- Tai-Völker
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Unter dem Namen Tai-Völker werden Ethnien in Südostasien und in Süd-China zusammengefaßt, die miteinander verwandte Sprachen der Tai-Kadai-Sprachen sprechen und ähnliche Traditionen und Gebräuche befolgen, z. B. das Songkran-Fest.
Inhaltsverzeichnis
Untergruppen der Tai-Völker
Der Name Tai-Völker wird nicht einheitlich verwendet.
- Im engsten Sinne werden nur die Ethnien mit einer Sprache aus dem Tai-Zweig der Kam-Tai-Sprachen (eines Sprachzweiges der Tai-Kadai-Sprachen) als Tai-Völker bezeichnet. Diese werden oft auch als "eigentliche Tai-Völker" (englisch nuclear Tai peoples) bezeichnet. Hierzu rechnen hauptsächlich die Thailänder, Laoten, Issan, Shan und Zhuang in Südostasien und Süd-China.
- Die Saek (Volk) in Thailand und Laos sprechen auch eine Sprache aus dem Tai-Zweig der Kam-Tai-Sprachen, werden aber nicht immer den "eigentlichen Tai-Völkern" zugerechnet.
- In einem weiteren Sinn werden auch die Kam-Sui-Völker und die Biao, die eine nicht zum Tai-Zweig gehörenden Kam-Tai-Sprache sprechen hinzugezählt.
- Im weitesten Sinne werden auch die Li in China (auch bekannt als Hlai) und die Kadai-Völker in China und Vietnam (auch als Geyan bekannt) miteinbezogen. Womit also alle eine Tai-Kadai-Sprache sprechenden Ethnien als Tai-Völker bezeichnet werden.
Es existieren auch Tai-Kadai sprechende Völker, die ethnisch von anderen Völkern abstammen:
- die Lakkia in der Provinz Guangxi in China, die von den Yao abstammen, jedoch die Tai-Kadai-Sprache Lakkia sprechen[1]
- die Lingao in der Provinz Hainan, die die Tai-Kadai-Sprache Lincheng sprechen, obwohl sie von den Han-Chinesen abstammen
Herkunft der Tai
Forschungsergebnisse der Vergleichenden Linguistik deuten darauf hin, dass die Tai-Völker eine Kultur im Süden Chinas waren, die eine Vorform von Tai-Kadai gesprochen haben und die austronesischer Herkunft sind[2]. Vor ihrer Einwanderung in das eigentliche China haben sie vermutlich auf Taiwan gelebt und einen Proto-austronesischen Dialekt oder eine spätere Form hiervon gesprochen.
Nach der Ankunft Sino-tibetisch sprechender Ethnien nach Taiwan, wanderten die Tai nach China aus und zogen vermutlich am Perlenfluss entlang, wo ihre Sprache eine große Veränderung erfahren hat und ihren austronesischen Charakter mehr und mehr verlor zugunsten einer Anlehnung an sino-tibetische und Hmong-Mien-Sprachen[2]. Das Aufkommen der Han-Chinesen führte zu einer erneuten Abwanderung der Tai, die sich jetzt südwärts über die Berge nach Südostasien wandten[3].
Auch wenn daneben noch andere Erklärungen für die Einwanderung der Tai-Völker nach Südostasien existieren, werden diese Vorgänge durch die Resultate genetischer Analysen unterstützt[4].
Geographische Verbreitung
Die Tai-Völker lebten niemals in einem einheitlichen Nationalstaat. In mehreren voneinander unabhängigen Staaten identifizierte sich die Bevölkerung selbst als "Tai", so z. B. in Siam.
Die Tai-Völker haben seit ihrer frühen Wanderungsbewegung historisch in China, Indien und dem kontinentalen Teil Südostasiens gesiedelt. Ihre hauptsächliche geographische Verteilung kann man sich grob in Form eines Bogens vorstellen, der vom nordöstlichen Indien durch das südliche China bis hinunter nach Südostasien reicht. Neuere Wanderungen brachten eine größere Zahl der Tai nach Ceylon, Japan, Taiwan, Australien, Neuseeland, Europa, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien und Nordamerika.
