- Naumburger Dom
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Der Naumburger Dom St. Peter und Paul in Naumburg (Saale) ist die ehemalige Kathedrale des Bistums Naumburg und stammt größtenteils aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Er gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Spätromanik in Sachsen-Anhalt und ist eine Station an der Straße der Romanik. Auch hat er zentrale Bedeutung für das Antragsprojekt der Bundesrepublik Deutschland an die UNESCO zum Welterbe an Saale und Unstrut.
Der berühmte Westchor des Domes entstand nach der Mitte des 13. Jahrhunderts und ist mit dem West-Lettner und den Stifterfiguren aus der Werkstatt des Naumburger Meisters eines der wichtigsten Bauwerke der Frühgotik.
Nach der Reformation wurde 1542 mit Nikolaus von Amsdorf zum ersten Mal im Reich ein evangelischer Bischof eingesetzt.[1] Nach dem Tod des letzten Bischofs Julius von Pflug 1564 wurde das Bistum aufgelöst und fiel an Kursachsen, die Kirche verlor ihre Funktion als Bischofssitz. Sie blieb jedoch die Kirche der evangelischen Domgemeinde. Heute wird der Dom von einer Stiftung verwaltet - den Vereinigten Domstiftern von Merseburg, Naumburg und des Kollegiatsstiftes Zeitz.
Inhaltsverzeichnis
Burg Naumburg
In der Zeit um 1000 errichtete Ekkehard I. († 1002), Markgraf von Meißen und wohl mächtigster Mann an der Ostgrenze des Deutschen Reiches, auf einer rund 25 m hohen Erhebung am rechten Ufer der Saale nahe der Unstrutmündung seinen neuen Stammsitz, der entsprechend neweburg oder Nuwenburg und später Naumburg genannt wurde. Die günstige Lage an der Kreuzung mehrerer Handelsstraßen war wohl ausschlaggebend für die Wahl dieses Platzes.
Seine Söhne Hermann und Ekkehard II. gründeten kurz darauf im westlichen Teil des Vorburggeländes eine kleine, der Hl. Maria geweihte Stiftskirche, die zum Jahr 1021 in der Merseburger Bischofschronik als praepositura noviter fundata erwähnt wird. 1028 verlegte König Konrad II. auf Drängen der beiden Brüder den Bischofssitz Zeitz nach Naumburg. Die Verlegung wurde von Papst Johannes XIX. im Dezember 1028 genehmigt. Als Grund wird die Unsicherheit des Ortes Zeitz genannt. In Zeitz blieb ein Kollegiatstift bestehen.
Baugeschichte der Kirche St. Peter und Paul
Frühromanischer Kirchenbau
Bald nach der Genehmigung der Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg, wohl im Frühjahr 1029, wurde unmittelbar östlich der Stiftskirche mit dem Bau der ersten frühromanischen Naumburger Kathedrale begonnen. Sie wurde in der Amtszeit des Merseburger Bischofs Hunold, der zwischen 1036 und 1050 regierte, vor dem Jahr 1044 geweiht. Das Patrozinium Peter und Paul wurde von der Zeitzer Kirche übernommen.
Bei Ausgrabungen wurden die Fundamente des ersten Domes unter dem heutigen Dom gefunden. Die erste Naumburger Kathedrale war eine dreischiffige, kreuzförmige Basilika, die kleiner als der heutige Dom war. Ihr Chor reichte nicht ganz bis an das Ostende des spätromanischen Chorquadrats. Die Seitenwände endeten westlich in wenig vortretenden quadratischen Türmen, deren Fundamente etwa 7 m östlich des frühgotischen Westlettners liegen. Zwischen den Türmen befand sich ein kleiner, apsidial geschlossener Chor mit einer darunter liegenden Krypta. Die Türme waren durch eine gerade Westwand verbunden, so dass die Chorapsis von außen nicht sichtbar war. Das Hauptportal befand sich sehr wahrscheinlich schon damals in der südlichen Stirnwand des Querhauses. Um 1160/70 erhielt der frühromanische Dom eine Hallenkrypta. Diese Krypta wurde in den ab etwa 1210 entstehenden Domneubau übernommen.
An der Stelle des heutigen Westchores erhob sich ursprünglich die Stiftskirche der ekkehardingischen Burg, die Kirche des Kollegiatstiftes St. Marien. Reste ihrer Mauern blieben in den Westtürmen erhalten.
