Synagoge (Hechingen)

Synagoge (Hechingen)
Die Synagoge in der Altstadt

Die Synagoge liegt in Hechingen im Zollernalbkreis (Baden-Württemberg). Sie wurde von der jüdischen Gemeinde im Jahre 1767 in der Goldschmiedstraße errichtet und war Nachfolgebau eines im Jahre 1546 belegten Gebäudes.[1]

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Innenraum
Ansicht der Synagoge (undatiert, zwischen 1852 und 1881); Lithographie

In Hechingen bekannte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast ein Viertel der damaligen Stadtbevölkerung zum jüdischen Glauben. Dies waren um 1845 über 800 jüdische Bewohner. Von den Hechinger Juden waren einige Familien sehr wohlhabend geworden. Deshalb entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Bedürfnis nach einer großen und repräsentativen Synagoge. Zunächst war das Haus, in dem sich der Betsaal befand, gemietet. Um 1750 ist das Gebäude von der jüdischen Gemeinde gekauft worden. Es ist nicht bekannt, wann diese Synagoge durch einen Neubau abgelöst wurde. Möglicherweise wurde sie immer wieder nur umgebaut. Ein weitgehender Umbau oder Neubau erfolgte von 1765 bis 1767. Für den Kantor war eine Wohnung im Gebäude berücksichtigt. Über dieser lag die damals so bezeichnete „Weiberschul“ für die weiblichen Mitglieder der Gemeinde.

Nachdem die jüdische Gemeinde weiter anwuchs, wurde der Versammlungsraum zu klein. Deshalb kam es in den Jahren 1850 bis 1852 zu weiteren größeren Umbauarbeiten. Die Wohnung des Kantors wurde in den Eingangsbereich mit einbezogen. Zusätzliche Galerien wurden an der Seite für die Frauen geschaffen.

In einer dritten Bauphase 1881 wurde die Fassade im Stil des Klassizismus umgestaltet.

Das Gebäude wurde in der Zeit des Nationalsozialismus schwer beschädigt. Unter der Einsatzleitung von Reutlinger SA-Führern drangen 1938 während des Novemberpogroms Hechinger SA-Männer in die Synagoge ein und verwüsteten die Inneneinrichtung sowie die Fenster und Türen.

Im Zuge eines Restitutionsverfahrens wurde das Gebäude 1949 an die Israelitische Kultusvereinigung in Stuttgart übergeben. Diese verkaufte es 1952 an einen örtlichen Glasermeister, der es bis 1982 für Lagerzwecke nutzte.

Das Gebäude wurde einschließlich der aufwändigen Wandmalereien umfassend restauriert und wird seit 1986 für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Gestaltung

Empore

Die Synagoge erhielt eine spätklassizistische Front. Der Versammlungsraum der Männer hat einen quadratischen Grundriss. Das Innere wird durch Wandmalereien aus der Zeit des Historismus geschmückt, welche mit Schablonen hergestellt worden sind. In der Art einer Empore besteht eine umlaufende Galerie, die während des Synagogen-Gottesdienstes für Frauen vorgesehen war. Nach oben wird der Innenraum von einer Flachkuppel abgeschlossen. Heute befindet sich eine ständige Ausstellung zur Geschichte der Hechinger Juden in der Empore.

Umgebung

Die Goldschmiedstraße liegt in dem engen und verwinkelten Gebiet der Hechinger Altstadt hinter der Stiftskirche. Das Gebäude ist in eine enge bis geschlossene Bebauung eingefügt. Dieser Umstand ist der Grund, weshalb die Synagoge in der Pogromnacht nicht abgebrannt wurde.

Literatur

  • Manuel Werner: Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. Teil 1: 107 (1984), S. 103−213, Teil 2: 108 (1985), S. 49−169
  • Otto Werner: Synagogen und jüdischer Friedhof in Hechingen. Alte Synagoge e. V., Hechingen 1996
  • Lukscheiter, W., Stützle, M. & Jens, W.: Die Rettung der Alten Synagoge Hechingen. Hechingen (Alte Synagoge e.V.) 2009

Einzelnachweise

  1. Max Miller, Gerhard Taddey: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 6, Baden-Württemberg. 2. Auflage, 1980, S. 298. ISBN 978-3-520-27602-5

Weblinks

 Commons: Synagoge Hechingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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