Tribal Style Dance

Tribal Style Dance
Eine der ersten deutschen Tribal Style Dance Gruppen: NEA's Tribal aus Dillenburg

Der Tribal Style Dance, auch Tribal Style Belly Dance oder American Tribal Style Belly Dance (ATS) genannt, wurde in den ausgehenden 60er und beginnenden 70er Jahren, in Kalifornien / USA (Umgebung von San Francisco) "erfunden".

Der Begriff Tribal Style Dance (die deutsche Kurzform für Tribal Style Belly Dance) wird als Überbegriff für eine große Anzahl von Derivaten des American Tribal Style Belly Dance benutzt. Die Bezeichnung American Tribal Style Dance (oder ATS) ist ein etablierter Begriff der eine eigenständige Tanzform mit feststehenden Regeln bezeichnet. Daher ist es wichtig, zwischen den einzelnen Unterarten des Tribal Style Dance und dem American Tribal Style Belly Dance zu unterscheiden.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Entwicklung

Die amerikanische Tänzerin Jamila Salimpour wird als "Gründerin" des Tribal Style Dance bezeichnet[1] [2]. Mit ihrer Gruppe Bal-Anat trat sie in den USA bereits in den 1970er Jahren vor allem auf amerikanischen Renaissance Faires (so etwas wie Mittelaltermärkte) auf.

Jamila baute die Gruppe Bal-Anat und deren Tänze nach dem Vorbild einer Zirkusvorführung auf, wie sie z. B. von Artisten gezeigt werden. Artisten treten ebenfalls als Gruppe auf, bei den Vorführungen lösen sich aus der Gruppe immer wieder einzelne Personen oder Duette für Einzeldarbietungen heraus, die sich nach dem Solo wieder in die Gruppe integrieren, ohne dass die Gruppendynamik gestört wird. Die ersten Vorführungen dieser Art von Bal-Anat hatten eine Dauer von fünf Minuten und zeigten einen Querschnitt durch die Folklore Nordafrikas und des Mittleren Ostens [3]. Einige Schülerinnen von Jamila repräsentierten für dieser Aufführungen Musiker aus Ägypten und Marokko, Ouled Nail Tänzerinnen aus Algerien oder türkische Tänzerinnen. Der neue Stil von Bal-Anat wurde in der Anfangsphase noch nicht als eigenständiger Tanz empfunden oder gelehrt, da jedes Mitglied der Gruppe einen anderen regionalen Folklorestil repräsentierte und sich demgemäß auch kostümierte. Erst mit der Zeit verwischten die Grenzen zwischen den bis dahin streng getrennten Kostümen und Folkloretänzen, da sich die Tänzerinnen gegenseitig beeinflussten. Dies war der Grund und der Moment, so Jamila Salimpour selbst[1] in dem der American Tribal Style entstand. Unter dem Einfluss und dem Vorbild von Bal-Anat bildeten sich bald weitere Gruppen quer durch die USA, die selbst nicht wussten woher dieser neue Stammestanz stammte, die sich aber an den folkloristischen Tänzen, Bewegungen und Kostümen orientierten und losgelöst von den verschiedenen Herkunftsländern und Bal-Anat, ihre jeweils eigene Mischung kreierten. Auch wenn dem Publikum ein glaubhaft authentischer Eindruck der Tänze und Kostüme vermittelt wurde, wusste niemand welcher Teil der Darbietung Folklore war und welcher Teil reine Fantasie. [1] Obwohl Bal-Anat ihre Darbietungen auf den Renaissance Faires als Mischung verschiedener Folkloretänze beschrieb, wurde vermutlich so die Bezeichnung tribal dancing durch das Publikum geprägt, was Jamila bis heute vermutet[4]. Der Begriff des American Tribal Style Bellydance (Kurzform: ATS) wurde allerdings von der amerikanischen Bauchtänzerin Morocco eingeführt. Laut Carolena Nericcio hat Morocco den Begriff ATS zum ersten Mal benutzt und damit diesen neuen Tanzstil benannt, um die aus der Gruppe Bal-Anat entstandenen, von Masha Archer und Carolena maßgeblich weiterentwickleten neuen Tanzstil von orientalischen Phantasietänzen, Folklore, klassisch-orientalischer Tänze und anderen Tänzen des Mittleren Ostens, deutlich zu unterscheiden. [5].

