U-Verlagerung

U-Verlagerung
Zugang zur ehemaligen U-Verlagerung Kauz 51.3119587.239368 im 722 m langen Schee-Tunnel der Bahnstrecke Hattingen–Wuppertal

U-Verlagerung (Untertage-Verlagerung) bezeichnet eine Vielzahl von unter die Erdoberfläche verlagerten deutsche Rüstungs-Produktionsanlagen während des Zweiten Weltkriegs.

Nachdem die deutschen Rüstungsbetriebe in Peenemünde durch die britische Operation Hydra stark beschädigt worden waren, beschloss die NS-Regierung die Verlagerung von kriegswichtigen Fabriken unter Tage. Vor allem in alten Bergwerken oder in neu angelegten Stollen fanden die Betriebe Platz. Der große Arbeitskräftebedarf in den U-Verlagerungen wurde durch Zwangsarbeiter und den Einsatz von KZ-Häftlingen neu errichteter Konzentrationslager gedeckt.

Insbesondere wurde die Herstellung synthetischen Benzins im sogenannten Geilenberg-Programm unter die Erde verlegt. Das Programm wurde nach Edmund Geilenberg, dem Generalkommissar für Sofortmaßnahmen beim Reichsministerium für Rüstung- und Kriegsproduktion benannt.

Unter der Regie des Jägerstabs wurde die deutsche Flugzeugindustrie dezentralisiert und in unterirdische Entwicklungs- und Produktionsanlagen verlegt.

Inhaltsverzeichnis

Decknamen

Das heutige Innere der ehemaligen U-Verlagerung Kauz. Erkennbar ist eine Reihe von mittlerweile wieder abgetrennten Stahlträgern, mit deren Hilfe eine Kranbahn mit einer Laufkatze in den Tunnel eingezogen wurde.

Für die entsprechenden Objekte wurden Decknamen gewählt. Das RMfRuK (Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion) gab dafür folgende Vorlage:

Natürliche Höhlen Begriffe aus dem Münzwesen[1]
Alte Schachtanlagen Tiernamen aller Art
Alte Stollenanlagen Fisch- und Amphibiennamen
Neue Stollenanlagen Geologische Bezeichnungen
ehemalige Bunkeranlagen Begriffe aus der Pflanzenkunde
Tiefe Keller weibliche Vornamen
neue Bunkerbauten männliche Vornamen
Verkehrstunnel Vogelnamen

Daneben gab es aber auch andere Verschlüsselungssysteme wie Großbuchstaben oder Ziffern. Auch wurden manche Firmenbezeichnungen als Decknamen benutzt, siehe Decknamen nationalsozialistischer Geheimobjekte.

Galerie

Literatur

  • Hans Walther Wichert (Hrsg.): Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten, Ubootbunker, Ölanlagen, chemischer Anlagen und WiFo-Anlagen des zweiten Weltkrieges. 2. Auflage, Schulte, Marsberg 1999 (Erstausgabe 1994). ISBN 3-9803271-4-0.
  • Klaus W. Müller, Willy Schilling: Deckname Lachs. Die Geschichte der unterirdischen Fertigung der Me 262 im Walpersberg bei Kahla 1944/45. 4. Auflage. Jung, Zella-Mehlis / Meiningen 2002 (Erstausgabe 1995). ISBN 3-930588-30-7.
  • Frederic Gümmer: Die Rolle der Untertageverlagerung in der deutschen Rüstungsproduktion 1943 - 1945. GRIN-Verl., München 2007, ISBN 978-3-638-92393-4
  • Horst Hassel & Horst Klötzer: Kein Düsenjägersprit aus Schwalbe 1, Balve 2011, Zimmermann Druck + Verlag, ISBN 3-89053-127-4

Weblinks

 Commons: U-Verlagerung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frederic Gümmer: Die Rolle der Untertageverlagerung in der deutschen Rüstungsproduktion 1943 - 1945. GRIN-Verl., München 2007, ISBN 978-3-638-92393-4; Tab. 2 " Decknamenschema d. Untertageverlagerung" S.32, @goggle books abgerufen am 7. April 2011
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