- Strukturwissenschaften
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In Strukturwissenschaften befasst man sich im Unterschied zur real- oder erfahrungswissenschaftlichen Forschung nicht mit der Untersuchung vorgefundener Gegebenheiten, sondern mit selbst hergestellten und in der wissenschaftlichen Forschung nötigen Methoden.
Zu den Strukturwissenschaften werden von den Befürwortern dieser Wissenschaftskategorie folgende Forschungsbereiche gezählt:
- Mathematik (vgl. Konstruktive Mathematik)
- Theoretische Informatik
- Logik
- Informationstheorie
- Systemtheorie
- Kybernetik
- Synergetik
Der Begriff „Strukturwissenschaft“ wurde 1971 von Carl Friedrich von Weizsäcker geprägt. Bernd-Olaf Küppers (Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie) beschrieb im Jahr 1997 Strukturwissenschaften als Bindeglied zwischen Natur- und Geisteswissenschaft.[1] Küppers gründete 2008 das Frege Centre for Structural Sciences an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. [2]
Üblich waren zeitweise auch die Bezeichnungen Formal- und Ideal-, apriorische, abstrakte oder reine sowie Vernunftwissenschaft, die man der Real-, empirischen oder Erfahrungswissenschaft gegenüber stellte. Zwischen Strukturwissenschaft und Vernunftwissenschaft gibt es Ähnlichkeit, was Mathematik und Logik betrifft.
Weitere Verwendung des Begriffs
Das Problemfeld stammt aus der Abgrenzung zwischen den Naturwissenschaften Physik und Biologie[3].
Erkenntnisse in der Physik sind allgemein gültige Naturgesetze (mit bestimmten Anfangsbedingungen), die auf unterschiedliche spezielle Situationen anwendbar sind. So können beispielsweise völlig verschiedene Beobachtungen (Kräfte bei der Beschleunigung, schiefer Wurf, sogar Atom- und Molekülstrukturen) durch wenige fundamentale Gesetze (z.B. Energieerhaltung oder Massenträgheit) erklärt werden (s. Reduktionismus).
In der Biologie hingegen kennt man zwar die Abläufe in Zellen und die Evolutionstheorie, warum sich aber in Australien Beuteltiere entwickelt haben, warum wir Bewusstsein wahrnehmen oder weshalb es Höhenangst gibt, kann man damit aber zunächst nicht erklären. Erst das Wissen um die umgebende Struktur (z.B. herrschen in Australien spezielle Lebensbedingungen, durch das Fallen aus einer gewissen Höhe kann man ums Leben kommen, zu Bewusstsein s. Das Leib-Seele-Problem) lassen sich derartige Phänomene erklären.
Eine exakte Zuordnung von Wissenschaften in die eine oder andere Kategorie ist nicht möglich, wie z.B. die Chaos-Theorie (s. auch Deterministisches Chaos) aus der Physik zeigt. Dies kann aber auch gar nicht das Ziel sein, wurde der Begriff doch vielfältig verwendet, um die Einheit der Wissenschaft(en) zu beleuchten.
Siehe auch
Einzelnachweise
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