hauptstadt von Ostflandern, wird wie die Straßenbahn Antwerpen und die Küstenstraßenbahn von der flämischen Nahverkehrsgesellschaft De Lijn betrieben. Das Straßenbahnnetz umfasst drei Linien, die teilweise in angrenzende Gemeinden führen. Die Netzlänge beträgt rund 30 km. Die Spurweite des Trambetriebes beträgt, wie bei den beiden anderen Betrieben des Unternehmens, 1000 mm (Meterspur). Die Oberleitungsspannung beträgt 600 Volt Gleichstrom.

Bis 1991 wurde die Straßenbahn vom regionalen Verkehrsbetrieb Maatschappij voor Intercommunaal Vervoer te Gent (MIVG, Gesellschaft für interkommunalen Nahverkehr in Gent) betrieben. Aus der MIVG, der Antwerpener MIVA und der Nationale Maatschappij van Buurtspoorwegen (NMVB/SNCV) entstand damals das neue Unternehmen De Lijn.

Außer der Straßenbahn besaß Gent den einzigen Oberleitungsbus-Betrieb des Landes, der jedoch nur aus einer Linie bestand und 2009 eingestellt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Pferdebahn

Zwei Niederflurfahrzeuge auf Linie 1 auf dem Kornmarkt im Stadtzentrum.

Im Jahr 1875 eröffneten die Tramways de ville de Gand (Straßenbahnen der Stadt Gent) einen Pferdebahnbetrieb in der flämischen Stadt. Er besaß 43 Fahrzeuge, davon 14 offene und 29 geschlossene Wagen, und rund 100 Pferde.

Akkumulatorbahn

Am 13. August 1897 ging die Konzession an zwei Gesellschaften über: die Société Anonyme des Railways Economiques de Liège-Seraing et Extensions (RELSE, „Aktiengesellschaft der Kleinbahn Lüttich-Seraing und Erweiterungen“) und die Compagnie Générale des Railways à voie étroide (Allgemeine Gesellschaft für „Schmalspurbahnen“). Am 4. Januar 1898 gründeten die beiden Unternehmen die Société Anonyme des Tramways Electriques de Gand (TEG, „Genter Elektrische Straßenbahnen AG“), um das Stadtnetz vom Pferdebahn- auf Akkumulatorbetrieb umzurüsten. Akku-Straßenbahnen galten um 1900 als Alternative zur heute üblichen Elektrischen Straßenbahn, da sie zwar auch elektrisch angetrieben wurden, aber keine Oberleitung gelegt werden musste.

Die Akkustraßenbahnen hatten eine Leistung von 25 PS und verkehrten auf den sieben ehemaligen Pferdebahnlinien. Jeder Wagen hatte 45 Plätze, die Höchstgeschwindigkeit betrug 12 km/h - nicht, weil eine höhere Geschwindigkeit technisch nicht möglich gewesen wäre, sondern weil die Genehmigungsbehörden eine solche nicht erlaubten. Um die Akkumulatoren aufzuladen, wurde ein kleines Kraftwerk mit einer Leistung von 600 Kilowatt errichtet.

Elektrische Straßenbahn

PCC-Triebwagen am Kornmarkt

Die Akkumulatortechnik konnte sich in Gent ebenso wenig durchsetzen wie in allen anderen Städten. Die anfällige Technik war dem Oberleitungsbetrieb ganz offensichtlich unterlegen. Deshalb wurde 1903 entschieden, das Genter Netz mit Oberleitungen auszurüsten. 1904 eröffnete die TEG die erste mit Oberleitungsspannung betriebene elektrische Straßenbahnlinie.

1961 löste die Maatschappij voor Intercommunaal vervoer te Gent die TEG als Betreiberin ab, 1991 folgte, wie beschrieben, die neue Gesellschaft De Lijn. Am 12. September 2004 feierte die Genter (elektrische) Straßenbahn ihren 100. Geburtstag.

