The Myth of Matriarchal Prehistory

The Myth of Matriarchal Prehistory

The Myth of Matriarchal Prehistory – Why An Invented Past Won't Give Women A Future ist ein im Jahr 2000 erschienenes Buch von Cynthia Eller, Professorin an der Montclair State University in New Jersey (USA).

Die Autorin, die sich selbst als Feministin beschreibt, argumentiert, dass die Idee eines prähistorischen Matriarchats, die von Autorinnen wie Marija Gimbutas, Riane Eisler und Elizabeth Gould Davis in The First Sex vertreten wurde, nicht von detaillierten anthropologischen oder archäologischen Studien gestützt wird. Eller zufolge ist der Mythos des Matriarchats ein Wunschdenken, das heißt an Matriarchate wird eher aus einem Legitimationsbedürfnis heraus geglaubt statt aufgrund von Beweisen.

Die ersten Kapitel in Ellers Werk konzentrieren sich hauptsächlich darauf, warum die Theorie des prähistorischen Matriarchats für heutige Feministinnen so attraktiv ist. Sie wurde von radikalen Feministinnen in den späten 1960ern aufgegriffen und erhielt ihren modernen Charakter als „verlorenes Paradies“ in den 1970ern. In den 1990ern war der Mythos zu einem Teil der Mainstreamkultur der USA geworden.

Eller zeigt, dass die moderne Theorie der alten Matriarchate stark von den Arbeiten der Archäologin Marija Gimbutas über alte europäische Kulturen beeinflusst ist. Aber die soziale Struktur der Gesellschaften der Kurgankultur und der semitischen Gesellschaften, die angeblich das Patriarchat etabliert haben, passt nicht zu den Ideen der Matriarchatstheoretikerinnen. Außerdem wird Ellers Ansicht nach in der Literatur das Überdauern des Patriarchats nur unzureichend erklärt.

Der nächste Punkt, den Eller kritisiert, ist die Vorstellung, dass die reproduktiven Fähigkeiten von Frauen der Grund dafür gewesen seien, sie als heilig zu betrachten. Sie zeigt, dass es sich dabei letztlich um die bloße Umkehr antifeministischer Einstellungen handelt, die dazu dienen die Geschlechter zu trennen. Es sei auffällig, dass die Matriarchatstheoretikerinnen die beschützenden und mütterlichen Qualitäten von Frauen in der gleichen Weise preisen wie protestantische und katholische Fundamentalisten. Eller geht davon aus, dass gender (das soziale Geschlecht) nur zum Zweck der Unterdrückung existiert.

Im nächsten Teil von The Myth of Matriarchal Prehistory versucht Cynthia Eller zu zeigen, dass die Archäologie und Anthropologie prähistorischer wie auch sog. „primitiver“ noch existierender Gesellschaften keinerlei Beweise dafür liefern, dass Frauen in diesen Gesellschaften einen höheren Status genossen hätten als in modernen christlichen, jüdischen, islamischen, indischen oder ostasiatischen Gesellschaften. Sie zeigt, dass in den erforschten „primitiven“ Gesellschaften die biologische Vaterschaft nicht ignoriert wird und dass die Heiligkeit der Mutterschaft oder die Präsenz von Göttinnen nicht den Status von Frauen verbessern. Insbesondere reduziert die männliche Imitation weiblicher reproduktiver Fähigkeiten den Status der Frauen. Außerdem wird in modernen Gesellschaften, wie Marina Warner in Alone of All Her Sex – The Myth and Cult of the Virgin Mary (dt. Maria, München 1982) gezeigt hat, der Status von Frauen durch die Verehrung des weiblichen Göttlichen eher reduziert.

Eller kritisiert anschließend, wie willkürlich die Matriarchatstheoretikerinnen archäologische Funde interpretieren. Dies zeigt sich besonders darin, wie sie in den unterschiedlichsten Bildern den Mond oder Abbildungen von Frauen zu erkennen meinen. Die Rekonstruktion (Interpretation) archäologischer Artefakte durch die Matriarchatstheoretikerinnen weist die gleiche Tendenz auf.

Der letzte Teil von The Myth of Matriarchal Prehistory versucht aufzuzeigen, dass es keine Beweise für die sog. „patriarchale Revolution“ gibt, wie sie in Büchern wie The First Sex beschrieben wird. Sie zeigt, dass die archäologischen und biologischen Indizien darauf hindeuten, dass diejenigen Völker, die vor-indoeuropäische Sprachen sprachen, ähnlich patriarchal waren wie die Völker der sog. Kurgankultur, die nicht nur nach Ansicht der Matriarchatstheoretikerinnen, sondern auch nichtfeministischer Linguisten protoindoeuropäische Sprachen sprachen. Was die Vertreterinnen der Matriarchatstheorie als kompletten Wandel der Sozialstruktur beschreiben, war Cynthia Eller zufolge lediglich eine Machtübernahme durch eine andere Gruppe im Europa der Jungsteinzeit.

Literatur

  • Cynthia Eller: The Myth of Matriarchal Prehistory. Why an Invented Past Won't Give Women a Future. Beacon Press, Boston 2000, ISBN 0807067938. (1. Kapitel online)

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