Theophilus von Alexandria

Theophilus von Alexandria
Theophilos

Theophilos von Alexandria (lat. Theophilus; † 412) war von 385412 der 23. Patriarch von Alexandria (Ägypten)

Aus den frühen Jahren von Theophilos, vor seinem Patriarchat, ist wenig bekannt. Er hatte einen Bruder, dessen Sohn Kyrill von Alexandria 412 sein Nachfolger im Amt des Patriarchen wurde.

Das 23. Patriarchat war geprägt von Auseinandersetzungen zwischen christlichen und „heidnischen“ Anhängern in Alexandria. Auch eine theologische Frage wurde in dieser Zeit heftig diskutiert, teilweise auch machtpolitisch ausgetragen: Wer vertritt die richtige christliche Lehre (Dogma) über das Wesen von Gott? Mit Theophilos verbindet man drei geschichtliche Ereignisse:

Inhaltsverzeichnis

Verfolgung der Heiden

Im Jahre 391 kam es zu einem schweren Zwischenfall: In Alexandria war es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Heiden gekommen, wohl angeheizt vom Patriarchen Theophilos. Einige Heiden hatten sich im bekannten Serapisheiligtum verschanzt, Christen zum Opfern gezwungen und teils gekreuzigt. Theodosius I. vergab zwar die Morde, um so die Situation zu beruhigen, ordnete aber die Zerstörung des Heiligtums an, wobei Theophilos auch andere heidnische Heiligtümer zerstörte. Andere Berichte über Tempelzerstörungen sind jedoch sehr problematisch, ihre Richtigkeit ist nicht immer einwandfrei zu klären. Klar ist in jedem Fall, dass Theodosius Tempelzerstörungen nie angeordnet hat und sie vielmehr auf Übergriffe lokaler Statthalter bzw. Bischöfe zurückzuführen sind.[1]

Das Serapeum war ein Tempel des Gottes Serapis und beherbergte eine bis dahin noch erhaltene Zweigstelle der großen Bibliothek von Alexandria. Die Bibliothek selbst war zuvor zweimal in Brand gesteckt worden (48 v. Chr. durch Gaius Iulius Caesar, 272 n. Chr. auf Befehl des Kaisers Lucius Domitius Aurelian). Es ist aber keineswegs sicher, dass auch das Museion, eine Akademie zur Forschung und Kultstätte, zerstört wurde, wo sich wohl auch die Hauptstelle der Bibliothek befand.

Theophilos verwendete das aus dem Serpisheiligtum entnommene Gold aber nicht, wie der Kaiser befohlen hatte, um damit die Armen zu versorgen, sondern für die Kirche von Alexandria.

Die origenistische Kontroverse

Die Lehre des Origenes, eine Variante des Arianismus, besagt, dass Gott nur abstrakt gesehen werden darf, eine bildliche Vorstellung Gottes wird nicht zugelassen. Diese Lehrmeinung wird der sogenannten Alexandrinischen Schule zugeordnet.

Der Lehrmeinung des Arianismus steht die Lehre der Trinität gegenüber. Sie unterscheidet sich in der christlichen Deutung der Person Jesus von Nazareth (Christologie).

Aber auch eine anthropomorphe Theorie vertreten durch „theologisch ungebildete“ ägyptische Mönche steht der Lehre des Origenes entgegen. Diese stellen sich Gott als himmlischen Vater in Menschengestalt vor.

Theophilos war anfänglich, wie auch seine Vorgänger, ein Anhänger der Lehre Origenes. 399 äußert er sich öffentlich gegen die in Ägypten vorhandene Theorie des Anthropomorphismus. Daraufhin zogen Mönche nach Alexandria um ihre Ansichten notfalls mit Gewalt durchzusetzen.

Zwischen 399 und 400 änderte Theophilos seine Anschauung, nachdem er merkte, dass „Rom“ eine anti-origenistische Haltung eingenommen hatte und viele christliche Gläubige in Alexandria die Lehren der Anthropomorphiten folgen. Zusätzlich konnte Theophilos durch die Abwendung von origenischen Lehrmeinung nun in Opposition gegen den Patriarchen von Konstantinopel Johannes Chrysostomos treten. Er kämpfte seit längerem um eine Vorrangstellung gegenüber Konstantinopel. Theophilos ging nun soweit, dass er Mönche, die der Lehre des Origenes folgen, aus Ägypten auswies. Diese wandten sich an Johannes Chrysostomos. Unter den Ausgewiesenen war auch Johannes Cassian. Ihn führte seine weitere Flucht in das Rhonetal, wo er die ersten „westlichen“ christlichen Klöster gründete.

Zu dieser Zeit kam es auch zu dem ersten rein kirchlichen Bücherverbot. Die Schriften des Origenes durften auf Anweisung von Theophilos keiner in Ägypten besitzen bzw. lesen.

Verbannung von Johannes Chrysostomos

403 reiste Theophilos an den Bosporus nach Chalcedon. Er sollte die Ausweisung der origenischen Mönche aus Ägypten verantworten. Theophilos konnte jedoch in der Eichensynode (so genannt, da der Palast, in dem die Synode abgehalten wurde, komplett aus Eichenholz erbaut war) die Bischöfe auf seine Seite ziehen. Sie erwirkten einen Beschluss, dass Johannes Chrysostomos in Chalkedon erscheinen solle und dort seinen freundschaftlichen Umgang mit den Häretikern, den origenischen Mönchen, zu erklären. Da Johannes Chrysostomos nicht erschien, wurde er in Abwesenheit und mit Unterstützung des Kaisers Arcadius abgesetzt. Den Kaiser und vor allem seine Frau Eudoxia hatte sich Johannes Chrysostomos zum Feinde gemacht.

Einzelnachweise

  1. Hartmut Leppin: Theodosius der Große. Darmstadt 2003, S. 169ff. (zu den Ereignissen in Alexandria), S. 124f. (zu vorherigen Übergriffen).

Literatur

  • E. Grünbeck: Theophilos von Alexandria. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 8, Sp. 665.
  • W. A. Löhr: Theophilus von Alexandrien. In: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 33 (2002), S. 364–368.
  • N. Russell: Theophilus of Alexandria. The Early Church Fathers. Routledge, London und New York 2007.



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