Eine weitere Tänzerin, die den Stil von Bal-Anat nachhaltig prägte, war Jamila's Schülerin Masha Archer. Masha Archer griff die Idee ihrer Lehrerin auf, brachte aber ihre eigenen Vorstellungen in die Ausgestaltung des Tanzes ein. Sie vereinheitlichte die Kostüme der Tänzerinnen zu einer erkennbaren Stammestracht und brachte ein neues Selbstbewusstsein in diesen neuen Tanz ein. Ihrer Ansicht nach sind die Ursprungsländer des Bauchtanzes (Magreb, Ägypten) durch ihre diskriminierende Haltung gegenüber Frauen und dem Bauchtanz nicht aufgeschlossen genug den Bauchtanz als Kunstform zu bewahren und weiterzuentwicklen. Für Masha Archer haben die amerikanischen Tänzerinnen den Bauchtanz durch ihre Adaption und Weiterentwicklung geehrt und aufgewertet, nicht verfremdet [6].

What's right is that we take what we find and do the best we can.
We won't do anything but bring it, our culture, their culture, and
our own experience higher and show this higher experience to the audience
and move their experience to a higher place.
Was richtig ist, dass wir das was wir vorfinden nehmen und daraus nach
nach bestem Wissen und Gewissen etwas (neues) entwickeln. Wir wollen nichts anderers tun als
unsere Kultur, die andere Kultur und unsere eigene Erfahrung erhöhen (oder vermischen)
und diese höhere Erfahrung und Erkenntnis dem Publikum vorführen um auch
die Erfahrung des Publikums dadurch auf eine höhere Ebene zu bringen. (sinngemäße Übersetzung))

Masha Archer war ihrerseits Lehrerin der amerikanischen Tänzerin Carolena Nericcio, der Gründerin einer der bekanntesten amerikanischen Tanzgruppen des ATS, FatChanceBellyDance(Kurzform: FCBD). FCBD (gegründet 1987) wird in der zeitgenössischen Rezension als die Gruppe bezeichnet, die den American Tribal Style Belly Dance in seiner heutige Form und Ausprägung maßgeblich beeinflusste und entwickelte. Carolena entwarf den Tanz in seiner bis heute maßgeblichen und typischen Form auf Basis der Gruppenimprovisation und den Cues. Bis heute orientieren sich am Vorbild von FCBD viele etablierte und neue Gruppen und Solistinnen weltweit. Carolena Nericcio zu ihrer Schöpfung des ATS:

I am the originator of ATS. Jamila is the originator of the
Renn Faire-ish look of a "tribe" of dancers working from
a chorus. But her dancers did not improve as a group
(the nature of ATS), they each presented dramatic dances
from different "regions"[7].
Ich bin die Begründerin des ATS. Jamila ist die Begründerin des
"Mittelalter-Markt-mäßigen Aussehens" eines "Stammes" von
Tänzerinnen die in einem Chrous arbeiten. Aber ihre Tänzerinnen
verbesserten (im Sinne von verändern, entwickeln) sich nicht als
Gruppe (die Natur von ATS), jede einzelne repräsentierte einen Tanz
aus einer anderen Region.(sinngemäße Übersetzung)

Zwei weitere Schüler von Jamila Salimpour und beide ehemalige Mitglieder der Gruppe Bal-Anat waren der amerikanische Tänzer John Compton und die amerikanische Tänzerin Rita Alderucci. Beide gründeten 1991 die Gruppe Hahbi'Ruh, die eine stärkere Betonung auf die Folkloretänze orientalischer Stämme (z. B. aus dem Jemen, dem Libanon und Kurdistan) legte; während Carolena Nericcio (FCBD) sich mehr an den Kulturen entlang der alten Seidenstrasse (von Rajasthan über Afghanistan bis Jordanien, Ägypten, dem Magreb bis Andalusien) orientierte. Beide Gruppen (FCBD und Hahbi Ru) verwendeten für ihre Auftritte lange Zeit die Originalmusik aus den jeweiligen Ländern.[8] Hahbi'Ru bezeichnet sich bis heute als Tribal Style Gruppe, legt aber eine sehr starke Betonung auf authentische orientalische Folkloretänze und ebenso authentische Kostüme, benutzt aber weder Improvisationen innerhalb der Gruppe, noch die typischen Cues. John Compton beschreibt den Hahbi'Ru Stil folgendermaßen:

Hahbi'Ru captures the tribal spirit of a bye-gone era
while entertaining audiences with polished performance
pieces that combine humor with precision ensemble
dancing, and dazzling costumes.[9]
Hahbi'Ru fängt für das Publikum das (Stammes)Gefühl einer
längst vergangenen Ära ein, mit ausgefeilten Auftritten
einer Kombination aus Humor, fein abgestimmten Gruppentänzen
und einer unglaublichen Vielfalt an Kostümen.


