- Georgi Sawa Rakowski
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Georgi Stojkow Rakowski (bulgarisch Георги Стойков Раковски; * 1821 in Kotel; † 9. Oktoberjul./ 21. Oktober 1867greg. in Bukarest, Rumänien; geboren Sabi Stojkow Popowitsch; bul. Съби Стойков Попович), bekannt als Georgi Sawa Rakowski (bulg. Георги Сава Раковски), war ein bulgarischer Revolutionär, Ideologe, Politiker, Schriftsteller, Aufklärer und Aktivist der Bulgarischen Nationalen Wiedergeburt. Er trug als erster die Idee der politischen Befreiung aus dem Volke heraus in die bulgarische Emigration nach Russland, Serbien und Rumänien, wie auch persönlich ins Volk in Bulgarien. Georgi Sawa Rakowski war der Gründer des organisierten bulgarischen Freiheitskampfes gegen die osmanisch-türkische Fremdherrscher. Rakowski war enger Freund von Gawril Krastewitsch und Nikola Bogoridi. Die Stadt Rakowski wurde nach ihm benannt.
„Vaters Haus sollst du nie vergessen, alte Bräuche sollst du nie verachten“
– Georgi Sawa Rakowski
Inhaltsverzeichnis
Jugend und revolutionäre Anfänge
Georgi Stojkow Rakowski wurde 1821 in der im Balkangebirge gelegene Stadt Kotel geboren und entstammte einem vermögenden, freiheitsliebenden und stolzen Kaufmannsfamilie. Einer seiner Onkel mütterlicherseits, Georgi Mamartschew, war ein Organisator eines misslungenen Aufstandes in Tarnowo und Träger des russischen Georgskreuzes für Tapferkeit im Russisch-Türkischen Krieg (1828–1829). Während des Krieges gelang im Juli 1829 Mamartschew die Befreiung Kotels, als Kapitän des bulgarischen Freiwilligen Corps in der russischen Armee.
Nach dem Abschluss der griechische Elementarschule in Kotel (die auch schon von anderen berühmten Bulgaren wie Stefan Bogoridi, Sophronius von Wraza, Gawril Krastewitsch oder Petar Beron abgeschlossenen wurde), schickte ihn sein Vater zunächst nach Karlowo, wo er bei Rojno Popowitsch und 1837 in das berühmte griechische Gymnasium in Kuruçeşme (nahe dem heutigen Istanbul). In Konstantinopel angekommen erlernte Rakowski die klassischen Sprachen, wie auch Französisch, Arabisch und Persisch sowie die humanistischen Wissenschaften. Wegen seiner guten Schulnoten erhielt Rakowski ein Stipendium, das von bulgarische Kaufleute (u. a. Stefan Bogoridi) in Istanbul an besonders begabte Bulgaren verliehen wurde. Aus dieser Zeit stammen auch seine Freundschaften mit Gawril Krastewitsch, Iwan Bogorow, die Familie Bogoridi sowie weitere vornehme bulgarische und griechische Familien in Istanbul, die ihm später oft sein Leben retteten. Zur dieser Zeit knüpfte er auch erste Kontakte mit den Kämpfern für eine unabhängige bulgarische Kirche, wie etwa mit Neofit Bozweli und Ilarion Makariopolski.
1841 fuhr Rakowski nach Athen. Dort angekommen gründete er mit Ilarion Makariopolski und weiteren Griechen und Bulgaren die geheime Makedonische Gesellschaft (bulg. „Македонско дружество“) mit dem Ziel, Thessalien und Makedonien und ferner ganz Bulgarien durch einen Aufstand zu befreien[1]. In selben Jahr fuhr er unter den Namen Georgi Makedon nach Braila, nachdem er erfahren hatte, dass Bulgaren und Griechen dort einen Aufstand organisierten, der Februar 1842 ausbrach. Der Aufstand wurde niedergeschlagen. Rakowksi blieb jedoch in Braila und organisierte im Untergrund mit Unterstützung der großen bulgarischen Exilgemeinschaft dort mehrere Veranstaltungen für die Befreiung Bulgariens und arbeitete an der Bündelung der Kräfte in der Bildung einer bulgarischen Organisation zu diesem Ziel. Er arbeitete dort als Lehrer für Altgriechisch und Französisch. Wegen seine Agitationen wurde er jedoch von der rumänischen Geheimpolizei gesucht. Um einem Arrest zu entkommen, suchte er die Hilfe des dortigen russischen Konsul, der ihn aber den rumänischen Behörden übergab. Am 14. Juli 1848 wurde Georgi Rakowski durch ein rumänisches Gericht zum Tode verurteilt. Da Rakowski aber inzwischen griechischer Staatsbürger war, griff der griechische Konsul ein und garantierte vor den rumänischen Behörden seine Verlegung in ein Gefängnis in Athen. Stattdessen schickte ihn der griechischen Botschafter in Konstantinopel, mit dem Rakoswki gut befreundet war, heimlich nach Frankreich.
