- U-Bahn Charkiw
-
Die Metro Charkiw (ukrainisch: Харкiвський метрополiтен, Charkiwskyj metropoliten), das U-Bahnsystem der zweitgrößten ukrainischen Stadt, wurde im Jahr 1975 in Betrieb genommen und besteht aus drei Linien, die das typische sowjetische Sekantennetz bilden.
Geschichte
Wie in vielen sowjetischen Städten stieg die Bevölkerungsanzahl Charkiws nach dem Zweiten Weltkrieg sprunghaft an. Damit war nun auch der Bau einer U-Bahn zur besseren Erschließung der Stadt in Erwägung gezogen worden. Nachdem die Pläne konkretisiert wurden, begannen die Bauarbeiten im Jahr 1968. Es sollte ein so genanntes „Duo-System“ errichtet werden. Das heißt, während in den Außenbereichen der Stadt schon vorhandene Eisenbahnvorortstrecken genutzt werden sollten, die mit einer 3000 Volt starken Oberleitung versehen waren, war in der Innenstadt Charkiws der Bau neuer U-Bahntunnel vorgesehen, bei denen eine Stromschiene mit 825 Volt installiert werden sollte.
Doch schon im ersten Baujahr änderte man die Pläne zu einer Voll-U-Bahn, wofür mehrere Gründe sprachen: Erstens war der Umbau der vorhandenen Eisenbahnstationen der Stadt zu teuer, wobei nämlich auch eine Absenkung der Bahnsteige geplant war. Für die damals benutzten Eisenbahnzüge wäre der Abstand zwischen Wageneinstieg und Bahnsteig jedoch wieder zu groß gewesen. Zweitens wäre eine vollkommene Neukonzeption der U-Bahnzüge die Folge, wobei es der Stadt günstiger erschien, sich an Fahrzeugbeschaffungen anderer sowjetischer Städte anzuschließen, da somit auch die Produktion finanziell für Charkiw günstiger wurde. Damit wäre auch eine Inkompatibilität mit anderen sowjetischen U-Bahnsystemen eingetreten, was man jedoch vermeiden wollte. Dies alles führte zu einer Planungsänderung.
Da in Charkiw ein sehr hoher Grundwasserspiegel besteht, wurden die Stationen nicht sehr tief gebaut, was in der Praxis nur Tiefen bis zwanzig Metern entsprach. In anderen sowjetischen Städten waren dagegen Bahnhofs- und Streckentiefen bis zu siebzig Metern nicht unüblich.
Schließlich konnte nach acht Jahren Bauzeit am 23. August 1975 die erste Linie zwischen "Холодна Гора" (Cholodna Hora - "Kalter Berg") und "Московський проспект" (Moskowskyj Prospekt - "Moskauer Prospekt") mit 10,6 km Länge und acht Stationen eröffnet werden, die Linie selber erhielt den Namen "Холодногорська" (Cholodnohorska). Eine Betriebswerkstatt wurde gleich miteröffnet, sie befindet sich an der damaligen Endstation Moskowskyj Prospekt. Nur wenige Jahre später konnte eine Verlängerung in Richtung Südosten bis zur Station "Пролетарська" (Proletarska - "Proletarische") eröffnet werden, wo eine viergleisige Abstellanlage errichtet wurde. Diese Linienerweiterung hatte fünf Stationen mit 7,6 km. Seitdem verbindet die als rot gekennzeichnete Linie den "Ленінський район" (Leninskyj Rajon - "Leninbezirk") über das Zentrum mit dem "Орджонікідзевський" (Ordschonikidsewskyj Rajon - "Ordschonikidse-Bezirk"); in beiden Bezirken befinden sich große Wohnsiedlungen.
