Theißtalbrücke

Theißtalbrücke
Theißtalbrücke in Niedernhausen

Die Theißtalbrücke ist eine Autobahnbrücke bei Niedernhausen im deutschen Mittelgebirge Taunus (Hessen). Genaugenommen gibt es mittlerweile drei Brücken mit diesem Namen.

Inhaltsverzeichnis

Autobahnbrücke

Die beiden Autobahnbrücken nebeneinander

Die erste und eigentliche wurde 1937 bis 1939 im Zuge der A 3 zwischen Frankfurt am Main und Köln erbaut und überspannt mit einer maximalen Höhe von 46 m das enge Theißtal auf einer Gesamtlänge von 507 m. Die 16 Bögen mit gleichbleibender Spannweite ruhen auf 15 Pfeilern. Die Brücke geht vermutlich auf einen Entwurf von Paul Bonatz zurück, der für zahlreiche Verkehrsbauwerke dieser Zeit verantwortlich war. Die Brücke hat einen Stahlbetonkern und ist mit handwerklich bearbeitetem rötlichen Melaphyrstein aus der Pfalz verkleidet, der gleichzeitig als Schalung diente.[1] Aufgrund ihrer markanten Form als Bogenbrücke ist die Theißtalbrücke das Wahrzeichen von Niedernhausen. Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz.

In den siebziger Jahren wurde die A 3 von zwei auf drei Richtungsfahrstreifen verbreitert. Da hierfür die alte Brücke zu schmal war, wurde 1974 bis 1976 neben dieser eine neue Balkenbrücke in Stahlbetonweise errichtet, welche die Pfeilerabstände und die Höhe der alten Brücke aufnimmt, um das Bild der alten Brücke von Niedernhausen aus betrachtet nicht zu zerstören. Fortan führte die Autobahn auf der alten Brücke Richtung Köln, auf der neuen nach Frankfurt.

Seit Juli 2009 wird der Belag auf beiden Fahrbahnen erneuert, die Entwässerung verbessert und die Lärmschutzwand auf der nach Niedernhausen zugewandten Seite erhöht.[2][3]

Eisenbahnbrücke

Die Theißtalbrücke der ICE-Strecke

In den Jahren 1998 bis 2000 entstand die dritte Theißtalbrücke, als eine von 18 großen Talbrücken der ICE-Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main. Die 484 m lange und 50 m hohe Spannbeton-Balkenbrücke steht parallel zu den Autobahnbrücken und nimmt ihre Formen nicht auf.

Das Bauwerk liegt in einem Abstand von 45 bis 65 Metern zur Autobahnbrücke. Die Längsneigung der Eisenbahnbrücke liegt bei 6 Promille.[4] Die Gradiente liegt dabei 6 m über dem Niveau der Autobahnbrücke.[5]

Mitte der 1990er Jahre sah die Planung vor, die Gradiente der Eisenbahnbrücke bis zu 8,5 m über dem Niveau der Fernstraßenbrücke zu führen.[6] Bereits Ende 1995 lag die geplante Länge des Bauwerks bei 484 m.[7]

Die Brücke zählt zu den umstrittensten Bauwerken der Neubaustrecke. Die Gemeinde Niedernhausen klagte gegen den Planfeststellungsbeschluss und nahm mehrere Sperrgrundstücke in Anspruch. Eine Klage der Gemeinde vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) wurde im Eilverfahren abgewiesen. Der Baubeginn verzögerte sich um neun Monate, die letzte Klage (vor dem Oberverwaltungsgericht) wurde, nach Fertigstellung der Brücke, im Oktober 2001 abgewiesen.[5] Anfang April 2000 hatte der VGH Kassel den Planfeststellungsbeschluss im Bereich der Brücke zunächst aufgrund von Regelungslücken aufgehoben, ohne einen Baustopp zu verhängen. Zur Begründung führte das Gericht an, die DB habe offen gelassen, ob die Brücke mit einem Schotterbett oder einer Festen Fahrbahn (mit oder ohne Schallabsorbern) ausgerüstet würde. Nach Auffassung des Gerichts wären die geplanten zwei Meter hohen Lärmschutzwände bei einer Ausführung ohne Schallabsorber nicht ausreichend gewesen. Darüber hinaus legte das Gericht der DB AG auf, drei Monate bzw. zwei Jahre nach der Inbetriebnahme jeweils den Lärmpegel zu messen und den Lärmschutz ggf. nachzubessern. Geklagt hatte die Gemeinde Niedernhausen und mehrere Anlieger, die rund 300 m von der Brücke entfernt wohnten.[8]

