Niedernhausen

Niedernhausen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Niedernhausen
Niedernhausen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Niedernhausen hervorgehoben
50.1613888888898.3177777777778277
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Rheingau-Taunus-Kreis
Höhe: 277 m ü. NN
Fläche: 35,25 km²
Einwohner:

14.468 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 410 Einwohner je km²
Postleitzahl: 65527
Vorwahlen: 06127
06128 (Engenhahn)
Kfz-Kennzeichen: RÜD
Gemeindeschlüssel: 06 4 39 011
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Wilrijkplatz
65527 Niedernhausen
Webpräsenz: www.niedernhausen.de
Bürgermeister: Günter Fernando Döring (SPD)
Lage der Gemeinde Niedernhausen im Rheingau-Taunus-Kreis
Lorch (Rheingau) Rüdesheim am Rhein Geisenheim Oestrich-Winkel Kiedrich Eltville am Rhein Walluf Schlangenbad Bad Schwalbach Heidenrod Aarbergen Hohenstein (Untertaunus) Taunusstein Hünstetten Idstein Niedernhausen Waldems Rheinland-Pfalz Wiesbaden Landkreis Limburg-Weilburg Main-Taunus-Kreis Hochtaunuskreis Kreis Groß-GerauKarte
Über dieses Bild

Niedernhausen ist eine Gemeinde im Taunus in Hessen mit fast 15.000 Einwohnern. Sie liegt im Naturpark Rhein-Taunus, im westlichen Teil des Rhein-Main-Gebietes nördlich von Wiesbaden. Die Ortsteile Niedernhausen (der alleine über die Hälfte der Gesamteinwohner beherbergt) und Königshofen erstrecken sich an den Hängen eines Tals. Der Ortskern befindet sich in der Talsohle. Die Gemeinde ist umgeben von Mischwald (60 Prozent der Gemarkungsfläche).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Blick über Niedernhausen mit der Theißtalbrücke

Niedernhausen liegt mit Alt-Niedernhausen und den Ortsteilen Königshofen und Oberjosbach in einem Einschnitt des Hohen Taunus, der die meisten der höchsten Berge des Mittelgebirges Taunus aufweist mit großen Waldflächen und nur wenigen Ansiedlungen. Der Hohe Taunus erstreckt sich vom Niederwald bei Rüdesheim am Rhein in nordöstlicher Richtung bis zur Wetterau bei Bad Nauheim. Die übrigen Ortsteile sind schon dem Hintertaunus zugehörig. Der Taunus wird durch die Idsteiner Senke, einen Einschnitt, der bei Niederseelbach als Autal auch das Gemeindegebiet von Niedernhausen erreicht, in eine östliche und westliche Hälfte geteilt. Niederseelbach bietet mit einer Höhe von 351 Meter den niedrigsten zentralen Taunusübergang. Deshalb ist dieser Talzug für den Fernverkehr von erheblicher Bedeutung.

Übersichtskarte der Gemarkung Niedernhausen mit seinen Ortsteilen

Der Taunushauptkamm, der gleichzeitig die Wasserscheide zwischen den Flussgebieten von Rhein und Main im Süden und der Lahn im Norden bildet, durchzieht die Gemarkung von Südwesten nach Nordosten. Teil dieser Kammlinie und gleichzeitig Teil des Wiesbadener Hochtaunus sind die Hohe Kanzel, mit 592 m ü. NN die höchste Erhebung der Gemeinde, und der Lenzenberg (492 m ü. NN). Südlich dieses Höhenzugs erstreckt sich das Naherholungs- und Naturschutzgebiet Theißtal nach Nordosten bis in den Ortskern von Niedernhausen hinein, nördlich davon das Engenhahner Tal, in dem auch die Landstraße vom höher gelegenen Engenhahn zum in den Ausläufern der Idsteiner Senke liegenden Niederseelbach verläuft. Östlich von Niederseelbach erstreckt sich der Niedernhausener Talkessel. In der Talsohle liegt der Ortskern (tiefster Punkt bei der Guldenmühle mit 254 m ü. NN), an den südlichen Hängen Königshofen und an den nördlichen Hängen die Neubaugebiete von Niedernhausen sowie der Ortsteil Oberjosbach. Der Gebirgsstock, der sich nördlich von Niedernhausen, Oberjosbach und dem weiter westlich gelegenen Oberseelbach erhebt, ist schon Teil des Hochtaunus und wurde früher Eichelberger Mark genannt. Er gipfelt im Buchwaldskopf (492 m ü. NN) und im Großen Lindenkopf (499 m ü. NN). Höchste Erhebung im Gebirgszug südlich des Theißtals ist der Hahnberg (447 m ü. NN).

Durch das Gemeindegebiet fließen vier größere Bäche. Der größte ist der Daisbach, der von Engenhahn kommend durch das Engenhahner Tal nach Niederseelbach und weiter durch das Autal durch Niedernhausen fließt. Er verlässt im Südwesten das Gemeindegebiet in Richtung Niederjosbach und Eppstein, ab dort heißt er Schwarzbach und mündet bei Okriftel in den Main. Der Theißbach entspringt im Theißtal und mündet am Niedernhausener Rathaus in den Daisbach. Der Seelbach entspringt bei Lenzhahn, fließt durch Oberseelbach und mündet bei Niederseelbach in den Daisbach. Der Josbach entspringt bei Oberjosbach und mündet in Niederjosbach ebenfalls in den Daisbach.

Durch das Gemeindegebiet verlaufen in west-östlicher Richtung durch das Autal die Eisenbahngleise der Main-Lahn-Bahn von Frankfurt am Main nach Limburg an der Lahn. Südlich und parallel hierzu laufen die Bundesautobahn 3 und die ICE-Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main, die beide mit jeweils einer imposanten Brücke das Theißtal überqueren.

Flächennutzung im Gemeindegebiet von Niedernhausen
Berge in der Gemarkung Niedernhausen
Erhebung Höhe Gebirgszug
Hohe Kanzel 592 m ü. NN Rheingau-Taunus
Großer Lindenkopf 499 m ü. NN Hochtaunus
Buchwaldskopf 492 m ü. NN Hochtaunus
Lenzenberg 462 m ü. NN Rheingau-Taunus
Hahnberg 447 m ü. NN Rheingau-Taunus
Hellenberg 436 m ü. NN Rheingau-Taunus
Eselskopf 391 m ü. NN Hochtaunus

Geologie

Der Gebirgskamm, zu dem auch die Hohe Kanzel gehört, besteht aus hartem, verwitterungsbeständigem, jedoch auch rissigem und wasserdurchlässigem Quarzitgestein. Seine Schichten sind steil aufgerichtet und oft senkrecht. Dieser gelblichweiße, zuweilen kirschrot geflammte Taunusquarzit entstand aus sandigen Meeresablagerungen. Durch den Druck des Gebirges und die damit verbundene Wärmeentwicklung verwandelte sich das ursprünglich sedimentäre Gestein in metamorphe Quarzite.

In der Gemarkung von Niedernhausen finden sich an einigen Stellen sehenswerte Felspartien dieser Quarzite. Dazu gehören ein Block auf dem Gipfel der Hohen Kanzel sowie der 479 m hohe Hohle Stein zwischen Niedernhausen und Lenzhahn. Letzterer wurde 1929 unter Naturschutz gestellt. In der Nähe der Autobahnauffahrt von Niedernhausen liegt der so genannte Graue Stein, in dessen Nähe sich auch ein ehemaliges Quarzitwerk befindet.

Fachwerkhäuser im Ortsteil Oberjosbach

Gliederung und angrenzende Gemeinden

Die Gemeinde besteht aus den sechs ehemals selbständigen Ortsteilen Engenhahn, Königshofen, Niedernhausen, Niederseelbach, Oberjosbach und Oberseelbach. In Niedernhausen wohnt dabei über die Hälfte der Einwohner; hier gibt es auch die jüngsten Baugebiete Lenzhahner Weg und Schäfersberg.

