Tunzenhausen

Tunzenhausen
Tunzenhausen
Stadt Sömmerda
Koordinaten: 51° 9′ N, 11° 4′ O51.15833333333311.072777777778143Koordinaten: 51° 9′ 30″ N, 11° 4′ 22″ O
Höhe: 143 m
Fläche: 6,69dep1
Einwohner: 470 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 8. März 1994
Postleitzahl: 99610
Vorwahl: 03634
Karte

Lage von Tunzenhausen in Sömmerda

Tunzenhausen ist ein Ortsteil der Kreisstadt Sömmerda in Thüringen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Tunzenhausen liegt an der Bundesstraße 176 zwischen Sömmerda und Straußfurt. Die Umgebung des Ortes ist von der im Thüringer Becken üblichen landwirtschaftlichen Nutzung geprägt. Etwa 1,5 Kilometer nördlich gibt es eine durch eine geologische Störung gebildete felsige Erhebung, die als FFH-Gebiet Kahler Berg und Drachenschwanz bei Tunzenhausen ausgewiesen ist. Hier geht es vor allem um die Erhaltung des dort vorhandenen Trockenrasens.[1]

Geschichte

Am 20. März 1145 wurde Tunzenhausen urkundlich erstmalig erwähnt[2], wobei die Konzentration von älteren Befestigungsanlagen in der Gemarkung und im Ort auf eine längere Siedlungsgeschichte hindeutet.

Auf der nördlich in der Feldmark liegenden Fläche stand eine Burg. Dort fand man Ascheschichten, Keramikscherben, Knochen und Eisenreste. Die Funde verweisen darauf, dass die Burg bereits frühgeschichtlichen Zeit angelegt wurde. Erstmals genannt wird sie aber erst 1211 im Zusammenhang mit der Belagerung der nahe liegenden Runneburg in Weißensee genannt. Sie wurde dabei zerstört und 1248 wieder aufgebaut. Drei dem Hauptwall weit vorgelagerten Gräben sind auf einem Luftbild noch erkennbar. Bogenförmige Wälle sicherten das Burggelände gen Norden ab.

Die große Burg Tunzenhausen befand sich vor der Südwestecke des Dorfes in der Unstrutaue. Es war eine Anlage aus dem frühen Mittelalter, was Funde slawischer Keramik beweisen. Die ovale Grundfläche war 235 x 350 Meter groß. Zur Anlage gehörte noch eine am Westrand der großen Burg zusätzliche angelegte Befestigung, auch „Kleine Burg“ genannt. Reste eines verschliffenen Grabens von der großen Burg sind noch vorhanden.

Zwei Kilometer nordöstlich des Ortes lag auf einem kleinen Hügel noch eine Burg, auch „Funkenburg“ genannt. Nach den Funden ist auf eine vorgeschichtliche und spätere Besiedlung zu schließen. Es wurde angenommen, dass es sich um einen weniger stark befestigten Herrensitz handelte. Es sind keine Reste der Anlage vorhanden.

Eine Wasserburg befand sich an der Südwestecke des Dorfes. Es war wohl eine hochmittelalterliche Anlage in Form eines Steingebäudes (Kemenate), das von einem Wassergraben umgeben war. 1229 wurden Herren von Tunzenhausen genannt, die vielleicht Besitzer der Befestigungen waren. Heute ist das Gelände modern überbaut.[3]

Denkmal für die neun Opfer des Kapp-Putsches vom 24. März 1920

Sehenswürdigkeiten

  • Ein Denkmal am Ortsausgang in Richtung Sömmerda erinnert an neun Mitglieder der Arbeiterwehr von Tunzenhausen, die bei der Verteidigung der republikanischen Verfassung am 24. März 1920 von konterrevolutionären Kapp-Putschisten umgebracht wurden. An der Stelle eines 1921 errichteten Gedenksteines, den die NS-Machthaber beseitigten, wurde zu DDR-Zeiten 1959 die heutige Gedenkstätte errichtet.

Persönlichkeiten

  • Johann Jakob Leitzmann (1798–1877), Pfarrer und Numismatiker, lebte den größten Teil seines Lebens in Tunzenhausen und starb auch dort
  • Paul Schuster (* 1894 in Tunzenhausen; † im 20. Jahrhundert) war ein deutscher ehemaliger politischer Häftling im KZ Bad Sulza und im KZ Buchenwald, nach 1945 Führer von Besuchergruppen in der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald (NMG) sowie Stadtrat für Wohnungsbau in Weimar

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Verordnung zur Festsetzung von natürlichen Lebensräumen und Arten von gemeinschaftlichem Interesse sowie von Europäischen Vogelarten nach § 26 Abs. 3a und § 26a Abs. 2 des Thüringer Gesetzes für Natur und Landschaft. juris.de, abgerufen am 29. Januar 2011
  2. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 290.
  3. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 270/271, 117, 252, 105/106.

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