- Ulrike Poppe
-
Ulrike Poppe, geborene Wick (* 26. Januar 1953 in Rostock) ist eine Bürgerrechtlerin und ehemalige Oppositionelle in der DDR. Seit dem 1. März 2010 ist sie die zugleich erste Brandenburger „Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur“. Als solche beschäftigt sie sich unter anderem mit den Akten-Hinterlassenschaften des Ministeriums für Staatssicherheit.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Poppe wurde in Rostock als Tochter eines Historikers und einer Slawistin geboren und wuchs in Hohen Neuendorf bei Berlin auf. Ihr Studium der Kunsterziehung und Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin brach sie 1973 ab. Nach Hilfstätigkeiten in einem Kinderheim und in der Psychiatrischen Klinik der Charité arbeitete sie von 1976 bis 1988 als Assistentin am Museum für Deutsche Geschichte.
1980 eröffnete sie mit Gleichgesinnten den ersten unabhängigen Kinderladen in Ost-Berlin und war 1982 Mitbegründerin des Netzwerkes „Frauen für den Frieden“.
Auf Grund ihrer Mitwirkung in oppositionellen Kreisen wurde sie vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) mit Zersetzungsmaßnahmen belegt. 1983 wurde Ulrike Poppe zusammen mit Bärbel Bohley wegen „Verdachts auf landesverräterische Nachrichtenübermittlung“ verhaftet und in die Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen verbracht. Auf Grund massiver Proteste im In- und Ausland wurde sie jedoch nach sechswöchiger Untersuchungshaft wieder freigelassen.
Poppe war seit 1985 Mitglied der Initiative Frieden und Menschenrechte, 1987/88 Berlin-Brandenburger Regionalvertreterin im Fortsetzungsausschuss des DDR-weiten Netzwerks der unabhängigen Gruppen „Frieden konkret“ und beteiligte sich 1987-1989 am Arbeitskreis „Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung“.
1989 war Ulrike Poppe Erstunterzeichnerin der daraufhin entstehenden Bürgerbewegung Demokratie Jetzt (DJ), die sie von Dezember 1989 bis März 1990 am zentralen Runden Tisch vertrat und deren Sprecherrat sie bis 1991 angehörte. 1990 war sie Mitarbeiterin der Volkskammerfraktion „Bündnis 90“.
Von 1992 bis Februar 2010 arbeitete sie als Studienleiterin für Politik und Zeitgeschichte an der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg und wirkt seit 2002 im Kuratorium des Instituts für Deutschlandforschung der Ruhr-Universität Bochum mit.[1] 1999 war sie kurzzeitig Mitglied des Gründungsvorstandes der Grünen Akademie bei der Heinrich-Böll-Stiftung.
Ulrike Poppe ist Mitglied des Vorstands von Gegen Vergessen – Für Demokratie, Mitglied des Fachbeirates Gesellschaftliche Aufarbeitung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie im Beirat der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.
Im Juli 2009 beschloss der Brandenburger Landtag die Einrichtung eines „Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur“.[2] In dieses Amt wurde Ulrike Poppe am 17. Dezember 2009 auf Vorschlag der Landesregierung einstimmig gewählt.[3] Zu ihren Aufgaben gehört die Beratung von Menschen, die von der Verfolgung zur Zeit der sowjetischen Besatzungszone und der DDR unmittelbar und mittelbar betroffen sind, die Vermittlung psychosozialer Betreuung und der Umgang mit den Unterlagen des ehemaligen MfS; ferner unterrichtet sie die Öffentlichkeit und berät die öffentlichen Stellen des Landes. Am 25. Februar 2010 unterstellte der Landtag ihr Amt, um ihm größere Unabhängigkeit zu sichern, direkt der Dienst- und Rechtsaufsicht des Brandenburgischen Landtages.[4]
Von 1979 bis 1997 war Ulrike Poppe mit dem DDR-Bürgerrechtler Gerd Poppe verheiratet. Seit 2001 ist sie mit dem Politologen Claus Offe verheiratet.
Ehrungen
- 1991 – Theodor-Heuss-Medaille stellvertretend mit anderen für „Die friedlichen Demonstranten des Herbstes 1989 in der damaligen DDR“ [5]
- 1995 – Bundesverdienstkreuz zusammen mit anderen Bürgerrechtlern der früheren DDR
- 2000 – Gustav-Heinemann-Bürgerpreis zusammen mit zwei weiteren ostdeutschen Bürgerrechtlerinnen. Die Ehrung ging an sie „stellvertretend für andere Frauen und Männer aus der ehemaligen DDR, die sich in ihrer Überzeugung nicht verbiegen ließen“.
Werke
- Ulrike Poppe: Frauen für den Frieden. In: Hans-Joachim Veen (Hrsg.): Lexikon Opposition und Widerstand in der SED-Diktatur. Propyläen, Berlin/München 2000, ISBN 3549071256, S. 135–137.
- Ulrike Poppe, Rainer Eckert, Ilko-Sascha Kowalczuk (Hrsg.): Zwischen Selbstbehauptung und Anpassung, Ch. Links Verlag, 1995
Literatur
- Jan Wielgohs: Poppe, Ulrike. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 2.
Weblinks
- Literatur von und über Ulrike Poppe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Irmgard Zündorf: Tabellarischer Lebenslauf von Ulrike Poppe im LeMO (DHM und HdG)
- Biografie auf der Website von Chronik der Wende
- Kurzbiografie Poppes auf stiftung-hsh.de.
- Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD) in Brandenburg
Einzelnachweise
- ↑ Ulrike Poppe wird Kuratorin des IDF, Nachricht des Instituts für Deutschlandforschung der Ruhr-Universität Bochum
- ↑ Gesetz über den Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur vom 7. Juli 2009
- ↑ Mitteilung des Landtags vom 17. Dezember 2009
- ↑ http://www.parldok.brandenburg.de/parladoku/w5/drs/ab_0400/457.pdf
- ↑ 1991 "Die friedlichen Demonstranten des Herbstes 1989 in der damaligen DDR". Theodor-Heuss-Stiftung. Abgerufen am 17. Juli 2008.
Kategorien:- DDR-Opposition
- Träger des Bundesverdienstkreuzes (Ausprägung unbekannt)
- Deutscher
- Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Opfer der DDR-Diktatur
- Geboren 1953
- Frau
Wikimedia Foundation.