Ortsteile von Niedernhausen
Ortsteil Einwohnerzahl
Niedernhausen 1) 7.700
Oberjosbach 2.150
Niederseelbach 2.000
Königshofen 1.900
Engenhahn 2) 1.350
Oberseelbach 450

1) mit den Baugebieten Lenzhahner Weg und Schäfersberg
2) mit dem Baugebiet Wildpark

Angrenzende Städte sind im Westen Taunusstein, im Westen und Norden Idstein (beide im Rheingau-Taunus-Kreis), im Osten Eppstein (Main-Taunus-Kreis) und im Süden die kreisfreie Landeshauptstadt Wiesbaden.

Geschichte

Anfänge und Römisches Grenzgebiet (1. Jahrhundert n. Chr.)

Nachgebauter römischer Wachturm auf der Dasbacher Höhe zwischen Idstein und Oberseelbach

1974 wurde bei Oberjosbach ein Steinbeil gefunden, das sich auf die Zeit der Becherkulturen der jüngeren Steinzeit (2.300 bis 1.600 v. Chr.) datieren ließ. Es gibt zwar keinen Hinweis auf eine Besiedelung, jedoch beweist es die Anwesenheit von Menschen.

Um die Zeitenwende kamen dann die Römer in das Gebiet der heutigen Gemarkung von Niedernhausen: ab 86 n. Chr. begannen sie, zwischen dem heutigen Oberseelbach und Idstein den am 15. Juli 2005 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen Limes anzulegen. Das Gebiet des heutigen Niedernhausen lag dabei auf römischer, dasjenige Idsteins auf germanischer Seite. Auf der Dasbacher Höhe an der Landstraße zwischen Niedernhausen und Idstein wurde in direkter Nachbarschaft zur Niedernhausener Gemarkungsgrenze anlässlich des Hessentags 2002 ein Nachbau eines römischen Wachturms errichtet. Etwa 2 km nördlich von Oberseelbach, beim Idsteiner Ortsteil Heftrich, befand sich das Kastell Alteburg.

Erste Spuren im Mittelalter und urkundliche Ersterwähnungen (1196–1283)

Die beiden Ursprungsorte im heutigen Gemeindegebiet von Niedernhausen sind die Pfarrei Oberjosbach und das Kirchspiel Niederseelbach.

Erstere wurde 1196 erstmals urkundlich genannt, als Oberjosbach mit Gottes Gnade an Bevölkerung und Besitztum zugenommen und deswegen die vollständige Freiheit einer Mutterkirche durch den Erzbischof von Mainz erhielt. Die Pfarrei St. Michael hatte zwar im Mittelalter keinen Bestand, die Kirche entwickelte sich jedoch zu einem kirchlichen Zentralort. Die Siedlung Oberjosbach könnte dagegen schon seit dem 10. Jahrhundert bestanden haben und wäre somit die älteste in der heutigen Gemarkung.

Die alte Johanneskirche im Wiesengrund bei Niederseelbach war dagegen Mittelpunkt des so genannten Seelbacher Grundes, der die Orte Oberseelbach, Engenhahn, Lenzhahn, Königshofen und Niedernhausen umfasste. Darüber hinaus war der Niederseelbacher Pfarrer für die Filiale in Dasbach zuständig. Gehörte der Seelbacher Grund seit 1196 auch zur Pfarrei Oberjosbach, trennten sich die Wege, als die Nassauer um 1220 die eigenständige Pfarrei Niederseelbach aus der Taufe hoben. Die Ursprünge der Kirche reichen möglicherweise bis in karolingische Zeit um 800 zurück, als hier eine Feldkirche stand.

Rathaus und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute katholische Kirche St. Michael in Oberjosbach

Engenhahns Gründung geht auf die Gründung des Klosters Bleidenstadt im Jahre 775 zurück, in dessen Umkreis so genannte Meierhöfe errichtet wurden. Ein Mönch mit Namen „Enicho“ gründete einen solchen und war damit Namensgeber von Engenhahn: „Enicho im Hag“ bzw. „Unechenhagin“. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1221. Oberseelbach taucht neben Lenzhahn als „Medietas Ville superioris Selebach“ erstmals in einem Schlossborner Zehntregister auf. Dieses konnte auf den Zeitraum zwischen 1226 und 1233 datiert werden. Königshofen und Niedernhausen wurden erstmals um 1220 in einem Verzeichnis des Mainzer Stephanstiftes als „Villa in Kunigishoue“ bzw. „Niederinhusin“ erwähnt.

Grenzstreitigkeiten zwischen Nassau-Idstein und Eppstein (1283–1806)

Die Gemarkung von Niedernhausen war seit dem frühen Mittelalter von Grenzstreitigkeiten zwischen den Herrschaften Nassau-Idstein und Eppstein geprägt. Diese gipfelten im 13. Jahrhundert in der Nassauisch-Eppsteinischen Fehde, bei der auch die neue Pfarrkirche in Oberjosbach gleich wieder zerstört und erst 1321 ein Nachfolgerbau geweiht wurde. Die Fehde wurde im Sühnevertrag von 1283 geschlichtet, in dem die Gebietszugehörigkeiten neu geregelt wurden. Allerdings festigte sich die bis dahin eher fließende Grenze zwischen den beiden Häusern erst um 1500. Die kleine Siedlung Obernhausen, Pendant von Niedernhausen und im Grenzbereich gelegen, fiel während dieser Zeit der Pest zum Opfer. 1544 existierte der Ort nicht mehr.

Die Reformation führte zu einer weiteren Trennung zwischen den Orten im Seelbacher Grund und Oberjosbach. Letzteres wurde, nachdem es von 1540 bis 1604 protestantisch war, bedingt durch die seit 1581 bestehende Zugehörigkeit zu Kurmainz wieder katholisch. Die Angehörigen des Kirchspiels Niederseelbach wurden dagegen – entsprechend dem Glaubensbekenntnis der Grafen von Nassau-Idstein – ab 1581 lutherisch.

Diese Konstellation blieb auch bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges bestehen. Der Krieg hatte die Dörfer stark mitgenommen: Niedernhausen, Königshofen und Engenhahn waren fast vollständig entvölkert, in Oberseelbach überlebten gerade einmal 14 Einwohner.

Nach dem Westfälischen Frieden siedelte Graf Johannes von Nassau-Idstein in den verwüsteten Orten der Grafschaft, darunter Niedernhausen, Königshofen und Engenhahn Wallonen aus dem Fürstbistum Lüttich an. Diesen gestattete er zwar, ihrem katholischen Glauben treu zu bleiben, unterstellte sie aber dennoch dem lutherischen Pfarrer von Niederseelbach. Noch heute finden sich einige Wallonische Familiennamen in Niedernhausen.

Der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Anselm Franz von Ingelheim ersetzte 1680 die Oberjosbacher Kapelle durch eine Kirche im Renaissance-Stil.

1723 wurde die Grenze zwischen Idstein und Eppstein „versteint“, das heißt Grenzsteine gesetzt, die auf einer Seite den nassauischen Löwen und auf der anderen das Mainzer Rad zeigten. Diese Steine sind heute noch zwischen Niedernhausen und Oberjosbach zu sehen. 1728 errichtete der Kurfürst Erzbischof Lothar Franz von Schönborn erneut die Pfarrei in Oberjosbach, in der auch die Katholiken des Seelbacher Grundes ungeachtet der Grenze eine neue Heimat fanden. Die Schule in Niederseelbach wurde 1778 erstmals erwähnt. Sie wurde von den Kindern der umliegenden Dörfer besucht.

Herzogtum Nassau, Eisenbahnbau und Luftkurort (1806–1914)

1806 wurde das Herzogtum Nassau gegründet. Dadurch verlor die seit dem Mittelalter bestehende Grenze zwischen Oberjosbach und Niedernhausen ihre Bedeutung.