Weitere wichtige Vertreter des Tribal Style Dance sind: Paulette Rees-Denis (Gypsy Caravan) und Kajira Djoumahna (BlackSheep Bellydance).

Tanztheorie

Im Tribal Style Dance werden verschiedene Elemente aus der orientalischen Folklore Nordafrikas, Ägyptens und des Magreb verschmolzen mit Tanzbewegungen unterschiedlichster Herkunft. So werden und wurden die ursprünglich orientalischen Tanzbewegungen mit afrikanischen, spanischen / Flamenco, indischen (z. B. Bhangra, Bharata Natyam und Kathak) , und auch indianischen kombiniert, aber auch mit Elementen des Modern Dance, Jazz Dance, und des Polynesischen Tanzes.

Tribal Style Dance in einem kleinen Chorus, hier am Beispiel des Tribes Numidaë aus Trier.

Im Tribal Style ist der Fokus immer auf die Gruppe (den Tribe, dt. Stamm) gerichtet, aus der Solotänze, Duette oder Triodarbietungen hervorgehen können. Das Solo wird im Tribal Style Dance als zusätzliches Element innerhalb der Gruppe getanzt.

Um Soli, Duette oder Änderungen der Bewegungsabläufe in der Gruppe anzukündigen, werden bestimmte Kommandos (sog. Cues) und auch Absprachen (festgelegte Bewegungsabläufe = Kombis) oder auch die Art der Bewegungen werden festgelegt) verwendet, die von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich sein können und Improvisationen innerhalb der Gruppe ermöglichen.

Zu den Cues gehören Handbewegungen, Veränderungen in der Tanzhaltung, Seitenblicke, Kopfdrehungen, aber auch aktustische Signale. Vor allem Solis und Duette werden von den einzelnen Tänzerinnen mit akustischen Signalen angekündigt. Dementsprechend können innerhalb der Gruppe sogenannte call-and-answer Tänze gezeigt werden, in denen die Solistin mit der Gruppe über diese Signale kommuniziert. In den meisten Tanzdarbietungen des Tribal Style stellt sich die Gruppe als ruhender Hintergrund (Chorus, z. B. Halbkreis oder "V"-Formation) auf, während die Einzeldarbietungen im Vordergrund gezeigt werden.

Ziel eines jeden "Stammes" ist die Improvisation anhand von Absprachen und Zeichen. Eine improvisierte Darbietung ist das Ziel der intensiven Zusammenarbeit innerhalb einer Gruppe. Doch wird im Tribal Style Dance auch die Bühnen- und Musikdramatik berücksichtigt und daher wird oft mit Choreografie-Elementen gearbeitet. So ergibt sich aus der Arbeit mit Cues, diese beinhalten Kombinationen bestimmter Bewegungen und Bewegungsabläufe, immer auch eine Choreografie.

Eine weitere Theorie des Tanzgefühls im Tribal Style Dance lautet:Der Tribe (die Tanzgruppe) rekonstruiert, was hätte sein können. Die Grundlage ist ein orientalischer Tanzstil, der sich den Anstrich des Ethnischen gibt, ohne notwendigerweise zu versuchen, "authentisch" zu sein. Das Wandergebiet nomadischer Stämme umfasst(e) häufig einen großen Bereich, so nahm jeder Stamm "geborgte" Elemente von Kleidung oder Tanzstilen anderer Kulturen auf, mit denen er in Berührung kam. In dieser Tradition der ständigen Entwicklung, leben die verschiedensten Tribes und schaffen nach ihrem "Gusto", ihren eigenen Tanz des Tribal Style Dance, wie auch ihre eigene persönliche Kostümierung und Symbolik.

