- Straßenbahn Adlershof–Altglienicke
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S-Bf Adlershof–Altglienicke, Am Falkenberg
Straßenbahnlinie 84Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Stromsystem: 600 V = Legendevon Schloßplatz Köpenick von Schöneweide S-Bahnhof Adlershof Glienicker Weg nach Grünau Benzolwerk Altglienicker Brücke Kanalbrücke Altglienicke, Kirche Normannenstraße Keltensteig Altglienicke, Am Falkenberg Die Straßenbahn Adlershof–Altglienicke war ein unabhängiger Betriebsteil der Teltower Kreisbahnen auf dem Gebiet der Landgemeinden Adlershof und Altglienicke, welche heute als Ortsteile im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick bestehen. Die Straßenbahn führte ab 1909 vom Bahnhof Adlershof-Altglienicke (heute Berlin-Adlershof) zur Pfarrkirche Altglienicke. 1921 wurde sie in das Netz der Berliner Straßenbahn mit einbezogen und später bis zur Straße Am Falkenberg verlängert. Zum Jahreswechsel 1992/93 wurde die Strecke eingestellt und danach weitgehend abgebaut.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorgeschichte
Seit dem 13. Juni 1866 führte die Görlitzer Bahn an Altglienicke vorbei. Die zunächst eingleisige Bahn wurde in den 1870er Jahren um ein zweites Gleis erweitert, wodurch ein eigener Vorortverkehr nach Berlin eingerichtet werden konnte. Obwohl der Altglienicker Kirchturm nur einen Kilometer Luftlinie von der Bahn entfernt lag, richtete die Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft nur einen Haltepunkt bei Adlershof ein, welcher ab dem 15. Juni 1874 bedient wurde. Dieser befand sich an der Stelle des heutigen S-Bahnhofs. Für die Altglienicker war damit ein zwei Kilometer weiter Weg zur Bahn verbunden.
Die Bemühungen des Rentiers Wendt sowie des Altglienicker Gemeindevorstehers führten schließlich dazu, dass am 15. Oktober 1885 eine Haltestelle mit Namen Glienicke auf Höhe der Cöpenicker Straße eingerichtet wurde.[1] Die Haltestelle wurde von etwa 500 Personen täglich genutzt.[1] Nachdem die preußische Eisenbahnverwaltung den Haltepunkt Adlershof zum Bahnhof ausbaute und mit einem Empfangsgebäude auf der Nordseite versah, wurde die Haltestelle Glienicke am 14. Juli 1894 auf Grund des geringen Abstands der beiden Stationen zueinander geschlossen. Der Bahnhof Adlershof wurde zum Ausgleich in Adlershof-Glienicke (ab 1901 Adlershof-Altglienicke) umbenannt.[1]
Die Schließung der Haltestelle hatte zur Folge, dass sich die Anzahl der in Altglienicke leer stehenden Wohnungen von rund zehn bis zwölf auf etwa siebzig bis achtzig erhöht erhöhte, da die Bewohner es vorzogen, trotz der dort höheren Mieten, ins nahe gelegene Adlershof zu ziehen.[2] Seitens der Gemeinde wurde kritisiert, dass der Bahnhof Adlershof als Station für die Gemeinden Adlershof, Altglienicke und Rudow nicht ausreichen würde.[2] Ferner bemängelten die Altglienicker den Ausbauzustand der das Dorf berührenden Straßen; bis auf die 1884 zur Kunststraße ausgebaute Köpenicker Straße waren die übrigen Verkehrswege unbefestigt.[2]
Bau der Straßenbahn und Betrieb durch die Teltower Kreisbahnen
Auf Grund der unzureichenden Verkehrsanbindung suchte die Gemeinde nach einem anderen Weg. Ab 1897 kamen die ersten Pläne für eine Straßenbahn zum Bahnhof Adlershof-Altglienicke auf. Die preußischen Staatsbahnen standen diesem Vorhaben jedoch entgegen, da die Görlitzer Bahn niveaugleich hätte gekreuzt werden müssen. Erst mit dem Bau des Teltowkanals ergab sich die Möglichkeit zum Bau. Der Aushub des Kanals, welcher das Gemeindegebiet nördlich tangiert, wurde zum Aufschütten von Dämmen verwendet, auf welcher die dann auf vier Gleise ausgebaute Görlitzer Bahn verlief.[3] Die Köpenicker Straße wie auch die übrigen Straßen wurden nun mit Überführungen gekreuzt.