1859 gründete Oberseelbach zusammen mit den heute zu Idstein gehörenden benachbarten Orten Dasbach und Lenzhahn einen Schulverband, 1863 wurde das neue Schulgebäude eröffnet.

Der große Aufschwung kam mit dem Bau der Eisenbahn 1877. Die Main-Lahn-Bahn verband fortan das Rhein-Main-Gebiet mit Limburg an der Lahn. Als 1879 die Querverbindung nach Wiesbaden eröffnet wurde, wurde Niedernhausen gar zum Eisenbahnknotenpunkt. Ein erstes Bahnhofsgebäude entstand 1880, 1906 wurde ein neues repräsentatives Gebäude errichtet, Gleis- und Abfertigungsanlagen für die Dampflokomotiven entstanden. Ein alter Lokschuppen sowie ein zugehöriger Wasserturm sind heute noch erhalten 1913 wurde das 2. Gleis der Strecke gebaut. 1903 erhielt auch Niederseelbach einen eigenen Haltepunkt, der jedoch 1971 wieder geschlossen wurde.

Die bisher über Jahrhunderte auf die Landwirtschaft und Waldarbeit ausgerichtete Bevölkerung hatte nun die Möglichkeit, industrieller und handwerklicher Tätigkeit in den nun leicht zu erreichenden Städten nachzukommen. Davon profitierten nicht nur Niedernhausen und Niederseelbach, sondern auch die Dörfer in der nahen Umgebung. Durch die leichte Erreichbarkeit konnte Niedernhausen nun sogar zum Luftkurort aufsteigen, die Kurgäste konnten bequem mit der Bahn anreisen. Zahlreiche alte Hotel-Villen der Gründerzeit im ehemaligen Kurviertel an der „Schönen Aussicht“ belegen diese Zeit. Zudem ist heute noch die alte Jugendherberge an der Frankfurter Straße zu finden. Das inoffizielle Kurhaus war die ehemalige Pulvermühle im Theißtal an der Grenze zwischen Königshofen und Niedernhausen. Um die Jahrhundertwende stieg die Einwohnerzahl von Niedernhausen dann auf etwa 1.200.

Weimarer Republik, Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg (1918–1945)

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das linke Rheinufer sowie die drei Brückenköpfe Köln, Koblenz und Mainz jeweils im Umkreis von 30 km von den Alliierten besetzt. Niedernhausen und seine heutigen Ortsteile fielen dabei unter französische Besatzung, zeitweise waren mehrere 100 Soldaten anwesend. Ab September 1919 wurden die Truppen von den kleineren Orten wieder abgezogen. Am 8. November 1919 fand die erste Gemeindevertreterwahl statt, bei welcher auch Frauen zum ersten Mal wählen durften.

Auch nach dem Ersten Weltkrieg kamen viele Kurgäste und Sommerfrischler nach Niedernhausen, darunter auch viele Juden. Vielleicht sind dieser Umstand und auch die Jahrhunderte zurückliegende Ansiedlung der Wallonen in Niedernhausen ein Grund dafür, dass der Umgang mit fremden Kulturen von Normalität geprägt war. Aus der Zeit des Dritten Reiches gibt es jedenfalls keine Überlieferung nennenswerter politischer Aktionen. Es gab allerdings eine so genannte „Führer-Schule“, die als Ausbildungszentrum für die Hitler-Jugend diente.

Wie in vielen deutschen Städten gab es auch in Niedernhausen Umbenennungen von Straßen und Gebäuden: es gab einen Hindenburgplatz und ein Teil der Niederseelbacher Straße in Königshofen und die Austraße in Niedernhausen hießen jeweils Adolf-Hitler-Straße. Die Lehrer der Schulen schienen Berichten von Schülern zufolge recht linientreu gewesen zu sein und stachelten ihre Schüler zur Sammlung von Hilfsgütern an. Hier wird aber auch von vereinzelten regimekritischen Stimmen berichtet. So bestellte beispielsweise eine Angestellte der „Führer-Schule“ kurzerhand das Abonnement des Propagandablatts „Der Stürmer“ ab, obwohl sie dabei mit Konsequenzen rechnen musste. Als der Bürgermeister kurz vor Kriegsende die Räumung des Ortes befahl, wurde er von der Bevölkerung ausgelacht.

Mit dem Bau der Autobahn 1937 bis 1939 gab es einen weiteren Aufschwung, da Niedernhausen auch eine eigenen Auffahrt erhielt, die von der steigenden Zahl der Autos genutzt werden konnte. Der Bau der Theißtalbrücke, der noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs abgeschlossen wurde, beschäftigte zeitweise bis zu 700 Arbeiter, welche in Niedernhausen untergebracht waren und versorgt werden mussten.

Nachdem Niedernhausen Anfang des Zweiten Weltkrieges verschont blieb, änderte sich dies mit dem Vormarsch der Alliierten ab 1944. Aufgrund seiner Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt und wegen der ansässigen Führerschule mit ihren Funkanlagen, wurde der Ort deutlich stärker bombardiert als vergleichbare Orte in der Umgebung. Zwischen Mai 1944 und März 1945 gab es mindestens 8 Luftangriffe. Beim schwersten am 22. Februar 1945 wurden das Bahnhofsgebäude, große Teile der Gleisanlagen sowie etwa 30 abgestellte Lokomotiven und Dutzende von Waggons zerstört. Getroffen wurden bei den Angriffen aber nicht nur die Bahnanlagen, sondern auch mehrere Wohngebäude in Niedernhausen und Königshofen. Im Juli 1944 wurde ein von Eppstein kommender Zug bombardiert; die Zahl der Toten wurde auf 30 bis 40 geschätzt. In der Nacht vom 25. auf den 26. August 1944 brannte die Pfarrkirche von Oberjosbach durch eine Brandbombe bis auf die Grundmauern nieder. Insgesamt kamen bei den Angriffen etwa 200 Menschen ums Leben. Auch heute noch finden sich in den Wäldern um Niedernhausen viele Bombentrichter. Bei einem der Angriffe im August 1944 wurden drei mit ihrem Fallschirm abgesprungene amerikanische Soldaten von der Bevölkerung gelyncht.

Als im März 1945 die Amerikaner über Engenhahn und Niederseelbach nach Königshofen und Niedernhausen kamen, gab es keinen Widerstand. Wohl deshalb und aufgrund des schnellen Vordringens der GIs konnte eine Sprengung der Theißtalbrücke verhindert werden.

Nachkriegszeit (1945–1975)

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen wie überall in Westdeutschland zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und aus dem Sudetenland in die einzelnen Ortsteile, vor allem nach Oberjosbach, Niedernhausen, Königshofen und Niederseelbach. Dadurch vergrößerte Niederseelbach beispielsweise seine Einwohnerzahl bis 1960 gegenüber dem Jahr 1939 um das Doppelte. In den 1950er Jahren wurden folgerichtig die ersten Neubaugebiete ausgewiesen.

Die wieder aufgebaute Pfarrkirche in Oberjosbach wurde bereits 1949 eröffnet.

In Engenhahn entstand aus dem Wildparkgelände zunächst ein Gebiet für Wochenendhäuser. Ab 1975 wurde es ein offizielles und exklusives Baugebiet, in dem Prominente wie Wim Thoelke, Ebby Thust und Susanne Fröhlich wohnen bzw. wohnten.

1964 nahm Oberseelbach erstmals am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teil, 1965 wurde gar der Landessieg für Hessen errungen.

Als Ende der 1960er Jahre der Bau der S-Bahn Rhein-Main geplant wurde und absehbar war, dass Niedernhausen einer der Endstationen werden sollte, erlebte der Ort ein starkes Bevölkerungswachstum. Das große Baugebiet Lenzhahner Weg entstand; in den 1970er Jahren wurden hier auch vier Wohnhochhäuser sowie ein Dutzend größere Wohnblöcke gebaut. Die erste S-Bahn der Linie 2 erreichte den Niedernhausener Bahnhof am 25. August 1975.