Spätromanischer Neubau
Unter Bischof Engelhard (1207–1242) wurde um 1210 ein spätromanischer Neubau begonnen. Der Neubau wurde im Langhaus begonnen, wahrscheinlich, weil die Ostteile des Domes im Zusammenhang mit dem Einbau der Krypta kurz zuvor aufwendig umgebaut worden waren. Der Neubau des Langhauses wurde jedoch bald aufgegeben. Stattdessen begann man mit der Errichtung der neuen Ostteile des Domes und führte den Neubau dann schrittweise nach Westen weiter. Der neue, bis heute bestehende Dom ist eine gewölbte Bündelpfeiler-Basilika mit Ostchor, Ostquerschiff und ausgeschiedener Vierung sowie einer dreiteiligen Krypta. Die Schlussweihe des Domes erfolgte einer Quelle des 18. Jahrhunderts zufolge am 29. Juni 1242.
Bau des frühgotischen Westchores mit Arbeiten des Naumburger Meisters
Vermutlich auf Veranlassung des Wettiner Markgrafen Heinrich von Meißen begann um 1250 die Errichtung des frühgotischen Westchores, wobei einzelne Autoren einen Baubeginn bereits ab etwa 1245 für denkbar halten. Die These von Ernst Schubert, dass der Westchor eine frühromanische Burgstiftskirche unmittelbar westlich des Domes ersetzte, ist kürzlich von Holger Kunde mit neu erschlossenen Belegen unwahrscheinlich gemacht worden.[2]
Das Chorquadrat mit einem sechsteiligen Gewölbe ist im Westen durch ein 5/8-Polygon geschlossen. Der Bau war wahrscheinlich um 1260 beendet. Die Westchor-Werkstatt errichtete noch das erste frei stehende Geschoss des Nordwestturmes des Domes und zog dann weiter nach Meißen.
Vom Langhaus des Domes wird der Westchor durch eine aufwendig gestaltete Schranke abgegrenzt. Sie gehört mit ihren Passionsreliefs und der Kreuzigungsgruppe im Portal zu den Hauptwerken des Naumburger Meisters, der an den Neubauten der Kathedralen zu Noyon, Reims und Amiens mitgearbeitet hatte und danach vielleicht in Metz, sicher aber in Straßburg und in Mainz tätig gewesen war. Von großer kunst- und frömmigkeitsgeschichtlicher Bedeutung ist die Kreuzigungsgruppe am Portal. Der Naumburger Meister war nicht nur der Architekt des „Westchores“, sondern wahrscheinlich auch der leitende Bildhauer: Er dürfte die Stifterfiguren aus Grillenburger Sandstein entworfen und an einigen selbst mitgearbeitet haben. Dargestellt sind unter anderen, aber an hervorgehobener Position, die rund 200 Jahre vor der Errichtung des Westchores verstorbenen Erststifter der Naumburger Domkirche: die Brüder Ekkehard II. und Hermann, Markgrafen von Meißen, und ihre Ehefrauen Uta und Reglindis. Sie waren im Vorgängerbau des heutigen Domes und in der unmittelbar benachbarten frühromanischen Stiftskirche bestattet worden.
Der Naumburger Bischof Dietrich II. von Meißen führt 1249 in einem Briefe 11 Namen der Gründer der Domkirche, aus drei Generationen, auf: Hermannus marchio, Regelyndis marchionissa, Eckehardus marchio, Uta marchionissa, Syzzo comes, Conradus comes, Wilhelmus comes, Gepa comitissa, Berchta comitissa, Theodoricus comes, Gerburch comitissa. In den Naumburger Mortuologien werden noch drei weitere Stifter genannt: Timo von Kistritz/Köstritz, Graf Dietmar und Gräfin Adelheid. Nach bisher vorherrschender Meinung sind den 12 Stifterfiguren Hermann und Ekkehard II. der Familie der Ekkehardiner, und alle übrigen der Familie der Wettiner zugeordnet worden. Auf der Nordseite: Dietrich Graf von Brehna, Gepa (oder Adelheid, Äbtissin von Gernrode), Markgraf Ekkehard II. (Schildumschrift: ECHARTVS MARCHIO) und Uta; auf der Südseite: Gerburg (oder Berchta), Konrad Graf von Landsberg (Kopf und rechter Arm im 19. Jh. ergänzt), Markgraf Hermann und Reglindis; im Chorhaupt: Graf Dietmar (Schildumschrift: DITMARVS COMES OCCISVS für „Graf Dietmar, der erschlagen wurde“), Sizzo Graf von Käfernburg (Die Schildumschrift SYZZO COMES DO kann man mit „Syzzo, Graf von Thüringen“ oder mit „Graf Syzzo, der Stifter“ übersetzen), Wilhelm Graf von Camburg (Schildumschrift: WILHELMVS COMES VNVS FVNDATORVM) und Timo Graf von Kistritz (Schildumschrift: TIMO DE KISTERICZ QVI DEDIT ECCLESIE SEPTEM VILLA).
