- Ungargasse
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Die Ungargasse ist eine Straße im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße, die sich in einer Länge von rund 1.150 Metern von der zum Wiener Stadtpark führenden Großen Ungarbrücke bis zum Rennweg erstreckt. Sie ist auch Namensgeberin des gleichnamigen, zehn Zählsprengel umfassenden Landstraßer Zählbezirks.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die heutige Ungargasse verband in der Römerzeit das Militärlager Vindobona mit der Zivilstadt im Bereich des heutigen Fasanviertels. Bereits im Jahre 1444 wurde sie unter ihrem damaligen Namen Hungargasse erwähnt. Namensgebend war der Umstand, dass sich entlang der Straße Gaststätten und Herbergen befanden, die vor allem von aus Ungarn anreisenden Kaufleuten und Viehhändlern frequentiert wurden.
Entlang der Ungargasse befanden sich mehrere Palais, ein Theater, bis 1884 die k. k. Polizey Bezirks Direktion und bis 1905 die Fuhrwesenkaserne. In dem im 18. Jahrhundert errichteten Palais Harrach in der Ungargasse 67–69 befand sich von 1850 bis 1918 das Militär-Reitlehrer-Institut. An Stelle dieses 1945 von Bomben zerstörten Bauwerks befindet sich heute das Schulzentrum Ungargasse. In der Ungargasse 63–67 befand sich das 1732 erbaute Palais Althan, das aber bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder abgerissen wurde, um Platz für neu zu errichtende Wohnhäuser zu schaffen. Das 1821 erbaute Palais Sternberg ist das einzige noch erhaltene Vorstadtpalais in der Ungargasse. Es beherbergt heute das italienische Kulturinstitut.
Die Klavierfabrikanten Andreas Streicher und Nannette Streicher ließen im 19. Jahrhundert zwei Klavierfabriken in der Ungargasse bauen, den so genannten Alten Streicherhof auf Nummer 46 und später den Neuen Streicherhof auf Nummer 27. Beide Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg beschädigt und Nummer 46 wurde 1959 abgerissen.
Der Sünnhof ist ein Biedermeier-Durchhaus, das die Ungargasse mit der Landstraßer Hauptstraße verbindet. Aus einem aus dem 18. Jahrhundert stammenden Baukern entstand 1837 im Auftrag von Rudolf Sünn diese Passage, die Architekten waren Joseph Dallberg und Peter Gerl. 1845 wurde sie ausgebaut und 1983 restauriert.[1]
Das so genannte Fabiani-Haus wurde von 1899 bis 1901 nach Entwürfen von Max Fabiani als Wohn- und Geschäftshaus errichtet und diente ursprünglich dem Unternehmen Portois & Fix als Sitz. Ein prominenter Bewohner dieses Hauses war der Kabarettist Karl Farkas.[2]
Auch andere bekannte Persönlichkeiten wohnten einst in der Ungargasse. Im Haus Nr. 5 vollendete Ludwig van Beethoven seine 9. Sinfonie, der slowakische Dichter Ján Kollár wohnte hier von 1849 bis zu seinem Tod 1852. Der Schriftsteller Joseph von Eichendorff wohnte auf Nr. 8. Das Haus Ungargasse 9 kann auf eine Liste an prominenten Bewohnern zurückblicken, es beherbergte einst die Architekten Carl Wilhelm von Doderer und Camillo Sitte sowie die Schauspieler Hermann Thimig, Hans Thimig und Vilma Degischer. Emilie Flöge wohnte in der Ungargasse 39, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges verbrannte hier nicht nur ihre Trachtensammlung, sondern auch wertvolle Gegenstände aus dem Nachlass Gustav Klimts.
Ingeborg Bachmann wohnte während ihre Wien-Aufenthalts von 1946 bis 1953 zwar in der nahe gelegenen Beatrixgasse und Gottfried-Keller-Gasse, sie setzte aber der Ungargasse in ihrem Roman Malina, in dem die Hauptfiguren in der Ungargasse wohnen, mit der Beschreibung der Straße und der Gegend, die im Buch Ungargassenland genannt wird, ein Denkmal.[3]
Einzelnachweise
- ↑ ADAC Reiserführer Wien - Sünnhof
- ↑ Bezirksmuseum Landstraße - Das Portois & Fix-Haus in der Ungargasse
- ↑ Bezirksmuseum Landstraße - Ingeborg Bachmann im "Ungargassenland"
Literatur
- Dehio Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Anton Schroll, Wien 1993, ISBN 3-7031-0680-8, S. 132–134.
Weblinks
Commons: Ungargasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Die Ungargasse - ihre Bauten und Bewohner auf den Seiten von wien.at
48.19944444444416.387416666667Koordinaten: 48° 11′ 58″ N, 16° 23′ 15″ OKategorien:- Straße in Wien
- Landstraße (Wien)
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