1970 wurde die Ortsumgehung von Oberseelbach eröffnet, die die enge Hauptstraße des Ortes vom Durchgangsverkehr befreite.

Grenzänderungen und Gebietsreform (1971 bis heute)

Zum 1. Oktober 1971 unterzeichneten die Gemeinden Niedernhausen und Königshofen – trotz der seit alters her gegeneinander bestehenden Abneigungen – einen Grenzänderungsvertrag und schlossen sich zur Gemeinde Niedernhausen im Taunus zusammen. Königshofen behielt dabei seine Ortsteilbezeichnung.

Im Zuge der hessischen Gebietsreform wurde schließlich am 1. Januar 1977 aus den bisher selbständigen Gemeinden Niedernhausen mit dem Ortsteil Königshofen, Engenhahn, Niederseelbach, Oberseelbach und Oberjosbach die Gemeinde Niedernhausen i. Ts. Gleichzeitig wurde die Gemeinde Teil des mit selbem Datum neu gegründeten Rheingau-Taunus-Kreis mit der Kreisstadt Bad Schwalbach. Zuvor gehörte Niedernhausen zum Main-Taunus-Kreis.

Zuvor hatte es zwischen Idstein und Niedernhausen ein starkes Werben um die Gemeinden im Seelbacher Grund gegeben. Dabei gab es auch die Überlegung, eine selbständige Gemeinde Lenzenberg mit Engenhahn, Ober- und Niederseelbach sowie Lenzhahn und Dasbach zu bilden. Schließlich entschieden sich Engenhahn, Ober- und Niederseelbach für Niedernhausen, Dasbach und Lenzhahn, trotz ihrer Jahrhunderte dauernder Verbundenheit zu Ober- und Niederseelbach, für Idstein.

Anfang der 1980er Jahre wurde das alte Schulgebäude und Rathaus in Niedernhausen zum neuen Rathaus der Gesamtgemeinde erweitert, sowie die Autalhalle errichtet.

Ab 1985 wurde ein weiteres großes Baugebiet auf dem Schäfersberg beim Ortsteil Niedernhausen ausgewiesen.

Heute leben in Niedernhausen über die Hälfte der Gesamt-Einwohner. Zweitgrößter Ortsteil ist Oberjosbach mit 2.150, kleinster Oberseelbach mit 450. Die Ortsteile Oberjosbach, Oberseelbach, Niederseelbach und Engenhahn haben dabei ihren dörflichen Charakter weitgehend bewahren können.

Einwohnerentwicklung seit Gründung der Gesamtgemeinde 1977

Niedernhausen hat seit der Gründung der Gesamtgemeinde zum 1. Januar 1977 einen starken Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen. Die Einwohnerzahl stieg von 12.055 bei der Volkszählung im Mai 1987 auf 14.722 im Juni 2003. Dies bedeutete einen Bevölkerungsanstieg von über 22 % (Kreisdurchschnitt etwa 11 %). Ursachen sind vor allem die verkehrsgünstige Lage und gleichzeitige Nähe zur Natur sowie und die damit verbundene fortschreitende Bebauung des Neubaugebietes Schäfersberg in dieser Zeit. In den letzten Jahren stagniert der Anstieg jedoch, was vor allem daran liegt, dass in den großen Neubaugebieten Lenzhahner Weg und Schäfersberg kaum noch freie Baugrundstücke vorhanden sind und bisher keine neuen Siedlungsflächen ausgewiesen wurden.

Einwohnerentwicklung von Niedernhausen seit der Gebietsreform 1977
Einwohnerentwicklung seit 1977
Jahr Einwohner
1. Januar 1977 10.952
30. Juni 1985 12.220
31. Mai 1987 12.055 *)
31. Dezember 1994 14.231
30. Juni 2003 14.722
31. Dezember 2004 14.648
30. Juni 2005 14.664

*) Volkszählungsergebnis

Politik und Verwaltung

Gemeindevertretung und Ortsbeiräte

Kommunalwahl in Niedernhausen 2011
 %
40
30
20
10
0
30,1%
24,3%
23,1%
5,8%
10,8%
5,7%
WGN Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
OLN Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2006
 %p
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-9,4%
-2,0%
+12,6%
-0,6%
-6,6%
+5,7%
WGN Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
OLN Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/KEINFEHLER-Parameter angegeben

Die Gemeindevertretung ist nach der Hessischen Gemeindeordnung das oberste politische Organ von Niedernhausen und wird alle fünf Jahre von den wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern gewählt. Sie besteht aus 37 Gemeindevertretern.

Die Gemeindevertretung wird durch vier Ausschüsse unterstützt, in denen Themen vorbereitet werden, damit sie der Gemeindevertretung zur Abstimmung vorgelegt werden können. Die vier Ausschüsse sind: der Bauausschuss, der Umweltausschuss, der Sozialausschuss sowie der Haupt- und Finanzausschuss. Die Ausschüsse haben jeweils 7 Mitglieder.

Die Belange der sechs nach der Hauptsatzung bestehenden Ortsbezirke werden von den zugleich mit der Gemeindevertretung direkt gewählten Ortsbeiräten gewahrt. Diese haben ein Anhörungsrecht zu allen wichtigen Angelegenheiten, die den Ortsbezirk betreffen und ein Vorschlagsrecht in allen Angelegenheiten, die den Ortsbezirk angehen. Sie nehmen zu denjenigen Fragen Stellung, die ihnen von der Gemeindevertretung oder vom Gemeindevorstand vorgelegt werden.

Die politischen Gremien tagen im Rathaus der Gemeinde im Ortsteil Niedernhausen.

Die Kommunalwahl am 27. März 2011 lieferte folgendes Ergebnis, in Vergleich gesetzt mit anderen Wahlergebnisse in Niedernhausen seit 1997:[2]

Art der Wahl / Termin Wahl-
berechtigte
Wahl-
beteiligung
Abgegebene Stimmen Von den gültigen Stimmen entfielen auf
ungültig gültig CDU SPD FDP GRÜNE WGN *) Sonstige
Anzahl  % Anzahl  % Anzahl  %
Kommunalwahl 27. März 2011 11.322 50,2 170 3,0 5.515 30,1 24,3 5,8 23,1 10,8 5,7
Kommunalwahl 26. März 2006 11.227 48,3 79 1,5 5.423 39,5 26,3 6,4 10,5 17,4 --
Bundestagswahl 18. September 2005 10.976 84,9 127 1,4 9.188 37,2 29,4 16,2 11,0 6,2
Landtagswahl 2. Februar 2003 10.857 72,1 109 1,4 7.724 53,0 22,4 9,5 11,4 3,7
Bundestagswahl 22. September 2002 10.891 84,8 119 1,3 9.116 40,0 33,3 11,1 12,7 2,9
Kommunalwahl 18. März 2001 11.126 59,6 126 1,9 6.504 45,3 35,0 11,5 8,2 -
Landtagswahl 7. Februar 1999 10.705 71,6 81 1,1 7.582 49,2 32,5 7,8 7,4 3,1
Bundestagswahl 27. September 1998 10.810 87.8 114 1,2 9.377 39,7 33,5 9,1 12,0 5,7
Kommunalwahl 2. März 1997 10.895 65,4 176 2,5 6.952 35,9 31,4 11,8 7,4 13,5 -

*) Wählergemeinschaft Niedernhausen (Freie Wähler)

Bürgermeister und Gemeindevorstand

Bürgermeister der Gemeinde und damit gleichzeitig oberster Chef der Verwaltung ist seit dem Jahre 1989 Günter F. Döring (SPD). Er war gleichzeitig im Jahre 1995 der erste direkt gewählte Bürgermeister in Niedernhausen und wurde im Jahre 2001, sowie im Jahre 2007 wiedergewählt.