Rakowski fuhr nach Marseille, wo er eineinhalb Jahre blieb. In Frankreich angekommen, befasste sich Rakowski intensiv mit den Ideen der Französischen Revolution. Zusätzlich zur Sprache, der er schon mächtig war, lernte er die Werke von Maximilien de Robespierre, Georges Danton, Jean-Jacques Rousseau und Giuseppe Garibaldi kennen und galt ab diesem Moment als großer Bewunderer der Französischen Republik und der Idee der Veränderung durch das Volk. Nachdem es aber für ihn nicht möglich war, in Paris zu studieren, wie vom befreundeten griechischen Botschafter in Konstantinopel versprochen, kehrte Rawkoski in seine Heimatstadt Kotel zurück, wo er sich dem Kampf gegen die Fremdherrscher anschloss.
Da er von den türkischen Behörden gesucht wurde, änderte er seinen Namen, von Sabi Stojkow Popowitsch in Georgi Sawa Rakowski. Zusammen mit anderen Sympathisanten aus seiner Heimatstadt, vor allem Handwerkern aus den unterschiedlichen Zünften, die gegen die Großhändler und Grundbesitzer um mehr Rechte kämpften, setzte er seinen Befreiungsweg fort. Die Händler, die den Status quo und ihre Privilegien behalten wollten, verrieten Rakowski und weitere seiner Mitgefährten an die türkischen Machthaber. Sie wurden festgenommen und in Ketten gelegt. Nach Konstantinopel gebracht, wurden sie zu 7 Jahren Gefängnis mit hartem Regime verurteilt. Rakowski, der viele Beziehungen zu griechischen und bulgarischen Phanarioten in Konstantinopel hatte, wurde wenig später freigelassen. Die schlimme Zeit, die er im Gefängnis verbrachte, beschrieb er später in seinen Erinnerungen „Unschuldiger Bulgare“ (bulg. "Неповинен българин"). Nachdem er entlassen wurde, arbeitete Rakowski in Konstantinopel als Rechtsanwalt und Kaufmann. Dort nahm Rakowski, gemeinsam mit anderen Bulgaren wie Gawril Krastewitsch, Bozweli, Makariopolski, die Bogoridis und weiteren, an dem Kampf für eine unabhängige bulgarische Kirche teil. Zu diesem Zweck verfasste er auch seine ersten literarischen Werke.
Während des Russisch-Türkischen Krimkriegs (1853-1856) arbeitete er als Übersetzer bei der türkischen Armee in deren Stabsquartier in Schumen. In dieser Zeit baute er eine geheime Organisation, die „Geheime Gesellschaft“ auf, die den Zweck hatte, wichtige Informationen aus dem türkischen Stabsquartier zu sammeln und sie den Russen zu übermitteln. Später wurde er gefasst, verurteilt und zum Absitzen seiner Strafe nach Istanbul geschickt. Auf dem Weg in den Kerker konnte Rakowski jedoch fliehen. Ende 1853, Anfang 1854 organisierte er eine Tscheta, überquerte das Balkangebirge, sabotierte den türkischen Nachschub und versuchte die bulgarische Bevölkerung für einen Aufstand zu gewinnen, der sich mit den russischen Truppen vereinigen sollte. Seit dieser Zeit führte er ein detailliertes Tagebuch.
Nachdem der Russisch-Türkische Krieg sich 1854/55 auf der Krim konzentrierte, löste Rakowski die Tscheta auf und kehrte nach Kotel zurück. Während er sich fast vier Monate zu Hause von den Polizeispitzeln versteckt hielt, skizzierte er die ersten Teile seiner Erinnerungen Unschuldiger Bulgare und das Projekt Wald-Wanderer (bulg. „Горски Пътник“).
