Subversivität

Subversivität

Der Begriff der Subversion (v. lat. subversor „der Umstürzer“) kann mehrere Bedeutungen haben.

Inhaltsverzeichnis

Politische Subversion

Als politische Subversion bezeichnet man eine Tätigkeit im Verborgenen, deren Ziel der Umsturz einer bestehenden Ordnung durch Unterwanderung und Untergrabung ist. Der Begriff wird häufig auch diskriminierend oder manipulativ für Gruppierungen verwendet, die nur vermutlich oder angeblich Subversion betreiben. In manchen Regimen wird zusammenfassend die gesamte tatsächliche, vermutete oder angebliche politische Opposition als Subversion bezeichnet.

Methoden der Subversion können sein:

  • Sabotage: Die Wegnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Gegenständen und Bestandteilen der Infrastruktur, die der Aufrechterhaltung dieser Ordnung dienen.
  • Diversion: Die Verbreitung von Gerüchten oder Falschmeldungen, die Verfälschung oder Unterdrückung von Nachrichten und Dokumenten, offene oder versteckte Propaganda gegen diese Ordnung oder für Gruppen oder Individuen, die gegen diese Ordnung kämpfen, deren Anwerbung, Ein- oder Ausschleusung und Finanzierung, desgleichen die Korruption oder Abwerbung von Unterstützern der Ordnung.
  • Subkultur: Der offiziellen Kultur, die für die offiziell erwünschten Werte eintritt, wird eine eigene Kultur entgegengesetzt, die gegensätzliche Inhalte propagiert, z. B. in der Pop- und Rock-Musik (Punk), in der elektronischen Musik (Freetekno), in der Kunst (Kunst in der DDR) oder der Literatur (Dissident).

Geheimdienste können sich ebenfalls dieser Methoden bedienen, im Heimatland jedoch meist mit dem Ziel der Aufrechterhaltung eines bestimmten Regimes, siehe dazu Strategie der Spannung.

Tatsächliche oder vorgebliche Subversion können auch Taten wie organisierter oder fortgesetzter Ladendiebstahl, regelmäßiges Schwarzfahren, Bemalen öffentlicher Anlagen, Kommunikationsguerilla oder Sachbeschädigung sein, wenn sie ganz oder unter anderem in der bewussten Absicht begangen werden, dem angenommenen politischen oder gesellschaftlichen Gegner zu schaden und damit geeignet sind, die bestehende Ordnung zu untergraben.

In poststrukturalistischen Theorien (z. B. bei Michel Foucault) wird der Begriff explizit positiv verwendet.

In den südamerikanischen Militärdiktaturen der 1970er und 1980er Jahre wurde der Begriff „Subversive“ praktisch unterschiedslos als Oberbegriff für alle politischen Gegner gebraucht. Dies lieferte die Rechtfertigung für die Verhaftung und Ermordung zehntausender Menschen (siehe Die Verschwundenen).

Subversive Argumentation als Stilmittel

In der Rhetorik besteht die Taktik der subversiven Argumentation darin, Inkonsistenzen und Selbstwidersprüche in Ideologie und Argumentation des Gegners wahrheitsgetreu, aber offensichtlich und in für den Gegner möglichst peinlicher Weise herauszuheben. Unter anderem kann der gegnerische Standpunkt mit offensichtlich schlechten, aber vom Gegner nicht ablehnbaren Argumenten verteidigt werden. Diese Art der Argumentation findet insbesondere gegenüber dogmatisch-ideologischen Gedankengebäuden Anwendung.

Beispiele für subversive Argumentation sind das Herausstreichen von Selbstwidersprüchen in der Bibel oder die Feststellung der Tatsache, dass in gewissen Homöopathika keinerlei Wirkstoffe enthalten sind. Voltaire benutzt in seinen kirchen- und religionskritischen Schriften ausgiebig subversive Argumentationsmuster („Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer.“, zu deutsch „Wenn es Gott nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.“). Das konkret wohl berühmteste Beispiel für die Anwendung subversiver Methoden in einer modernen Debatte ist die Sokal-Affäre.

Literatur

  • Johannes Agnoli: Subversive Theorie ('Die Sache selbst" und ihre Geschichte'). Vorlesungen an der FU Berlin 1989/90 von Agnoli in einem emanzipatorisch-subversiven Sinne. Ca ira Verlag, Freiburg 1999. ISBN 3-924627-41-X.
  • Hubert Schleichert: Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren. Anleitung zum subversiven Denken. Beck Verlag, 2004. ISBN 3406511244 .

Weblinks


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