Transportbehälterlager Ahaus

Transportbehälterlager Ahaus
52.0762797.055583
Transportbehälterlager Ahaus

Das Transportbehälterlager Ahaus (TBL Ahaus) ist ein Zwischenlager für stark und schwach strahlenden radioaktiven Abfall. Es befindet sich im westlichen Münsterland auf dem Gebiet der Stadt Ahaus, etwa drei Kilometer östlich des Stadtzentrums. Betreiber ist die Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (GNS).

Inhaltsverzeichnis

Lagerhalle

Die zentrale Lagerhalle ist 196 m lang, 38 m breit und 20 m hoch. Die Transportbehälter werden stehend aufbewahrt. Sie sind permanent an ein elektronisches System zur Überwachung ihrer Dichtheit angeschlossen. Zum Transport der Behälter in der Halle dient ein Brückenkran mit einer Tragkraft von 140 Tonnen. Im Herbst 2008 ist ein weiterer Hallenkran mit 32 t Tragkraft eingebaut worden.[1] Die Castor-Behälter mit hochradioaktiven Abfällen in der östlichen Hallenhälfte stehen getrennt von Transportbehältern aus Beton, Guss und Stahl mit Inhalten geringer Radioaktivität und vernachlässigbarer Wärmeentwicklung in der westlichen Hallenhälfte.

Kapazität

Genehmigte Mengen und Abfalltypen

Im TBL Ahaus dürfen laut Genehmigung maximal 3960 Tonnen Kernbrennstoff in Form von bestrahlten Brennelementen aus Leichtwasserreaktoren (LWR) in Castor-Behältern auf 370 Stellplätzen eingelagert werden. Ähnlich groß ist die Lagerkapazität im Zwischenlager Gorleben (3800 t).

Die Bezirksregierung Münster hat der GNS im November 2009 die Genehmigung erteilt, im Zwischenlager Ahaus schwach radioaktive Betriebs- und Stilllegungsabfälle aus deutschen Kernkraftwerken zwischenzulagern.[2] Hierbei handelt es sich um konditionierte Reststoffe mit geringer Wärmeentwicklung wie Bauschutt, Papier, Putzlappen, Metallschrott sowie ausgebaute Anlagenteile. Die Genehmigung nach Paragraph 7 der Strahlenschutzverordnung sieht eine befristete Aufbewahrung für den Zeitraum von 10 Jahren vor. Danach erlischt die Genehmigung. Ab voraussichtlich 2014 steht für diese Abfälle das genehmigte Endlager des Bundes Schacht Konrad bei Salzgitter zur Verfügung.

Derzeitige Lagerung

Am 31. Dezember 2002 befanden sich sechs CASTOR-Behälter mit LWR-Brennelementen im Lager.

Darüber hinaus werden Kugelbrennelemente des stillgelegten Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktors in Hamm-Uentrop (ein sog. Kugelhaufenreaktor) in 305 kleinen CASTOR-Behältern auf weiteren 50 Stellplätzen aufbewahrt.

Des Weiteren werden Brennelemente aus dem ehemaligen Forschungsreaktor Dresden-Rossendorf in 18 Behältern vom Typ Castor MTR2 zwischengelagert.

Beantragte Lagerung

Beim Bundesamt für Strahlenschutz ist eine Genehmigung zur Lagerung von mittelradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente in Frankreich (Wiederaufbereitungsanlage La Hague) für das Zwischenlager Ahaus beantragt worden.[1] Dabei handelt es sich im Wesentlichen um hochdruckverpresste Hülsen und Strukturteile - so genannte CSD-C - von Brennelementen deutscher Kernkraftwerke, zu deren Rücknahme die Bundesrepublik Deutschland sich völkerrechtlich verpflichtet hatte.[1]

Weiterhin haben die GNS und die Brennelement-Zwischenlager Ahaus GmbH (BZA) auf Veranlassung des Forschungszentrums Jülich beim Bundesamt für Strahlenschutz einen Antrag auf Änderung der bestehenden Aufbewahrungsgenehmigung für das Zwischenlager Ahaus gestellt. Im Rahmen dieses Genehmigungsverfahrens soll geprüft werden, ob die zurzeit im Forschungszentrum Jülich lagernden Behälter vom Typ Castor THTR/AVR künftig auch im Zwischenlager Ahaus aufbewahrt werden können.[1] Die im Zwischenlager Ahaus vorhandenen Handhabungs- und Überwachungseinrichtungen entsprechen den Anforderungen einer Zwischenlagerung auch dieser Behälter. Sie sind baugleich mit den bereits in Ahaus zwischengelagerten Behältern aus dem Thorium-Hochtemperaturreaktor Hamm-Uentrop.

Rückführung von Brennstäben nach Russland

Im September 2010 genehmigte das Bundesamt für Strahlenschutz die Rückführung von Brennstäben nach Russland.[3] Dabei handelt es sich um 951 abgebrannte Brennelemente aus den früheren DDR-Forschungsreaktoren des Forschungszentrums Dresden-Rossendorf. Diese waren 2005 nach Ahaus gebracht worden und sollten - in 18 Castoren auf drei Transporte verteilt - zur Wiederaufarbeitungsanlage Majak (Ural) transportiert werden.[4] Die Rückführung der Brennstäbe wurde mittlerweile vom Bundesumweltministerium untersagt.[5]

Weblinks

GNS/Transportbehälterlager Ahaus

Einzelnachweise

  1. a b c d Website der Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (Download am 15. Januar 2009)
  2. Einlagerung von Abfällen aus Kernkraftwerken in Ahaus genehmigt, Presseinformation der Bezirksregierung Münster vom 11. November 2009
  3. Pressemiteilung des Bundesamtes für Strahlenschutz (vom 23. September 2010)
  4. Frankfurter Rundschau Nr. 262 vom 10. November 2010. siehe auch http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/proteste-in-beiden-laendern/
  5. http://www.tagesschau.de/inland/atommuell126.html

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