Diese einzigartige Darstellung von Laien an einem Platz, der eigentlich Heiligenbildern oder -figuren vorbehalten war, könnte mit der im Hochmittelalter üblichen Stifterverehrung erklärt werden. Die Standbilder im Naumburger Westchor ersetzten nach dieser Theorie Stiftergrabmäler, die im Zuge des spätromanischen Domneubaus aufgegeben werden mussten. So wäre für die Fortführung der Memorialdienste für die Stifter des Domes und der ekkehardingischen Stiftskirche gesorgt. Heinz Wiesner schreibt die Entstehung der Stifterfiguren Markgraf Heinrich zu, die er als künstlerische Demonstration seiner Schutzherrschaft über das Domstift schaffen ließ. Dies würde auch das Vorhandensein der Laienstatuen im Chorinneren einer Bischofskirche erklären.
Wolfgang Hartmann ordnet verschiedene Personen den mittelrheinisch-fränkischen Adelsgeschlecht der Reginbodonen zu: Dietrich von Brehna ( – nach Hartmann – Ludwig der Springer), Adelheid von Camburg (Gattin Graf Dietmars von Selbold-Gelnhausen); Gerburg (nach Hartmann Adelheid, Gattin Ludwig des Springers); Dietmar (nach Hartmann identisch mit Graf Dietmar von Selbold-Gelnhausen), Wilhelm von Camburg und Timo von Kistritz (nach Hartmann: Sohn des Grafen Dietmar von Selbold-Gelnhausen). Aus der Ausrichtung mehrerer Bildnisse auf die Figur des Grafen Dietmar schließt Wolfgang Hartmann, dass im Westchor nicht nur an verdiente Stifterpersönlichkeiten erinnert wird, sondern vorrangig an ein mit dem Schicksal des Grafen Dietmar verknüpftes historisches Ereignis. Bisher wird angenommen, dass es sich bei Dietmar um dem 1048 gefallenen sächsischen Grafen aus dem Hause Billung handelt. Ein möglicher Anderer wäre der 1034 ermordete sächsische Pfalzgraf Dietrich aus dem Hause Wettin, der mit der Tochter von Ekkerhard I. verheiratet war. Hartmann meint hingegen, dass es sich bei dieser Zentralfigur des Stifterzyklus um den Grafen Dietmar von Selbold-Gelnhausen handelt. Dieser Graf sei in der reichspolitisch bedeutenden Schlacht am Welfesholz (11. Februar 1115) gefallen. Vor diesem politischen Hintergrund und der Lebensgeschichte des Grafen Dietmar ließe sich die Gestaltung der Stifterfiguren erklären. Für den Initiator und letztlich Hauptverantwortlichen für die Konzeption des Stifterzyklus hält Hartmann den Naumburger Domherrn und Magister Petrus, der als Mitglied der Familie derer von Camburg-Hain (Hainspitz) ein Nachkomme des Grafen Dietmar gewesen sei.
Zwei weitere Bildwerke aus der Werkstatt des Naumburger Meisters befinden sich im Hochchor: das Grabmal Bischof Dietrichs II. (früher meist als Grabmal Bischof Hildewards bezeichnet) und das lebensgroße Standbild eines Diakons mit Lesepult.
Hochgotische Erweiterung des Ostchores
Um 1330 wurde die spätromanische Apsis durch ein hochgotisches, querrechteckiges Chorjoch mit 6/10-Schluss ersetzt. Auf den Strebepfeilern am Chorscheitel und südlich daneben wurden die heute mehrfach restaurierten bzw. erneuerten überlebensgroßen Figuren der Patrone des Domes aufgestellt. Von hohem künstlerischem Wert sind die Glasmalereien in den Fenstern, die zum Teil noch aus der Bauzeit des Chores stammen. Sie zeigen die klugen und törichten Jungfrauen, die Tugenden und Propheten, während die Passion, Marienszenen, Apostel und Propheten auf ebenfalls sehr qualitätsvollen Scheiben aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts dargestellt sind.
