Tschetschenen

Tschetschenen
Hauptsiedlungsgebiet der Tschetschenen in Kaukasien

Die Tschetschenen sind eine Bevölkerungsgruppe im Nordkaukasus. Sie selbst nennen sich Nochtscho. Mit ihren sprachlich und kulturell eng verwandten Nachbarn, den Inguschen, werden sie in die ethnologische Gruppe der Wainachen eingeordnet. Ihre Sprache, die Tschetschenische Sprache, gehört zusammen mit der Inguschischen Sprache zum wainachischen Zweig innerhalb des nachischen Zweiges der nacho-dagestanischen (nordostkaukasischen) Sprachfamilie. Die Tschetschenen gehören in ihrer großen Mehrheit dem sunnitischen Islam an.

Inhaltsverzeichnis

Siedlungsraum

Anfang der 1990er Jahre lebten 76,7 % der Tschetschenen in der sowjetischen Tschetscheno-Inguschischen Republik, die 1991 aufgeteilt wurde in Tschetschenien und Inguschetien. Diese Trennung blieb bei der Auflösung der Sowjetunion beibehalten. Bei der Volkszählung von 2002 bildeten die Tschetschenen mit 93,47 % (1.031.647) die größte Volksgruppe in der russischen Teilrepublik Tschetschenien. Des Weiteren besteht in der Türkei mit etwa 70.000 Personen eine tschetschenische Diasporagemeinde.

Frühere Geschichte

Tschetschenische Frauen um 1900
Tschetschenische Männer Ende des 19. Jahrhunderts

Die Ursprünge der Tschetschenen und Inguschen liegen weitgehend im Dunkeln. Nach archäologisch nicht zu belegenden Theorien gingen beide Völker aus den Hurritern hervor. Danach wären hurritische Stämme nach der Zerschlagung des Mitannireiches in den unwegsamen Kaukasus abgewandert und hätten sich dort mit den Angehörigen der sogenannten Koban-Kultur vermischt, daraus seien die Wainachen entstanden. Götterstatuen und Kurgane in unwegsamen Tälern zeugen heute noch von der frühen Periode der wainachischen Kultur.

In der Antike und im frühen Mittelalter wurde das Siedlungsgebiet der Wainachen zum Berührungspunkt verschiedener expandierender Reiche: In den Höhenlagen bestand das Königreich Serir, in der nördlichen Ebene herrschten die Alanen, denen es vorübergehend gelang, die Wainachen zu unterwerfen. Dabei wurden die Alanen für einige Jahrhunderte sesshaft und übernahmen Elemente der wainachischen Kultur. Darüber hinaus wurden die Römer in der Region aktiv, später der sasanidische Iran, die arabischen Kalifate, die Chasaren sowie verschiedene Nomadenstämme. Im Lauf der Jahrhunderte veränderte sich das wainachische Siedlungsgebiet entsprechend der Bedrohungslage: In friedlichen Zeiten expandierten die Wainachen in die Ebene im Norden des Kaukasus, wenn Krieg war, zogen sich die Menschen in befestigte Siedlungen in den Bergen zurück. Sie besetzten damit eine wichtige strategische Position, da mehrere Handelswege durch den Kaukasus führten.

Beginnend ab dem 10. Jahrhundert wurden die Wainachen von Georgien aus christianisiert. In dieser Zeit entstanden neben Kirchen auch zahlreiche Wohn- und Verteidigungstürme. Die Christianisierung fand im 13. Jahrhundert ihren Abschluss. Kurz darauf überrannten die Mongolen den Kaukasus, was die Wainachen zwang, sich wieder in die Berge zurückzuziehen. Nach dem Zerfall des Timuridenreiches expandierten die Wainachen wieder in die Ebenen. Etwa zu dieser Zeit spalteten sie sich vermutlich in Tschetschenen und Inguschen auf. Die Tschetschenen entwickelten eine Stammesgesellschaft mit starken Tendenzen zur Aufsplitterung. Die Bildung eines gemeinsamen Staates gelang nie. Erst im 16. Jahrhundert war die Islamisierung abgeschlossen (siehe auch Islam in Russland).

Spätere Geschichte

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Rudolf A. Mark: Die Völker der ehemaligen Sowjetunion. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Opladen 1992, ISBN 3-531-12075-1.
  • Lechi Ilyasov: The Diversity of the Chechen Culture: From Historical Roots to the Present. 1. Auflage. Moskau 2009, ISBN 978-5-904549-02-2 (englisch; PDF).

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