Tommy (The Who)

Tommy (The Who)
Tommy
Studioalbum von The Who
Veröffentlichung 23. Mai 1969
Label Polydor
Format CD, LP
Genre Rock
Anzahl der Titel 24
Laufzeit 74:00

Besetzung

Produktion Kit Lambert
Studio IBC Studios in London
Chronologie
The Who Sell Out
(1967)
Tommy Live at Leeds
(1970)

Tommy ist zunächst der Titel des 1969 erschienenen Konzeptalbums der britischen Rockgruppe The Who. Das Album ist die erste Rockoper der Gruppe und beschreibt die Geschichte des Deaf, Dumb and Blind Kid (tauben, stummen und blinden) Tommy Walker. Dem Musikalbum folgten die Umsetzung als Film (1975), dessen Soundtrack gesondert veröffentlicht wurde, sowie als Musical und Ballett. Tommy gilt als einer der Höhepunkte im künstlerischen Schaffen von The Who und insbesondere Pete Townshends, der fast alle Titel des Albums komponierte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Albums von 1969

Pete Townshend hatte bereits um das Jahr 1966 erste Ideen für ein Konzeptalbum entwickelt, die eigentliche Arbeit an Tommy begann jedoch für The Who am 19. September 1968 mit den ersten Aufnahmen für das Album im Studio. Townshend hatte – wie er es häufig tat – im Vorfeld der Studioaufnahmen bereits in seinem Heimstudio alleine Demoversionen der Titel angefertigt, so dass die Gruppe eine genaue Vorstellung davon hatte, wie sich die fertigen Songs anhören sollten.

Bevor der Titel Tommy ausgewählt wurde, standen noch andere Titel zur Diskussion, wie etwa Deaf, Dumb and Blind Boy, Amazing Journey und Brain Opera.

Während der Aufnahmen für Tommy hatte die Gruppe finanzielle Schwierigkeiten und stand daher besonders unter Erfolgsdruck. Es war geplant, das Album rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 1968 zu veröffentlichen. Aber schon früh liefen die Aufnahmen nur schleppend voran, was zum einen daran lag, dass die Story noch weiter entwickelt werden sollte und Townshend neues Material zu komponieren hatte, zum anderen musste die Gruppe die Studioarbeiten regelmäßig unterbrechen. Von Montag bis Donnerstag wurde im Studio an Tommy gearbeitet, und an den Wochenenden wurden Konzerte gegeben, um Geld zu verdienen und neues Material vor Publikum zu testen.

Zunächst schien es so, als könne die Arbeit in den Londoner IBC Studios in zwei Monaten beendet werden. Es dauerte allerdings bis zum 7. März 1969, bevor die letzten Aufnahmen und Abmischungen fertig waren. Die Gruppe hätte gerne ein paar weitere Aufnahmen gemacht, aber der Zeitdruck ließ dies nicht zu.

Erheblichen Anteil am Erfolg des Albums hatten der Produzent Kit Lambert und der Aufnahmeingenieur Damon Lyon-Shaw, der bei den Aufnahmen eng mit Townshend zusammenarbeitete.

Am 23. Mai 1969 wurde Tommy schließlich als Doppel-LP von Track Records in Großbritannien veröffentlicht. Es erreichte Platz 2 der Hitparade. In den USA erschien das Album bereits am 17. Mai 1969 und erreichte Platz 4 der Hitparade. In der ersten Auflage enthielt das Album ein farbiges Poster.

Im Jahr 2003 erschien eine von Pete Townshend remasterte und neu abgemischte Fassung des Album als SACD-Deluxe Edition. Sie enthält neben einer Stereofassung auch eine 5.1-Surround-Abmischung sowie bis dato unveröffentlichtes Material aus den Aufnahmesessions. Mit der Deluxe Edition von Live at Leeds wurde 2001 eine frühe Live-Version von Tommy veröffentlicht, wie sie auch auf dem Isle of Wight Konzert 1969 und 1970 gespielt wurde.

