Teltower Kreisbahnen

Teltower Kreisbahnen

Die Teltower Kreisbahnen war ein kommunaler Eigenbetrieb des Landkreises Teltow, der drei Straßenbahnen betrieb.

Geschichte

1902: Ein Wagen der Teltower Kreisbahnen begegnet einem Versuchs-Oberleitungsbus von Max Schiemann

Sie entstanden am 1. April 1906, als der damalige Landkreis Teltow zwei Straßenbahnbetriebe käuflich erwarb. Der neue kommunale Eigenbetrieb umfasste einen meterspurigen Teil, die Elektrische Straßenbahn Berlin-Lichterfelde–Lankwitz–Steglitz–Südende–Mariendorf. Ihr erster Abschnitt war von der Firma Siemens & Halske AG am 15. Mai 1881 als erste elektrische Straßenbahn der Welt von der Kadettenanstalt in Lichterfelde zum Bahnhof der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn, dem späteren Bahnhof Lichterfelde Ost, eröffnet worden. Zu dieser Elektrischen Bahn Lichterfelde kamen unter anderem 1890 sowie am 4. März 1895 und 3. April 1913 weitere Teilstrecken nach Steglitz und Mariendorf. Die ursprüngliche Stromzuführung mittels der Fahrschienen wurde im Laufe der Jahre durch den heute üblichen Oberleitungsbetrieb ersetzt. Die Strecke war 1914 15 Kilometer lang.

Den normalspurigen, zweiten Teil bildete die Straßenbahn Berlin-Lichterfelde–Seehof–Teltow–Stahnsdorf–Kleinmachnow (Schleuse). Sie war aus der Dampfstraßenbahn AG der Centralverwaltung für Secundairbahnen Herrmann Bachstein hervorgegangen, die am 8. Juli 1888 den Betrieb bis Teltow, 1891 bis Stahnsdorf und am 15. Oktober 1905 bis zur Schleuse Kleinmachnow aufgenommen hatte.

Ein Jahr nach dem Übergang auf den Kreis Teltow führte dieser am 30. März 1907 auch auf dieser Strecke im Personenverkehr den elektrischen Betrieb ein. Die Liniennummer war zeitweise 100 oder Z.

Im Güterverkehr blieben weiterhin Dampfloks im Einsatz, bis der Güterverkehr am 21. Juli 1909 von der Teltower Industriebahn übernommen wurde, zu der eine Gleisverbindung bestand. Eine Erweiterung fand am 2. November 1912 mit der Strecke Händelplatz–Lichterfelde Süd statt. Damit war auch der normalspurige Teil 15 Kilometer lang.

Einen räumlich getrennten dritten Betriebsteil der Teltower Kreisbahn bildete die Straßenbahn Altglienicke (Kirche)–Adlershof-Altglienicke Bahnhof, die am 5. Juni 1909 auf einer normalspurigen, elektrifizierten Strecke von zwei Kilometer Länge den Betrieb aufnahm. Drei Jahre später verlängerte die Städtische Straßenbahn Cöpenick ihr Netz bis zum Bahnhof Adlershof und stellte eine Gleisverbindung zur Strecke der Teltower Kreisbahnen her.

1909 übernahmen die Teltower Kreisbahnen den Betrieb der Straßenbahn der Gemeinde Steglitz. Nach einer Neubeschaffung von Fahrzeugen wurden die zuvor dort eingesetzten Wagen auf der Linie Lichterfelde Süd–Händelplatz eingesetzt.

Die Statistik von 1914 weist einen Fahrzeugpark von 34 elektrischen Triebwagen, 14 Beiwagen und sieben Arbeitswagen aus.

Mit der Gründung von Groß-Berlin und der Zusammenfassung aller dortigen Straßenbahnen endete auch die Selbständigkeit der Teltower Kreisbahnen. Sie wurde am 16. April 1921 ein Teil der Berliner Straßenbahn. Die schmalspurigen Strecken wurden teilweise umgespurt, teils am 14. Februar 1930 stillgelegt und durch Omnibuslinien ersetzt.

Der sieben Kilometer lange Streckenabschnitt in Teltow und Stahnsdorf spielte nach dem Zweiten Weltkrieg als Inselbetrieb eine besondere Rolle. Diese beiden Gemeinden waren im Jahre 1920 keine Stadtteile Berlins geworden. Daher wurde die Stadtgrenze nach 1945 zur Grenze zwischen Westberlin und der DDR. Die zunächst noch von der BVG-West durchgehend betriebene Straßenbahnlinie 96 wurde am 14. Oktober 1950 unterbrochen. Ein Schienenersatzverkehr konnte aber den Ansprüchen der Fahrgäste auf die Dauer nicht genügen.

So wurde am 18. Dezember 1950 ein notdürftiger Straßenbahnbetrieb von der Berliner Stadtgrenze bis zur Machnower Schleuse wieder aufgenommen. Die BVG-Ost befuhr die Linie 96 (Ost) alle 30, in der Hauptverkehrszeit alle 20 Minuten. Insgesamt war der Inselbetrieb nur mit großen Schwierigkeiten aufrechtzuerhalten. Als allerdings im Sommer 1961 die Grenze gesperrt wurde, stellte man die Straßenbahn am 31. Oktober 1961 ein und ersetzte sie durch Busse.

Literatur

  • Sigurd Hilkenbach, Wolfgang Kramer: Die Straßenbahnen in Berlin. alba, Düsseldorf 1992, ISBN 3-87094-344-0, S. 41f.

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