Der Ost-Lettner ist das älteste erhaltene Beispiel eines Hallenlettners. Er wurde im Zuge des spätromanischen Domneubaus um 1230 errichtet. Im mittleren Joch der Lettnerhalle steht ein Altar aus dem 19. Jahrhundert, seitlich führen steile Treppen durch zwei kleine Pforten zum Chor hinauf.
Spätgotische Umbauten
Die oberen Geschosse des Nordwestturmes wurden im 14. und 15. Jahrhundert errichtet. Vermutlich nach einem Brand 1532 wurden die oberen Teile der Osttürme erneuert und mit spätgotischen Maßwerkformen verziert.
Spätere Umbauten und Restaurierungen
Ein schwerer, mutwillig gelegter Brand beschädigte 1532 den Dom schwer. Das Feuer zerstörte die Dächer, große Teile der Ausstattung und weite Flächen des Mauerwerks. Die Brandschäden wurden teilweise erst im 19. Jahrhundert endgültig beseitigt. 1711 und 1713 erhielten die Osttürme Barockhauben mit Laternen. Ursprünglich besaßen sie wohl achtseitige Zeltdächer wie die bei der benachbarten Freyburger Stadtkirche. Die reiche Barockausstattung aus den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts wurde durch eine puristische Restaurierung von 1874–1878 wieder beseitigt. Nach 1884 konnte der Südwestturm im Stil der Neogotik vollendet werden. Auch die Turmhelme stammen erst aus dem späten 19. Jahrhundert. 1936–1940 wurde der Kreuzhof ohne begleitende archäologische Untersuchungen abgesenkt und ein Torgebäude zwischen Dreikönigskapelle und Marienkirche errichtet. Zwischen 1960 und 1968 wurde der Dom vollständig instandgesetzt. Dabei wurden umfangreiche Ausgrabungen vorgenommen. Nach 1989 wurden alle Dächer der Kirche und der Dreikönigskapelle neu gedeckt.
Kreuzgang mit den Klausurgebäuden
Reste der älteren Klausur auf der Nordseite
Die älteren Klausurgebäude und der Kreuzgang lagen nördlich der Kirche. Teile des Osttraktes der Klausur des frühromanischen Doms konnten 1961–1965 ausgegraben werden. Die erhaltenen Gewölbeschildbögen und Rippenansätze an der Nordwand der Kirche und die Reste einer Kapelle, die in der ehemaligen Domherrenkurie Domplatz 3 verbaut ist, stammen von einem spätromanischen Neubau der Klausur, der zu unbekannter Zeit, vermutlich im 18. Jahrhundert, abgebrochen worden ist.
Spätromanischer Kreuzgang auf der Südseite
An der Südseite des Domes befindet sich eine weitere, großenteils spätromanische Klausur. Da sie im Jahr 1244 nachweislich noch nicht vorhanden war, muss sie in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre errichtet worden sein. Um 1270 wurde ein Kreuzrippengewölbe eingezogen. Während der Ost- und Nordtrakt weitgehend in der spätromanischen Form erhalten blieb, sind im West- und Südtrakt nur noch Reste davon erhalten. Diese Flügel stammen weitgehend aus der Hoch- und Spätgotik und wurden außerdem im 19. Jahrhundert beträchtlich verändert. Das ursprüngliche Vorhandensein von zwei Klausuren ist bemerkenswert und hängt mit den beiden an der Kirche bestehenden Stiften zusammen. Die nördliche Klausur diente wohl zunächst für die Kapitularen des Domes, dann für die der Marienstiftskirche, nachdem die südliche für die Geistlichen des Domes erbaut worden war.
Spätromanische Vorhalle
Am südlichen Querschiffarm ist eine zweijochige, spätromanische Vorhalle angebaut. Diese war ursprünglich nicht vorgesehen. Die Brechung der Gewölberippen und der Ostwand sind zumindest teilweise durch das nachträgliche Einfügen in einen vorgegebenen Bauzusammenhang bedingt.