Noch vor Abschluss der Arbeiten an der Görlitzer Bahn begannen die Teltower Kreisbahnen mit dem Bau der Straßenbahn zwischen Bahnhof und Kirche. Am 5. Juni, rund einen Monat nachdem die Vorortgleise auf der Görlitzer Bahn freigegeben wurden, wurde die rund 2,3 Kilometer lange eingleisige Strecke eröffnet. Eine Verlängerung über die Bismarckstraße (heute Dörpfeldstraße) nach Cöpenick (ab 1931 Köpenick) war zu diesem Zeitpunkt bereits angedacht.[4]
Der Anschluss nach Cöpenick wurde am 19. Dezember 1912 mit der Verlängerung der Strecke der Städtischen Straßenbahn Cöpenick (SSC) vom Bahnhof Spindlersfeld nach Adlershof hergestellt. Über eine Gleisverbindung konnten die Wagen zwischen beiden Betrieben ausgetauscht werden. Die Fahrgäste mussten jedoch weiterhin in Adlershof umsteigen.
Betrieb in der Zwischenkriegszeit
Am 1. Oktober 1920 ging die SSC infolge des Groß-Berlin-Gesetzes in der neu gegründeten Berliner Straßenbahn auf. Die Teltower Kreisbahnen, deren Sitz sich nach im nach wie vor brandenburgischen Teltow befand, wurden zum 16. April 1921 übernommen. Wenige Wochen später konnte zum 1. Juli 1921 der durchgehende Betrieb aufgenommen werden.[5] Die neu eingeführte Linie 184, welche ab dem 1. Dezember 1922 unter der Liniennummer 84 verkehrte, fuhr seitdem zwischen Friedrichshagen und Altglienicke.
Am 11. Dezember 1928 wurde die Linie 84 von Altglienicke, Kirche um etwa einen Kilometer bis zur Kreuzung Am Falkenberg Ecke Preußenstraße verlängert. Die nach 1910 errichtete Kleinhaussiedlung im Bereich Preußen- und Germanenstraße wurde somit an den Öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Eine Verlängerung zum Bahnhof Grünau war zu diesem Zeitpunkt bereits angedacht, wurde aber nicht verwirklicht.[6]
Der Betrieb konnte während des Zweiten Weltkrieges bis 1944 aufrechterhalten werden und wurde danach auf Grund der umfangreichen Oberleitungsschäden durch Busse ersetzt. Mit der Sprengung der Teltowkanalbrücke am 19. April 1945 kam auch dieser Ersatzverkehr zum Erliegen.[6]
Betrieb von der Nachkriegszeit bis zur Stilllegung
Nach einer etwa zweijährigen Betriebsunterbrechung fuhr die Linie 84 ab dem 1. April 1946 bis zur Kanalbrücke. Nachdem die Brücke im Dezember 1949 wieder gehoben wurde, erfolgte deren Instandsetzung bis zum Herbst 1950. Am 14. Oktober 1950 wurde die Linie unter Anteilnahme der Altglienicker Bevölkerung wieder bis Am Falkenberg verlängert.[6]
Die eingleisige Streckenführung auf einer Straßenseite hatte vor allem entlang des Adlergestells zu Problemen geführt. An der Haltestelle Glienicker Weg, wo keine Ausweiche bestand, mussten die Fahrgäste in Richtung Altglienicke daher auf der linken Seite der Wagen aussteigen. Die Türen der rechten Seite wurden deshalb auf diesem kurzen Abschnitt von den Schaffnern verschlossen.[6] 1962 wurde das Adlergestell mehrspurig ausgebaut und die Bahn erhielt eine neue Trasse. Die Streckenführung ging nun zunächst durch die Unterführung Rudower Straße hindurch, dann parallel zur Eisenbahn bis zur Köpenicker Straße, wo es auf der alten Trasse weiterging. An der neuen Haltestelle S-Bahnhof Adlershof wurde ein Zugang zum Bahnhof geschaffen, nachdem das alte Empfangsgebäude der Bahn dem Ausbau des Adlergestells zu einer mehrspurigen Hauptverkehrsstraße weichen musste.
