- Bas Böttcher
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Bastian („Bas“) Böttcher (* 31. Dezember 1974 in Bremen) ist ein deutscher Schriftsteller und Slam-Poet.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bastian Böttcher hat in Weimar an der Bauhaus-Universität Mediengestaltung studiert und zog im Jahr 2000 nach Berlin.[1]
Seit Anfang der 90er-Jahre bringt Böttcher Slam-Poesie als Form von rhythmisch-körperlich vorgetragner Lyrik bei literarischen Veranstaltungen auf die Bühne. Zusammen mit DJ Loris Negro gründete er 1991 die Band Zentrifugal, die sich im Juli 2001 auflöste.
Als Mitbegründer der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene gewann er Mitte der Neunzigerjahre mehrfach den Poetry-Slam-Preis der Literaturwerkstatt Berlin. Vom Goethe-Institut wurde er zu einem Gastspiel beim Deutsch-Nuyorican-Poetry-Festival in New York eingeladen. Es folgten Auftritte im Martin-Gropius-Bau (Berlin), im Hamburger Schauspielhaus, bei den Münchener Kammerspielen und in diversen Literaturhäusern von Kopenhagen[2] bis Wien[1].
Böttcher gilt als der erste [3][4][5] deutsche Slam-Poet. Er gewann 1997 die ersten deutschen Poetry-Slam-Meisterschaften.[6] Durch seine Lyrik-Performances und durch seine digitale Poesie sorgt er seit den Neunziger Jahren für Aufsehen.[5] Die Gedichte von Böttcher sind in Schulbüchern[7] und in Anthologien deutschsprachiger Lyrik zu finden. (Der Neue Conrady, Jahrbuch der Lyrik, Lyrikstimmen[8])
Neben Tourneen (zum Teil für das Goethe-Institut) durch Kanada, USA, Großbritannien, Frankreich, die Schweiz, Italien und Südamerika programmierte und entwickelte er lyrische Ausdrucksformen für das Internet (Looppool) [9].
Nach Platten- und Anthologie-Veröffentlichungen erschien im September 2004 mit dem Roman Megaherz (Rotbuch Verlag) sein erstes größeres literarisches Werk [10]. Im Frühjahrsprogramm 2006 veröffentlichte er mit „Dies ist kein Konzert“ eine Sammlung seiner Bühnentexte. Der nachfolgende Gedichtband "Neonomade" (Voland & Quist, 2009) versammelt weitere Bühnentexte zum Hören und Lesen.
Seit 2000 arbeitet Bas Böttcher zusammen mit dem Berliner Filmemacher und Slam Master Wolf Hogekamp an der Entwicklung und Etablierung des Poetry Clip Formates. Er produzierte[11] diverse Poetry Clips, dozierte[12] zusammen mit Herbert Wentscher an der Bauhaus-Universität Weimar zum selben Thema, legte 2004 seine Diplomarbeit[13] über Poetry Clips vor und veröffentlichte 2005 zusammen mit Wolf Hogekamp die DVD Poetry Clips (Vol. 1)[11].
Für die Frankfurter Buchmesse 2006 entwickelte und baute Bas Böttcher die Textbox.[14] Die Textbox ist eine Sprecherkabine aus Plexiglas, in der Poeten auftreten. Über Kopfhörer kann das Publikum den Texten in Studioqualität lauschen. Die Textbox wurde seitdem auf den Buchmessen von Peking, Taipeh, Abu Dhabi und Sao Paulo sowie im Centre Pompidou[15] (Paris) und in der Neuen Nationalgalerie (Berlin) ausgestellt.
Textformen, Performance und Stilmittel
In Bas Böttchers Texten spiegelt sich die Jetztzeit mit ihren Abgründen und abstrusen Facetten.[16] Die Neue Zürcher Zeitung schreibt: "Seine Lieder [...] gehen ob ihrer sanft spielerischen Souveränität sofort ins Ohr, wozu einerseits der Hang zu Stab- und Binnenreimen, anderseits die Schilderung inniger Lebensmomente beiträgt. Etwa das «Sommersonnengefühl»: «Jedes Jahr, so im Juni Juli / summen Unsummen von Hummeln in der Luft rum. / Ich seh, wie sie über Liegewiesen fliegen oder über Gras rasen.» [...] Seine mit real existierenden Markennamen jonglierende Konsumkritik und gewitzte Exposition diverser Jargons verzichtet auf jene Aggression, mit welcher sich der harte Rap profiliert. «Google mal Babylon! Babel mal Googylon, / Bubblegum, Goody, Booty, Party on, Babylon!» lautet der zungenbrecherische Kommentar zur medialen Sprachverwirrung, welcher eine reisserische Presse «mit Auflage und Headline / Aufhänger und Deadline» nicht minder zuarbeitet als die televisionären und «internetten» Produkte der Kulturindustrie."[5] Für Bas Böttcher und die gesamte literarische Poetry Slam-Bewegung gehören das Verfassen und das Präsentieren (Performance) von Texten eng zusammen.