Inhalt

„Tommy“ ist die Geschichte von Tommy Walker, der in seiner Kindheit taub, stumm und blind wird als er zufällig mitansieht, wie der aus dem Krieg heimgekehrte Vater den Geliebten der Mutter totschlägt (im Film liegt der Fall umgekehrt: getötet wird dort der Vater). Tommy lebt isoliert in seiner eigenen Welt (Amazing Journey). Weitere verstörende Erlebnisse kommen hinzu, wie die Misshandlung durch Verwandte (Cousin Kevin, Fiddle About) oder obskure Heilversuche (Acid Queen). Tommy entdeckt sein unheimliches Talent am Flipperautomaten und wird umjubelter Weltmeister (Pinball Wizard). Schließlich kann er geheilt werden, da er nach dem Zerbrechen seines Spiegelbildes vollständig wahrzunehmen und zu sprechen vermag (Smash the Mirror, Sensation). Diese „Wunderheilung“ lässt ihn zu einem Messias werden (Sensation, Miracle Cure), der zahlreiche Anhänger um sich schart (Sally Simpson). Als Tommy jedoch ihre Erwartungen nicht erfüllt, weil er sich der Kommerzialisierung seiner Botschaft widersetzt, empören sich seine Anhänger gegen ihn und lassen ihn fallen (We’re Not Gonna Take It).

Hintergrund

Das Werk Tommy ist beeinflusst von den Lehren des indischen Mystikers Meher Baba, dessen Anhänger Pete Townshend war.[1][2]

Titelliste

Seite 1

  1. Overture (Pete Townshend)
  2. It’s A Boy (Pete Townshend)
  3. 1921 (Pete Townshend)
  4. Amazing Journey (Pete Townshend)
  5. Sparks (Pete Townshend)
  6. Eyesight to the Blind (The Hawker) (Sonny Boy Williamson II.)

Seite 2

  1. Christmas (Pete Townshend)
  2. Cousin Kevin (John Entwistle)
  3. The Acid Queen (Pete Townshend)
  4. Underture (Pete Townshend)

Seite 3

  1. Do You Think It’s Alright? (John Entwistle)
  2. Fiddle About (John Entwistle)
  3. Pinball Wizard (Pete Townshend)
  4. There’s a Doctor (Pete Townshend)
  5. Go to the Mirror! (Pete Townshend)
  6. Tommy Can You Hear Me? (Pete Townshend)
  7. Smash the Mirror (Pete Townshend)
  8. Sensation (Pete Townshend)

Seite 4

  1. Miracle Cure (Pete Townshend)
  2. Sally Simpson (Pete Townshend)
  3. I’m Free (Pete Townshend)
  4. Welcome (Pete Townshend)
  5. Tommy’s Holiday Camp (Keith Moon)
  6. We’re Not Gonna Take It/See Me, Feel Me (Pete Townshend)

Tommy – Der Film

Hauptartikel: Tommy (Film)

Am 18. März 1975 kam die filmische Umsetzung der Geschichte um Tommy Walker in die Kinos. Regie führte Ken Russell. Der Film war mit Stars der Rockmusik und des Films besetzt, so spielte Tina Turner die Acid Queen, Elton John war der Local Lad und Jack Nicholson verkörperte den Doktor. Ferner sah man Eric Clapton als Prediger. Die Hauptrolle des Tommy verkörperte der The-Who-Sänger Roger Daltrey, der hier erstmals sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellte.

Inhaltliche Unterschiede zum Album von 1969: Für den Film wurde die Geschichte zunächst in die Zeit des 2. Weltkriegs und dessen Folgezeit verlegt. Da Tommys Vater als im Krieg verschollen gilt, freundet sich die Mutter mit Frank Hobbs an. Als der Vater dann doch aus dem Krieg heimkehrt, wird er von Frank erschlagen. Änderungen des Handlungsablaufs ergeben sich daraus, dass die Reihenfolge der Stücke zum Teil umgestellt wurde; so erfährt Tommy seine Befreiung nun unmittelbar im Anschluss an das Zerbrechen des Spiegels (I’m Free). In dem optisch beeindruckenden Schlussteil geht Tommy, nachdem seine gegen ihn aggressiv gewordenen Anhänger ihn verlassen und seine Mutter und seinen Stiefvater umgebracht haben, alleine seinen Weg: Er besteigt einen Berg und tritt vor die Sonne hin. Mit diesem Bild des erleuchteten Tommy endet der Film. Damit schließt sich der Kreis zum Anfang, wo der Vater als Schatten vor der aufgehenden Sonne zu sehen ist, bis eine Fanfare die Handlung einläutet.

