Kleinbahn Spandau–Hennigsdorf

Kleinbahn Spandau–Hennigsdorf
Spandau West–Hennigsdorf
Zwischen Johannesstift und Nieder Neuendorfnutzte die Linie 120 die Gleise der OHKB
Zwischen Johannesstift und Nieder Neuendorf
nutzte die Linie 120 die Gleise der OHKB
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Stromsystem: 600 V =
Legende
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Wendeschleife Hennigsdorf
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Hennigsdorf, Bahnhof
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Hennigsdorf, Parkstraße
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Hennigsdorf, Rathenaustraße
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AEG-Anschlussgleis
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von Bötzow
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Strecke heute unterbrochen (Havelkanal)
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Nieder Neuendorf
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Papenberge
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Landesgrenze BrandenburgBerlin
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Bürgerablage (zuvor Bf)
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Kraftwerk Oberhavel
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Industriebahn Hakenfelde
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Spandau-Johannesstift
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nach Spandau
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weiter als Straßenbahn nach Spandau West

Die Kleinbahn Spandau–Hennigsdorf – offiziell Spandau-West-Hennigsdorfer Kleinbahn – war eine straßenbahnähnliche Kleinbahn, welche von 1923 bis 1945 existierte und Bestandteil des Berliner Straßenbahnnetzes war. Die unter der Liniennummer 120 geführte Verbindung führte vom Bahnhof Spandau West über Johannesstift und Nieder Neuendorf nach Hennigsdorf. Konzessionär des Unternehmens war die AEG, auf deren Betreiben die Bahn auch eingerichtet wurde. Die Betriebsführung oblag der Berliner Straßenbahn. Auf einem rund fünfeinhalb Kilometer langen Abschnitt nutzte die Linie die Gleise der Bötzowbahn mit.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits 1911 plante die AEG die Verlängerung der Spandauer Straßenbahn nach Hennigsdorf. Das Unternehmen wollte so seinen in Hennigsdorf arbeitenden Mitarbeitern entgegenkommen, da diese zu Teilen bereits in Spandau wohnten und ihren Nachwuchs auf die dort vorhandenen höheren Schulen schickten. Durch den Ersten Weltkrieg ließ man das Vorhaben zunächst fallen. 1922 erteilte der Präsident des Regierungsbezirks Potsdam, Franz Schleusener, die Genehmigung für den Betrieb der Bahn. Die Genehmigung war zunächst bis zum 31. März 1945 befristet.

Da die AEG zunächst nur während der Schichtwechselzeiten von einem größeren Fahrgastaufkommen ausging, erfolgte die Bedienung durch Benzol- anstelle von elektrischen Triebwagen, wodurch die Kosten für den Unterhalt der Oberleitungen und anderer Einrichtungen entfielen. Die AEG stellte zunächst zwei Triebwagen, die Berliner Straßenbahn vier Beiwagen.

Die Gleisanlagen existierten mit Ausnahme der Verbindungsgleise bereits, die Verbindung war nach verhältnismäßig kurzer Bauzeit fertiggestellt. Die Linie begann am Bahnhof Spandau West (heute Berlin-Spandau) und führte auf den Gleisen der Spandauer Straßenbahn entlang der Schönwalder Straße und Schönwalder Allee bis zur bisherigen Endhaltestelle am Evangelischen Johannesstift. Anschließend wechselte die Linie über ein Verbindungsgleis auf die Strecke der Osthavelländischen Kreisbahnen (OHKB) und folgte dieser bis Nieder Neuendorf. Dort zweigte ein Anschlussgleis der AEG zu ihrem Flugzeugwerk ab. Diesem folgte die Linie bis zur Spandauer Allee, von der aus es weiter bis zur Rathenaustraße ging, wo sich die Endhaltestelle samt Depot befand. Als Liniennummer wurde die Nummer 120 festgelegt, da der Linienweg von Spandau West bis Johannesstift mit der Linie 20 identisch war. Letztere wurde allerdings nach Aufnahme des Linienbetriebs am 8. Januar 1923 eingestellt.

Zunächst waren acht Fahrten pro Tag und Richtung vorgesehen. Die anfänglich georderten Wagen reichten kurze Zeit nach Betriebsaufnahme nicht mehr aus, so dass die AEG einen weiteren Triebwagen stellte. Anders als sonst üblich war auf der Linie 120 ein Entfernungstarif gültig.

