Trompe-l’œil

Trompe-l’œil
Pere Borrell del Caso, Der Kritik entfliehend, 1874
Universitätskirche in Wien mit Trompe-l'œil-Deckenfresken, die den Eindruck einer Kuppel geben; gemalt von Andrea Pozzo im 17. Jahrhundert
Quodlibet (1675) von Cornelis Gijsbrechts

Ein Trompe-l’œil [tʀɔ̃pˈlœj] (frz. „täusche das Auge“, von tromper „täuschen“ und l´œil „das Auge“) ist ein illusionistisches Gemälde, das mittels geschickter perspektivischer Darstellung eine nicht vorhandene Räumlichkeit vortäuscht. So werden insbesondere auch Wand- und Deckenmalereien, die mit perspektivischen Mitteln eine scheinbare Vergrößerung der jeweiligen Architektur und einen Ausblick auf Phantasielandschaften erzeugen, Trompe-l’œils genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die ältesten erhaltenen Beispiele kennt man aus Pompeji; in der Renaissance lebte die Technik mit der Wiederentdeckung der Perspektive auf. In der profanen Malerei wurden Trompe-l’œils häufig verwendet, um unklare Raumzuschnitte ästhetisch zu verbessern oder auch fantasievolle Ausblicke auf arkadische Landschaften aus den Wohnräumen zu ermöglichen.

Der Trompe-l’œil-Stil entwickelte sich in der Renaissance und geht einher mit der Entdeckung der Perspektive und den wissenschaftlichen Fortschritten im Bereich der Optik. Als Motiv dienten häufig Nischen mit Blumen- und Früchtestilleben, Kleinmöbel (Regale, Schränkchen) mit Kleinodien, Bretterwände mit Graphiken und Briefen als auch Jagdstilleben mit Wild und Waffen. Häufig wurde ein Motiv von demselben Künstler in mehreren Varianten dargestellt. So existieren von dem Spezialisten für Jagdmotive Johannes Leemans mindestens 3 sehr ähnliche Stilleben mit Jagdgeräten mit zentralem Vogelkäfig, umgeben von Pulverhörnern und Waffen. Ein Exemplar befindet sich im Kunstgewerbemuseum Berlin, die anderen wurden vor wenigen Jahren von zwei internationalen Auktionshäusern in Amsterdam versteigert.

Seit dem 14. und 15. Jahrhundert versuchte man vorzugsweise in Innenräumen mittels gemalter Scheinarchitektur künstliche Ausblicke durch vermeintliche Fenster und Kuppeln zu schaffen, um auf diese Weise die Räume zum Ruhme des Auftraggebers zu vergrößern. Ein gutes Beispiel dafür sind die von Andrea Mantegna für Luigi III. Gonzaga zwischen 1465 und 1474 geschaffenen Fresken in der Camera degli Sposi, (Mantua, Castel San Giorgio). Auch findet sich Trompe-l’œil in Form von Scheinarchitektur und Lüftlmalerei an Außenfassaden.

In der sakralen Malerei begann die Blütezeit des Trompe-l’œil mit der Gegenreformation. Die Deckengewölbe manieristischer Kirchen der Jesuiten wurde mit Himmelfahrten Jesu oder Mariae bemalt und damit dem Himmel geöffnet. Im Rokoko wurden diese Darstellungen wieder profaner und nahmen sich der klassisch-antiken Themen an, zum Beispiel den Götterdarstellungen.

Quodlibet

Häufig findet man die Ausdrücke Trompe l'œil und Quodlibet gleichgestellt. Zumeist aber werden mit Quodlibet Bilder bezeichnet, die eine Anhäufung beliebigen Kleinkrams zeigen. Davon abgesehen sind Quodlibets oft in Form graphischer Blätter ausgeführt, Trompe l'œil dagegen häufiger als Gemälde. Ein bekanntes Quodlibet-Motiv sind täuschend echt aussehende Schriftstücke mit zum Teil eingerollten Ecken. Quodlibets geben oft auch zum Angreifen naturalistisch an einer hölzernen Wand hängend dargestellte Gegenstände wieder. [1]

Quodlibets stellten einen wesentlichen Bestandteil in der Entwicklung der Stillebenmalerei in Europa dar, die sich besonders in Holland und Flandern im späten 17. und 18. Jahrhundert herausbildete, z.B "Quod Libet" von Edward Collier (1701) und "Quodlibet" von Cornelis Gijsbrechts (1675).

Heutige Verwendung

Heutzutage kommt das Trompe-l’œil als – meist private – Innenraumgestaltung vor, in der Wandmalereien seit etwa 1980 eine deutliche Wiederbelebung erfahren konnten. Wegbereiter dieser Renaissance ist unter anderem der englische Künstler Graham Rust. Daneben lebt das Trompe-l’œil wieder in der Stadtgestaltung auf, um architektonische Mängel an Fassaden zu kaschieren und eine belebte Atmosphäre an sterilen städtischen Leerräumen zu erzeugen; Trompe-l’œil wird vom Philosophen Robert Pfaller als „interpassive Praxis“ bezeichnet.