Die elf Brückenfelder von je 44 m Spannweite wurden mittels einer 560 t schweren Vorschubrüstung erstellt. Insgesamt wurden 14.000 m³ Beton und 1500 t Beton- sowie 280 t Spannstahl verbaut. Ein Teil der Pfeiler wurde auf bis zu 30 m tiefen Großbohrpfählen von 1,5 m Durchmesser gegründet.[9][10] Bis Mitte 1999 war zwei Drittel des Überbaus betoniert gewesen.[11] Der Überbau wurde im November 1999 im Rohbau fertiggestellt.[4]

Die Brücke ist beidseitig mit zwei Meter hohen Lärmschutzwänden versehen. An einer Wand der Widerlager wurden Hangplätze als Winterquartier für Fledermäuse vorgesehen.[10]

Die Betonarbeiten wurden im Juni 2000 abgeschlossen. Anfang 2001 lief der Einbau der Festen Fahrbahn.[4]

Einzelnachweise

  1. Kulturdenkmäler in Hessen. Landesamt für Denkmalpflege Hessen, abgerufen am 22. Mai 2010.
  2. Werner Stoepler: Mehr Lärmschutz im Theißtal. Wiesbadener Kurier, 29. Mai 2009, abgerufen am 22. Mai 2010.
  3. Lärmschutzwand an A3 wird erhöht. Wiesbadener Tagblatt, 17. Juli 2009, abgerufen am 22. Mai 2010.
  4. a b c Mit Tempo 300 in 50 Metern Höhe über das Theißtal. In: Zum Thema, ZDB-ID 2115698-0, Ausgabe 1/2001, Februar 2001, S. 9–11.
  5. a b Deutsche Bahn AG (Hrsg.): Sieben märchenhafte Geschichten rund um die DB-Neubaustrecke Köln–Rhein/Main. Broschüre, 36 Seiten, Berlin, ohne Jahr (ca. 2002), S. 6
  6. Deutsche Bahn AG, Geschäftsbereich Netz, NBS Köln–Rhein/Main, Projektleitung (Hrsg.): Neubaustrecke Köln–Rhein/Main: Bereich Hessen, Planungsabschnitt PA 32, Wallrabenstein – Wörsdorf – Idstein – Niedernhausen. Gefaltete Broschüre, sechs A4-Seiten, Frankfurt am Main, 1995
  7. Deutsche Bahn AG, Geschäftsbereich Netz, Projektleitung NBS Köln–Rhein/Main (Hrsg.): Streckenkarte Neubaustrecke Köln-Rhein/Main. Karte mit Stand von November 1995, Frankfurt 1995
  8. Meldung Planfeststellung aufgehoben. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 6/2000, ISSN 1421-2811, S. 243.
  9. Ohne Autor: Das Projekt Neubaustrecke Köln–Rhein/Main. In: Eisenbahn JOURNAL: Tempo 300 − Die Neubaustrecke Köln–Frankfurt. In: Eisenbahn Journal, Sonderausgabe 3/2002, ISBN 3-89610-095-5, S. 34–63
  10. a b G. Blaasch: Die Neubaustrecke zwischen Köln und Frankfurt. In: Tiefbau, 2000, Heft 7, S. 403 (PDF-Datei, 6,6 MB).
  11. Planmäßiger Verlauf auf der längsten Baustelle Deutschlands. In: DBProjekt Köln–Rhein/Main (Hrsg.): Zum Thema, Heft 4/1999, Frankfurt am Main, August 1999, S. 4–7.

Weblinks

50.1569444444448.3061111111111

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