Die letzte Bürgermeister-Direktwahl fand am 5. März 2007 statt. Bei einer Wahlbeteiligung von 55 % erhielt der amtierende und letztmals kandidierende Bürgermeister Döring 49,55 % der Stimmen. Auf seinen Mitbewerber Andreas Knüttel (CDU) entfielen 27,44 % der Stimmen, die parteilose Kandidatin Isolde Ehrhart als Ex-CDU-Mitglied und Gattin des ehemaligen Bürgermeisters und Döring-Vorgängers Klaus Ehrhart erhielt einen Stimmanteil von 23,01 %. Hiermit wurde eine Stichwahl zwischen dem amtierenden Bürgermeister und dem CDU-Kandidaten Knüttel notwendig, die am 25. März 2007 stattfand und aus welcher Döring mit einem Stimmanteil von 59,6 % als Sieger hervorging. Andreas Knüttel erhielt 40,3 % der Stimmen.[3]

Die Gemeindevertretung wählt den Gemeindevorstand. Dieser hat nach der Hauptsatzung 9 Mitglieder. Vorsitzender ist der Bürgermeister, als sein Vertreter fungiert der Erste Beigeordnete (Lothar Metternich, CDU).

Verwaltung

Rathaus der Gesamtgemeinde im Ortsteil Niedernhausen

Die Gemeindeverwaltung, die etwa 50 Verwaltungsangestellte beschäftigt, ist mit Bauamt, Ordnungsamt, Einwohner- und Meldeamt, Standesamt und Ortsgericht größtenteils im Rathaus unterbracht. Die Gemeinde betreibt einen eigenen Bauhof mit etwa 20 Mitarbeiter, der für den Winterdienst, die Straßenreinigung, die Pflege von Friedhöfen, Sportplätzen, Kinderspielplätzen und Grünanlagen sowie die Reparatur und Instandhaltung von gemeindeeigenen Einrichtungen und Gebäuden zuständig ist. Die Wasserver- und -entsorgung wird von den dem Bauhof angegliederten Gemeindebetrieben sichergestellt. Außerdem gibt es einen Recyclinghof. In den sechs Gemeindekindergärten sind rund 35 Erzieherinnen beschäftigt. Für Verkehrs- und Umweltdelikte ist das Ordnungsamt zuständig, für alle weiteren Sicherheitsfragen die Polizei-Station in Idstein.

Gemeindewappen

Wappen Niedernhausen.png

Das im Jahre 1977 geschaffene Wappen der Gemeinde Niedernhausen zeigt den goldenen nassauischen Löwen auf blauem Grund. Das silberne Schwert in seiner linken Pranke deutet auf die kurmainzische Vergangenheit Oberjosbachs hin: dessen Wappen zeigt in den kurmainzischen Farben ein rotes Schwert auf silbernem Grund, gleichzeitig Symbol des Heiligen Michael, dem Schutzpatron von Oberjosbach. Die sechs den Löwen umgebenden Schilder symbolisieren die sechs Ortsteile.

Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaft

Niedernhausen gilt im Allgemeinen als Schlafstadt, d. h. die Gemeinde dient vorwiegend Pendlern als Wohnsitz , die die Großstädte des Rhein-Main-Gebietes zum Ziel haben. Mit etwa 30 % hat dabei Wiesbaden den größten Anteil, dicht gefolgt von Frankfurt am Main. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg mit der Zahl der Einwohner, hat aber aufgrund der Pendlerstruktur nach wie vor einen relativ geringen Anteil von etwa 10 % der Bevölkerungszahl. Im Juni 1987 waren 1.192 Menschen in Niedernhausen beschäftigt, bis Juni 2002 stieg die Zahl um etwa 21 % auf 1.443. Der Dienstleistungsanteil lag 1987 bei 65 %, 2002 bei 71 %. Die Kaufkraft liegt bei 21.346 Euro pro Einwohner und damit etwa 28,5 % über dem Bundesdurchschnitt. Sie ist damit auch die höchste im Rheingau-Taunus-Kreis.

Niedernhausen beherbergt vor allem kleine und mittlere Betriebe, überwiegend auf dem Dienstleistungssektor. Mittlerweile existieren über 30 High-Tech-Firmen, darunter etwa 20 in der IT-Branche sowie sieben Firmen in der Mess- und Regeltechnik. Der größte Arbeitgeber der Gemeinde mit 220 Beschäftigten ist die Hartmann Druckfarben GmbH in Niederseelbach, die seit 1968 hier angesiedelt ist. Ein weiterer großer Arbeitgeber, das RAMADA Hotel Micador ist ein Tagungs- und Kongresshotel mit 254 Zimmern und dem angeschlossenen Rhein-Main-Theater. Seit 1976 war in der Schönen Aussicht der größte Verlag für deutschsprachige Ratgeber, die FALKEN-Verlagsgruppe, ansässig. Sie erwirtschaftete mit 120 Mitarbeitern und etwa 1.200 lieferbaren Büchern einen Umsatz von etwa 45 Mio. Euro. Im Jahr 2000 wurde der Verlag allerdings vom Bertelsmann-Konzern übernommen und das Haus geschlossen.

Insgesamt gibt es vier Gewerbegebiete: jeweils ein kleineres in Königshofen, Ober- und Niederseelbach sowie ein etwas größeres in Niedernhausen in der Nähe der Autobahnauffahrt. Hier ist die weitere Ausweisung eines Misch- und Gewerbegebietes von etwa 5 ha Größe geplant.

Bahnhof von Niedernhausen: Eisenbahnknotenpunkt an der Main-Lahn-Bahn

Verkehr

Der Bahnhof Niedernhausen befindet sich an der Main-Lahn-Bahn, die von Frankfurt am Main nach Limburg an der Lahn führt. Die Strecke wurde bereits im Jahre 1877 eröffnet, der Bahnhof ist der Hauptknotenpunkt dieser Strecke zwischen Frankfurt-Höchst und Eschhofen, da hier die Ländchesbahn zum Hauptbahnhof der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden abzweigt. Aufgrund seiner überregionalen Bedeutung war der Bahnhof von Niedernhausen im Zweiten Weltkrieg Ziel mehrerer Luftangriffe.
Seit dem Jahre 1975 ist Niedernhausen zudem Endhaltepunkt der S-Bahn-Linie S2, welche die Gemeinde mit einer Fahrzeit von etwa 35 Minuten mit dem Frankfurter Hauptbahnhof verbindet. Durch die Gemarkung verläuft außerdem parallel zur Bundesautobahn 3 die Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main mit dem 2.765 m langen Niedernhausener Tunnel.

Neben den Zugverbindungen nach Frankfurt am Main, Wiesbaden und Limburg an der Lahn besteht eine Stadtbusverbindung nach Wiesbaden (Linie 22 der Stadtwerke Wiesbaden), der die Ortsteile Oberjosbach, Niedernhausen und Königshofen in einer Fahrzeit von etwa 30 Minuten mit der Wiesbadener Innenstadt verbindet. Zudem gibt es einen innerörtlichen Busverkehr, der alle Ortsteile mit der Hauptgemeinde und dem Bahnhof verbindet. Überregionale Buslinien fahren ebenfalls den Bahnhof in Niedernhausen an.

Ausgewiesene Fußgängerzonen gibt es in Niedernhausen nicht. Allerdings ist die Hauptgeschäftsstraße, die Bahnhofsstraße eine verkehrsberuhigte Einbahnstraße, die für diverse Veranstaltungen (Weinfest, Weihnachtsmarkt, etc.) komplett für den Verkehr gesperrt wird. In den die Gemeinde umgebenden Taunuswäldern gibt es ein dichtes Netz ausgeschilderter Wanderwege.