1993 wurde die Linie 21 in die südöstliche Vorortgemeinde Melle verlängert, 1999 die Linie 21/22 vom St.-Pieters-Bahnhof bis Zwijnaardebrug. 2005 wurde die südliche Erweiterung der Linie 1 bis zum Messegelände Flanders Expo in Betrieb genommen.

Fahrzeuge

Die Genter Straßenbahn verwendet 54 PCC-Triebwagen (Serie 6200), die 1971 bei La Brugeoise et Nivelles (BN) in Brügge gebaut wurden und zur Zeit modernisiert werden. Außerdem gibt es 14 Niederflurstraßenbahnen des Typs HermeLijn (Serie 6300), auf der Linie 1 werden ausschließlich solche Fahrzeuge eingesetzt. Die übrigen Fahrzeuge der Serie 6300 auf der Linie 21/22, die darüber hinaus mit der Serie 6200 bedient wird. Die Linie 4 wird ausschließlich mit der Serie 6200 bedient.

Trolleybuslinie

Die Oberleitung des Trolleybus kreuzte am Kornmarkt die der Straßenbahn mit Hilfe einer aufwändigen Konstruktion.
Trolleybus 19 im Einsatz.

siehe Hauptartikel Oberleitungsbus Gent

Zusätzlich zur Straßenbahn wurde 1989 eine Oberleitungsbuslinie eingerichtet. Für diese wurden beim Hersteller Van Hool in Lier 20 Gelenktrolleybusse gebaut. Die elektrische Ausstattung stammte von ACEC in Charleroi. Am 25. März 1989 wurde die 8,5 km lange Linie mit der Nummer 3 eröffnet. Sie führt vom östlichen Stadtteil Gentbrugge in den nordwestlichen Stadtteil Mariakerke. Pläne, die Linie zu verlängern, wurden bisher nicht umgesetzt.

Aufgrund umfangreicher Bauarbeiten wurde der Trolleybusbetrieb am 2. April 2004 vorübergehend stillgelegt. Zunächst war unklar, ob der elektrische Betrieb überhaupt wieder aufgenommen werden würde. Die Fahrzeuge wurden jedoch durch regelmäßige Probefahrten instand gehalten. Am 15. Oktober 2005 wurde der Oberleitungsbetrieb wiedereröffnet.

Der Aufsichtsrat von DeLijn beschloss am 9. Januar 2008, dass der Obusbetrieb im Jahr 2009 eingestellt wird. Zu diesem Zeitpunkt sind die eingesetzten Obusse 20 Jahre alt - das entspricht der Abschreibungsdauer der Fahrzeuge - und werden durch moderne Hybridbusse ersetzt. Am 14. Juni 2009 wurde der Betrieb mit einer Abschiedsfahrt eingestellt.

Liniennetz

Liniennetz

Es gibt drei Straßenbahnlinien, die sich an mehreren Punkten im Stadtgebiet schneiden. Am Bahnhof St. Peter (Sint Pietersstation), dem Hauptbahnhof der Stadt, treffen alle Linien zusammen. Die zweite Linie verzweigt sich kurz vor ihrem östlichen Ende und führt zur Unterscheidung der Endpunkte die Liniennummern 21 und 22. Auf den Linien 1 und 4 werden im Berufsverkehr Verstärkungsfahrten mit verkürztem Linienweg eingesetzt.

 1    Flanders Expo (Messegelände) - Sint Pietersstation - Evergem (Brielken)
 21    Zwijnaardebrug - Sint Pietersstation - Melle Leeuw
 22    Zwijnaardebrug - Sint Pietersstation - Gentbrugge DC
 4    Sint Pietersstation - Muidebrug - Moscou

Literatur

  • * André ver Elst: De Gentse stadstram in beeld. Europese Bibliotheek - Zaltbommel/Niederlande 1981. ISBN 90-288-1497-3

Weblinks


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