- Translohr
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Der Translohr ist ein spurgeführter Oberleitungsbus, auch Spur-Obus, Busbahn, Straßenbahn auf Gummirädern oder gummibereifte Straßenbahn (französisch tramway sur pneumatiques) genannt.Inhaltsverzeichnis
Konzept
Der Translohr wurde vom französischen Unternehmen Lohr Industrie entwickelt und ist ein Verkehrssystem, bei dem Oberleitungsbusse entlang einer vorgegebenen Spur geführt werden. Rechtlich gesehen handelt es sich um Straßenfahrzeuge, deswegen benötigt der Translohr beispielsweise in der Volksrepublik China Kraftfahrzeugkennzeichen. Optisch ähnelt das System hingegen eher modernen Straßenbahnen.
Die Vorzüge des Translohr gegenüber konventionellen Straßenbahnen sind ein geringerer Platzbedarf (geringere Mindestradien), niedrigere Baukosten, engere befahrbare Bögen und stärkere mögliche Steigungen. Kritisiert wird oft, dass das System die Nachteile der Straßenbahn (hohe Kosten für den Fahrweg, eigene Trasse erforderlich) mit denen des Omnibusses (Betontrasse statt Rasenschiene notwendig, höherer Energieverbrauch und größerer Platzbedarf für die Räder im Wagen) kombiniert.[1]
Der Translohr ging bisher in fünf Städten in Betrieb:
- Tramway de Clermont-Ferrand: 14. Oktober 2006
- Tianjin: 6. Dezember 2006
- Padua: 24. März 2007
- Shanghai: 1. Juli 2009
- Venedig-Mestre: 19. Dezember 2010
In L’Aquila befindet sich das System im Bau.
Funktionsprinzip
Die Triebwagen sind Zweirichtungs-Gelenkfahrzeuge, die ausschließlich – auch im Betriebshof und in der Werkstatt – durch eine Mittelschiene spurgeführt verkehren (im Gegensatz zu dem auch frei lenkbaren TVR von Bombardier Transportation). Die Spurführung erfolgt durch zwei schräggestellte Räder mit Spurkranz, die in einem Winkel von 90 Grad zueinander stehen und seitlich in die Führungsschiene eingreifen.
Die Fahrzeuge besitzen einpolige Stromabnehmer und sind bei Bedarf auch in Mehrfachtraktion einsetzbar. Die Räder sind in den Gelenkportalen untergebracht, was sowohl die Hüllkurve des Triebwagens optimiert als auch eine flexiblere Gestaltung des Innenraumes erlaubt. Während der TVR (Transport sur Voie Réservée) mit Dieselmotoren ausgestattet ist, besitzt der Translohr lediglich einen Batterie-Hilfsantrieb, mit dem er bei Betriebsstörungen kürzere Strecken ohne Oberleitung zurücklegen kann. Jedoch ist er nicht frei lenkbar. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 70 Kilometer in der Stunde.
Der relativ schmale Wagen besitzt eine Breite von 2,20 Metern. Die Sitzaufteilung ist daher 2+1, wobei bei den Gelenken breitere Sitze verwendet werden. Folgende Konfigurationen sind möglich (Kapazität vier Personen pro Quadratmeter):[2]
- STE3 (3-teilig, 25 Meter lang, 127 Personen)
- STE4 (4-teilig, 32 Meter lang, 170 Personen)
- STE5 (5-teilig, 39 Meter lang, 213 Personen)
- STE6 (6-teilig, 46 Meter lang, 255 Personen)
- Zwei gekoppelte STE3 (51 Meter lang, 254 Personen)
Einzelnachweise
- ↑ Universität Freiburg: Obus - Nostalgie oder ÖPNV, Fahrzeug mit Zukunft ?
- ↑ Universität Karlsruhe: Transport in Europa – Intermodalität zwischen Deutschland, Frankreich und Schweiz
Weblinks
Commons: Translohr – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Obusfahrzeug
- Schienenfahrzeugtechnik
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