Tüllenbeil

Tüllenbeil

Das Beil (althochdt. bīhal, altengl. bil „Hiebschwert“), altertümlich auch Barte, ist eine kleinere, meist einhändig verwendete Form der Axt. Dieses meist kurzstielige Gerät findet sowohl als Waffe, als auch als Werkzeug Verwendung. Die Schneide des Beils wird breiter, je stärker es als Waffe verwendet wird und kann fast ohne Krümmung sein, wenn es für präzise Holzarbeiten bestimmt ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Definition

ungarisches Flachbeil aus Kupfer
ungarische Schaftlochaxt des Äneolithikums, Kupfer

Archäologen unterscheiden prähistorische Äxte von Beilen dadurch, dass sie einen Körper mit Schaftloch Axt, denjenigen ohne Schaftloch jedoch Beil nennen. Dies geschieht völlig unabhängig vom Material (Stein, Kupfer, Bronze, Eisen), der Handhabung (ein- bzw. zweihändig) und der Verwendung. Beile als Werkzeuge sind seit dem Mesolithikum belegt (Kern- und Scheibenbeile aus geschlagenem Feuerstein). Aus Irland (Ferriter's cove) und Skandinavien sind aus mesolithischem Zusammenhang auch geschliffene Beile belegt.

Steinbeile

Für das Neolithikum sind geschliffene Beile aus Feuerstein oder Felsgestein typisch. Andere Materialien sind Grünstein, Jadeit und Dolerit. Teilweise wurden Rohmaterialien über weite Entfernungen gehandelt, bestes Beispiel ist der alpine Jadeit, der bis nach Großbritannien ("Sweet-track jade") und die Bretagne gelangte. Steinbeile wurden bis in die Bronzezeit genutzt, stellenweise bei in die ausgehende Bronzezeit (Walzenbeile).

Kupfer- und Bronzebeile

Mittelständiges Lappenbeil (oben) und Tüllenbeil (unten) aus der mittleren bzw. späten Bronzezeit aus dem Stadtmuseum Wels (OÖ)
Tüllenbeil, Fundort: Pösing, aus dem Cordonhaus Cham

Flachbeile aus Kupfer sind seit der Michelsberger Kultur und der Trichterbecherkultur bekannt. Sie bestanden aus reinem Kupfer oder Kupfer mit natürlichen Verunreinigungen. Später wurde mit Arsen, Antimon, Blei und Zinn legiert. So ist etwa das Beil der Similaunmumie aus einer Arsenbronze gefertigt. Zinnbronzen setzen sich erst in der späten Frühbronzezeit (A2) durch.Die ersten Beilformen der Bronzezeit sind die Flachbeile, gefolgt von Randleistenbeilen. Absatzbeile, Lappenbeile und Tüllenbeile (meist mit einer zusätzlichen Öse) folgen ab der mittleren Bronzezeit.

Beile als Waffe

Das so genannte Ärmchenbeil aus der Hallstattzeit war aus Eisen und etwa 20 cm lang. Es wurde als Kriegswaffe im Nahkampf und auch zum Wurf verwendet. Sehr bekannt ist der Tomahawk, das Beil der Indianer, oder die Franziska der Franken. Ein auf einer langen Stange befestigtes Beil wurde Hellebarde genannt (Helle -> Stiel, Handhabe; Barte -> Beil).

Siehe auch: Streitaxt

Beile als Werkzeug

Im Vergleich mit der Axt schränkt sich der Einsatzbereich durch den kürzeren Stiel, den leichteren Kopf und die daraus resultierende, geringere Wucht selbst auf genauere und feinere Arbeiten ein. So wird das Beil z.B. zur Holzgewinnung in kleineren Mengen, oft auch auf Grund des Gewichts für unterwegs, und zum Zurichten mittlerer Holzstücke verwendet, aber auch als Küchenwerkzeug findet es Anwendung.