Der Soundtrack zu dem Film wurde ebenfalls, wie einst das Originalalbum von The Who, ein großer Erfolg. Bedingt durch die zwischenzeitlichen Fortschritte in der Studiotechnik und den damit qualitativ besseren Klang, wie auch der neuen Interpretation durch die im Film mitwirkenden Rockstars, gilt bei vielen Fans dieses Album sogar als das bessere der beiden Tommy-Alben. Ein Beispiel hierfür ist vor allem die „Pinball Wizard“-Version von Elton John, der damit einen seiner vielen Hits landen konnte.

The Who’s Tommy – Das Musical

Bereits Mitte der 1970er Jahre hatte es in Großbritannien Versuche gegeben, Tommy auf die Musicalbühne zu bringen. Diese Versuche blieben allerdings erfolglos.

Im Sommer 1992 hatte Townshend gemeinsam mit dem bekannten Broadwayautor, -regisseur und produzenten Des McAnuff am La Jolla Playhouse in La Jolla eine Bühnenversion erarbeitet. Die Story wurde gestrafft und in eine zusammenhängendere Form gebracht. Townshend komponierte außerdem eigens für die Musicalfassung einen neuen Song: I Believe My Own Eyes. Nachdem das Stück mit großem Erfolg in der „Provinz“ gelaufen war, wagte man den Schritt nach New York.

Am 22. April 1993 hatte The Who’s Tommy am New Yorker Broadway im St. James Theatre seine Premiere. Man hatte noch kleine Verbesserungen vorgenommen und die Broadwayversion hatte 14 zusätzliche Schauspieler und doppelt so viele Musiker wie die San Diegoer Version. Für die Umsetzung des Stücks sorgte auch hier Des McAnuff. Das Stück lief äußerst erfolgreich und erhielt hervorragende Kritiken. Am 17. Juni 1995 fiel nach 899 Aufführungen der letzte Vorhang für Tommy am Broadway.

In Großbritannien lief das Musical vom 5. März 1996 bis zum 8. Februar 1997 im Shaftesbury Theatre in London. In der Londoner Fassung spielte Kim Wilde die Rolle der Mrs Walker.

Seine Deutschland-Premiere in englischer Sprache mit dem Broadway- Hauptdarsteller Michael Ceveris erlebte das Musical am 28. April 1995 im Offenbacher Musical-Theater Capitol. Dort ist es bis zum 16. Juni 1996 aufgeführt worden. Die letzte Show war die erste konzertante Musical-Aufführung unter freiem Himmel (Benefiz-Veranstaltung zur Gründung der „Tommy Hall“, einer Turnhalle für Behinderte in Offenbach).

Das Werk galt aufgrund seiner poetischen und bildreichen Texte lange Zeit für unübersetzbar. Aufgrund des kommerziellen Misserfolgs der englischsprachigen Produktion in Offenbach wurde eine deutsche Fassung erstellt. Die deutsche Uraufführung in der Übersetzung von Anthony Gebler fand im Jahr 1999 am Stadttheater Lübeck statt.

2007 bis 2008 wurde Tommy im Stadttheater Bremerhaven in der Übersetzung von Anthony Gebler aufgeführt.

Das Thalia Theater in Halle (Saale) präsentierte The Who’s Tommy am 20. Februar 2009 unter der Regie von Uta Raab mit Jan Kersjes in der Titelrolle in einer deutsch-englischen Fassung.

Am 12. November 2011 erfuhr das Musical eine weitere englischsprachige Inszenierung in Deutschland am The English Theatre in Frankfurt am Main. Diese Version weicht im Handlungsfaden erheblich von der Original-Broadway-Inszenierung von Des McAnuff ab. Regie führte Ryan McBride, die musikalische Leitung unterlag Thomas Lorey. Tommy wird hier von Leo Miles gespielt .

Auszeichnungen

Das Musical Tommy wurde 1993 mit fünf Tony Awards ausgezeichnet, und zwar in den Kategorien Best Original Score (Pete Townshend), Best Direction of a Musical (Des McAnuff), Best Choreography (Wayne Cilento), Best Scenic Design (John Arnone), Best Lighting Design (Chris Parry).

Einzelnachweise

  1. http://observer.guardian.co.uk/omm/story/0,,1871534,00.html. Vgl. auch den Titel Baba O’Riley auf Who’s Next, mit dessen Anfangswort Townshend an seinen 1969 verstorbenen spirituellen Meister erinnert.
  2. http://www.thewho.net/articles/tom_ln.htm Richard Barnes: "Liner Notes from 'Tommy' Reissue"

Weblinks


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