Infolge mangelnder Instandsetzungsarbeiten an der Bahn verkehrte diese zuletzt in einem sehr maroden Zustand. Bis 1980 verkehrten auf der Linie infolge des Fehlens von Wendeschleifen ausschließlich Zweirichtungs-Fahrzeuge. Am 2. Juni 1980 wurde die damals letzte Kuppelendstelle im Ost-Berliner Straßenbahnnetz beseitigt.[7] 1988 planten die Berliner Verkehrsbetriebe die Stilllegung der Bahn, da der Gleiszustand den weiteren Betrieb unmöglich machte und die Strecke um 1990 im Zuge des großflächigen Abrisses des Einzugsgebiets der Straßenbahn zugunsten von neu zu errichtenden Plattenbauten sowieso zur Stilllegung vorgesehen war. Aufgrund Widerstands der betroffenen Bevölkerung beschränkten die Berliner Verkehrsbetriebe sich jedoch auf eine vorübergehende Stilllegung während behelfsmäßiger Gleisbauarbeiten.[7] Der Beschluss zum Abriss des Stadtteils Altglienicke und damit der Stilllegung der Straßenbahn für 1990 wurde jedoch nicht aufgehoben, dieser wurde erst mit der Demokratisierung der DDR ab 1989 hinfällig. Aufgrund des Zustands der Altglienicker Brücke kam es fünf Jahre später dennoch zur Stilllegung. Mit der Sperrung der Brücke für den allgemeinen Verkehr zum 1. Januar 1993 wurde die Straßenbahn bis zum S-Bahnhof Adlershof zurückgezogen.[7] Die Gleise der Bahn wurden in den darauf folgenden Jahren fast durchweg entfernt. Lediglich im ehemaligen Depot in der Semmelweisstraße sowie auf der Kanalbrücke, welche durch eine 1995 eröffnete Behelfsbrücke ersetzt wurde, befinden sich noch Gleisreste.
Verlauf
Die Strecke führte ab 1909 zunächst über das Adlergestell bis zur Ecke Glienicker Weg bzw. Köpenicker Straße. Dort bog sie in die Köpenicker Straße ein. Auf halber Höhe der Köpenicker Straße wurde der Teltowkanal gekreuzt. Im Dorfkern von Altglienicke bog die Bahn dann in die Grünauer Straße ein und folgte dieser und der Straße Am Falkenberg bis zur Endhaltestelle. Die Kuppelendstelle befand sich zunächst auf Höhe der Kreuzung Am Falkenberg Ecke Preußenstraße, die 1980 angelegte Wendeschleife befand sich weiter östlich unmittelbar vor dem Berliner Außenring.
1962 wurde die Straßenbahn im Raum Adlershof verlegt. Im Zuge des Ausbaus des Adlergestells wurde die Strecke ab der Dörpfeldstraße durch die Unterführung Rudower Straße auf die Südseite der Görlitzer Bahn geführt. Von dort aus führte die Bahn bis zur Köpenicker Straße und anschließend weiter in der originalen Streckenführung.
Die Bahn war eingleisig angelegt. Ausweichen befanden sich an der alten und neuen Haltestelle S-Bahnhof Adlershof, an der Haltestelle Benzolwerk, im Ortskern Altglienicke sowie an der Endstelle Am Falkenberg.