Wenige Jahre nach der Eröffnung der ersten Linie begannen schon die Bauarbeiten für die nächste U-Bahnlinie Charkiws, schließlich sollte das in der Sowjetunion übliche Sekantensystem gebaut werden, was im Grunde genommen einem „U-Bahn-Grundgerüst“ für eine Stadt entsprach. So konnte 1984 ein neuer Abschnitt von "Барабашова" (Barabaschowa) zum "Історичний музей" (Istorytschnyj Musej - "Historisches Museum") eingeweiht werden, der 7,7 km lang war und fünf Stationen aufwies. Ein Umsteigen zur schon bestehenden Linie war an der im Zentrum gelegenen Station Istorytschnyj Musej möglich. Allerdings trägt der Bahnhofsteil der Cholodnohorska-Linie den Namen „Советська“ (Sowetska - „Sowjetische“). Verständlicherweise wurde zeitgleich auch noch eine Gleisverbindung zwischen den beiden Linien in Betrieb genommen, die jedoch relativ selten genutzt wird, da bei der Eröffnung der neuen Linie, die den Namen "Салтовська" (Saltowska) erhielt, eine neue Betriebswerkstatt am Bahnhof Barabaschowa in Betrieb genommen wurde.
Ein Jahr später bereits wurde eine Verlängerung der Saltowska-Linie um drei Stationen bis "Героїв Праці" (Herojiw Prazi - "Helden der Arbeit") in Betrieb genommen, die 3,3 km lang war und drei zusätzliche Stationen besaß. Damit verläuft die in Plänen blau gekennzeichnete Linie abgesehen von einer Station vollkommen im "Kiewer"-Stadtbezirk (Києвський район).
1984 begannen die Bauarbeiten für die dritte und vorläufig letzte Charkiwer U-Bahnlinie. Doch durch die zahlreichen Ereignisse der Wendejahre, unter anderem Zusammenbruch der Sowjetunion und Ausrufung eines souveränen ukrainischen Staates, verzögerte sich der Bau etwas und so konnte die dritte Charkiwer Metrolinie erst am 6. Mai 1995 zwischen "Метробудівників" (Metrobudiwnykiw - "U-Bahnerbauer") und "Наукова" (Naukowa - "Wissenschaftliche") in Betrieb gehen. Diese neue Strecke, die 6,1 km lang ist und fünf neue Stationen besitzt, erhielt nicht wie die anderen schon bestehenden Linien eine Betriebswerkstatt. Die Züge der so genannten Olexijiwska-Linie werden über ein Betriebsgleis, welches die Stationen U-Bahnerbauer und Gagarinprospekt verbindet, geführt und dann in der Werkstatt der roten Linie gewartet. Im Jahr 2004 ging noch eine weitere 2,6-km-Verlängerung der grünen Linie von "Naukowa" in Richtung Südwesten bis zur Station "23 Серпня" (23 Serpnja - "23. August") in Betrieb; die Zahl der Bahnhöfe erhöhte sich von 26 auf heute 28.
Linien
Derzeit besitzt Charkiw drei U-Bahnlinien, die zusammen 35,3 km mit 28 Stationen haben. Im Jahr 2001 wurden 233,1 Millionen Fahrgäste befördert. In der Hauptverkehrszeit besteht ein 2–3-Minutentakt, sonst verkehren die Züge alle 4–5 Minuten.
Linie Farbe Strecke Eröffnung Länge Stationen Cholodnohorsko-Sawodska Rot Cholodna Hora ↔ Proletarska 1975 17,2 km 13 Saltowska Blau Herojiw Prazi ↔ Istorytschnyj Musej 1984 10,2 km 8 Olexijiwska Grün Metrobudiwnykiw ↔ 23 Serpnja 1995 7,9 km 7 Weblinks
- Ausführliche Fanseite (russisch)
- Metro Sojusa - Alle sowjetischen U-Bahnsysteme
- Seite über den Charkiwer ÖPNV (russisch)
- Metro Charkiw bei Urbanrail.net (englisch)
Metro Charkiw | Metro Dnipropetrowsk | Metro Kiew | Metrotram Krywyj Rih
In Bau: Metro Donezk
Geplant: Metro Lemberg | Metro Saporischschja
Wikimedia Foundation.