- Tai-Kadai-Sprachen
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Die Tai-Kadai-Sprachen (auch Dai-Sprachen) sind eine Sprachfamilie von etwa 70 in Südostasien und im Süden Chinas verbreiteten Sprachen mit insgesamt 83 Millionen Sprechern. Tai-Kadai gliedert sich in die drei Hauptzweige Hlai, Kadai und Kam-Tai.
Inhaltsverzeichnis
Klassifikation
Die Tai-Kadai-Sprachen gliedern sich sehr ungleichmäßig in die drei Hauptzweige Hlai, Kadai und Kam-Tai. Dabei macht Kam-Tai etwa 99% der Gesamtsprecherzahl aus und gliedert sich seinerseits in Kam-Sui und Tai, außerdem die beiden Einzelsprachen Lakkia und Ong-Be. Die Südwest-Tai-Gruppe bildet den eigentlichen Kern der Sprachfamilie. Sie ist mit Abstand größte Gruppe, die auch die Nationalsprachen Thai (in Thailand) und Lao (in Laos) beinhaltet.
Tai-Kadai (insgesamt 69 Sprachen, 83 Mio. Sprecher)
- Hlai (2 Sprachen, 800.000; im zentralen Bergland von Hainan (China))
- Kadai (9 Sprachen, 95.000; in Hainan (China), kleinere Sprachenklaven im äußersten Norden Thailands, in Guizhou (China) und entlang der chinesisch-vietnamesischen Grenze)
- Kam-Tai (58 Sprachen, 82 Mio.)
- Kam-Sui (8 Sprachen, 3 Mio.; in Guangxi, Guizhou und Hunan, (alle China))
- Lakkia (1 Sprache, 10.000)
- Ong-Be (1 Sprache, 500.000)
- Tai (48 Sprachen, 78 Mio.)
- Nord-Tai (5 Sprachen, 12 Mio.; in Guangxi, Yunnan, Guizhou und Hainan, (alle China))
- Zentral-Tai (6 Sprachen, 6 Mio.; in Nordostvietnam und Guangxi (China))
- Südwest-Tai (30 Sprachen, 60 Mio.; in Thailand, Laos, Nordkambodscha, Nordwestvietnam, Yunnan (China) und im Norden und Osten Myanmars)
Wichtige Tai-Kadai-Sprachen
Die folgende Liste enthält alle Tai-Kadai-Sprachen mit mehr als einer Million Sprechern und ist nach Sprecherzahl sortiert. Angegeben ist die Sprecherzahl, gegebenenfalls die Zahl inklusive der Zweitsprecher (S2), und die Zuordnung zu der jeweiligen Unterfamilie des Tai-Kadai.
- Thailändisch (25 Mio. Sprecher, mit Zweitsprechern 50 Mio., Südwest-Tai)
- Isaan (15 Mio, Südwest-Tai)
- Nord-Zhuang (10 Mio., Nord-Tai)
- Lanna (6 Mio., Südwest-Tai)
- Pak-Thai (5 Mio., Südwest-Tai)
- Süd-Zhuang (4 Mio., Zentral-Tai)
- Laotisch (3 Mio., mit Zweitsprechern 4 Mio., Südwest-Tai)
- Shan (3 Mio., Südwest-Tai)
- Dong (2,4 Mio., Kam-Sui)
- Buyi (2 Mio., Nord-Tai)
- Tho (1,2 Mio., Zentral-Tai)
Der unten angegebene Weblink enthält sämtliche Tai-Kadai-Sprachen mit ihren aktuellen Sprecherzahlen und ihrer genetischen Klassifikation.
Verwandtschaft mit anderen Sprachfamilien
Früher wurde angenommen, dass die Tai-Kadai-Sprachen eine Untergruppe der sinotibetischen Sprachen bilden. Diese These gilt heute als endgültig widerlegt. Durch die arealen Kontakte sind allerdings typologische und lexikalische Gemeinsamkeiten entstanden.
Die meisten Forscher vertreten heute die Ansicht, dass die Tai-Kadai-Sprachen eine eigene Sprachfamilie bilden, die keine nachweisbare genetische Verwandtschaft zu anderen Familien aufweist.
Manche Forscher - z.B. Paul K. Benedict - haben die Hypothese aufgestellt, dass das Tai-Kadai mit dem Austronesischen verwandt sei und mit ihm zusammen die sog. Austro-Thai-Sprachfamilie bilde. Diese wiederum wurde - z.B. Pater W. Schmidt - mit dem Austroasiatischen und den Hmong-Mien-Sprachen zur Makrofamilie Austrisch zusammengefasst. Alle diese größeren Gruppierungen sind bisher nicht nachgewiesen, so dass man Tai-Kadai vorläufig als eigenständige genetische Einheit betrachten sollte, was allerdings nicht ausschließt, dass später weitere Verbindungen aufgezeigt werden könnten.
Typologische Bemerkungen
Die Tai-Kadai-Sprachen sind Tonsprachen mit drei bis neun kontrastierenden Tönen. Sie sind in der Regel monosyllabisch (einsilbige Wörter) und besitzen kaum Morphologie (Deklination, Konjugation). Die meisten Tai-Kadai-Sprachen haben die Satzstruktur SVO (Subjekt-Verb-Objekt), in Ausnahmefällen auch SOV. Attribute und andere nominale Ergänzungen stehen hinter dem Nomen, das sie näher beschreiben.
Literatur
- Paul K. Benedict: Thai, Kadai and Indonesian: A New Alignment in Southeastern Asia. American Anthropologist 44, Washington (D.C.) 1942.
- Paul K. Benedict, Austro-Thai Language and Culture. HRAF Press 1975.
- Sören Egerod: Far Eastern Languages. In: Sydney M. Lamb and E. Douglas Mitchell: Sprung from Some Common Source. Investigations into the Prehistory of Languages. Stanford University Press 1991.
- S. Robert Ramsey, The Languages of China. Princeton University Press 1987.
- Merritt Ruhlen: A Guide to the World's Languages. Arnold, London 1991.
- Wilhelm Schmidt: Die Mon-Khmer-Völker, ein Bindeglied zwischen den Völkern Zentralasiens und Austronesiens. Braunschweig 1906.
- Wilhelm Schmidt: Die Sprachfamilien und Sprachenkreise der Erde. Winter, Heidelberg 1926.
Weblinks
- Ernst Kausen: Die Klassifikation der Tai-Kadai-Sprachen. (DOC) (Mit allen Sprachen und aktuellen Sprecherzahlen)
- Roger Blench: The Prehistory of the Daic (Tai Kadai) Speaking Peoples and the Hypothesis of an Austronesian Connection. Presented at the 12th EURASEAA meeting, Leiden, 1.–5. September 2008
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