- Terror-Management-Theorie
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Die Terror-Management-Theorie ist eine Theorie innerhalb der sozialpsychologischen Forschung zum Thema „Angst vor dem Tod“ und wurde Ende der 80er Jahre von S. Solomon, J. Greenberg und T. Pyszczynski entwickelt.
Inhalt
Die Theorie besagt, dass das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit (Mortalitätssalienz) eine lähmende Angst (engl. terror) verursacht, die durch die Selbsterhaltung ausgelöst wird. Diese spezifische Form der Angst vor Verletzlichkeit und Endlichkeit kann durch zwei Bewältigungsmechanismen unter Kontrolle gehalten werden, welche auch als „kulturelle Angstpuffer“ bezeichnet werden:
- Die kulturelle Weltanschauung: Diese kann durch Soziale Normen, Sinn, Transzendenz, und die Hoffnung auf Unsterblichkeit eine Struktur und Wertestandards schaffen, die dem Individuum ein Gefühl von Sicherheit geben.
- Der Selbstwert: Dieser kann durch den Glauben an und eine Lebensführung nach den Wertestandards dieser Weltanschauung erworben werden und ist eine emotionale Ebene der Selbsterhaltung.
Die Kulturelle Weltanschauung besteht aus einem komplexen System spezifischer Überzeugungen bezüglich der vom Individuum erlebten Realität. Aufgrund der Tatsache, dass dieses Überzeugungssystem keine unumstößliche Wahrheit, sondern nur ein soziales Netzwerk subjektiver Einstellungen ist, wird die Bestätigung durch andere Menschen (sozialer Konsensus; gemeinsam geteilte Überzeugungen) benötigt. Im Umkehrfall, dass eine Person die Weltsicht einer anderen Person bedroht (z.B. durch das Vertreten einer konträren Meinung), führt dies zu einer stereotyperen Wahrnehmung dieser Person, der vermehrten Unterstützung für Personen der eigenen Weltsicht und einer negativeren Bewertung von Personen mit anderen Überzeugungen.
Wird einer Person experimentell das Bewusstsein für ihren eigenen Tod zugänglicher gemacht (Mortality Salience; MS), besteht also das Bedürfnis, die eigene kulturelle Weltsicht zu verteidigen. In einer Studie von Pyszczynski et al. (2006) konnte entsprechend gezeigt werden, dass nach der Induktion von MS amerikanische Studenten eher einen militärischen Präventivschlag gegen den Iran mit mehr zivilen Opfern unterstützen als eine Kontrollgruppe ohne diese Manipulation. In derselben Untersuchung wurden auch iranische Studenten nach ihrer Einstellung zu Selbstmordattentaten befragt. Diese Personen berichteten nach einer MS-Induktion eine positivere Einstellung zu solchem Verhalten sowie eine größere Bereitschaft, sich selbst an einem solchen Anschlag zu beteiligen.
In einer Studie von T. Pyszcynski, R.A. Wickl und S. Floresku konnte gezeigt werden, dass bei Mortalitätssalienz eine höhere Einschätzung der Übereinstimmung bezüglich der eigenen Meinung vorliegt als bei Personen, die in ihrer Meinung in Minderheit sind.
Quellen und Literatur
- Greenberg, J., Solomon, S., Pyszczynski, T. (1992): Why do people need self-esteem? Converging evidence that self-esteem serves an anxiety-buffering function. Journal of Personality and Social Psychology.
- Pyszczynski, T., Abdollahi, A., Solomon, S., Greenberg, J., Cohen, F., & Weise, D. (2006): Mortality Salience, Martyrdom, and Military Might: The Great Satan Versus the Axis of Evil. Personality & Social Psychology Bulletin, 32(4), 525-537
- Solomon, S., Greenberg, J & Pyszczynski, T. (2004): The cultural animal: Twenty years of Terror Management Theory and research. In J. Greenberg, S. L. Koole, & T. Pyszczynski (Eds.): Handbook of experimental existential psychology (pp. 13–34). New York: Guilford.
Weblinks
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