Am S-Bahnhof Niedernhausen ist eine Park-and-ride-Anlage vorhanden. Ebenfalls eine ausreichende Anzahl an Parkplätzen bieten das Niedernhausener Waldschwimmbad und das Rhein-Main-Theater. Im Ortskern sind zudem weitere Parkplätze vorhanden.

Niedernhausen besitzt eine Anschlussstelle der Bundesautobahn 3 Frankfurt am Main–Köln, die sich etwa zwei Kilometer südlich des Ortskerns befindet. An der Anschlussstelle vorbei und durch das Gemeindegebiet verläuft die B 455.

Der Flughafen Frankfurt am Main ist über die Autobahn in etwa 20 Minuten zu erreichen. Mit dem Zug dauert es – mit Umstieg in Frankfurt (Main) Hauptbahnhof oder Wiesbaden Hauptbahnhof – etwa eine Stunde. Aufgrund dieser kurzen Anfahrtszeit zum Flughafen ist Niedernhausen auch für dessen Beschäftigte als Wohnsitz sehr beliebt.

Infrastruktur

Theißtalschule: Kooperative Gesamtschule im Ortsteil Niedernhausen

Schulen

In Niedernhausen gibt es zwei öffentliche Schulen. Die Theißtalschule im Ortsteil Niedernhausen wurde Ende der 1990er Jahre von einer Grundschule mit Förderstufe in eine Kooperative Gesamtschule mit Grundstufe sowie Gymnasial-, Realschul- und Hauptschulzweig ausgebaut. Die Lenzenbergschule im Ortsteil Niederseelbach ist eine sogenannte Mittelpunkts-Grundschule für die Ortsteile Engenhahn, Niederseelbach und Oberseelbach. Im Ortsteil Königshofen gibt es zudem ein Privatgymnasium sowie eine Musikschule.

Kirchen

Im Gemeindegebiet gibt es insgesamt drei katholische, zwei evangelische und eine neuapostolische Kirchengemeinde. Die katholischen Gemeinden sind Maria Königin in Niedernhausen, St. Michael in Oberjosbach und St. Martha in Engenhahn. Die beiden evangelischen Gemeinden sind die Gemeinde der Christuskirche in Niedernhausen sowie eine weitere in Niederseelbach mit der ältesten Kirche in Niedernhausen, der Johanneskirche aus dem 15. Jahrhundert. Die alte katholische Kirche in Niedernhausen wird heute als Kulturzentrum genutzt.

Sport- und Freizeiteinrichtungen

In Niedernhausen gibt es mehrere Fußballplätze, darunter zwei Hartplätze in Engenhahn und Niederseelbach sowie einen Kunstrasenplatz in Niedernhausen. Daneben gibt es drei kleinere Sportplätze in Niedernhausen, Königshofen und Oberjosbach sowie eine der Theißtalschule angegliederte Leichtathletik-Anlage. Die große Drei-Felder-Sporthalle Autalhalle wird nicht nur von den örtlichen Vereinen genutzt, sondern auch für Messen und sonstige Veranstaltungen. Die Schulen und größeren Sportvereine haben jeweils noch eigene Hallen. Weiterhin gibt es einen Tennisverein, der mehrere Plätze und eine Halle bespielt, einen Reitplatz, mehrere Kegelbahnen sowie das beliebte Waldschwimmbad mit mehreren Becken, Rutsche und Sprungturm. Unmittelbar neben dem Waldschwimmbad wurde im Juli 2006 ein Skateplatz eröffnet. Das Naherholungsgebiet Theißtal bietet neben einem von mehreren Grillplätzen einen großen Anglerteich. Im Ortsteil Engenhahn werden in strengen Wintern Langlauf-Loipen gespurt.

Kindergärten, Kinderkrippe, Schülerhort und Gemeinschaftshäuser

Insgesamt sechs gemeindeeigene Kindergärten existieren in den Ortsteilen Niedernhausen (Ahornstraße und Schäfersberg), Königshofen, Niederseelbach, Oberjosbach und Engenhahn. Daneben betreibt die Katholische Kirche den Kindergarten St. Josef. Ein privater Elternverein betreibt einen rhythmisch-musischen Kindergarten TASIMU mit Kleinkinderkrippe und Schülerhort. Neben der großen Drei-Felder-Sporthalle mit Gastronomie (Autalhalle) existieren in jedem der anderen fünf Ortsteile Gemeinschaftshäuser für Veranstaltungen. Außerdem gibt es neben dem Rathausparkplatz ein hergerichtetes altes Schlachthaus, das als Jugendtreff dient. Die Jugendlichen haben hier die Möglichkeit, Billard oder Tischkicker zu spielen, einfach zu chillen und ein Getränk zu sich zu nehmen oder Bands, die auf der kleinen Bühne auftreten, zuzuhören.

Kultur

Schild am Wilrijk-Platz vor dem Niedernhausener Rathaus

Partnerstädte

Wilrijk (Stadtteil von Antwerpen/Belgien)
Die Partnerschaft mit der belgischen, damals noch selbständigen Stadt (etwa 38.000 Einwohner) besteht seit dem Jahre 1980. Seitdem findet ein regelmäßiger Austausch statt, so werden etwa Radtouren von einem zum anderen Ort organisiert. Seit dem Jahr 1984 ist Wilrijk ein Stadtteil von Antwerpen, was aber nichts an den intensiven Beziehungen ändert. Der Platz vor dem Niedernhausener Rathaus wurde nach Wilrijk benannt; somit lautet die Anschrift der Gemeindeverwaltung: Wilrijkplatz (ohne Hausnummer).

Ilfeld/Harz (Thüringen)
Die Verbindung mit der thüringischen Stadt im Harz (3.000 Einwohner) wurde kurz nach der Wende im Jahre 1990 angeregt, wohl auch, um im Osten etwas Strukturhilfe zu leisten. Die auf die Initiative Niedernhausens hin begründete Städtepartnerschaft von Ilfeld mit Wilrijk schafft eine freundschaftliche Dreier-Bande. Der Platz vor dem Niedernhausener Bahnhof heißt seit seiner Umgestaltung Ilfelder Platz.

Rhein-Main-Theater

Rhein-Main-Theater in Niedernhausen

Das überregional bekannte Rhein-Main-Theater, unmittelbar an der Autobahnauffahrt Niedernhausen gelegen, wird für zahlreiche internationale Veranstaltungen genutzt. Das Haus mit 1.566 Zuschauerplätzen, die sich auf Parkett und zwei Ränge verteilen, wurde eigens für die deutschsprachige Erstaufführung des Musicals Sunset Boulevard von Andrew Lloyd Webber in den Jahren 1993 bis 1995 für etwa 25 Mio. Euro errichtet. Das Stück lief von Dezember 1995 bis August 1998, die Hauptrollen spielten die bekannten Musical-Stars Uwe Kröger und Helen Schneider, später auch die Schauspielerin Daniela Ziegler, konnte die Insolvenz aber nicht verhindern. Heute finden wechselnde Veranstaltungen im Theater statt. Der extra für das Theater gebaute Haltepunkt an der Ländchesbahn wurde 1996 eröffnet und nach der vorübergehenden Schließung des Theaters 1998 wieder stillgelegt.

Sonstige Veranstaltungsorte und Einrichtungen

Neben dem Rhein-Main-Theater gibt es noch eine Reihe weiterer Veranstaltungsorte in Niedernhausen. Dazu gehören das Zentrum Alte Kirche sowie der Jugendclub „I4“. Die Alte Katholische Kirche in der Wiesbadener Straße drohte nach dem Umzug der katholischen Gemeinde in den Neubau an der Bahnhofstraße zu verfallen. 1980 übernahm ein privater Verein die Erbbaupacht für 99 Jahre, ließ das Gebäude unter Denkmalschutz stellen und renovierte es in Eigenregie. Die Kirch ist heute Veranstaltungsort für Lesungen, Konzerte, Theateraufführungen oder Kunstausstellungen.