Hauptmerkmale des Tribal Style Dance:

  1. Tanz in der Gruppe (Tribe = Stamm)
  2. improvisierter Gruppentanz
  3. Herausgelöste Soli, Duette, Trios

Für die Zuschauer(innen) liegt der Reiz von Tribal Style Dance vor allem in der starken Präsenz und Harmonie der Gruppe, in den synchronen Bewegungen und natürlich auch in den phantasievollen und authentisch wirkenden Kostümen. Die Tänzerinnen zeigen ein Bild stolzer Frauen, die gemeinsam mit ihren Stammesschwestern auftreten und eine Gemeinschaft bilden. Jede Gruppe, jeder Tribe, bildet für sich eine Gemeinschaft mit eigener Symbolik und Gestaltung der Kostüme. Die Ausprägungen des Tribal Styles sind daher ebenso unterschiedlich, wie die einzelnen Gruppen und können nicht allgemeingültig beschrieben werden.

Weitere Entwicklungen des Tribal Style

Inzwischen kam es zu weiteren Derivaten des Tribal Style Dance. Diese nennen sich u. a.: Tribal Fusion, Neo Tribal, Urban Tribal, Gothic Tribal Dance, African Tribal Style und Indian Tribal Dance

Die deutsche Tribal Fusion Gruppe Perlatentia aus Hannover

Tribal Fusion

Tribal Fusion ist in gewisser Art eine Weiterentwicklung des Tribal-Gedankens in Richtung Individualität und Glamour. Stehen beim klassischen Tribal Gruppe und Kommunikation im Vordergrund, wird Tribal Fusion von Kleinstgruppen bzw. Paaren oder Solistinnen vertreten.

Aufgrund der stärkeren Bühnenpräsenz des Individuums wurde eine ausgefeiltere Tanztechnik notwendig, die typischerweise in meist binnenkörperlichen Tanzbewegungen Ausdruck findet. Rasante Tempi- und Dynamikwechsel, tiefe Back- und Sidebends mit und ohne Bodywave, Breaks (kurze Stops innerhalb einer Bewegung) und Locks (abruptes Ende einer Bewegungsrichtung durch gewissermaßen beschleunigtes Beenden der Bewegung) werden aus dem Modern / Jazz / Breakdance und dem Hip Hop entliehen und machen den typischen Charakter dieser Tanzvariante aus. Die körperliche Herausforderung für jede Tänzerin ist dabei eine extreme Körperspannung, die sich bis in die Finger- und Fußspitzen fortsetzt und die überhaupt die Voraussetzung ist, die Bewegung aus Hip Hop, Modern, etc. auszuführen.

Eine Schülerin von Carolena Nericcio, Jill Parker die lange Zeit mit FatChanceBellyDance arbeitete, ging in der Entwicklung des Tanzes einen Schritt weiter und mischte, zunächst als unorthodox und verrückt empfunden, den ATS mit wieder neuen Elementen. So wurde die Musikauswahl zu der getanzt wurde (Rock, Blues, Soul, New-Age Musik), Kostümierung, Tanztechnik (Modern Dance, Jazz Dance, Flamenco) und das Bewegungsrepertoire (Yoga) wieder erweitert um eine modernere und zeitgenössische Variation. Der Tribal Fusion wird auch als der Tanz der jüngeren Generation genannt, der schon mit Ethnokram und bauchtanzenden Müttern aufwuchs und es selbstverständlich fand Musikstile zu mischen, genauso wie die Kostüme (...) und die Bewegungen.[8].

Tribal Fusion folgt dem Trend einer Welt ohne Grenzen und der Verschmelzung aller Stile die als passend empfunden werden. Aufgrund unterschiedlicher künstlerischer Auffassungen trennte sich Jill Parker von FatChanceBellyDance und gründete ihre eigene Gruppe Ultra Gypsy. Die amerikanische Solistin Rachel Brice, eine Schülerin von Jill Parker, machte durch ihre erstaunliche Körperbeherrschung und excellente Tanztechnik Tribal Fusion sehr bekannt, vor allem in Deutschland wird Rachel Brice als wichtigste Repräsentantin des Tribal Fusion genannt.

Wichtigste Vertreterinnen des Tribal Fusion sind: Jill Parker (Ultra Gypsy), Rachel Brice und Sharon Kihara (The Indigo und Bellydance Superstars) und Amy Sigil (Unmata).

Urban Tribal

Die amerikanische Tanzgruppe Urban Tribal aus San Diego unter Leitung der Tänzerin Heather Stants brachte diese Tanzform des Tribal Style Dance hervor, der auch nach der Gruppe benannt wurde. Im Urban Tribal werden traditionelle Tanzelemente aus verschiedenen Kulturen mit den persönlichen Erfahrungen der Tänzerin des modernen städtischen (städtisch = engl. urban) Lebens vermischt. Man könnte diesen Tanzstil salopp auch Großstadt Multikulti Tribal nennen.