1855 verlas Georgi Rakowski erneut Kotel. Er fuhr nach Swischtow wo er sein erstes Gedicht Bulgarisches (Marsch) Handeln (bulg. „Постъп (марш) българский“) schrieb. Noch im selben Jahre setzte er sich über Bukarest nach Österreich ab. In Novi Sad angekommen, veröffentlichte er mit der Hilfe von Dr. Danilo Medakovic von Juli bis Oktober 1857 die Zeitung Bulgarisches Tageblatt (bulg. „Българска дневница“), mit der er den Anfang des bulgarischen revolutionären Journalismus ebnete. Ab Oktober 1857 gab er die Zeitschrift Vorbote des Wald-Wanderers (bulg. „Предвестник горского пътника“) heraus, vollendete und publizierte das Poem Der Wald-Wanderer, studierte bulgarische Geschichte und gründete die Bulgarische Literarische Gemeinschaft. Wegen seiner revolutionären Vergangenheit und Tätigkeit trachteten die osmanischen Behörden nach seiner Verhaftung und Ausweisung. Dank seiner griechischen Staatsangehörigkeit konnte Rakowski erneut untertauchen und das Land verlassen. Nach kurzem Halt in Galaţi, (Rumänien) fuhr er 1858 nach Odessa, wo er als Lehrer im bulgarischen Priesterseminar tätig war. Wegen der russischen Zensur konnte er in Odessa nur den Aufsatz Zeigefinger ... (bulg. „Показалец...“) veröffentlichen.
Bulgarische Legion
Ab 1860 wohnte Rakowski in Belgrad. Dort gibt er die Zeitung Donau-Schwan (bulg. „Дунавски лебед“/Dunawski Lebed) aus. Ab der 16. Ausgabe veröffentlichte er das Blatt auf französisch. Gleichzeitig verfasste er einen Plan für die Befreiung Bulgariens und die Satzung seiner Bulgarische Vormundschaft in Belgrad. 1862 gründete er, nach Absprache mit der serbischen Regierung, die Erste Bulgarische Legion (bulg. Първа българска легия), die das Ziel verfolgte, junge Männer militärisch auszubilden und bei Gelegenheit (Aufstand) in Bulgarien von Serbien aus über das Balkangebirge hinaus einzugreifen. Aus Bulgarien meldeten sich über 600 Freiwillige, darunter Freiheitskämpfer wie Wasil Lewski, Stefan Karadscha, Kliment Turnowski.
Als am 3. Juli 1862 in Belgrad Kämpfe zwischen den Serben und der osmanische Garnison in der Festung Kalemegdan ausbrachen, griff die Legion auf der Seite der Serben ein. Als jedoch kein Krieg ausbrach, sah sich die serbische Regierung durch türkischen Druck gezwungen, die Legion aufzulösen. Dennoch war sie die erste Möglichkeit, in der junge bulgarischer Freiheitskämpfer Kampferfahrung und Ideen sammelten, Netzwerke gründeten, die ihnen später im Kampf von Nutzen waren.
Die visionären Ideen Rakowskis brachten ihm viel Anerkennung. Nach dem fehlgeschlagenen Versuch, Bulgarien durch eine aus Serbien organisierte Armee (Legion) zu befreien, verfolgte er die Gründung eines christlich-orthodoxen Bündnisses zwischen den Balkanvölkern gegen das Osmanische Reich. Zu diesem Zweck bereiste er 1863 Athen, Cetinje und Bukarest, wo er sich mit führenden Staatsmännern, einflussreichen Persönlichkeiten und Freiheitskämpfern traf. Im folgenden Jahr ließ sich Rakowski in Bukarest nieder und veröffentlichte in bulgarischer und rumänischer Sprache die Zeitung Zukunft (bulg. Бъдущност), in der er das Ziel der Bildung eines bulgarisch-rumänischen Bündnisses verfolgt. Ab 1864 gab er die Zeitung Branitel (bulg. Бранител) aus, in der Tipps für die Freiheitskämpfer, die sogenannten Tscheti (Singular Tscheta), enthalten waren. Die Tscheta (bulg. чета) kämpften in kleinen beweglichen Einheiten, Freiwillige, die sich zusammen taten und die osmanisch türkische Macht bekämpften. Die Mitglieder der Tscheta hießen Tschetnizi und unterstanden einem Wojwoda. Ihre Kampfhandlungen dienten ursprünglich der Verteidigung von Dörfern und Feldern. Sie traten meist in Gebirgsregionen auf, oder wurden im Auslang organisiert, meist in Rumänien und überquerten heimlich die Grenze.