Depot
Die Fahrzeuge wurden in einer Wagenhalle in der Friedrichstraße (heute Semmelweisstraße) untergebracht. Die zweiständige Halle hatte eine Kapazität für zehn Wagen.[8] Das Depot wurde nach der Übernahme der TKB durch die Berliner Straßenbahn geschlossen. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört; auf dem Gelände finden sich noch einige Gleisreste.
Über die Gleisverbindung am Bahnhof Adlershof konnten die Wagen ab 1912 zudem zum Betriebshof der SSC in der Wendenschloßstraße überführt werden.[5] Von diesem aus wurden die meisten Fahrten ab 1921 bis zur Stilllegung eingesetzt.
Fahrzeuge
Die Teltower Kreisbahnen setzten auf der Strecke zunächst drei Triebwagen und zwei Beiwagen ein, 1910 kam ein dritter Beiwagen hinzu. Alle Wagen verfügten über offene Plattformen. Die Triebwagen mit den Nummern 51 bis 53 wurden 1909 konstruiert. 1925 wurden sie in Beiwagen umgebaut und 1929 ausgemustert.[9] Die Beiwagen 7 und 8 wurden 1906 für den Stahnsdorfer Betriebsteil der TKB konstruiert und 1909 nach Altglienicke überführt. Sie wurden 1925 ausgemustert.[9] Der 1910 gelieferte Beiwagen 76 blieb bis 1929 im Einsatz.[9]
Nach 1921 kamen auf der Linie zunächst die Triebwagen der vormaligen Heiligenseer Straßenbahn zum Einsatz, teilweise auch Wagen der SSC.[6]
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen zunächst die in Köpenick stationierten Maximumtriebwagen zum Einsatz, später war die Linie 84 das Haupteinsatzgebiet für die Zweirichtungs-Rekowagen vom Typ TZ 69, da sowohl in Altglienicke als auch in Friedrichshagen keine Wendeschleife zur Verfügung stand. Nachdem 1980 die Wendeschleife Am Falkenberg errichtet wurde, kamen bis zur Stilllegung Einrichtungs-Rekowagen des Betriebshofs Oberschöneweide zum Einsatz. Die Verstärkungszüge in der Hauptverkehrszeit wurden bis Anfang der 1990er Jahre mit Gothaer Großraumwagen des Betriebshofs Köpenick gefahren. Nachdem für diese ein Einsatzverbot auf der Strecke verfügt worden war, wurden hierfür auch Oberschöneweider Einrichtungs-Rekowagen eingesetzt. Nach der Stilllegung des Abschnitts Adlershof–Altglienicke mussten erneut TZ 69 eingesetzt werden. Erst nach Errichtung einer Wendeschleife in Adlershof konnten die Fahrzeuge schließlich ausgemustert werden.
Literatur
- Michael Günther: Verkehrsgeschichte(n) zwischen Adlershof und Altglienicke. Eine Historienbetrachtung aus aktuellem Anlaß. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 2, 1993, S. 26ff.
Weblinks
- Ingo Drews: Geschichte und Entstehung der Straßenbahn in Altglienicke. Dezember 2009, abgerufen am 30. November 2010.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Verkehrsgeschichtliche Blätter (2/1993), S. 27
- ↑ a b c Verkehrsgeschichtliche Blätter (2/1993), S. 28
- ↑ Verkehrsgeschichtliche Blätter (2/1993), S. 29
- ↑ Verkehrsgeschichtliche Blätter (2/1993), S. 30
- ↑ a b Verkehrsgeschichtliche Blätter (2/1993), S. 32
- ↑ a b c d e Verkehrsgeschichtliche Blätter (2/1993), S. 33
- ↑ a b c Verkehrsgeschichtliche Blätter (2/1993), S. 34
- ↑ René Friese: Berliner Straßenbahn-Unternehmen. Depots A–M. Abgerufen am 2. Dezember 2010.
- ↑ a b c Ingo Hoffmann: Teltower Kreisbahnen. Abgerufen am 2. Dezember 2010.
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