Das Kostüm des Urban Tribal ist im Gegensatz zum ATS eher schlicht, um den Körper und die Tanzbewegungen der Tänzerin hervorzuheben. Auf üppigen Schmuck und sonstige dekorative Mittel wird bewusst verzichtet, um das Auge des Betrachters nicht von der Tanzbewegung abzulenken. Für diesen Tanz wird vor allem elektronische Musik ohne Gesang und kaum folkloristische Musik verwendet. Der Urban Tribal wird als individuelles und sehr persönliche Ausdrucksmittel aufgefasst, dass je nach Tänzerin individuell ist und interpretiert wird, dem Charakter und der Ausdruckskraft der einzelnen Tänzerin weder Regeln auferlegt, noch sie beeinflusst, sondern ihre Einzigartigkeit hervorheben soll.

Wichtigste Vertreterinnen des Urban Tribal sind: Heather Stants (Urban Tribal) und Darshan.

Neo Tribal

Neo Tribal oder Neo Tribal Belly dance wurde von der amerikanischen Tänzerin Jane Archer 1996 entwickelt, als Rückorientierung (griechisch Neo = "Neu", hier als "Neue Rückorientierung" verstanden) des tradierten American Tribal Style auf seine ursprünglichen, orientalischen und folkloristischen Wurzeln. Die Basis des Neo Tribal ist der American Tribal Style, der Frauen, Gemeinschaft und die Erde ehrt. Die Bewegungen, Kostüme und Musik sind verschiedenen Kulturen entlehnt[10] aber mit einer Betonung der Bewegungen aus Zigeunertänzen und den Bewegungen und der Beinarbeit des Flamenco.

Der Neo Tribal verwendet im Gegensatz zum American Tribal Style, der ausschließlich auf Improvisation beruht, Mini-Choreografien, die Combos genannt werden. Combos können kurze und lange Bewegungsabläufe oder sonstige Bewegungskombinationen sein. Eine Neo Tribal Combo sollte mindestens zwei Mal wiederholt werden. Eine Standard-Combo muss vier Mal wiederholt werden (laut der sog. Archer-Rule). Im Neo Tribal wird ebenso wie im ATS im Chorus getanzt und auf einen Cue der Führenden ein Combo oder eine Änderung im Bewegungsmuster signalisiert, welches der Chorus umsetzten muss. Der Chorus tanzt im Unterschied zum ATS immer mit dem Gesicht zum Publikum, nicht zur Führenden. Im Neo Tribal sind Soli möglich, die auf die combotypischen Wiederholungen verzichten können (Archer Rule). [11]

Wichtigste Vertreterinnen des Neo Tribal sind: Jane Archer und ihre Gruppe Mandala.

Kostüme und Accessoires

Beispiel eines typischen Gürtels für Tribal Style Dance

Das Kostüm des Tribal Style Dance ist inspiriert durch traditionelle Kleidung und Schmuck aus Nordafrika und Asien. Sehr häufig sieht man auch typischen "Zigeunerschmuck" oder auch indianische Kleidungsstücke. Meist wird als Grundkostüm eine Pumphose, ein weiter Rock, ein Choli (Kurzbluse) und ein Gürtel mit Troddeln, Verzierungen und Silberschmuck, getragen. Bei den Kostümfarben herrscht noch immer Schwarz vor, da es - in Anlehnung an die marokkanischen Berber und indischen Zigeuner - die Farbe der ersten FCBD Tänzerinnen war und weil Schwarz einen dramatischen Bühneneffekt hat. Inzwischen sind die Kostüme der meisten Tribal Style Tänzerinnen bunter geworden, und es werden auch grelle Farben und Farbkombinationen, sowie Kleidung aus offensichtlichen Kunstfaserstoffen verwendet - u.a. sind in den letzten drei Jahren in den USA und Europa die sogenannten White Tribal Costumes in Mode gekommen, Kostüme in einem gedeckten Weiß.

