- Sylvanus Olympio
-
Sylvanus Épiphanio Olympio (* 6. September 1902 in Lomé; † 13. Januar 1963 ebenda)[1] war ein togoischer Politiker. Er war von der Unabhängigkeit Togos am 27. April 1960 bis zu seinem gewaltsamen Sturz Staatspräsident des Landes.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Olympio entstammte einer afro-brasilianischen Familie, die der schwarzen Elite im französischen Afrika angehörte. Er wuchs in Lomé auf und studierte anschließend in England, wo er 1926 an der London School of Economics als Bachelor in Commerce abschloss. Er arbeitete erst als Buchhalter der United Africa Company (UAC), einer Gesellschaft der britischen Unilever und damals größtes Einzelunternehmen Westafrikas, ab 1929 in der togoischen Niederlassung und ab 1938 als Generalmanager für Togo.[1]
Politische Karriere
Olympios Interesse galt nunmehr verstärkt der Politik. 1942 wurde er in Djougou im Norden Dahomeys, dem heutigen Benin, inhaftiert. Er stand unter dem Verdacht, als Gaullist Opposition gegen das Vichy-Regime betrieben zu haben.[1] Noch während des Zweiten Weltkriegs war er Mitbegründer und Vizepräsident der nationalistischen Partei Comité de l'unité togolaise (CUT), einer Partei der im südlichen Togo ansässigen Ewe, deren Gründung unmittelbar der Bedrohung einer möglichen politischen Infiltration durch das nationalsozialistische Deutschland entgegengerichtet war.[2] 1946 wurde Olympio zum Vorsitzenden der Territorialversammlung von Französisch-Togoland gewählt. In dieser Funktion geriet er ab 1947 zunehmend in Konflikt mit der französischen Kolonialregierung, da er sich stark für das Selbstbestimmungsrecht der Kolonien einsetzte. 1951 wurde er von Unilever nach Frankreich versetzt, beendete seine Arbeit dort aber nach einer Niederlage seiner Partei in den 1951 stattfindenden Wahlen.[1] Die folgenden Wahlen 1955 sowie das Referendum von 1956 boykottierte seine Partei unter dem Vorwurf der Wahlmanipulation durch die französische Mandatsmacht, vor den Vereinten Nationen strengten aber unter anderem Olympio neue, faire Wahlen in Togo an. Diese Wahlen wurden am 27. April 1958 abgehalten und brachten der CUT eine Mehrheit in der Territorialversammlung.[3]
Als Nachfolger von Nicolas Grunitzky wurde er am 16. Mai 1958 zum Premierminister von Togo gewählt. Nach der Entlassung in die Unabhängigkeit am 27. April 1960 wurde Olympio erster Staatspräsident der Republik Togo. Bis zum 12. April 1961 behielt er auch das Amt des Ministerpräsidenten.[4]
Militärputsch und Ermordung
Die bereits 1956 durchgeführten Volksabstimmung hatte eine Abspaltung eines nun zum Nachbarstaat Ghana gehörenden Landesteiles zur Folge gehabt. Ghanas Präsident Kwame Nkrumah deutete mehrfach an, das auch das restliche Gebiet Togos früher oder später als siebte Provinz an Ghana fallen würde. In der Folge suchten die jeweiligen Oppositionspolitiker den seit 1956 schwelenden Konflikt zu vertiefen und paktierten mit dem jeweiligen Präsidenten des Nachbarstaates, so war auch Antoine Méatchi, als geflüchteter Chef der togolesischen Juvento-Opposition, im Exil zum „engen Freund“ Nkrumahs geworden. Auf dem Höhepunkt der Spannungen wurden die Grenzübergänge zwischen den beiden Staten geschlossen, es drohte ein bewaffneter Konflikt, den das kleinere Togo nicht überstanden hätte, wäre nicht umgehend massiver Druck seitens der Nachbarstaaten (Monrovia Gruppe) auf Ghana ausgeübt worden.[4]
Während seiner Amtszeit bildete sich Unmut über die Bevorzugung der Bevölkerungsgruppen aus dem Süden des Landes sowie unter 676 aus dem Algerienkrieg zurückkehrenden Söldnern, die aus der französischen Armee entlassen worden waren. Die ehemaligen Söldner rekrutierten sich hauptsächlich aus der nördlichen Bevölkerungsgruppe der Kabiyé und forderten eine Einstellung in die togoische Armee, die Olympio angesichts der knappen Staatsmittel und der versprochenen UN-Intervention im Falle einer Auseinandersetzung mit dem benachbarten Ghana, verweigerte.[2]
Olympio hatte in dieser Zeit bereits drei Attentatsversuche (im Mai und Dezember 1961 und im Januar 1962) überlebt. Am Morgen des 13. Januar 1963 kam es zu einem Putsch einer Söldnergruppe unter Führung von Emmanuel Bodjollé, bei dem Olympio ermordet wurde. Sylvanus Olympio war damit der erste Präsident eines im 20. Jahrhundert in die Unabhängigkeit entlassenen afrikanischen Staates, der in seiner Amtszeit ermordet wurde.[4]Folgen
Die Bluttat hatte den Ausnahmezustand in Togo zur Folge und löste intensive diplomatische Reaktionen der Nachbarstaaten aus, die eine militärische Eskalation und Annexion Togos verhindern sollte.