Die Dreikönigskapelle
Die spätgotische Dreikönigskapelle an der Ostseite der Klausur wurde 1416 vollendet. Der Erbauer der Kapelle war der Bischof Gerhard II. von Goch (1409–1422). Bei dem Brand 1532 erlitt sie schweren Schaden und wurde danach zumindest im Untergeschoss für verschiedene profane Zwecke genutzt (Lagerraum, Untersuchungsgefängnis, Spritzenhaus usw.). Den Ausgrabungen zufolge befand sich an dieser Stelle zuvor eine frühromanische Kapelle aus dem 11. Jahrhundert, von der einige Mauerreste der Nordwestecke erhalten sind. Sie war nur wenig kleiner und zweigeschossig. Der untere Raum hatte im Osten eine stark eingezogene, kleine Apsis und diente als Privatkapelle des Naumburger Bischofs. Der spätgotische Neubau ist ebenfalls zweigeschossig und jeweils zweijochig. Die untere, später mehrfach veränderte Kapelle, hatte das Patrozinium des Hl. Nikolaus, die obere mit Sterngewölbe war wie vermutlich bereits im Vorgängerbau den Heiligen Drei Königen geweiht. Außen an der Ostwand steht eine Figurengruppe, die die Anbetung der Heiligen Drei Könige zeigt. In der Dreikönigskapelle wird der Christus-Zyklus aus der Kunstsammlung des Domherrn Immanuel Christian Leberecht von Ampach gezeigt, der von verschiedenen Künstlern aus dem Kreis der Nazarener nach seinen Vorgaben erstellt wurde.
Die Marienpfarrkirche
Die Marienpfarrkirche liegt südwestlich des Domes am Südtrakt des Kreuzganges. Ihr Vorgängerbau konnte zwar teilweise ergraben werden, sein Alter ist jedoch noch unbestimmt. Erhalten sind der Chor, sowie Reste der Außenwände eines hochgotischen Neubaus, der urkundlich 1343 bezogen wurde. Die Kirche wurde vermutlich zusammen mit der Bischofskirche als Pfarrkirche der Domgemeinde gegründet. 1329 übergab man sie dem Domkapitel zur freien Verfügung. Nach dem Brand von 1532 blieb sie eine Ruine. Der jetzt als Winterkirche dienende Raum wurde anstelle des Langhauses erst um die vorletzte Jahrhundertwende als Turnhalle errichtet.
Die Elisabethkapelle
Die Elisabethkapelle ist ein quadratischer Raum im Erdgeschoss des Nordwestturmes, der der Heiligen Elisabeth von Thüringen geweiht ist. Sie ist 2007, anlässlich des 800. Geburtstags Elisabeths, vom Innenraum des Domes wieder zugänglich gemacht worden und dient als „Raum der Stille“. Sie enthält neben einem Altar eine Elisabethstatue von um 1235 und drei Glasfenster, die von dem bekannten Maler Neo Rauch, einem Vertreter der „Neuen Leipziger Schule“ 2007 gestaltet wurden. Die drei Fenster zeigen idealisierte Szenen aus dem Leben Elisabeths und sind mit Elisabeths Verabschiedung von ihrem Mann vor dem Aufbruch zum Kreuzzug, Kleiderspende an Bedürftige und Pflege von Kranken betitelt[3].
Ausstattung
Von der Ausstattung des Domes blieb nicht viel erhalten, nicht zuletzt aufgrund des Brandes im Jahre 1532, der schwedischen Besetzung und der eingreifenden barocken Umgestaltung des Domes. Die wenigen erhaltenen Ausstattungsstücke werden teils im Dom, teils in dem neu eingerichteten Domschatzgewölbe aufbewahrt.
Altäre
Der Naumburger Dom besitzt noch mehrere Altäre. Im Hochchor befindet sich der Hauptaltar des Domes. Auf der Mensa ist heute ein Steinretabel aufgestellt, das von dem ehemaligen Altar der Heiligen Felicis et Adaucti stammt. Der Kreuzaltar befand sich früher wie üblich im Mittelschiff. Er wurde im 19. Jahrhundert durch den kleinen Altar im mittleren Joch des Lettners ersetzt. Zwei weitere Altäre stehen an den Ostwänden der Querhausarme. Auf dem Altar im Nordquerhaus ist ein Retabel aus der Werkstatt Georg Lembergers aufgestellt, auf dem im Südquerhaus ein Marienretabel aus der Zeit um 1500. Ein weiterer Altar befindet sich am Westende des südlichen Seitenschiffes. Im Westchor blieb ebenfalls der Hauptaltar erhalten. Ein weiterer Altar steht auf der Bühne des Westlettners. Außerdem sind mehrere Altäre in den Kapellen des Domes erhalten.
