Barmat-Skandal

Barmat-Skandal
Julius Barmat mit Frau und Sohn (1928)
Urteilsverkündung im Prozess

Als Barmat-Skandal wird ein Korruptionsprozess in der Zeit der Weimarer Republik bezeichnet. Er wurde gegen vier zwischen 1922 und 1924 aus Osteuropa eingewanderte Brüder – Judko (Julius), Herschel (Henry) und David Barmat – geführt.

Anfang 1925 wurden die Barmat-Brüder verhaftet und wegen betrügerischer Kreditbeschaffung angeklagt. Der Vorwurf lautete, dass sich die Angeklagten durch Bestechung hoher Staatsbeamter und Politiker Kredite ohne hinreichende Sicherheiten in Höhe von 35 Millionen Goldmark aus öffentlichen Mitteln beschafft hätten.

In der Folge musste Reichspostminister Höfle im Januar 1925 von seinem Amt zurücktreten. Ebenso gaben die Reichstagsabgeordneten Gustav Bauer (SPD) und Georg Heilmann (SPD) ihre Reichstagsmandate zurück.

Weil die meisten Beteiligten der SPD angehörten, richtete der Parteivorstand der SPD einen Prüfungsausschuss ein. Gustav Bauer wurde infolge der Anschuldigungen aus der SPD ausgeschlossen, 1926 aber wieder rehabilitiert. Bei den Vernehmungen stellte sich z. B. heraus, dass die SPD für den Wahlkampf für Ende 1924 20.000 Reichsmark von den Barmat-Brüdern erhalten hatte. Außerdem wurde bekannt, dass die Barmat-Brüder ohne die obligatorischen Prüfungen kurzfristig Visa zur Einreise nach Deutschland erhielten.

Der Skandal erregte erhebliches öffentliches Aufsehen. So nahm Reichstagspräsident Paul Löbe (SPD) am 27. Februar 1925 auf einer öffentlichen Versammlung in Breslau dazu Stellung und beschuldigte die Schwerindustrie, mit ihren Angriffen von der Ruhrentschädigung abzulenken.

Die NSDAP verwendete diesen Skandal in Verbindung mit dem Sklarek-Skandal, um die Weimarer Republik als „Juden“- und „Schieberrepublik“ verächtlich zu machen. In dem anschließenden Prozess erhielten nur einige Beteiligte milde Gefängnisstrafen.

Literatur

  • Konrad Repgen: Akten der Reichskanzlei 1933–1934. Teil 1 Band 1, 1983
  • Stephan Malinowski: Politische Skandale als Zerrspiegel der Demokratie. Die Fälle Barmat und Sklarek im Kalkül der Weimarer Rechten. Jahrbuch für Antisemitismusforschung, 5, 1996, S. 46 - 64[1]
  • Bjoern Weigel: Barmat-Skandal (1925). In: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 4: Ereignisse, Dekrete, Kontroversen. Berlin 2011, S. 37-39.

Notizen

  1. Während des Barmat-Skandals 1927/28, in den auch Abgeordnete von SPD und Zentrum verwickelt waren und der sich aus NS-Sicht vortrefflich für antisemitische Attacken geeignet hätte, wurde in der NS-Publizistik allein die "korrupte Republik" angeprangert. Sogar von Seiten aktiver Antisemiten wurde im Grundsatz keine Verbindung zwischen "Judentum" und Republik gezogen. Michael Mayer (Historiker) sieht darin politische Konjunkturen, denen die antijüdische Hetze in der NSDAP unterlag. (http://epub.ub.uni-muenchen.de/9/1/0205_mayer.pdf), unter Bezug auf Reinhold Wulle: Das Schuldbuch der Republik. 13 Jahre deutscher Politik. Rethra, Rostock 1932, S. 136 - 152; ferner Der Barmatbazillus, in Der Weltkampf. Jg. 4, 1927, S. 145-171

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