Werke
- Neonomade, Voland & Quist, 2009, ISBN 978-3-938424-35-3
- Die Poetry-Slam-Expedition: Bas Böttcher, Schroedel Verlag, 2009, ISBN 978-3-507-47061-3
- Dies ist kein Konzert, Voland & Quist, 2006, ISBN 3-938424-11-7
- Poetry Clips (Vol. 1), Lieblingslied-Records, 2005, ISBN 3-938424-02-8
- Megaherz, Roman, Rotbuch Verlag, 2004, ISBN 3-434-53132-7
- Das Gedicht, Anton G. Leitner Verlag
- Der neue Conrady, Artemis & Winkler (mit dem Spoken Word-Text „Kleine Einladung“)
- Social Beat / Slam Poetry – Texte für die 90er, Ithaka Verlag
- Boris Kerenski, Sergiu Ştefănescu (Hrsg.), Kaltland Beat. Neue Deutsche Szene. Texte aus dem Substanz, SubVers-Verlag 1999, ISBN 3-933545-07-2
Auszeichnungen
- 1997 Sieger der ersten deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften[6]
- 1998 Sonderpreis beim Pegasus-Wettbewerb für neue Ausdrucksformen im Internet (von Die Zeit, ARD-Online, IBM)[17]
- 2000 Aufenthaltsstipendium im Literarischen Colloquium Berlin[18]
- 2001 Einjähriges Arbeitsstipendium am Zentrum für Kunst und Medientechnologie
- 2005 Écrivain en résidence an der Sorbonne Nouvelle, Paris[19]
- 2007 Botschafter der Sprache im Jahr der Geisteswissenschaften[20]
Literatur
- Maike Lipczinsky: Der Blick aufs Alltägliche, aber aus einer etwas anderen Perspektive: ein Gespräch mit Bastian Böttcher. In: Andrea Bartl (Hrsg.) Verbalträume Beiträge zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, S. 285-303 Wißner, Augsburg 2005. 351 S. ISBN 3-89639-477-0
- Stefanie Westermayr: Poetry Slam in Deutschland. Theorie und Praxis einer multimedialen Kunstform. Tectum, Marburg 2004. 137 S. ISBN 3-8288-8764-3
- Billy Badger: „Gutes Wetter für Rap Poetry: Bastian Böttchers ‚Drei-Jahreszeiten-Trilogie‘“. In: Gert Reifarth (Hrsg.) Das Innerste von Außen: Zur deutschsprachigen Lyrik des 21. Jahrhunderts S. 231-253 Würzburg: Königshausen & Neumann, 2008. 293 S. ISBN 978-3-8260-3778-8.
Weblinks
- Literatur von und über Bas Böttcher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website von Bas Böttcher
- Biographische Angaben, Werke und Hörproben von Bas Böttcher bei Literaturport
- Rezensionen zu Werken von Bas Böttcher bei perlentaucher.de
- Bas Böttcher Interview bei ARTE
Einzelnachweise
- ↑ a b Informationen des Literaturhauses in Wien
- ↑ Chronik des Literaturhauses Kopenhagen
- ↑ Die unvollendete Geschichte des Poetry Slam in Zahlen und Fakten
- ↑ Bas Böttcher: Literatur wie ein Rockkonzert
- ↑ a b c "Bas Böttcher, Pop-Poetry-Pionier", Neue Zürcher Zeitung vom 4. Dezember 2009
- ↑ a b Geschichte der deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften
- ↑ Die Poetry-Slam-Expedition: Bas Böttcher
- ↑ SWR2: Lyriker im Originalton
- ↑ Looppool - Bas als Web-Designer in eigener Sache
- ↑ Materialien zum Roman „Megaherz“: Hörbeispiele (MP3), Rezensionen, Informationen
- ↑ a b Poetry Clips (Vol. 1), Lingua Video Medien GmbH (2005)
- ↑ Poetry Clip Projekt an der Bauhaus-Universität Weimar
- ↑ Abschlüsse an der Bauhaus-Universität Weimar
- ↑ Dokumentation des Textbox-Projektes
- ↑ Die Textbox im Centre Pompidou
- ↑ Goethe Institut Moskau über Bas Böttcher
- ↑ Laudatio des Pegasus-Wettbewerbs 1998
- ↑ Stipendiaten des Literarischen Colloquiums
- ↑ Informationen über Bas Böttcher bei Literaturport
- ↑ Boschüre zum Jahr der Geisteswissenschaften, S. 11
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