- Tagesreise
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Die Tagesreise ist eine historische Entfernungsangabe. Sie war in Europa von den Zeiten der ersten Handelswege bis zum Beginn des Straßenbaus und der Motorisierung im 19. Jahrhundert in Gebrauch.
Eine Tagesreise entsprach der Distanz, die ein Trage- oder Zugtier mit Wagen im Verlaufe eines Tages auf bekannten aber unbefestigten Wegen zurücklegen konnte. Je nach Umgebung ergaben sich mehr oder weniger stark abweichende Angaben. Für den antiken vorderen Orient wird nach biblischen Berichten von 40 km ausgegangen. Der jüdische Reisende Benjamin von Tudela legte bei seinen Reisen im 12. Jahrhundert ebenfalls 40 km am Tag zurück. In islamischer Literatur findet sich die Angabe 6 Persische Meilen = 34,56 km für eine Tagesreise. Der Hellweg wurde in Tagesreisen von 15 bis 30 km unterteilt.
Die Ordensregel der Zisterziensermönche bestimmte, dass die Wirtschaftshöfe des jeweiligen Klosters innerhalb einer Tagesreise zu erreichen sein müssen. Schattkowsky [1] zeigt, dass die Mehrzahl der Klosterhöfe des Klosters Altzelle im Umkreis von 23 km um die Abtei lagen.
An den jeweiligen Tageszielen entstanden schon in der Frühzeit Befestigungen, später Burgen und Verwaltungssitze. Oft wurde nach einer halben Tagesreise ebenfalls ein teilweise befestigter Lagerplatz eingerichtet. Wo Land planmäßig kolonisiert wurde, sind die Wege noch heute nachzuvollziehen. So finden sich im Land Brandenburg in vielen Gebieten - so es die Örtlichkeiten zuließen - Städte im Raster von etwa 25 km - das Ergebnis der Ostkolonisation im 12. und 13. Jahrhundert. In Folge der Befestigung der Zielorte kam es zur Vernachlässigung der Erschließung der dazwischenliegenden Gebiete: es entstand die klare Struktur von Stadt und Land, wie man sie noch heute vorfindet.
Wird der Begriff Tagesreise heute verwendet, so ist er abhängig vom Verkehrsmittel. Die Entfernungen können so zwischen 20 und 10000 km schwanken.
Einzelnachweise
- ↑ Martina Schattkowsky: Wirtschaftliche Grundlagen des Klosterlebens in Altzelle, in: Altzelle, Zisterzienserabtei in Mitteldeutschland und Hauskloster der Wettiner, Leipzig 2002, S. 147
Siehe auch
Quellenangaben
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