Die meisten Retabel sind im Laufe der Zeit verlorengegangen. Reste der Ausstattung werden heute im Domschatzgewölbe gezeigt.
Skulpturen
Außer den Skulpturen aus der Werkstatt des Naumburger Meisters befinden sich weitere, bedeutende Skulpturen im Dom. Besonders bemerkenswert ist die Statue der Heiligen Elisabeth von Thüringen in der Erdgeschoßkapelle des Nordwestturmes aus der Zeit um 1235. Sie gehört zu den ältesten bildlichen Darstellungen der Heiligen.
Auf dem Platz vor dem Kircheneingang steht ein Brunnen, der "Echartus II." (Ekkehard) gewidmet ist.
Gestühle und Lesepulte
In der Vierung stehen heute noch Gestühle, die zum Teil noch aus der Bauzeit des spätromanischen Domes stammen. Zu nennen ist außerdem ein Gestühl aus dem beginnenden 15. Jahrhundert. Außerdem wird im Dom ein Gestühl aus der Zeit um 1260 aufbewahrt, das vielleicht zur ursprünglichen Ausstattung des Westchores gehörte.
Grabmäler
Im Dom und in der Klausur befinden sich heute noch sehr viele Grabsteine. Die ältesten stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Viele sind mit bildlichen Darstellungen der Verstorbenen versehen, die meisten besitzen noch Inschriften. Ihre Gestaltung erlaubt einen sehr guten Überblick über die Entwicklung der Grabmalsskulptur seit dem 13. Jahrhundert in Mitteldeutschland.
Orgel
Die Firma Eule erbaute 1983 eine Orgel mit 28 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Die Orgel hat folgende Disposition:
I Hauptwerk C– Pommer 16′ Prinzipal 8′ Spillpfeife 8′ Oktave 4′ Spitzflöte 4′ Waldflöte 2′ Rauschpfeife II 22/3′ Mixtur IV–V 11/3′ Tonus fabri II 2/3′ Trompete 8′ II Brustwerk C– Holzgedackt 8′ Quintade 8′ Salizional 8′ Prinzipal 4′ Rohrflöte 4′ Oktave 2′ Sifflet 1′ Sesquialter II 22/3′ Scharff IV 2/3′ Krummhorn 8′ Tremulant Pedal C– Subbass 16′ Prinzipalbass 8′ Bassgedackt 8′ Dolkan 4′ Basszink III 51/3′ Hintersatz III 22/3′ Fagott 16′ Klarine 4′ Literatur und Filme
- Carl Peter Lepsius: Über das Alterthum und die Stifter des Doms zu Naumburg und deren Statuen im westlichen Chor. Verlag Bürger, Naumburg 1822.
- August Schmarsow: Die Bildwerke des Naumburger Domes. Verlag E.v.Flottwell, Magdeburg 1892.
- Walter Hege: Der Naumburger Dom und der Meister seiner Bildwerke. Beschrieben von Wilhelm Pinder, aufgenommen von Walter Hege. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 1937.
- Walter Hege, Leo Bruhns: Der Dom zu Naumburg. Foto Aufn. von Walter Hege, Einf. Text von Leo Bruhns. Langewiesche-Bücherei 1954.
- Walter Schlesinger: Meissner Dom und Naumburger Westchor. Münster-Köln 1952.
- Ernst Schubert: Die Inschriften des Naumburger Doms und der Domfreiheit. In: Die deutschen Inschriften. Bd 6, Berliner Reihe, Bd 1, 1959.
- Ernst Schubert: Naumburg. Dom und Altstadt. Leipzig 1983, ISBN 3-8035-1217-4.
- Ernst Schubert: Der Dom zu Naumburg. 14. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2007, ISBN 978-3-422-02074-0. (Große Baudenkmäler/DKV-Kunstführer. Bd 410)
- Ernst Schubert: Memorialdenkmäler für Fundatoren in drei Naumburger Kirchen des Hochmittelalters. In: Frühmittelalterliche Studien. 1991, ISBN 3-11-024223-0.