Zentrum Alte Kirche in Niedernhausen: ehemals katholische Kirche, heute Kulturzentrum

Die Jugendlichen organisierten sich erstmals Ende der 1980er Jahre auf Anregung und mit Unterstützung der Gemeinde. Eine erste Bleibe erhielten sie in einem Raum in der Autalhalle, bevor 1992 die Gemeinde ein heruntergekommenes Gebäude gegenüber dem Rathaus erwarb. Die Jugendlichen machten aus ihrer Wiesbadener Straße 2, kurz „W2“ genannt, mit viel Eigeninitiative einen lebendigen Ort. Als schließlich der endgültige Abriss drohte, setzten sie sich für einen Umzug ein. Die schließlich im Jahr 2000 von der Gemeinde in direkter Nachbarschaft des Rathauses erworbene ehemalige Metzgerei mit angeschlossenem Schlachthaus bauten sie in ehrenamtlicher Arbeit zu einem Konzert- und Veranstaltungsraum um. Heute finden in der „I 4“ (für Idsteiner Straße 4) neben dem regelmäßigen Betrieb und mehreren Arbeitsgruppen (AGs) auch Rockkonzerte und Partys statt.

Die Autalhalle dient nicht nur der Theißtalschule und den örtlichen Vereinen als Sporthalle, sondern bietet mit ihrer ausfahrbaren Zuschauertribüne, der angeschlossenen Gastronomie und ihrer Flexibilität zulassenden Ausstattung auch Raum für regelmäßig stattfindende Messen, Ausstellungen und sonstige Veranstaltungen. So haben hier in vergangenen Jahren beispielsweise die FDP und die Grünen ihre Hessischen Parteitage abgehalten; die Gemeindevertretung tagt hier ebenfalls. Für die Niedernhausener Kerb wurde die Halle in vergangener Zeit auch als „Festzelt“ genutzt.

Vereine

In Niedernhausen gibt es ein reges Vereinsleben mit der beachtenswerten Zahl von etwa 100 Vereinen und mehreren Tausend Mitgliedern. Viele ehrenamtliche Helfer machen dies möglich. Die meisten Clubs widmen sich dabei dem Sport. Erfolgreichster Verein ist der SV Niedernhausen, ein fast reiner Fußballverein. Nach dem Aufstieg 2006 hat der Verein sich schnell in der Gruppenliga Wiesbaden etabliert und spielt sogar um den Aufstieg mit. Bekanntester Spieler ist der in Niedernhausen wohnende ehemalige Profi des 1.FSV Mainz 05, Christopher Ihm. Im Sportverein Niederseelbach 1951 wird vorwiegend Fußball gespielt. Die beiden Vereine haben jeweils bis zu 18 Mannschaften in den unterschiedlichsten Altersklassen von der G-Jugend bis zur Seniorenmannschaft zum Spielbetrieb angemeldet. Niederseelbach spielte zeitweise in der Bezirksoberliga Wiesbaden, momentan in der „A-Klasse Rheingau-Taunus“. Die Abteilung Volleyball des SV Niederseelbach existiert seit 1981. Zudem bietet der SV Niederseelbach noch einen Lauftreff und Nordic-Walking an.

Die Turngemeinde 1896 Niedernhausen, mit etwa 1.000 Aktiven mitgliederstärkster Verein der Gemeinde, der Turn- und Sportverein Königshofen 1898, der 'Turn- und Sportverein Engenhahn 1977 sowie die Turngemeinde 1899 Oberjosbach bieten Breitensport. Die beiden ersteren haben jeweils eine Leichtathletik- und eine Turnabteilung, welche regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen, darunter an den Deutschen Turnfesten und den Hessischen Landesturnfesten. Alle vier besitzen jeweils ein eigenes Vereinsheim und einen Trainingsplatz. Die TG Niedernhausen betreibt darüber hinaus eine große Basketball-Abteilung, die zeitweise über 10 Mannschaften umfasste; die Erste Herren- und die erste Damenmannschaft spielt jeweils in der Kreisklasse A.

Der Tennis-Club Niedernhausen bespielt mit etwa 400 Mitgliedern 9 Freiluftplätze (Sand) sowie 3 Hallenplätze. In der Tennishalle gibt es außerdem mehrere Squash-Felder. Beachtung verdienen der Aikido-Club mit etwa 130 Mitgliedern, der sich der japanischen Selbstverteidigungskunst verschrieben hat, und die DLRG-Ortsgruppe mit etwa 260 Mitgliedern, die für ihren Schwimmsport das Waldschwimmbad nutzt. Im Winter wird in Wiesbadener Hallenbäder ausgewichen. Ebenfalls erwähnenswert ist die Interessengemeinschaft Reiten und Fahren e. V., Niedernhausen/Ts. (IRFN). Die vereinseigene Reitanlage Am Hahnwald verfügt neben den Stallungen über einen Dressurplatz, einen Springplatz und eine Reithalle.

Mitgliederstark sind außerdem der Ski-Club Niedernhausen mit etwa 600 Mitgliedern, die Kerbegesellschaft Veilchenblau Oberjosbach und die Kerbeborsch Königshofen mit etwa 130 Mitgliedern. Weiterhin der Kerbeverein Niederseelbach, das Schäfersbergteam, das diverse Veranstaltungen im Neubaugebiet Schäfersberg ausrichtet, darunter das Schäfersbergfest, sowie die Männergesangvereine Frohsinn 1875 Engenhahn, 1873 Niedernhausen, Eintracht 1885 Niederseelbach sowie die Feuerwehrvereine der einzelnen Ortsteile. Im kleinsten Ortsteil sorgt sich der Heimat und Kulturverein Oberseelbach zum Beispiel um den Erhalt der Backestradition, die kulturelle Gemeinschaft sowie um den Erhalt des landschaftlichen Erbes.

Der Schützenverein Königshofen 1959 e. V. mit etwa 200 Mitgliedern kann ein eigenes Schießstandgebäude mit 10x10-m-Luftgewehrständen sowie 10x25-m- und 6x50-m-Ständen sein Eigen nennen.

Das Vocal-Ensemble Le Courage e.V. ist ein reiner Frauenchor von überregionaler Bedeutung. Er wurde im Jahre 1977 von Musikdirektor Wolfgang Diefenbach gegründet und wird seitdem von ihm geleitet. Derzeit hat der Chor etwa 55 aktive Sängerinnen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren. Es existieren etliche Tonträgerproduktionen, das Ensemble errang 36 Siege in regionalen und internationalen Chorwettbewerben und erhielt den 1. Platz im Hessischen Chorwettbewerb.

Regelmäßige Veranstaltungen

Folgende regelmäßige Veranstaltungen finden in Niedernhausen statt (Auswahl):

  • Gickellauf Engenhahn (etablierter Waldlauf und Familienfest, dritter Sonntag im September)
  • Gemeindeschießen (Schützenverein Königshofen, Mitte November)
  • Weinfest Niedernhausen (Bahnhofstraße)
  • Zeltkerb Königshofen (Festplatz Königshofen, drittes Wochenende im August)
  • Oberjosbacher Kerb (Gemeinschaftshaus Oberjosbach)
  • Sport-Spiel-Spaß Oberjosbach (Jahnhalle, Anfang September)
  • Weihnachtsmarkt Niedernhausen (Bahnhofstraße, erstes Wochenende in der Adventszeit)
  • Ausstellung Form-Bild-Farbe (Autalhalle)
  • Orchideenschau (Autalhalle)
  • Gewerbeausstellung (Autalhalle)
  • Spiele des SV Niedernhausen auf dem Kunstrasenplatz in der Autalarena
  • Großes Dressur- und Springturnier (Reitplatz Niedernhausen)

Sehenswürdigkeiten

Theißtalbrücke

Ein Wahrzeichen der Gemeinde ist die 1937 bis 1939 errichtete Theißtalbrücke (Teil der Bundesautobahn 3), die mit 16 Bögen über eine Länge von 500 m und einer maximalen Höhe von 46 m das enge Theißtal überspannt. Parallel zu ihr entstand in den 1990er Jahren eine Brücke der ICE-Neubaustrecke Köln-Rhein/Main mit ähnlichen Abmessungen. Das Motiv der Bögen der Theißtalbrücke wird von der Gemeindeverwaltung und einigen Vereinen als Symbol verwendet.

