Tórshavner Stadtpark

Tórshavner Stadtpark

Viðarlundin (Färöisch für das Gehölz) ist der Stadtpark von Tórshavn, der Hauptstadt der Färöer. Auf dem von Natur aus baumlosen Nordatlantik-Archipel ist diese Plantage der weitaus größte, jedoch nicht der einzige Wald. Nachdem er 1969 und 1979 erweitert wurde, bedeckt er jetzt eine Fläche von 7,67 ha und ist damit vor dem Wald Viðarlundin í Niðara Hoydali und dem Park Viðarlundin á Debesartrøð die größte Grünanlage der Stadt. In der Stadt Tórshavn wurden an neun Stellen ein Wald, ein Park oder eine "Plantage" angelegt. Ihre Gesamtfläche beträgt 56,7 ha. Insgesamt sind etwa 77,6 ha Fläche auf den Färöer bewaldet, was 0,06% der Gesamtfläche des Archipels entspricht[1].

Mahnmal für die 132 getöteten Seeleute im Zweiten Weltkrieg im Tórshavner Stadtpark

Der Stadtwald wurde 1903 angelegt und Weihnachten 1988 durch einen Orkan, der fast 300 km/h erreichte, weitgehend zerstört. Seitdem wird er wieder aufgeforstet. Für Einheimische und Gäste ist es eines der wichtigsten Naherholungsgebiete in der Hauptstadtregion, der Kommune Tórshavn. An seiner höchsten Stelle befindet sich das Mahnmal für die umgekommenen Seefahrer und Fischer der Färöer im Zweiten Weltkrieg. Nicht weit davon erinnern mehrere Kiefern, die nach der Entwurzelung wieder ausgeschlagen haben, an den Orkan von 1988.

Der Stadtwald gilt allgemein als ein Beweis dafür, dass es auf den Färöern doch Wald geben kann. Aus diesem Grund hat er auch einen hohen Stellenwert im nationalen Bewusstsein der Färinger, die sich ansonsten damit abfinden müssen, dass

  • die allgegenwärtigen Schafe natürlichem Baumwuchs keine Chance lassen;
  • die Durchschnittstemperaturen zwar mild sind, aber gerade deswegen Bäume bereits im Winter ausschlagen lassen, die dann immer wieder von späterem Frost überrascht werden;
  • heftige Stürme keine Seltenheit sind;
  • die Erdschicht in dem felsigen Land nur recht dünn ist und Baumwurzeln daher nur wenig Halt gegen diese Stürme bietet.

Der erste Versuch, auf den Färöer durch Wiederaufforstung einen Wald anzulegen, wurde gegen 1885 in Tórshavn unternommen, er misslang jedoch.

Nach dem Vorbild des Tórshavner Stadtparks wurden auf den Färöer noch weitere Wälder bzw. Parkanlagen geschaffen [2], z.B. auf der Insel Eysturoy der Viðarlundin á Selatrað, auf Borðoy der Viðarlundin úti í Grøv sowie auf der Insel Suðuroy der Viðarlundin á Vági, Viðarlundin í Trongisvági, Viðarlundin við Suðuroyar Sjúkrahús und der Viðarlundin við Tvøroyrar kirkju. Auch auf einigen der kleineren Inseln der Färöer entstanden Wälder, z.B. auf Vágar der Viðarlundin á Tungu und der Viðarlundin á Abbreyt, auf Kalsoy der Viðarlundin í Mikladali und auf Kunoy der Viðarlundin í Kunoy. Fast zeitgleich mit dem Stadtpark entstand in Tórshavn der Wald Viðarlundin í Niðara Hoydali[3].

Im Tórshavner Stadtpark finden sich eine Reihe von Skulpturen, die zum angrenzenden Kunstmuseum der Färöer gehören. Auch die architektonisch wertvolle katholische St. Marienkirche befindet sich direkt am Waldrand. Durchflossen wird die Plantage von einem Wildbach, und der hiesige Teich bietet schon mal spontanen Exoten wie der Mandarinente einen Lebensraum, wie sie sich zum Beispiel 2005 aus Großbritannien hierher verirrt hat.

Traditionell finden alle Schulabschlussfeiern Tórshavns ihren Höhepunkt im August jeden Jahres, wenn sich hier Absolventen, Eltern und Lehrer treffen, Reden gehalten werden, und die meisten Schüler in färöischer Tracht einen der wichtigsten Fototermine ihres Lebens haben (neben der Hochzeit). Besonders bevölkert ist Viðarlundin auch im Frühjahr, sobald die Tage wieder länger werden. Da es in Tórshavn bisher keinen richtigen Kinderspielplatz gibt, erfüllt der Wald auch diese Funktion.

Am 16. Juni 2005 wandten sich die beiden Forstbediensteten Tórshavns erneut an die Öffentlichkeit und beklagten einen zunehmenden Vandalismus im Stadtpark. Anlass war die sinnlose Entfernung großer Teile der Rinde eines der ältesten Bäume des Waldes, der diesen Eingriff vermutlich nicht überstehen wird. Beide hoben hervor, dass sie niemanden anklagen wollen, aber dass es endlich in der Bevölkerung ein Bewusstsein geben muss, wie empfindlich und wertvoll das Ökosystem hier ist. Offenbar gingen die Vandalen in letzter Zeit fachkundig mit Werkzeug wie Äxten vor.

Einzelnachweise

  1. Højgaard, Andrias: Træplanting í Føroyum í eina øld, S. 47. Tórshavn 1989
  2. Højgaard, Andrias: Træplanting í Føroyum í eina øld, S. 41ff. Tórshavn 1989
  3. Højgaard, Andrias: Træplanting í Føroyum í eina øld, S. 38ff. Tórshavn 1989

Weblinks

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