Nigerias Außenminister Jaja Wachuku war für eine genaue Untersuchung und orakelte bereits, die Tat sei vom Ausland her organisiert und finanziert worden. Daher berief er elf Tage nach dem Attentat die Konferenz der Monrovia-Staaten ein. Zu den dreitägigen Beratungen wurden auch die Vertreter der Putschisten (Togolesische Revolutionsregierung) sowie die Anhänger des ermordeten Präsidenten geladen.Provisorischer Regierungschef wurde der aus Dahomey heimgekehrte Nicolas Grunitzky, verfeindeter Schwager des ermordeten Olympio und Sohn eines deutsch-polnischen Kaufmannes. Antoine Méatchi, der vormalige togoische Agrarminister, war somit, trotz ghanaischer Unterstützung, ein weiterer Verlierer im Machtpoker um das Präsidentenamt.[2][5]
Die „Monrovia Gruppe“ der OAU (Äthiopien, Dahomey, Gabun, Elfenbeinküste Kongo-Léopoldville, Kongo-Brazzaville, Liberia, Madagaskar, Mauretanien, Nigeria, Obervolta, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Tanganjika, Togo, Tschad, Zentralafrikanische Republik und Kamerun) forderte:
- die Bestrafung der Mörder
- die Freilassung aller politischen Häftlinge
- die Wiedereinführung demokratischer Zustände in Togo
Auch wurde auf die soziale Lage der in Togo befindlichen ghanesischen Flüchtlinge hingewiesen und die Gewährung von Asyl angefordert. Die Gruppe der Putschisten hatte bereits ein wichtigstes Ziel erreicht: der provisorische Regierungschef Grunitzky hatte als eine der ersten Entscheidungen zugestimmt, die togolesische Armee auf Bataillonsstärke aufzufüllen.[4]
Sonstiges
Sylvanus Olympios Sohn Gilchrist Olympio ist derzeit einer der prominentesten Oppositionsführer des Landes.
Weblinks
Commons: Sylvanus Olympio – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b c d Togo’s Primeminister Sylvanus Olympio: from Company Clerk to African Statesman. In: Africa Report, April 1960, S. 6–7
- ↑ a b c Russel Warren Howe: Togo: Four Years of Military Rule. In: Africa Report, Mai 1967, S. 6–12
- ↑ African Election Database: Elections in Togo.
- ↑ a b c d Drei Kugeln. In: Der Spiegel. Nr. 6, 1963, S. 56 (online).
- ↑ Mord in Tongo. In: Die Zeit, Nr. 3/63
Premierminister TogosNicolas Grunitzky | Sylvanus Olympio | Joseph Kokou Koffigoh | Edem Kodjo | Kwassi Klutse | Eugene Koffi Adoboli | Agbéyomé Kodjo | Koffi Sama | Edem Kodjo | Yawovi Agboyibo | Komlan Mally | Gilbert Houngbo
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Sylvanus Olympio — Sylvanus Olympio. Mandats 1er président de la République togolaise … Wikipédia en Français
Sylvanus Olympio — Sylvanus Epiphanio Olympio (6 September 1902 13 January 1963) was a Togolese political figure. Political careerOlympio served as the Prime Minister of Togo from 1958 to 1961, during which time he held elections to consolidate his power. He then… … Wikipedia
Sylvanus Olympio — Sylvanus Epiphanio Olympio (6 de septiembre de 1902 13 de enero de 1963) fue un político togolés. Fue Primer Ministro de Togo entre 1958 y 1961. Luego fue el primer Presidente de Togo como estado independiente en el periodo 1961 … Wikipedia Español
Sylvanus Olympio — Sylvanus Epiphanio Olympio (1902 1963) fue un político Togolés. Fue primer ministro de Togo entre 1958 y 1963. Luego fue el primer presidente de Togo desde 1961 hasta 1963 cuando fue asesinado durante un golpe de estado militar. Su hijo,… … Enciclopedia Universal
OLYMPIO (S.) — OLYMPIO SYLVANUS (1902 1963) Né à Lomé dans une famille originaire du Brésil, Sylvanus Olympio commence ses études à l’école allemande (le Togo était alors colonie allemande) puis les termine à Londres. Il est en 1926 représentant de la société… … Encyclopédie Universelle
Olympio family — The Olympio family refers to an AfroBrazilian family including: Chico Olympio (d. 1886), Brazilian trader Octaviano Olympio (d. 1940), Brazilian trader and Togolese activist and politician Sylvanus Olympio (1902 13 January 1963), first Togolese… … Wikipedia
Olympio — Personen namens Olympio sind Sylvanus Olympio, (1902 1963), togoischer Präsident, Vater Gilchrists Gilchrist Olympio, (*1936), togoischer Politiker Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter… … Deutsch Wikipedia
Olympio — (Sylvanus) (1902 1963) homme politique togolais; le premier président de la Rép. du Togo (1960 1963), renversé et tué … Encyclopédie Universelle
Olympio, Sylvanus — ▪ president of Togo born September 1902, Lomé, Togoland [now Togo] died Jan. 13, 1963, Lomé nationalist politician and first president of Togo who was the first presidential victim of a wave of military coups that occurred in Africa in the… … Universalium
Olympio — /euh lim pee oh /, n. Sylvanus /sil vay neuhs/, 1902 63, African statesman: first president of the Republic of Togo 1961 63. * * * … Universalium