  1. Das Bildhauerbeil hat eine lange, gebogene Schneide mit breiter und gerader Schneidphase, die das bildhauerische Bearbeiten von Holz erleichtert. Der Stiel ist gebogen um auf kleinem Raum, mit wenig Kraftaufwand, Wucht zu erreichen und gleichzeitig mit der Hand nah am Kopf des Beils kontrollierte Arbeiten ausführen zu können.
  2. Das Tischlerbeil hat eine gerade, lange und dünne Schneide, wodurch eine gleichmäßige Hiebfläche entsteht. Durch die geschmiedete Aussparung im Kopf des Beils kann die Hand fast unmittelbar über der Schneide gehalten werden, was Stabilität und Genauigkeit erhöht. Der Stiel ist gerade. Die flache und gerade Form des Beils eignet sich ausgezeichnet zur Bearbeitung von trockenem Holz und ist somit für das Tischlerhandwerk von Bedeutung.
  3. Das breiteste und schwerste Werkzeugbeil ist das Zimmermannsbeil. Es wird mit zwei Händen geführt und dient dem genauen Zuhauen von Stämmen, so zum Beispiel genutzt für den Blockhausbau mit quadratischen Stämmen. Zimmermannsbeile gibt es grundsätzlich in drei Versionen. Am verbreitsten ist die gerade Version. Dabei ist das Beil beidseitig angeschliffen und so für vielfältige Arbeiten zu verwenden. Eine speziellere Form ist das einseitig angeschliffene Beil für Rechtshänder. Der Stiel ist nach rechts ausgestellt, um Arbeiten am Holz entlang zu vereinfachen. Der zu bearbeitende Balken liegt links vom Zimmermann, der seine rechte Hand unter der linken zur Stabilisierung am Stiel hält. Seltener sind Zimmermannsbeile für Linkshänder. Diese sind ebenfalls einseitig angeschliffen, wobei der Schliff auf der anderen Seite liegt und der Stiel links ausgestellt ist. Der Zimmermann steht nun rechts vom Balken, mit der Linken unten am Stil und der Rechten als Führung. Mit Zimmermannsbeilen lassen sich aufgrund der langen Schneide grobe Verbindungen zwischen Hölzern schön herausarbeiten. Bis zu zwei Kilogramm Gewicht ist nicht ungewöhnlich für ein Zimmermannsbeil, für ein gewöhnliches Beil jedoch schon. Typisch für ein Zimmermannsbeil ist auch der kurze Axtschaft.
  4. Bei den Feuerwehren vieler Länder ist ein Feuerwehrbeil in seiner Funktion als Mehrzweckwerkzeug Bestandteil der persönlichen Schutzausrüstung jedes einzelnen Feuerwehrmannes.
  5. Ein Hackbeil wird zum Zerhacken von Knochen verwendet, die manchmal Verwendung in einer sog. "Fleischsuppe" finden. Das Hackbeil hat eine 12 mal 15 cm große Schneide, welche zum leichteren Hacken am Ende keilförmig zusammenläuft.
  6. Als Tüllenbeil bezeichnet man eine spezielle Form des Beils. Dabei wird das Beil von einer Tülle oder Hülse am Stiel festgehalten, die an das Beil angeschmiedet oder zu der das Beil ausgeschmiedet wird.
    Restauriertes Wiesenbeil
  7. Das Wiesenbeil war das wichtigste Instrument des Wiesenbauern. Das Wiesenbeil wurde verwendet, um Be- oder Entwässerungsgräben in Wiesen anzulegen. Dazu wurde mit dem Beil zwei Linien in das Wiesenstück geschlagen und das Gras bis zur Grasnarbe durchtrennt. Das Mittelstück wurde zu Grassoden zerteilt und entnommen. Weiterhin wurde es zum Unterhalt der bestehenden Gräben oder zur Ableitung von Regenwasser an Straßen und Wegesrändern verwendet. Zur Wiesenbewässerung wurde der Bach mit diesen Grassodenstücken aufgestaut. Köhler benutzten das Wiesenbeil ebenfalls, um rechteckige Soden (Wasenstücke) aus Wiesen zu entnehmen, um damit ihre Meiler abzudecken. [1] Andere Bezeichnungen waren auch: Grabaxt, Grabenhaue, Wiedehopfharke, Doppellangblatthacke. Dies waren Kombigerät des Wiesenbeils. Mit der an der Grabaxt angebrachten Haue wurde das Material aus dem Graben gehoben. Am Grundstückende wurde das Gras abgekantet, wenn es in die Ackerfurche gewachsen war. [2]

Einzelnachweise

  1. Köhlertage
  2. Ausstellung historischer Produkte

Siehe auch

Weblinks


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