Die größte ethnische Vielfalt unter den Tai-Völkern herrscht in China, das als prähistorisches Heimatland der Tai angesehen wird.
Eigentliche Tai in China, Indien und Südostasien
Es herrscht eine große ethnische Vielfalt unter den eigentlichen Tai-Völkern in China, Indien und auch in Südostasien.
Li
Die Li siedeln vornehmlich, wenn nicht ausschließlich, in der Provinz Hainan in China.
Kadai-Völker
Die Kadai-Völker sind in den chinesischen Provinzen Guangxi, Guizhou, Yunnan, Hunan und Hainan sowie in den vietnamesischen Provinzen Hà Giang, Cao Bằng, Lào Cai und Son La zusammengefasst.
Kam-Sui-Völker
Die Kam-Sui-Völker siedeln vornehmlich in China und in benachbarten Bereichen von Laos und Vietnam.
Saek
Wichtigster Siedlungsraum der Saek ist der Mekong-Fluss in Zentral-Laos. Eine kleinere Gemeinschaft lebt nahe der Grenze zu Laos im Nordosten von Thailand, im Issan.
Biao
Die Biao haben ihre Heimat in der Provinz Guangdong in China.
Lakkia
Die Lakkia wohnen in der Provinz Guangxi in China und in benachbarten Räumen in Vietnam.
Lingao
Die Lingao siedeln in der Provinz Hainan in China; sie sind Han-Chinesen.
Weitere Tai-Ethnien in Asien
Auf Ceylon ist eine größere Gesellschaft der Shan, die über Indien dorthin gelangte. Die Thailänder haben größere Populationen in Japan, Taiwan und in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Tai in Europa
Die größten Gruppen der Tai (meist Thailänder und Laoten) siedeln in Großbritannien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz.
Tai in Nordamerika
In den USA befinden sich eine größere Zahl von Thailändern, Laoten, Tai Kao, Issan, Phu Thai (ชาวภูไท), Tai Dam, Tay und Shan. In Kanada siedeln vornehmlich Thailänder und Laoten.
Tai in Ozeanien
In Australien sind eine größere Zahl von Thailändern, während in Neuseeland überwiegend Angehörige von Ethnien des Issan wohnen.
Laoten in Argentinien
In neuerer Zeit sind eine größere Zahl von Laoten nach Argentinien ausgewandert.
Kultur
Sprache
Siehe Hauptartikel: Tai-Kadai-Sprachen
Die von den Tai-Völkern gesprochenen Sprachen werden als Tai-Kadai-Sprachen bezeichnet. Die am weitesten verbreiteten Sprachen sind die Tai-Sprachen mit Thai, der Amtssprache von Thailand, Lao, der Amtssprache von Laos, der Sprache Shan in Birma und Zhuang, einer Sprachengruppe im südlichen China.
Alle diese Sprachen sind Tonsprachen, ein veränderter Ton kann die Bedeutung einer Silbe (eines Wortes) verändern.
Feste
Die Tai in ganz Asien feiern eine Reihe von gemeinsamen Festen, unter ihnen Songkran, das ursprünglich den Frühlingspunkt ankündigte, heutzutage aber zwischen dem 13. und 15. April gefeiert wird.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=lbc
- ↑ a b Sagart, L.: The higher phylogeny of Austronesian and the position of Tai-Kadai. Oceanic Linguistics 43 (2004), 411–440.
- ↑ http://rogerblench.info/Genetics/Geneva%20paper%202004.pdf Stratification in the peopling of China: how far does the linguistic evidence match genetics and archaeology?
- ↑ http://www.isogg.org/tree/ISOGG_HapgrpO07.html O1 Y-DNA haplogroup
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