- Ujamaa-Sozialismus
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Geprägt durch Julius Nyerere, den ersten Präsidenten Tansanias, wird der Begriff Ujamaa (Swahili für Dorfgemeinschaft, Familie, Familiensinn, Gemeinschaftssinn) auch oft gleichgesetzt mit dem Afrikanischen Sozialismus.
Inhaltsverzeichnis
Ujamaa-Sozialismus
Mit der Arusha-Deklaration 1967 stellte Nyerere erstmals seine Ideen von einem afrikanischen Sozialismus vor. Als zwei Schlagworte hierfür wurden Ujamaa und Self-reliance (Swahili: kujitegemea) geprägt. Während die Idee des Ujamaa national beschränkt blieb, verbreitete sich die Idee des Self-reliance (Kujitegemea) relativ rasch auch über die Grenzen Tansanias hinaus.
Nyerere, der als Häuptlingssohn aufwuchs, später aber studierte und Lehrer wurde, war von seiner Vergangenheit sehr geprägt. Bereits in seiner Zeit als Lehrer (~ 1949-1952) setzte er sich dafür ein, Klassenunterschiede zu beseitigen.
Ujamaa bedeutete für Nyerere, Dorfgemeinschaften entstehen zu lassen. Wenige Menschen oder Großfamilien, die oft weit voneinander weg wohnen, sollen sich zu großen Dorfgemeinschaften zusammentun. Dabei sollen folgende Richtlinien beachtet werden:
- Gegenseitige Achtung
- Gemeinsames Eigentum
- Verpflichtung zur Arbeit
Für die Familien sollte dies viele Vorteile haben: Ausbau der niedrigen Technologie in der Landwirtschaft, Arbeitsteilung, Planung der Produktion, usw.
Während Nyerere 1968 ("Progress in the Rural Areas") noch davon sprach, dass der Übergang keineswegs durch Zwang oder gar Gewalt erfolgen dürfe, zeigte sich in der Realität ein anderes Bild: Bis 1970 fand eine freiwillige Umsiedlung statt. 1970 bis 1973 gab es einen so genannten "Frontal Approach". Da 1973 nach sechs Jahren erst 15 Prozent (ca. 2 Millionen) der Bevölkerung in den Ujamaa-Dörfern lebte, wurden bis 1977 elf Millionen Menschen teils durch militärische Gewalt zum Umzug in die Ujamaa-Dörfer gezwungen. Viele mussten dabei die Dörfer erst selbst errichten und monate- oder sogar jahrelang unter primitivsten Verhältnissen leben. Durch die Zwangsumsiedlungen brachen die Exporte im landwirtschaftlichen Bereich so stark ein, dass die Verwaltungskosten bei manchen Produkten die Exporterlöse überstiegen.[1]
Weitere Maßnahmen des Ujamaa-Sozialismus waren die Verstaatlichung der Banken, Bildungs- und Landreformen.
Politik der Self-Reliance
Unter dem Motto der Self-reliance oder auch Kujitegemea, zu deutsch etwa so viel wie "(wirtschaftliche) Eigenständigkeit, Vertrauen auf die eigene Kraft", strebte Nyerere ein unabhängiges Tansania an, das weitgehend autonom sein sollte und nicht abhängig von wirtschaftlichen und sonstigen Hilfen anderer Länder.
Während dieses Programm im Bildungssektor hervorragend umgesetzt wurde, scheiterte es (wie letztendlich auch das gesamte Ujamaa-Projekt) im wirtschaftlichen Bereich.
Bildung
Die Alphabetisierung von Erwachsenen stieg von 10 Prozent im Jahre 1960 auf 79 Prozent im Jahre 1979. Die Einschulung an Primarschulen stieg von 25 Prozent (1960) auf etwa 94 Prozent (1979).
Zur Zeit Nyereres gab es so gut wie keine sozialen Klassenunterschiede. Die Ideen der Gleichheit und der Gemeinschaft wurden von der breiten Bevölkerung akzeptiert.
Wirtschaft
Die wirtschaftliche Situation Tansanias verschlimmerte sich während der Dauer des Ujamaa-Projekts immer mehr. Schließlich kam es zur Konfrontation mit der Weltbank (1985). Nyerere zog sich freiwillig vom Präsidentenamt zurück.
Entwicklungshilfe für Tansania:
- 1970: Etwa 50 Millionen US $
- 1974: 200 Milliononen US $
- 1975: 380 Millionen US $
- 1980: 680 Millionen US $
Diese wachsende Abhängigkeit Tansanias von ausländischer Hilfe steht in diametralem Gegensatz zur Idee des "Self-reliance".
Quellen
- ↑ Der Spiegel. 16, 2007, S. 120.
Web-Links
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