Umspannwerk Wolmirstedt

Umspannwerk Wolmirstedt
380-kV-Umspannwerk; hier gehen die Leitungen nach Lubmin, Helmstedt und Berlin ab
Westansicht der für die nie realisierte HGÜ-Kurzkupplung Wolmirstedt errichteten Stromrichterhalle mit erkennbaren Transformatorenbuchten; heute Bestandteil des Recylinghofs Farsleben
Südansicht der für die nie realisierten HGÜ-Kurzkupplung Wolmirstedt errichteten Stromrichterhalle; zwischen den Betonwänden im Vordergrund sollte die Glättungsdrossel installiert werden, über den mit Schienen versehenen Betonweg war der Antransport schwerer Komponenten geplant
Der aus dem Umspannwerk Wolmirstedt zur Stromrichterhalle herausführende Betonweg

Das Umspannwerk Wolmirstedt stellt einen wichtigen Knotenpunkt im Stromnetz der neuen Bundesländer dar und ist Endpunkt der längsten Stromleitung in Deutschland, der 287,8 Kilometer langen 380-kV-Leitung Lubmin–Wolmirstedt.

Über das Umspannwerk Wolmirstedt in der damaligen DDR wurde auch der erste deutsch-deutsche Austausch von Elektroenergie realisiert. Am 3. Oktober 1989 ging die 380-kV-Leitung von Helmstedt nach Wolmirstedt in Betrieb. Diese Leitung war das erste Teilstück der 380-kV-Verbindung zwischen Westdeutschland und dem einstigen West-Berlin, die aber erst 1994, ein Jahr später als ursprünglich Mitte der 1980er Jahre geplant, in Betrieb ging.

Da die Stromnetze zwischen der einstigen DDR und der alten Bundesrepublik bis 1993 miteinander nicht synchronisiert waren (die BRD ist Mitglied des Verbundsystems der UCPTE, die DDR war damals Teil des osteuropäischen Verbundsystems VES / centrel), konnte über die im Jahr 1989 in Betrieb genommene Leitung nur Energieaustausch im sogenannten Richtbetrieb vorgenommen werden.

Allerdings war in den 1980er Jahren auch ein vollwertiger bidirektionaler Energieaustausch über eine HGÜ-Kurzkupplung am Standort Wolmirstedt vorgesehen und es begannen auch Anfang 1989 die entsprechenden Arbeiten für diese Anlage, deren Inbetriebnahme für 1992 geplant war. Allerdings wurde nach der Grenzöffnung beschlossen, die Stromnetze Ost- und Westdeutschlands miteinander zu synchronisieren, um auf teure HGÜ-Verbindungen verzichten zu können, die wegen der geringen Überlastbarkeit der Stromrichter einen Engpass im Übertragungsnetz darstellen könnten. Aus diesem Grund wurde der Bau der HGÜ-Kurzkupplung Wolmirstedt, die bei einer Zwischenkreisspannung von 160 kV in der Lage gewesen wäre, 600 MW elektrische Energie auszutauschen, im April 1990 eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt war die Stromrichterhalle (bei 52°16'21" nördlicher Breite und 11°38'10" östlicher Länge) schon im Rohbau fertiggestellt. Auch der Lärmschutzwall zum Schutz der Bewohner des Wolmirstedter Ortsteils Mose vor den Geräuschen der Komponenten der HGÜ-Anlage und der Betonweg mit Gleis zum Umspannwerk Wolmirstedt, über den die Bauteile hätten angeliefert werden sollen, waren zu diesem Zeitpunkt schon vollendet.

Im Unterschied zu den HGÜ-Kurzkupplungen in Etzenricht, Dürnrohr und Wien, die auf beiden Seiten direkt mit den jeweiligen 380-kV-Netzen verbunden waren, sollte bei der HGÜ-Kurzkupplung Wolmirstedt nur die Speisung aus dem westdeutschen Netz mit 380 kV erfolgen. Die Anbindung an das ostdeutsche Höchstspannungsnetz war, da das 380-kV-Netz der DDR zum damaligen Zeitpunkt nicht sehr leistungsfähig war, auf der 220-kV-Spannungsebene geplant.

Die Stromrichterhalle wurde nach Einstellung der Bauarbeiten wegen des vorhandenen Lärmschutzwalls an eine Firma für Glasrecyling verkauft und ist heute Teil des Recyclinghofs Farsleben. Die für den Aufbau der HGÜ-Kurzkupplung vorgesehenen Anlagenteile wurden – mit Ausnahme der Stromrichtertransformatoren für die Anbindung der Stromrichter an das ostdeutsche 220-kV-Netz, für die es keine weitere Verwendung gab und die verschrottet wurden – zum Aufbau der HGÜ-Kurzkupplung in Etzenricht verwendet.

Siehe auch

52.2689211.64
 Commons: Umspannwerk Wolmirstedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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