Trompe-l’œil-Malereien

Trompe-l'œil-Skulpturen

Siehe auch

Literatur

  • Graham Rust: Painted Ceiling, Constable & Robinson Ltd, ISBN 1-84119-310-0
  • Graham Rust: The Painted House, Seven Dials,ISBN 1-84188-055-8 / 9781841880556
  • Eugen von Philippovich, Kuriositäten/Antiquitäten. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1966
  • Ursula Benad, Martin Benad: Illusionmalerei heute. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2002, ISBN 3-421-03372-2
  • M. Monestier: Trompe-l’œil Contemporaine - Les maîtres du réalisme. Verlag Menges, Paris. ISBN 2-85620-334-5
  • Jean Monneret: Le Triomphe du Trompe-l’œil. Salon des Indépendents, Paris 1993. ISBN 2-85620-337-X
  • Miriam Milman: Le Trompe-l’œil. Albert Skira, Genf 1986. ISBN 3-7796-5241-2

Weblinks

 Commons: Trompe-l’œil – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien


Einzelnachweise

  1. Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_9166.html

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • trompe — [ trɔ̃p ] n. f. • fin XIIe; frq. °trumba, trumpa, p. ê. d o. onomatopéique I ♦ 1 ♦ Instrument à vent à embouchure, formé d un tube évasé en pavillon (cor, olifant, schofar, et spécialt trompette). Sonner de la trompe. Loc. Proclamer qqch. à son… …   Encyclopédie Universelle

  • Trompe-l’œil — Trompe l œil  Cet article concerne genre pictural. Pour l album de Malajube, voir Trompe l œil (album). Pere Borrell del Caso, huile sur toile, Ma …   Wikipédia en Français

  • Trompe l'œil —  Cet article concerne genre pictural. Pour l album de Malajube, voir Trompe l œil (album). Pere Borrell del Caso, huile sur toile, Ma …   Wikipédia en Français

  • Trompe-l'œil — Trompe l œil, which can also be spelled without the hyphen in English, [For example by the [http://www.nga.gov/exhibitions/2002/slideshow/slide 176 1.shtm National Gallery of Art, Washington] ] ] (French: trick the eye , IPA2|tʁɔ̃p lœj) is an art …   Wikipedia

  • trompe-l'œil — [ trɔ̃plɶj ] n. m. inv. • 1800; de tromper et œil 1 ♦ Peinture visant essentiellement à créer, par des artifices de perspective, l illusion d objets réels en relief. « Panneaux réclame non pas plats ou même peints en trompe l œil, mais compliqués …   Encyclopédie Universelle

  • trompe — 1. (tron p ) s. f. 1°   Terme vieilli. Trompette. •   À ce poëte des rois [Ronsard] la cour tresse un laurier royal ; le succès double son effort, sa joue enfle, il souffle sa trompe.... et la France n a plus rien à envier à l ampoule espagnole,… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • trompe- — ⇒TROMPE , élém. de compos. Élém. issu d une forme de tromper, entrant dans la constr. de subst. masc. V. trompe la mort, trompe l œil et aussi: trompe cœur, subst. masc. Tout le roman français (...) est (...) le triomphe du trompe cœur (Cl. ROY,… …   Encyclopédie Universelle

  • trompe — TROMPE. s. f. Cor, Tuyau d airain recourbé, dont on se sert à la chasse pour sonner. Sonner de la trompe. Trompe, se prend aussi quelquefois pour Trompette, comme dans cet exemple, Publier à son de trompe, crier à son de trompe, pour dire,… …   Dictionnaire de l'Académie française

  • TROMPE-L’ŒIL — On pourrait dire que le trompe l’œil est une représentation destinée à donner l’illusion de la réalité, si cette définition n’était également applicable à presque toutes les œuvres d’art de conception réaliste. Le trompe l’œil naît quand la… …   Encyclopédie Universelle

  • trompe — d un elephant, Proboscis dicitur etiam Manus. Le museau ou groin de l elephant. Trompe ou sabot dequoy se joüent les enfans, Turbo. Trompe, la pompe du navire, voyez Pompe. Trompe ou trompette, Tuba, Cornu. Le son de la trompe quand en guerre on… …   Thresor de la langue françoyse

  • Trompe-l'Œil — 〈[trɔ̃lœ:i] n. 15 oder m. 6; Mal.〉 naturgetreue Wiedergabe eines Objektes mithilfe perspektivischer Mittel in einer Weise, dass zw. Wirklichkeit u. gemaltem Objekt nicht mehr unterschieden werden kann [frz., „Augentäuschung“] * * * Trompe l Œil… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”