Die OHKB stand dem Betrieb zunächst skeptisch gegenüber und favorisierte wenige Jahre nach der Eröffnung die baldige Einstellung der Linie. Durch ein 1929 getroffenes Abkommen wurde dieser Schritt von ihr zwar nicht erreicht, allerdings wurde die Elektrifizierung der Bahn auf gesamter Länge beschlossen. Die im gleichen Jahr gegründeten Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) als Betreiber der Straßenbahn hatten dafür die drei Triebwagen an die OHKB abzugeben und jährlich einen Betrag von 9000 Mark Nutzungsgebühr an die OHKB zu entrichten zuzüglich 3 Pfennig je Wagenkilometer. Der Vertrag über die Mitnutzung war bis zum 31. März 1950 befristet und sollte dann stillschweigend alle zwei Jahre verlängert werden. Des Weiteren wurde die Konzession für den Abschnitt Nieder Neuendorf–Hennigsdorf, Rathenaustraße, welche zuvor die AEG innehatte, an die BVG übertragen.

Am 11. November 1929 nahm die BVG den elektrischen Betrieb auf der Linie 120 auf. Sechs Triebwagen der ehemaligen Teltower Kreisbahnen wurden dafür entsprechend umgerüstet. Es verkehrten täglich bis zu 21 Zugpaare auf der Linie mit einer Fahrtzeit von 33 Minuten je Richtung. Am 23. Juli 1931 erfolgte die Verlängerung um 900 Meter von der Rathenaustraße zum Bahnhof Hennigsdorf an der Kremmener Bahn, nachdem die alte Wagenhalle zuvor abgerissen werden musste.

Während des Zweiten Weltkrieges kam es zunächst kaum zu Einschränkungen im Linienverlauf. Ab dem 25. Januar 1945 wurde die Linie von Spandau West nach Johannesstift zurückgezogen, der gesamte Verkehr kam vermutlich erst im April 1945 zum Erliegen. Nach Kriegsende wurde der Betrieb nicht wieder aufgenommen. Einerseits war die Genehmigung der Kleinbahn am 31. März 1945 ausgelaufen. Andererseits war die Strecke ab 1945 durch die Grenze zwischen West-Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone, später DDR, geteilt. Zudem wurde in Nieder Neuendorf mit dem Bau des späteren Havelkanals begonnen, welcher die Strecke unterbrach.

Die Linie 120 war im Laufe ihres Bestehens die einzige Linie im Berliner Raum, welche sowohl nach Eisenbahn- als auch nach Straßenbahn-Betriebsordnung verkehrte.

Betrieb

Da der Betrieb sowohl als Straßenbahn als auch als Kleinbahn konzessioniert war, ergab sich der Umstand, dass die Berliner Straßenbahn Fahrzeuge einsetzen musste, die sowohl den Anforderungen der Straßenbahn-Betriebsordnung (ab 1938 BOStrab) sowie dem Kleinbahngesetz gerecht wurden. Entsprechend erhielten die Fahrzeuge breitere Radreifen (96 statt 80 mm), Signalpfeifen, Zugschlussleuchten sowie verschließbare Teleskop-Schiebetüren.

Die AEG stellte zunächst zwei, später drei Triebwagen (6001–6002, später 8001–8003) für den Betrieb. Hinzu kamen vier Beiwagen, die von der ehemaligen Spandauer Straßenbahn stammten (1482–1485). 1929 wurden die Benzoltriebwagen an die OHKB verkauft und dafür sechs Triebwagen des Typs TF 06/29 der ehemaligen Teltower Kreisbahnen umgerüstet. Die Wagen besaßen zu diesem Zeitpunkt als einzige der Berliner Straßenbahnen Scheren- anstelle der damals üblichen Rollenstromabnehmer. Weitere vier Beiwagen (1236–1239) des Typs B 26 S der ehemaligen Flachbahn der Hochbahngesellschaft wurden 1939 für die Linie umgerüstet. Der Großteil der Fahrzeuge wurde bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ausgemustert, so dass lediglich die Wagen 1237 im Ost- und 1238 im Westteil der Stadt bis in die 1960er Jahre hin ihren Dienst versahen.

Für den Benzolbetrieb wurden die Wagen zunächst in einem Depot in der Rathenaustraße untergebracht. Nach der Elektrifizierung wurde es geschlossen und abgetragen um Platz für die Verlängerung zum Bahnhof Hennigsdorf zu schaffen.

Literatur

  • Sigurd Hilkenbach, Wolfgang Kramer: Die Straßenbahnen in Berlin. alba, Düsseldorf 1992, ISBN 3-87094-344-0, S. 47f.
  • Siegfried Münzinger: Die Spandau West-Hennigsdorfer Kleinbahn. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 01, 1962, S. 1ff.
  • Fritz Orwat: Mit der Benzolbahn in das Osthavelland. In: Stadtverkehr. 1964, S. 174f.
  • Wolfgang Helmuth Busch: Linie 120. Eine Berliner Überlandstraßenbahn 1923 bis 1945. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 11, 1999, S. 215ff.

Weblinks


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