- Frühgeschichte
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Die Frühgeschichte ist ein Teilgebiet der archäologischen Disziplin Vor- und Frühgeschichte.
Die Frühgeschichte befasst sich mit jenen Kulturen der Menschheit, über die erste schriftliche Aufzeichnungen (teils aus anderen Kulturen) bekannt sind, über die aber auch ein Teil der Erkenntnisse durch die archäologische Grabungen gewonnen wird. Die Frühgeschichte schließt an die Vorgeschichte an und wird von der Geschichte im engeren Sinne abgelöst, in der historische Entwicklungen wesentlich durch Auswertung schriftlicher Quellen erkannt werden. Aber auch für diese Zeiträume wird die materielle Kultur oft archäologisch erschlossen (für Mitteleuropa: Mittelalterarchäologie).
In den Regionen setzt die Schriftkultur zu unterschiedlichen Zeiten ein. Deshalb lässt sich Frühgeschichte nur regional definieren. Entwicklungen im Fernen Osten, in Nordamerika, in Afrika und in Australien werden in eigenen Disziplinen behandelt. Der Nahe Osten, der Mittlere Osten, Nordafrika und der Mittelmeerraum sind dagegen jene Gebiete, für welche eine frühgeschichtliche Phase üblicherweise bestimmt werden kann und behandelt wird. Mit den schriftführenden Kulturen der Griechen und Römer beginnt im Mittelmeerraum die historische Zeit, mit der materiellen Kultur befassen sich hier die Fächer klassische Archäologie und provinzialrömische Archäologie.
In der Archäologie des mittleren Europa wird die Frühgeschichte unterteilt in römische Kaiserzeit (genauer: „Römische Kaiserzeit im Barbaricum“ in Abgrenzung zur Verwendung des Begriffes in der klassischen Archäologie), Völkerwanderungszeit und Frühes Mittelalter, das wiederum in Merowingerzeit und Karolingerzeit untergliedert wird. Für Nordeuropa gilt auch die Vendelzeit 550 - 800 n. Chr. und die anschließende Wikingerzeit bis 1050 n. Chr. als frühgeschichtlich.
Der Übergang von der Vorgeschichte zur Frühgeschichte lässt sich für Mitteleuropa nicht exakt definieren. Üblicherweise gilt das Einsetzen römischer Schriftzeugnisse über Germanen und Kelten außerhalb des Römischen Reiches (zu nennen sind vor allem Werke von Caesar und Tacitus) als Beginn der Frühgeschichte. Die römisch beherrschten Gebiete Mitteleuropas sind dem Fachgebiet provinzialrömische Archäologie zugeordnet, hier setzt die Frühgeschichte als archäologische Spezialdisziplin erst mit dem Ende der Antike ein. Daher wird gelegentlich auch die römische Kaiserzeit im Barbaricum nicht als frühgeschichtlich, sondern als eigener Zeitabschnitt zwischen Vorgeschichte und eigentlicher Frühgeschichte bewertet.
Gegenstand der Forschung und Diskussionen ist seit längerem unter anderem die Problematik kultureller und politischer Kontinuität bzw. Diskontinuität im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter.
Literatur
- Bernhard Hänsel: Das Studium der Ur- und Frühgeschichte an den deutschen Universitäten. Muß die Universitätsausbildung späteren Berufsanforderungen nachkommen? In: Archäologisches Nachrichtenblatt. 4 (2), 1999, 143–148.
- Hermann Müller-Karpe: Grundzüge früher Menschheitsgeschichte. 5 Bde., Theiss Verlag, Stuttgart und Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998
Weblinks
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