- Rossendorfer Forschungsreaktor
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Rossendorfer Forschungsreaktor Einweihung des Rossendorfer Forschungsreaktors im Jahr 1957
Lage Koordinaten 51° 3′ 30,3″ N, 13° 57′ 17,7″ O51.0584213.95493Koordinaten: 51° 3′ 30,3″ N, 13° 57′ 17,7″ O Land Deutschland Daten Eigentümer Freistaat Sachsen Betreiber Forschungszentrum Dresden-Rossendorf Baubeginn 1956 Inbetriebnahme 16. Dezember 1957 Abschaltung 27. Juni 1991 Stilllegung voraussichtlich 2011 Reaktortyp Tank/WWR-SM Thermische Leistung 1957-1965: 2 MW
1965-1967: 5 MW
1967-1991: 10 MWNeutronenflussdichte 1,2 × 1014 n/(cm2 s) Stand 5. Februar 2009 Der Rossendorfer Forschungsreaktor (RFR) war ein Forschungsreaktor, der von 1957 bis 1991 am damaligen Zentralinstitut für Kernforschung in Dresden-Rossendorf betrieben wurde. Er war der erste Kernreaktor der DDR und mit einer Leistung von 10 MW auch der leistungsstärkste Forschungsreaktor des Landes.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Planungen für den Bau des Rossendorfer Forschungsreaktors begannen im Jahr 1956. Am 16. Dezember 1957 erreichte der Reaktor dann seine erste Kritikalität und wurde feierlich unter Anwesenheit hochrangiger Politiker, unter anderem Johannes Dieckmann, Otto Grotewohl und Fritz Selbmann, eingeweiht. Damit war er der erste Kernreaktor der DDR und nach dem Forschungsreaktor München, der nur sechs Wochen vorher in Betrieb genommen worden war, der zweite in Gesamtdeutschland.[1]
Der Rossendorfer Forschungsreaktor war die erste von drei kerntechnischen Anlagen am Forschungszentrum in Rossendorf, fünf Jahre später folgte der Rossendorfer Ringzonenreaktor, zwölf Jahre später die Rossendorfer Anordnung für kritische Experimente. Mit Hilfe neuer Brennstäbe wurde die Reaktorleistung im Jahr 1965 von zunächst 2 MW auf 5 MW erhöht, zwei Jahre später erfolgte eine weitere Leistungssteigerung auf 10 MW.[2] In den Jahren 1987 bis 1989 wurde der Reaktor generalüberholt.[3]
Der Reaktor wurde schließlich nach über 33-jährigem Betrieb und mehr als 100.000 Betriebsstunden am 27. Juni 1991 – im gleichen Jahr wie die beiden anderen Forschungsreaktoren – abgeschaltet, da er den Sicherheitsanforderungen der Bundesrepublik Deutschland nicht genügte und die Mittel für den erforderlichen Umbau nicht bewilligt wurden.[4] Am 30. Januar 1998 wurde die erste Teilgenehmigung zur Stilllegung der Anlage durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landesentwicklung erteilt. Mit der Stilllegung und den Abbau wurde der Verein für Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf vom Freistaat Sachsen beauftragt.[3]
Die abgebrannten Brennelemente mit einem Gesamtgewicht von 385 kg wurden zwischen 1999 und 2000 für ihren Abtransport in 18 Castor-Behältern vom Typ MTR 2 in einer eigens dafür errichteten Transportbereitstellungshalle untergebracht.[5] Nach monatelangem juristischem Streit fand der Abtransport der eigentlich aus der Sowjetunion stammenden Brennelemente zum Transportbehälterlager Ahaus von Ende Mai 2005 bis Mitte Juni 2005 in drei gesonderten LKW-Transporten mit je sechs Behältern statt.[6] Hierbei kam es an der 600 km langen Transportstrecke und in Ahaus zu starken Protesten von Atomkraftgegnern, Polizeiaussagen zufolge kam es jedoch während des Transports zu keinen nennenswerten Zwischenfällen.[7] Bis zu ihrer endgültigen Lagerung in einem Endlager sind die Brennelemente dort in einer gesonderten Halle untergebracht.
Am 18. Dezember 2006 wurden 200 kg hoch angereichertes und 100 kg schwach angereichertes Uran in Form vom unverwendeten Brennstäben und Pellets vom Flughafen Dresden aus in das Rosatom-Zwischenlager Podolsk in Russland ausgeflogen. Der Transporttermin wurde aus Sicherheitsgründen geheimgehalten. Es verbleiben immer noch etwa 4,5 Tonnen radioaktiven Abfalls in Rossendorf, vor allem natürliches Uran, aber auch abgereichertes Uran, Thorium und Plutonium.[8]
Mit dem Rückbau der Reaktoranlage wurde bereits im Januar 2001 begonnen, der vollständige Rückbau zur Grünen Wiese soll im Jahr 2012 abgeschlossen werden.[9][10]
Aufbau
Der Rossendorfer Forschungsreaktor war ein Leichtwasserreaktor sowjetrussischer Bauart vom Typ WWR-SM. Er verwendete angereichertes Uran, wobei 951 relativ kleine Brennelemente im Einsatz waren. Die kritische Masse lag bei 4,3 kg Uran, wovon 1,55 kg Uran-235 waren.[11] Mit einer thermischen Leistung von 10 MW war er der leistungsstärkste Forschungsreaktor der DDR. Der maximale thermische Neutronenfluss betrug 1,2 × 1014 n/cm2 s, die Neutronen wurden dabei durch Beryllium-Reflektoren gebündelt.[12]
Forschung
Der Forschungsreaktor wurde hauptsächlich als Neutronenquelle für die Forschung in den Bereichen Humanmedizin, Biologie, Landwirtschaft und Materialwissenschaften verwendet. Unter anderem wurden die erzeugten Neutronen in den Anwendungsfeldern
- Produktion von Radioisotopen
- Herstellung von Radiopharmaka
- Strahlensterilisation von medizinischen Geräten
- Neutronendotierung von Silicium
- Untersuchung der Struktur polykristalliner Werkstoffe
eingesetzt.[11]
Siehe auch
Quellen
- ↑ Auflistung kerntechnischer Anlagen in der Bundesrepublik Deutschland, Bundesamt für Strahlenschutz, Januar 2009
- ↑ Die Geschichte des Forschungsstandortes Dresden-Rossendorf, Forschungszentrum Dresden-Rossendorf
- ↑ a b Stillegung Rossendorfer Forschungsreaktor, Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, 30. Januar 1998
- ↑ Forschungsreaktoren, Infoseite des Forschungszentrums Dresden-Rossendorf
- ↑ Rossendorfer Forschungsreaktor (RFR), Infoseite des Vereins für Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf
- ↑ Neue Castor-Transporte nach Ahaus, Information der Gesellschaft für Nuklear-Service, 16. Februar 2004
- ↑ Tumulte vor dem Zwischenlager Ahaus, Spiegel-Online vom 14. Juni 2005
- ↑ Strahlende Luftfracht, Eurasisches Magazin vom 28. Dezember 2006
- ↑ Rückbau Reaktoren, Infoseite des Vereins für Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf
- ↑ Entsorgung von DDR-Forschungsreaktor wird teurer. Hamburger Abendblatt (8. Dezember 2009). Abgerufen am 10. Dezember 2009.
- ↑ a b Rossendorfer Forschungsreaktor, Gesellschaft für Nuklear-Service, 16. Februar 2004
- ↑ Nuclear Research Reactors in the World, Internationale Atomenergiebehörde IAEA
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