Barockgelb

Barockgelb

Schönbrunnergelb (auch Habsburgergelb, Kaisergelb, fälschlich Maria-Theresiengelb) ist die traditionelle Farbe österreichischer Repräsentationsarchitektur der Ausgehenden Barockzeit. Die Farbe ist ein erdiges rötliches Gelb. Sie entspricht der Farbnuance einer Färbelung mit dem Pigment Goldocker in Kalk. Eine dem Zeitgeschmack des späten 19. Jahrhunderts angepasste, pastelligere Nuance ist das Seitenstettnergelb. Entsprechende farbliche Gestaltungen sind als Barockgelb im ganzen Raum von Bayern bis nach Böhmen, Ungarn und Slowenien verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Schönbrunnergelb

Schönbrunner Gelb (Ocker)

Die Fassadenfärbelung österreichischer Prunkbauten mit dem aus Frankreich oder Italien stammenden Pigment Goldocker – in Kombination mit satten neutralwarmen Grautönen für Nullflächen – lässt sich bis in die Barockzeit nachweisen. Kaiser Joseph II. verordnete aber in 1780er-Jahren, alle Bauwerke des Staates Österreich-Ungarn und des Hauses Habsburg in diesem Ocker zu malen [1] (der Name ‚Maria-Theresiengelb‘ nach seiner Mutter Maria Theresia, die schon 1780 starb, ist insoferne irreführend). Die französische Importware – insbesondere aus den gerade wiederentdeckten Ockersteinbrüchen Südfrankreichs – war ausnehmend teuer, jedoch befanden sich Ockergruben in Böhmen in seinem Besitz, die den Bedarf decken konnten. Diese Verordnung kann als Musterbeispiel der physiokratischen und merkantilistischen Konzepte des Josephinismus gelten.

Namensgebend für die Farbe ist der Anstrich des Schlosses Schönbrunn in Wien.[2] 1817–1819 nimmt Johan Aman eine dem klassizistischen Zeitgeschmack entsprechende Vereinheitlichung und Vereinfachung der Fassade vor. Dieses Schönbrunnergelb ist die Farbe, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein das Markenzeichen der k. u. k. Monarchie überhaupt werden sollte, da alle Bahnhöfe und Regierungsgebäude, zahlreiche Schösser, Klöster, Kirchen, und – vom gehobenen Bürgertum, später auch dem Bauerntum übernommen – auch Villen, Stadthäuser und Bauernhöfe darin gehalten waren.

Seitenstettnergelb

Seitenstettner Gelb

Der Name leitet sich vom Stift Seitenstetten im niederösterreichischen Mostviertel ab. Sie geht auf ein etwas verblasstes Schönbrunnergelb zurück und entspricht mehr den Zeitgeschmack des Neobarock. Der Farbauftrag erfolgt auf einen Rieselputz, Fenster, Simse und Gebäudeecken sind mit weiß gestrichenen Faschen gegliedert. Seitenstettner Gelb ist eine traditionelle Farbgebung für kirchliche und weltliche Gebäude (Pfarrhöfe, Vierkanter) im Mostviertel.

Literatur

  • Friedmund Hueber; Magistrat der Stadt Wien – MA 19 (Hrsg.): Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien. Wien 2005 (pdf, 6 MB ; Stand: 15. August 2006). 

Einzelnachweise

  1. Hueber 2005 S. 12
  2. „Schönbrunner Gelb“-Kaiserlicher Trend mit Zukunft. In: Baumit Journal. Nr. 2, 2003, S. 5 (pdf ; Stand: 12. November 2008; Interview mit dem Leiter der Restaurierwerkstätten des Bundesdenkmalamtes in Wien, Universitätsdozent Mag.art Dr. Manfred Koller, zur Restaurierung der Westfassade von Schloss Schönbrunn). 

Die in diesem Artikel verwendeten Farben werden auf jedem Monitor anders dargestellt und sind nicht farbverbindlich. Eine Möglichkeit, die Darstellung mit rein visuellen Mitteln näherungsweise zu kalibrieren, bietet das nebenstehende Testbild: Tritt auf einer oder mehreren der drei grauen Flächen ein Buchstabe (R für Rot, G für Grün oder B für Blau) stark hervor, sollte die Gammakorrektur des korrespondierenden Monitor-Farbkanals korrigiert werden. Das Bild ist auf einen Gammawert von 2,2 eingestellt – den gebräuchlichen Wert für IBM-kompatible PCs. Apple-Macintosh-Rechner hingegen verwenden standardmäßig einen Gammawert von 1,8.


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