Strix uralensis

Strix uralensis
Habichtskauz
Habichtskauz (Strix uralensis)

Habichtskauz (Strix uralensis)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Eulen (Strigiformes)
Familie: Eigentliche Eulen (Strigidae)
Gattung: Käuze (Strix)
Art: Habichtskauz
Wissenschaftlicher Name
Strix uralensis
Pallas, 1771

Der Habichtskauz (Strix uralensis) ist die zweitgrößte Eulenart Mitteleuropas und die viertgrößte Europas. Er ist in die Gattung der Käuze (Strix) eingeordnet, der ca. 20 Arten mittelgroßer bis großer Eulen angehören. Die Art S. uralensis differenziert sich (abhängig von der Lehrmeinung) in bis zu 15 Unterarten. Zwei davon, S. u. liturata sowie S. u. macroura, brüten in Mitteleuropa.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Der Habichtskauz ist eine mächtige Eule, deutlich größer als ein Waldkauz, an den er bei flüchtiger Beobachtung erinnert. Feldornithologisch am auffälligsten sind neben der Größe die deutliche, sehr dunkle Längsstrichelung des Brust- und Bauchgefieders, der jede Querzeichnung fehlt. Der Gesichtsschleier ist durch einen dunkel-hell marmorierten Federsaum markant begrenzt, das hell wirkende graubraune Gesichtsfeld in deutliche radiale Sektoren gegliedert. Die Schnabelfarbe ist orange-gelb, die der recht kleinen Augen schwarz. Der keilförmige Schwanz ist kräftig hell quergebändert, ebenso die Flügel. Dies sind wohl die Merkmale, die zur deutschen Namensgebung führten.

Größe: 54-61 cm; Flügelspannweite: Männchen 115 cm, Weibchen 125 cm; Gewicht: Männchen 540-730 g, Weibchen 720-1200 g

Verbreitung

Der Habichtskauz besitzt ein ausgedehntes geschlossenes Verbreitungsgebiet in Europa und Asien, das von Skandinavien über die dicht bewaldeten Regionen Russlands und Sibiriens bis nach Sachalin, Japan und Korea reicht. Die Nordgrenze liegt nahe dem 65. Breitengrad, die Südgrenze folgt der südlichen Begrenzung der Taiga.

In Europa hat er neben dem geschlossenen nördlichen Verbreitungsgebiet in Schweden, Finnland, den Baltischen Staaten und Russland noch isolierte Vorkommen in den Karpaten und Beskiden, den Dinariden und den Südost-Alpen. Die früheren Vorkommen im Böhmerwald und im Bayerischen Wald sind in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vermutlich erloschen. Die eiszeitlichen Reliktvorkommen in Mitteleuropa gehören der Unterart S. u. macroura - der größten und am deutlichsten gezeichneten Unterart - an, die in Nordostpolen der Unterart S. u. liturata.

Lebensraum

Die in Mitteleuropa vorkommende Unterart S. u. macroura scheint ähnliche Ansprüche an den Lebensraum zu stellen wie der Habicht. Er bevorzugt alte, großräumige Wälder mit Urwaldcharakter. Alte hochstämmige Rotbuchenbestände, Fließgewässer sowie große Freiflächen, die er zur Jagd nutzt, scheinen für diese Unterart besonders attraktiv zu sein. Dazu benötigt er alte Greifvogelnester (vor allem Habicht) als eigenen Nistplatz. Die borealen Unterarten trifft man häufiger in von Mooren durchsetzten Laubmischwäldern an, oft auch in Siedlungsnähe, wobei Weiden als Jagdflächen genutzt werden. Diese Unterarten bevorzugen als Frühbrüter Bruthöhlen, sind also auf das Vorhandensein solcher natürlicher Baumhöhlen angewiesen.

Fortpflanzung

Ästling des Habichtskauzes

Das Gelege besteht in der Regel aus 3 bis 4 Eiern. Diese sind kurzoval bis kurzelliptisch und weiß mit Knötchen und feinen Längsrillen. Die Ablage erfolgt Ende März/Anfang April. Brutbeginn ist oft nach dem Legen des 1. Eies und dauert 27-29 Tage. Das Weibchen brütet alleine. Es wird vom Männchen mit Futter versorgt. 5 Wochen nach dem Schlupf verlassen die Jungtiere das Nest.

Stimme

Der Reviergesang des Habichtskauzes ist sehr eindrucksvoll. Er besteht aus einer Folge von huh-Rufen, die dumpf-dröhnend erklingen und sehr weit reichen. Das erste 'huh'-Element ist oft stark betont, darauf erfolgt eine Pause von meist 3 Sekunden, an die sich eine schnelle Reihe weiterer 'huh'-Rufe anschließt. Unverkennbar sind auch die kläffenden 'wau-wau'-Rufe, die von beiden Geschlechtern abgegeben werden. Im Herbst hört man in Habichtskauzrevieren oft einen Ruf, der an einen Graureiher erinnert, etwa mit 'koraaah' lässt er sich umschreiben – Habichtskauzkenner nennen ihn 'Herbstgesang'.

Gefährdung

Der Habichtskauz ist in Teilen seines mitteleuropäischen Verbreitungsgebiets, im Böhmerwald und in den Ostalpen, ausgestorben. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts ist beispielsweise noch ein Brutvorkommen im Bereich des Almsees (Oberösterreich) nachgewiesen. Im Böhmerwald war er noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts vorhanden. Das Verschwinden ist vor allem eine Folge der direkten Verfolgung. Dabei ist der Habichtskauz der Bejagung dadurch besonders ausgesetzt, dass er auch am Tag aktiv ist.

Wiederansiedlungsversuche im Nationalpark Bayerischer Wald ab 1975 haben 1989 zu einer ersten Brut in freier Wildbahn geführt. Später wurden dann auch in den angrenzenden Gebieten Tschechiens und Österreichs Habichtskäuze freigelassen. Zudem beginnt sich eine Population in Südkärnten zu etablieren, wo immer wieder – offenbar aus Slowenien verstrichene – Exemplare nachgewiesen wurden. Im Jahr 2001 kam es hier zu einer ersten Brut.

Aggressivität

Habichtskäuze verteidigen ihr Nest sehr aggressiv und scheuen auch vor Angriffen auf den Menschen nicht zurück. Daher ihr schwedischer Artname "Slaguggla" ("Schlageule").

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