- Ernst Schubert: Die Erforschung der Bildwerke des Naumburger Meisters. Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-Historische Klasse 133,4. Berlin 1994, ISBN 3-05-002571-9.
- Ernst Schubert: Der Naumburger Dom. Halle 1997, ISBN 3-929330-92-X.
- Ernst Schubert: Überlegungen zu Studien zur frühgotischen Architektur und Skulptur des Naumburger Doms. In: Sachsen und Anhalt. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 22.1999-2000, S. 345-360. ISSN 0945-2842
- Heinz Wiessner: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg, Das Bistum Naumburg, Die Diözese. In: Germania Sacra. N.F. 35. Berlin 1998, ISBN 3-11-015193-6.
- Michael Glaeseker: Der hoch- und spätromanische Bauschmuck des Naumburger Domes im Zusammenhang der Baugeschichte. Studien zu Stützensystem und Bauornament im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert. Diss. phil., Göttingen 2001 (online pdf u. CD-ROM).
- Wolfgang Hartmann: Vom Main zur Burg Trifels - vom Kloster Hirsau zum Naumburger Dom. Auf hochmittelalterlichen Spuren des fränkischen Adelsgeschlechts der Reginbodonen. Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V. Bd 52. Aschaffenburg 2004, ISBN 3-87965-098-5.
- Holger Kunde: Der Westchor des Naumburger Doms und die Marienstiftskirche. Kritische Überlegungen zur Forschung. In: Enno Bünz u.a. (Hrsg.): Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Festschrift für Matthias Werner zum 65. Geburtstag. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2007, S. 213–238.
- Gerhard Straehle: Der Naumburger Meister in der deutschen Kunstgeschichte, Einhundert Jahre deutsche Kunstgeschichtsschreibung 1886-1989, Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München 2009. (Volltext)
- Gerhard Straehle: Der Naumburger Stifter-Zyklus und der Erschlagene im Westchor (Synodalchor) des Naumburger Doms. Verlag Langewiesche, Königstein 2011, ISBN 978-3-7845-2960-8.
- Clemens Kosch: Hochmittelalterliche Sakralbauten in Naumburg, Schulpforte und Freyburg an der Unstrut, Architektur und Liturgie bis 1300. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2529-6.
- Thomas Steinert: Ernst Ortlepp. Des Dichters Leben und Werk in Wort und Bild. Verl. Pro Leipzig, Leipzig 2010, ISBN 978-3-936508-57-4.
- Paulus Hinz: Der Naumburger Meister. Ein protestantischer Mensch des 13. Jahrhunderts. 1.-8. Auflage. Evang. Verlagsanst., Berlin 1951-1960.
- "Die Schöne und der Meister", die Wunder des Naumburger Doms, Doku, Dtl. 2010, 28 min., mdr.
- Walter Bettauer u. a. (Red.): Wege zum Welterbe. Der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut. Förderverein „Welterbe an Saale u.Unstrut e.V.“, Naumburg 2011, ISBN 978-3-00-026640-9. (Broschüre)
Roman
zum Naumburger Meister:
- Rosemarie Schuder: Der Ketzer von Naumburg. 1955. (Neuausgabe: BS-Verlag, Rostock 2005, ISBN 3-89954-133-2)
Weblinks
Commons: Naumburger Dom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Vereinigte Domstifter (Offizielle Seite des Naumburger Doms)
- Naumburg-Online.de (Ausführliche Informationen zur Geschichte und Baugeschichte bei naumburg-online.de).
- Gottesdienste und Veranstaltungen im Naumburger Dom (Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen).
- Der hoch- und spätromanische Bauschmuck des Naumburger Domes im Zusammenhang der Baugeschichte Elektronische Fassung der Dissertation von Michael Glaeseker
- Die Naumburger Stifterfiguren Theologische Deutungsansätze zu den Stifterfiguren von Karl Schneider
- Der Naumburger Dom als 3D-Modell im 3D Warehouse von Google SketchUp
Einzelnachweise
- ↑ Peter Brunner: Nikolaus von Amsdorf als Bischof von Naumburg. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1961. S. 60f.
- ↑ Zur Bezeichnung des Chores als Marienchor (Schubert) siehe Straehle 2010, S. 813.
- ↑ Elisabethfenster von Neo Rauch für den Naumburger Dom: Rubinrotes Déjà-vu auf artnet
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