Der Schmuck der Tänzerinnen sollte möglichst üppig bis überreich sein, d.h. wirkt es auf Zuschauer eher überladen, ist es die richtige Anzahl an Ketten, Ringen, Armreifen, Ohrringen, Haarschmuck und Arm- und Fußketten. In der Regel wird vor allem Silberschmuck getragen, weiter werden Naturmaterialien wie Muscheln, polierte Steine, Wollfäden oder Filz verwendet. Der Silberschmuck im Tribal Style Dance ist deswegen so verbreitet, weil er der traditionelle Schmuck der meisten Völker des orientalischen Kulturkreises ist und von den ersten Tribal Tänzerinnen aus den USA getragen wurde. Viele Tänzerinnen tragen einen mit Münzen bestickten BH, wie er auch von den ersten Tänzerinnen der Gruppe FCBD getragen wurde. Auf dem Kopf der Tänzerinnen werden reich- bis üppig bestickte und dekorierte Turbane getragen. Inzwischen sind auch Helme, folkloristische Kopfbedeckungen aus Persien, Rastazöpfe mit üppigen Haarteilen und Haarbändern, Seidenblumen und in die Haare eingearbeiteter Schmuck in Mode gekommen.

Als Tanzaccessoires werden oft Zimbeln benutzt, dazu auch Säbel, Schleierfächer, Körbe, Speere, Schleier, Tücher, Messer, Pois oder indischen Tanz- und Kampfstöcke.

Das Outfit einer Tribal Fusion Tänzerin unterscheidet sich von dem einer ATS Tänzerin durch ihren viel moderneren und stark individuellen Charakter. Abweichend vom klassischen Kostüm einer Tribaltänzerin werden Leggings oder Jazzpants (z. B. den sogenannten Melodiapants) getragen und wenig bis gar kein Rock. Der klassische mit Münzen bestickte BH wird mit einem mit Seidenfransengürtel oder einem Kettengürtel kombiniert. Selten wird ein Turban getragen, statt dessen werden aufwändige Frisuren unter Verwendung eigener und künstlicher Haarsträhnen, Wolle, Ketten, Muscheln und Perlen entworfen. Je nach Vorliebe wird die Hose mit Strapsen verziert oder verschwindet ganz. Kominationen von Fischnetzstrumpfhosen mit Springerstiefeln sind ebenfalls keine Seltenheit.

Schminke und Tätowierungen

Ein Beispiel der typischen Körpertätowierungen anhand einer Tänzerin der deutschen Tribal Style Dance Formation Penthesilea

Schminke stellt neben dem Kostüm und Schmuck einen sehr wichtigen Teil der Tribalkostümierung dar. In den USA lehnen einige Tribaltänzerinnen die Verwendung von Makeup ab, da dies den patriachalischen Mechanismus unterstütze und es feministischen Anschauungen widerspreche[12]. Trotz dieser Einwände hat sich im Tribal Style Dance starkes Makeup durchgesetzt.

Tätowierungen, bzw. Körperbemalungen sind im Tribal Style Dance eine sehr typische Form des Körperschmucks. Vor allem Gesichtstätowierungen, aber auch Tätowierungen auf Händen, Füßen, Bauch und Rücken sind beliebte Mittel individuelle Symbole oder Stammessymbole als authentisch wirkenden Körperschmuck zu zeigen. Typische ATS Tätowierungen sind in einfachen Mustern gehaltene Gesichtszeichnungen, die angelehnt sind an die Tätowierungen der Frauen im Magreb. Die Gesichtstätowierungen der meisten Tribaltänzerinnen sind nicht-dauerhafte Bemalungen mit Kajalstiften oder wasserfesten Eyelinern. Diese Tattoos werden zur Unterstützung eines dramatischen Effekts, Verstärkung des rituellen Charakters des Tanzes oder aus rein ästhetischen Gründen benutzt. Dabei sollte immer die ursprüngliche Bedeutung und der kulturelle Kontext des verwendeten Musters und Zeichnung beachtet und gewahrt werden. Viele Tänzerinnen verwenden als Haupttattoo ihr Stammessymbol, welches zum Teil reine Eigenkreationen sind und die Zugehörigkeit zu ihrer (Tanz-)Familie, ihrem Stamm (Tribe) zeigt.