Sonstige Bauwerke

Evangelische Johanneskirche

Evangelische Johanneskirche in Niederseelbach mit 200-jähriger Linde

Die Johanneskirche in Niederseelbach war seit dem Mittelalter religiöser und geistiger Mittelpunkt des Seelbacher Grundes. Sie ist das wertvollste historische Bauwerk in der Gesamtgemeinde Niedernhausen. Wann das Gebäude erbaut wurde, ist unbekannt, jedoch muss es bei Gründung der Pfarrei um 1220 durch die Grafen von Nassau einen Vorgängerbau gegeben haben. Die Tatsache, dass die Kirche etwas abseits des Dorfkerns von Niederseelbach liegt, könnte auf eine Entstehung als Feldkirche hindeuten, wie sie in karolingischer Zeit um 800 üblich war. Das Gotteshaus ist ein schlichtes Gebäude mit einem einschiffigen, flach gedeckten Kirchenraum und einem Chor. An der Nordseite ist der Turm angegliedert, der ein unterirdisches Gewölbe besitzt. Einige Auskragungen an den Wänden sowie der Chor weisen auf das ehemalige gotische Spitzbogengewölbe hin. Das Kirchenschiff dürfte damit aus dem 15. Jahrhundert stammen. Der Turm erhielt seine Welsche Haube 1790.

Katholische Kirchen

Die Kirche St. Michael in Oberjosbach geht auf die Gründung der Pfarrei Oberjosbach im Jahre 1196 zurück. Die Kirche wurde jedoch mehrmals zerstört und 1321, 1728 und schließlich 1949 wieder aufgebaut.

Die Kirche St. Martha in Engenhahn wurde 1890/1891 in neugotischem Stil errichtet, nachdem die katholischen Einwohner 1888 von der Pfarrei Oberjosbach losgetrennt und derjenigen Idsteins zugeordnet wurden.

Die alte katholische Kirche in Niedernhausen wurde 1885 geweiht, nachdem die Katholiken der aufstrebenden Gemeinde den weiten Weg nach Oberjosbach nicht mehr zurücklegen wollten. Nach dem so genannten Kapellenstreit um die finanzielle Beteiligung Königshofens an der Kirche, wurde schließlich am 1. Oktober 1904 die Gemeinde Mariä Geburt gegründet, welche der Bischof von Limburg an der Lahn am 1. Mai 1921 zur Pfarrei erhob. Nach dem Bau der neuen Kirche in der Bahnhofstraße 1960 dient der Bau heute als Kulturzentrum. Die Kirchengemeinde nennt sich seit dem Umzug in den Neubau der Kirche Maria Königin.

Altes Rathaus in Engenhahn von 1768

Historische Rathäuser und Schulgebäude

Historische Rathäuser gibt es in den Ortsteilen Oberjosbach und Engenhahn. Das Rathaus von Engenhahn wurde um 1768 errichtet, diente ab 1820 als Schule und beherbergte später bis 1977 die Gemeindeverwaltung. Das Gebäude ist ebenso wie das Alte Backhaus („Backes“) in Oberseelbach ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus.

Das Rathaus in Niedernhausen, das heute der Gemeindevertretung als Sitz dient, war ursprünglich ein 1903 erbautes Schulgebäude, in dem auch die Bürgermeisterei untergebracht war. 1981 wurde es zu einem repräsentativen Gebäude erweitert und ist heute ein weiteres Wahrzeichen der Gemeinde.

Sonstige historische Bauten

Das alte Gasthaus zum Anker ganz in der Nähe des Rathauses, gegen Ende des 17. Jahrhunderts errichtet, hatte eine bewegte Geschichte hinter sich. Ab 1734 war es Gasthaus. Es stand ebenfalls unter Denkmalschutz, war aber zuletzt vom Verfall bedroht und wurde dann am 23. Februar 2008 abgerissen.

In Königshofen zeugen noch der alte Lokschuppen sowie der alte Wasserturm von Niedernhausens Zeit als Eisenbahnhochburg. Sehenswert sind außerdem die Gründerzeit-Villen an der Schönen Aussicht, die noch einen Eindruck von Niedernhausens Zeit als Luftkurort geben.

Natur

Der größtenteils bewaldete Naturpark Rhein-Taunus liegt auf dem Gemeindegebiet und grenzt zum Teil unmittelbar an die Wohnbebauung. Landschaftlich besonders reizvoll ist der Höhenzug zwischen der Linie Niederseelbach – Engenhahn und dem parallel verlaufenden Naherholungs- und Naturschutzgebiet Theißtal. Höchste Erhebung ist hier die Hohe Kanzel mit 592 m ü. NN. Von West nach Ost zieht sich durch das Gemeindegebiet ein Tal, an dessen Hängen sich die Niedernhausener Wohnbebauung ausdehnt. In Oberjosbach findet sich eine 500jährige Eiche, nördlich von Niedernhausen, auf dem Eselskopf gibt es einige bizarre Felsformationen mitten im Wald („Hohler Stein“).

Persönlichkeiten

  • Curt Mahr (1907–1978), Komponist und Akkordeonist, lebte bis zu seinem Tod in Niedernhausen
  • Wim Thoelke (1927–1995), Showmaster und Erfinder der Quizshow Der große Preis, lebte bis zu seinem Tod in Engenhahn und ist auf dem dortigen Friedhof bestattet
  • Peter Weck (* 1930), Regisseur, Theaterintendant, Bühnen- und Filmschauspieler, war 1996/1997 Intendant des Rhein-Main-Theaters
  • Helen Schneider (* 1952), Sängerin und Schauspielerin, spielte 1995 bis 1997 die Hauptrolle der Norma Desmond in dem Musical Sunset Boulevard am Rhein-Main-Theater
  • Gert Scobel (* 1959), Journalist und Fernsehmoderator, lebt in Engenhahn
  • Susanne Fröhlich (* 1962), Autorin und Radiomoderatorin beim Hessischen Rundfunk , lebt in Engenhahn
  • Uwe Kröger (* 1964), bekanntester Musical-Darsteller im deutschsprachigen Raum, wirkte 1995 bis 1997 als Hauptdarsteller am Rhein-Main-Theater
  • Jens Keller (* 1970), ehemaliger deutscher Fußballspieler (letzter Verein Eintracht Frankfurt – bis 2005) wohnte bis 2005 in Königshofen
  • Jens Zemke, sportlicher Leiter des Cervélo TestTeam, einem ProTour-Radrennstall

Literatur

  • Heinz Hirt: 1877–2002: 125 Jahre Main-Lahn-Bahn Höchst-Limburg. Eppstein (Taunus) 2002, ISBN 3-00-010714-2
  • Adolf Tham: Heimatgeschichte Niedernhausen. herausgegeben vom Gemeindevorstand der Gemeinde Niedernhausen, Heft 1 bis 4, 1986–1989
  • Festschrift 700 Jahre Niedernhausen-Königshofen. 1983

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der hessischen Gemeinden am 31. Dezember 2010 (Hilfe dazu)
  2. Hessisches Statistisches Landesamt: Endgültiges Ergebnis der Gemeindewahl
  3. Hessisches Statistisches Landesamt: Direktwahlen in Niedernhausen

Weblinks

 Commons: Niedernhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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