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Kliment Turnowski (Geburtsname: Wasil Nikolow Drumew (Bulgarisch: Васил Николов Друмев)) (* 1838, 1840 oder 1841 in Schumen; † 10. Juli 1901 in Sofia) war ein bulgarischer Metropolit (Erzbischof), Schriftsteller, Politiker und zweimaliger Ministerpräsident.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Revolutionär und Priester
Der Sohn eines Handwerkers absolvierte nach dem Schulbesuch das Priesterseminar Odessa. Bereits während des Studiums wurde er von den Ideen des Revolutionskämpfers Georgi Rakowski beeinflusst und trat 1861 der von diesem gegründeten Bulgarischen Legion bei. Als Kämpfer gegen die osmanische Besatzungsmacht war er auch ein enger Freund von Wassil Lewski, Stefan Karadscha und anderen Revolutionären.
Nachdem sich die Bulgarische Legion 1862 aufgelöst hatte, floh er nach Russland, wo er seine Ausbildung am Priesterseminar Kiew fort. 1869 ließ er sich in Brăila nieder. 1873 erfolgte seine Priesterweihe und bereits im folgenden Jahr seine Weihe zum Bischof unter dem Namen Kliment Branitski. Später wurde er Vertreter des Metropoliten von Tulcha.
Nach der (eingeschränkten) Unabhängigkeit Bulgariens vom Osmanischen Reich am 8. Juli 1879 wurde er Rektor des Priesterseminars Peter und Paul von Ljaskowez. Kliment Turnowski war einer der Autoren der am 16. April 1879 beschlossenen ersten Verfassung, der so genannten Verfassung von Tarnowo. 1884 wurde er zum Metropoliten von Weliko Tarnowo gewählt.
Ministerpräsident 1879 bis 1880 und 1886
Neben seiner Tätigkeit als Bischof begann Turnowski ebenfalls gleich nach der Unabhängigkeit 1879 seine politische Laufbahn. Zunächst Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung wurde er ebenfalls 1879 zum Abgeordneten der ersten Nationalversammlung gewählt.
Nur widerstrebend übernahm er am 6. Dezember 1879 auf Wunsch von Fürst Alexander I. nach dem Rücktritt von Todor Stojanow Burmow das Amt des Ministerpräsidenten bis zur Durchführung von Neuwahlen am 5. April 1880. Insoweit war seine Regierung wegen der Mehrheiten im Parlament weitgehend inaktiv.[1]
Nach dem Rücktritt von Petko Karawelow wurde er am 21. August 1886 erneut Ministerpräsident und Regent. Er führte das Übergangskabinett allerdings nur bis zu seiner Ablösung durch Karawelow selbst drei Tage später. Seine Hauptaufgabe war in dieser Zeit das durch die Abdankung von Fürst Alexander I. am 9. August entstandene Machtvakuum zu überbrücken.
Gegnerschaft zu Fürst Ferdinand I.
Als treuer Unterstützer von Fürst Alexander lehnte er nach dessen endgültigem Thronverzicht am 9. September 1886 die Durchführung von Feiern und einer Messe zur Begrüßung des neuen Fürsten Ferdinand I. ab.
Als Anhänger einer pro-russischen Politik war er ein starker Gegner der Außenpolitik von Ministerpräsident Stefan Stambolow und Alexanders Nachfolger, Fürst Ferdinand I., in den Jahren 1887 bis 1894, was zu starken repressiven Maßnahmen gegen ihn führte. Letztlich vertrieb Stambolow ihn aus Sofia, was zu seinem weitgehenden Machtverlust führte. Letztlich wurde er wegen seiner Kritik am Fürsten verhaftet.
Die neue Regierung unter Ministerpräsident Konstantin Stoilow entließ den Bischof im Juni 1894 aus der Internierung in dem Balkankloster von Gloschene und suchte mit der Landeskirche überhaupt bessere Beziehungen.[2] Schließlich schloss er öffentlich Friede mit Fürst Ferdinand I.
Aufgrund des Vertrauens Russlands war er jedoch im Sommer 1895 Leiter einer parlamentarischen Delegation in Sankt Petersburg zur Verbesserung der Beziehungen Bulgariens zum russischen Zarenreich. Diese erfolgreiche Mission führte im November 1896 zur Aufnahme offizieller Beziehungen. Auch wenn Fürst Ferdinand selbst Gegner dieser Beziehungen war, halfen sie ihm doch seine Macht als Fürst zu stärken, was ihn allerdings dann enttäuschte.
Nach Stoilow und Dimitar Panajotow Grekow war er der dritte ehemalige Ministerpräsident der im Laufe des Jahres 1901 verstarb.
Schriftsteller
Turnowski war unter seinem bürgerlichen Namen Wassil Drumow auch als Schriftsteller tätig und gilt als Vater der bulgarischen Romanliteratur. Mit Eine elende Familie (Нещастна фамилия) verfasste er 1860 die erste Kurzgeschichte der bulgarischen Literatur.
Zu seinen weiteren wichtigen Werken gehören:
- Student und Wohltäter oder Was eines anderen ist, ist eines anderen… (Ученик и благодетели... ), 1864
- Iwanko, der Mörder Asens des Ersten (Иванку, убиецът на Асеня I), Drama, 1872
Am 26. September 1869 gehörte er in Brăila zu den Mitbegründern der Literarischen Gesellschaft, aus der 1911 die Bulgarische Akademie der Wissenschaften hervorging.[3]
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bulgarien (Geschichte). In: Brockhaus‘ Konservationslexikon, Band 52, Leipzig, 1894-1896
- ↑ Bulgarien. In: Brockhaus‘ Konversationslexikon, Band 66, Leipzig 1894-1896
- ↑ Geschichte der Akademie der Wissenschaften
Literatur
- Ignatovski, Dimitur: Vasil Drumev - Metropolit Kliment Turnovski, 1841-1901 Bio-Bibliografiia. 2000, ISBN 978-954-8789-74-5
- Mikhailov, Kamen: Kliment Branitski I Turnovski (Vasil Drumev) Dokumenti I Materiali. 2005, ISBN 978-954-315-027-4
Vorgänger
Ministerpräsident von Bulgarien
1879 - 1880Nachfolger
Vorgänger
Ministerpräsident von Bulgarien
1886Nachfolger
Vorgänger
Marin Drinow
Vorsitzender der Bulgarische Akademie der Wissenschaften
1894 – 1898Nachfolger
Personendaten NAME Turnowski, Kliment ALTERNATIVNAMEN Wassil Nikolow Drumew KURZBESCHREIBUNG bulgarischer Politiker und Ministerpräsident GEBURTSDATUM 1840 oder 1841 GEBURTSORT Schumen STERBEDATUM 10. Juli 1901 STERBEORT Sofia
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