Viele Tribal Style Tänzerinnen, vor allem in den USA, tragen echte Tätowierungen am Körper, sowie Piercings oder Brandings. Die Praxis des permanenten Körperschmucks hat keinen Ursprung im Tribal Style Dance, gehört auch nicht zwingend zum Tanz und wird von Tänzerin zu Tänzerin indivduell entschieden. In einem Sonderbeitrag des Skin & Ink Magazine[13] berichtet Carolena Nericcio über die Tätowierungen der Tänzerinnen von FatChanceBellyDance folgendermaßen:

People think I'm this tyrant who forces my members into the tatoo chair.
That is complete nonsense. The women spontaneously decide to get tattooed.
It just happens because they see how beautiful the combination is,
not because of pressure from me.
Die Leute glauben ich sei ein Tyrann der seine Mitglieder in den Tätowiererstuhl zwingt.
Das ist kompletter Blödsinn. Die Frauen entscheiden sich spontan für ein Tattoo.
Es passiert einfach weil sie selbst sehen wie schön es ist, nicht
weil ich sie zwinge.(sinngemäße Übersetzung)

In der Tat ist es so dass die meisten Tribaltänzerinnden von FCBD bereits tätowiert waren, bevor sie mit dem Tanz begannen.

Als sich die Gründungsmitglieder von FCBD das erste mal trafen, waren sie
verblüfft, als sie entdeckten, dass die meisten von ihnen von derselben
Künstlerin tätowiert waren. Es war, als ob die Tattoos diese starke Bindung
gegeben haben, die uns zusammen gebracht hat[14].


Trotzdem spricht die Autorin der Tribal Bible davon dass sie vermute das die Mehrheit der Tänzerinnen die sich für Körperschmuck begeistern, genauso von ATS angezogen werden, da dies eine neue Form des Tanzausdrucks ist den sie "return to the tribal" feeling nennt und als alternativen Look versteht. [15]. Die Tribal Tätowierungen der Tribal Style Dance Tänzerinnen werden auch als Signal verstanden, dass die Frau ihren Körper akzeptiert und mit dem Tragen des Körperschmucks diesen feiert. Ebenso soll es das Selbstverständniss einer außerhalb der normalen und mondänen Gesellschaft stehenden und hochgradig individuellen Persönlichkeit nach außen tragen.[16].

Musik

Je nach der Ausrichtung des Tribes, kann jede Musik zum Tanz verwendet werden, die das Stammesgefühl am besten ausdrückt. Meist ist die verwendete Musik eher folkloristisch mit durchgehenden Rhythmen. Europäische Gruppen verwenden inzwischen gerne mittelalterliche Musik, aber auch Heavy Metal- oder Meditationsmusik kann verwendet werden. Im Tribal Style Dance ist fast alles erlaubt.

Literatur

  • Kajira Djoumahna : The Tribal Bible, Exploring The Phenomenon That Is American Tribal Style Bellydance, Santa Rosa 2003, ISBN 0-972-84860-6
  • Arzo-Carina Renz : Tribal Signs, Stile und Techniken im Tribal Syle Dance, Braunschweig 2008, ISBN 978-3-938922-18-7

Einzelbelege und Anmerkungen

  1. a b c Vergl. Kajira Djoumahna: The Tribal Bible
  2. Vergl. http://www.fcbd.com/about/history_rr.shtml
  3. Vergl. http://www.fcbd.com/about/history_rr.shtml
  4. Vergl. http://www.fcbd.com/about/history_rr.shtml
  5. Vergl. Audiokommentar von Carolena Nericcio auf: Tribal Basics, Vol. 1 Dance Fundamentals
  6. Vergl. http://www.fcbd.com/about/history_rr.shtml
  7. Vergl. Audiokommentar von Carolena Nericcio auf: Tribal Basics, Vol. 1 Dance Fundamentals
  8. a b Vergl. Tanz Oriental, Nr. 82, Ausgabe April/Mai 2006, S. 55 - 56
  9. Vergl.: http://www.hahbiru.com/the_troupe.html
  10. Vergl. http://www.thecirclenetwork.com/article.htm
  11. Vergl. Zaghareet Magazine, Ausgabe März/April 2003, The Circle Dance Company and Neo-Tribal Bellydance
  12. Vergl. Kajira Djoumahna: The Tribal Bible, Chapter 4 - Costume and Adornment, Seite 126
  13. Vergl. Skin & Ink Magazine: FatChanceBellyDance and tattooed bellydancers, September 2001 issue
  14. Vergl. Tätowier Magazin, Ausgabe 04/2007 April, Huber Verlag, Mannheim, Aussage von Carolena Nericcio
  15. Vergl. Kajira Djoumahna: The Tribal Bible, Chapter 4 - Costume and Adornment, Seite 134
  16. Vergl. Kajira Djoumahna: The Tribal Bible, Chapter 4 - Costume and Adornment, Seite 135

Weblinks


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