1866 gründete Rakowski in Bukarest das Bulgarische Revolutionäre Zentrale Komitee, kurz BRZK (bulg. Български революционен централен комитет), die Vorgängerorganisation der Bulgarischen Revolutionären Organisation, auch als Innere Revolutionäre Organisation bekannt. Das Komitee sollte eine umfangreiche Vorbereitung eines Aufstands übernehmen und die Ausbildung von Freiwilligen bezahlen. Zu diesem Zweck kehrte Rakowski 1867 nach Belgrad zurück und gründete die Zweite Bulgarische Legion. Er nahm an den Vorbereitungen für einen geplanten Großaufstand im Jahre 1867 teil. In diesem Zusammenhang schrieb er das Vorübergehende Gesetz der Tschetas für den Sommer 1867. Zusätzlich publizierte er revolutionäre Schriften, Artikel in Zeitungen und schrieb seine Autobiographie. Am 9. Oktober 1867 starb er in Bukarest an Tuberkulose.
Rakowski war der erste Ideologe und Organisator einer gesamten bulgarischen nationalen Freiheitsbewegung und deren Führer in den ersten zehn Jahren. Noch als Schüler in Istanbul verstand er die Bedeutung der bulgarischen Geschichte in dem Prozess der Bildung und Festigung des bulgarischen nationalen Bewusstseins. Diese Thematik findet sich auch in seinen Werken.
Bibliographie
Die Zeit zwischen 1854 und 1860 nutzte Rakowski für seine literarische Tätigkeit. Er schrieb Artikel in bulgarischen Exilzeitschriften und sein Hauptwerk, das Poem Der Wald-Wanderer (bulg. Gorski Patnik), das 1857 veröffentlicht wurde. Darin beschreibt er das Leben der bulgarischen Freiheitskämpfer (die Heiducken) und ihre Geschichten über den Kampf mit den Unterdrückern. Das Poem gilt heute als das erste revolutionäre epische Poem der neuen bulgarischen Literatur[2]. 1862 druckte er in Belgrad als erster das Werk Leben und Leiden des Sündigen Sofronij (bulg. „Житие и страдание грешнаго Софрония“) von Sophronius von Wraza.
- Wald-Wanderer (1857) - bulg. „Горски Пътник“ (Gorski Patnik)
- Die Bulgarische Kirchenfrage im Zusammenhang mit den Phanarioten und der große Idee des Panhellenismus (1860) - bulg. „Българский вероизповеден въпрос с фанариотите и голяма мечтайна идея панелинизма“
- Plan für die Befreiung Bulgariens (1862) - bulg. „План за освобождението на България“
- Unschuldiger Bulgare (bulg. „Неповинен българин“)
Literatur und Quellen
Teile diese Seite basieren auf der Георги Раковски wie auch weitere bulgarischen Quellen. Die Seite Георги Раковски basiert auf die web Seite Slovoto(bulg.) und hat ihre Словото Genehmigung jegliche Autobiografien in wikipedia zu veröffentlichen.
- Petar Angelow: Istorija na Balgarija (aus dem bulg. Geschichte Bulgariens). SOFI-R, Sofija 2003, Band 1: ISBN 954-638-121-7, Band 2: ISBN 954-638-122-5
- Crampton, R. J.: A Concise History of Bulgaria. Cambridge University Press, 1997, S.77. ISBN 052156719X.
- Margaret H. Beissinger, Jane Tylus, Susanne Lindgren Wofford: Epic Traditions in the Contemporary World: The Poetics of Community, University of California Press, 1999, S.79. ISBN 0520210387
- Christo Choliolchev, Karlheinz Mack, Arnold Suppan: Nationalrevolutionäre Bewegungen in Südosteuropa im 19. Jahrhundert, Verlag für Geschichte und Politik, Oldenbourg, 1992, ISBN 3702803181
- Norbert Reiter: Nationalbewegungen auf dem Balkan, O. Harrassowitz Verlag, 1983, ISBN 3447022388
- Iwan Stojanow: Die Geschichte der bulgarischen Wiedergeburt (aus dem bulg. История на Българското възраждане), Verlag Abagar, Weliko Tarnowo, 1999, ISBN 954-427-387-5
- ↑ Geschichte der Stadt Elena
- ↑ Epic Traditions in the Contemporary World: The Poetics of Community
Weblinks
Personendaten NAME Rakoswki, Georgi Sawa ALTERNATIVNAMEN Sawa Stojkow Popowitsch KURZBESCHREIBUNG bulgarischer Revolutionär, Ideologe, Politiker, Historiker und Schriftsteller GEBURTSDATUM 1821 GEBURTSORT Kotel STERBEDATUM 9. Oktober 1867 STERBEORT Bukarest
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